Alkoholabhängigkeit
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About this book

Alkohol, obwohl gesetzlich zugelassen, zählt zu den gefährlichsten und häufigsten Suchtmitteln in Deutschland. Den Betroffenen drohen schwere körperliche Folgeerkrankungen, eine deutliche Minderung der Lebensqualität sowie der Verlust der gesellschaftlichen Teilhabe. Der vorliegende Behandlungspfad beschreibt den Behandlungsverlauf für die ambulante integrierte Versorgung von Patienten mit der Primärdiagnose Alkoholabhängigkeit. Er umfasst Aufgaben ambulanter Gesundheitsakteure, die sich vor allem auf die Versorgung von alkoholabhängigen Patienten ausrichten, und schließt Schnittstellen zur stationären Versorgung mit ein. Ziel ist es, sektorenübergreifende Standards für die Abfolge indizierter Interventionen und die transsektorale Kooperation zu setzen und so die Behandlung von Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zu optimieren.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2015
eBook ISBN
9783170291669

1         Einleitung

 
 
 
 
BHP stellen für den Gesundheitssektor eine besondere Form des Versorgungsmanagements dar. Sie gestalten Behandlungsverläufe über einzelne Professionen und Sektoren hinweg und fördern dadurch effektive und effiziente Behandlungsergebnisse im Sinne einer patientenorientierten Versorgung (Sens, Eckardt, und Kirchner, 2009)1.
Der vorliegende BHP beschreibt den Behandlungsverlauf für die ambulante integrierte
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Behandlungspfad: Ziel und Aufgabe
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Versorgung von Patienten mit der Primärdiagnose Alkoholabhängigkeit. Er umfasst Aufgaben ambulanter Gesundheitsakteure, die sich vor allem auf die Versorgung von alkoholabhängigen Patienten ausrichten, und schließt Schnittstellen zur stationären Versorgung mit ein. Sein Ziel ist es, sektorenübergreifende Standards für die Abfolge indizierter Interventionen und die transsektorale Kooperation zu setzen (Dick et al. 2006). Dabei stellen die Standards keine Einschränkung der Therapiefreiheit dar und entbinden ebenfalls nicht von einer eigenverantwortlichen Einschätzung des Behandlungsbedarfs der Patienten, sondern sind als Handlungsempfehlungen zu verstehen.
Diese Handlungsempfehlungen basieren auf systematisch recherchierten Leitlinien und Fachliteratur sowie auf Erfahrungen von Suchtexperten aus der Wissenschaft und Praxis. Im Gegensatz zu klinischen Leitlinien fokussieren BHP auf organisatorische Prozesse, d. h. auf das »Wer« und »Wann« anstelle des »Was« und »Wie« in der Behandlung. Dies bedeutet im Rahmen des Versorgungssystems, dass sie als Instrumente der Leitlinienumsetzung interdisziplinäre Aktivitäten und Verantwortlichkeiten festlegen. Neben dem Ziel, Versorgungsabläufe leitliniengerecht zu standardisieren und sektorenübergreifend zu koordinieren, schaffen BHP Transparenz sowohl für Leistungserbringer und Kostenträger als auch für Patienten und ihre Angehörigen. Insofern sind sie als wichtige Orientierungshilfe für alle am Behandlungsprozess beteiligten Akteure dienlich, da sie dadurch deren Handlungssicherheit in der Arbeit mit alkoholabhängigen Patienten stärken können.
Für die Bundesrepublik ist die Entwicklung innovativer Versorgungsabläufe bezogen auf
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Gesamtgesellschaftliche Relevanz
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Alkoholabhängigkeit von hoher Relevanz. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit weisen 1,3 Millionen der Menschen in Deutschland eine Alkoholabhängigkeit auf (Bundesministerium für Gesundheit, 2012). Gesamtgesellschaftlich betrachtet sterben circa 30.000 bis 100.000 Personen pro Jahr an den Folgen einer Alkoholabhängigkeit (Bloomfield, Kraus, und Soyka, 2008). Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch den Arbeitsausfall und vorzeitige alkoholismusbedingte Todesfälle entsteht, beträgt 20,6 Mrd. Euro jährlich (Weissinger und Missel, 2006). Somit zählt Alkohol, obwohl gesetzlich zugelassen, zu den gefährlichsten und häufigsten Suchtmitteln in Deutschland. Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit wirken sich massiv auf die individuelle Gesundheit und das gesamtgesellschaftliche Leben aus. Den Betroffenen drohen schwere körperliche Folgeerkrankungen. Ferner besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung oder Aufrechterhaltung komorbider psychischer Störungen wie etwa Angsterkrankungen, Depressionen oder Psychosen. Viele Patienten in Deutschland weisen eine solche Doppeldiagnose auf (Schmidt L, Konrad, Schmidt K, Singer, und Teyssen, 2003). Parallel sind häufig soziale Isolation, berufliche Desintegration und Verarmung die Folge. Diese Problemlagen beeinflussen auch die nächste Generation – Kinder von Alkoholabhängigen tragen selbst ein erhöhtes Risiko, psychische Störungen zu entwickeln bzw. selbst einen schädigenden Substanzmittelgebrauch auszuüben (Comer, 2001). Weiterhin steht Alkohol häufig im Zusammenhang mit Suiziden, Straftaten und Unfällen (Robert Koch Institut, 2003).
Behandlungsziele bei Alkoholabhängigkeit sind daher die Wiederherstellung bzw. Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit und der Fähigkeit, ein abstinentes Leben zu führen sowie soziale Reintegration (Weissinger und Missel, 2006). Hierfür sind vielfältige Interventionen, wie z. B. motivationsfördernde Maßnahmen, ein qualifizierter Entzug, eine Entwöhnungstherapie, Rückfallprävention und -behandlung, psychosoziale Nachsorge und aufsuchende Hilfsangebote, erforderlich, die dem individuellen Bedarf entsprechend ausgewählt werden. Zentraler Akteur für die Diagnostik, Patientenmotivation, Förderung der Therapiebereitschaft und Einleitung weiterführender Behandlungsinterventionen ist der HA in enger Kooperation mit der ärztlichen und psychosozialen Suchtkrankenhilfe. Damit die genannten Interventionen optimal wirksam werden, ist die Kontinuität der Versorgung, d. h. insbesondere ein gutes Schnittstellenmanagement, wichtig.
Eine Implementierung und anschließende Evaluation wird zeigen, ob der vorliegende BHP innovative und gute Maßstäbe in der Behandlung alkoholabhängiger Patienten setzen und den Anforderungen der Kostenträger, Leistungsanbieter und Betroffenenverbände standhalten kann. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des vorliegenden BHP ist aufgrund der stetigen Weiterentwicklungen hinsichtlich evidenzbasierter Diagnostik und Behandlung und im Sinne eines QM zu empfehlen.
1     Für allgemeine Personenbezeichnungen wurde i.d.R. die männliche Ausdrucksform gewählt. Sie schließt gleichermaßen die weibliche Form mit ein. Die Leserinnen und Leser werden hierfür um Verständnis gebeten.

2 Methodik

Die Entwicklung des BHP für Patienten mit Alkoholabhängigkeit orientiert sich an ambulanten Pfaden zu anderen Indikationsbereichen (Depression, bipolare Störungen, Demenz). Sowohl die modulare Struktur (für einen Überblick über den Aufbau der Module
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Kap. 4.1) als auch die Stufen des Entwicklungsprozesses folgen im Allgemeinen diesen Vorgängern.
Die Erstellung gliederte sich dementsprechend in folgende zentrale Schritte:
• SOLL-Analyse: Leitlinienrecherche, Cochrane-Database-Recherche, ergänzende Literatur, Empfehlungen der »Arbeitsgemeinschaft Behandlungspfad Alkoholabhängigkeit«
• IST-Analyse: systematische Literaturrecherche und Experteninterviews
• Ausformulierung der Module
• Konsentierung: schriftliche Delphi-Befragung
Während die SOLL-Analyse ausgehend von der wissenschaftlichen Evidenz auf die optimale
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SOLL- und IST-Analyse
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Behandlung von Menschen mit Alkoholabhängigkeit fokussiert, dient die IST-Analyse der Beschäftigung mit der Realität der deutschen Regelversorgung. Die inhaltliche Ausgestaltung der Module des Pfades geschieht in einem kontinuierlichen Abgleich zwischen beiden. So werden Empfehlungen formuliert, die im Rahmen einer ambulanten Integrierten Versorgung zu Verbesserungen der Behandlung führen sollen. Dabei sollen gegenwärtige Akteure und Strukturen sowie die Umsetzbarkeit in der Versorgungspraxis beachtet werden.
Für die Analyse des SOLL-Zustandes wurden zunächst deutsch- und englischsprachige Leitlinien der letzten 10 Jahre (Zeitfilter: 2002–2012) gesichtet. Diese Recherche erfolgte im Zeitraum zwischen dem 31.05.2012 und dem 04.06.2012 in folgenden Datenbanken:
• Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ, www.leitlinien.de/leitlinien-finden)
• Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF, www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-suche.html)
• Guidelines International Network (G-I-N, www.g-i-n.net/)
• Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ, www.guidelines.gov)
• Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN, http://sign.ac.uk/guidelines/published/index.html#Mental)
Ausgeschlossen wurden Leitlinien, die sich auf das Kindes- und Jugendalter konzentrieren sowie Leitlinien mit dem Status »zurückgezogen«, »Aktualisierung erforderlich« oder »veraltet«. Basierend auf ihrem Titel wurden 12 Leitlinien ausgewählt, die detaillierter analysiert und im 6-Augen-Prinzip bezüglich der Kriterien »Aktualität, Vorliegen von Evidenzkriterien und Anwendbarkeit/Übertragbarkeit« auf das deutsche Gesundheitswesen bewertet wurden. Vier Leitlinien wurden eingeschlossen, wobei der NICE Leitlinie »Alcohol-use disorders:
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NICE-Leitlinie »Alcohol-use disorders« (2011)
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Diagnosis, assessment and management of harmful drinking and alcohol dependence« (National Collaborating Centre for Mental Health, 2011) die höchste Priorität zugeordnet wurde (für eine vollständige Übersicht,
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Anhang A). Nach einer zusätzlichen Google-Suche und einer Handsuche wurden weitere fünf Leitlinien gescreent, von denen die Leitlinie »Guidelines for the Treatment of Alcohol Problems« aus Australien eingeschlossen wurde (Proude et al., 2009).
Insbesondere um aktuelle innovative Versorgungsansätze berücksichtigen zu können, wurde anschließend am 01.10.2012 eine Recherche in der Cochrane Database of Systematic Reviews durchgeführt. Dabei wurde der Suchbegriff »alcohol« und die Filter: »2002–2012« und »Review« verwendet. Nach Screening der Titel und Abstracts (110 Treffer) wurden 3 Reviews im Volltext ausgewertet.
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Literaturrecherche und Experteninterviews
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Aus den genannten Quellen ergaben sich relativ wenige Empfehlungen, die sich problemlos auf deutsche Versorgungs...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Abkürzungsverzeichnis
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Methodik
  8. 3 Ergebnisse
  9. 4 Module
  10. 5 Implementierungshinweise
  11. 6 Ausblick
  12. Literaturverzeichnis
  13. Anhang
  14. Register