Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen
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Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen

Vom Umgang mit den Schattenseiten des Lebens

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Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen

Vom Umgang mit den Schattenseiten des Lebens

About this book

Kritische Lebensereignisse gehören zum Erfahrungshorizont fast aller Menschen. Es gilt zu präzisieren, was Ereignisse als kritisch ausweist und welchen Platz sie jeweils im Leben (und auch in Lebenserinnerungen) einnehmen. Nicht selten führen solche Ereignisse zu tiefgreifenden Erschütterungen des Selbst- und Weltbildes, sie erzeugen Chaos im Kopf und drohen die Betroffenen in eine tiefe emotionale Krise zu stürzen. Inwieweit die Betroffenen daraus gestärkt hervorgehen oder in ihrer Handlungsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigt sind, hängt wesentlich von ihrem Bewältigungsverhalten ab. Dieses wird umfassend - als mentales wie auch als sozial interaktives Geschehen - beleuchtet. Abschließend wird illustriert, wie Hilfe im Umfeld kritischer Ereignisse (v. a. Krisenintervention) gestaltet sein kann. Aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen zusammengefasst in einem Kommentar zur 2. Auflage.

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Information

1 Kritische Lebensereignisse – eine erste Annäherung

»Life is complicated«, meinten vor vielen Jahren G. A. Miller, Galanter und Pribram (1960) und verfassten damit ein populäres Epigramm. »Life is filled with perils«, formulierte unlängst Bonanno (2005, S. 135). Mit Ortega y Gasset lässt sich noch eine düstere Variante hinzufügen: »Leben ist seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch« – eine Metapher, die uns den Untergang unmittelbar vor Augen führt. Schopenhauer hat darauf verwiesen, »dass der Zweck unseres Daseins nicht der ist, glücklich zu sein«, und vermutlich könnte man Bände füllen mit Spruchweisheiten und Reflexionen, die den Gegenstand dieses Buches »Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen« auf vielfältige Weise berühren.2 In der Tat: Das Leben lässt sich nicht nur einfach »leben«, vieles müssen wir »bewältigen«. Es konfrontiert uns ohne Vorwarnung mit Schicksalsschlägen, denen wir oft fassungslos gegenüberstehen; es ist reich an kleineren und größeren Katastrophen, denen wir uns schutzlos ausgeliefert fühlen; es konfrontiert uns mit dem Verlust geliebter Menschen und lässt uns ratlos in der Kälte zurück. Kurzum – zum Leben gehört auch das, womit sich dieses Buch beschäftigt: »Schattenseiten« in Form belastender, kritischer oder gar traumatischer Lebensereignisse, in Form existentieller Herausforderungen und Lebenskrisen und all der vielfältigen Erfahrungen, die weit jenseits dessen liegen, was den Alltag von Menschen ausmacht.

1.1 Alltag, kritische Ereignisse und Lebenskrisen

Was heißt »Alltag«?
Alltag, psychologisch betrachtet, bedeutet: Die Menschen, die Orte, die Objekte, die Räume – alles, was unsere soziale, gegenständliche und räumliche Umwelt konstituiert, ist uns weitgehend vertraut. Wir finden Geordnetes und Gegliedertes vor; Ereignisse, Abläufe und das Verhalten unserer Mitmenschen erscheinen uns weitgehend vorhersagbar; wir wissen, was wir tun wollen oder tun müssen; wir haben Ziele, die wir verfolgen, und wir kennen die Wege, die uns zu diesen Zielen führen; wir wissen um Sinn und Zweck unseres Tuns; wir finden in aller Regel Erklärungen für das, was um uns geschieht, für das Verhalten unserer Mitmenschen wie auch für die Ergebnisse unseres eigenen Handelns.
Alltag heißt, dass wir Handlungsroutinen verfügbar haben, die wenig Reflexivität und Planungsaktivitäten erfordern und die uns entlasten; Zieloptionen und Handlungspläne müssen nicht immer wieder aufs Neue überdacht oder auf mögliche unerwünschte Nebenfolgen hin überprüft werden. Alltag bedeutet ein System von Gewohnheiten, aus dem wir ontische Sicherheit gewinnen. Denn indem wir Gewohnheiten haben, wissen wir, wer wir sind; sie schützen uns vor Ängsten, indem sie uns signalisieren, dass »das Morgen eine Wiederholung des Heute« sein wird (Simone de Beauvoir). Und wenn wir – je nach individueller Disposition – mehr oder minder häufig diesem Alltag entfliehen, so unterliegt dies unserer dezisionalen Kontrolle, es erweitert unseren Erfahrungshorizont und mag den Blick in ein »glückliches« Leben gestatten, dessen hedonische Qualität indes erst der Kontrastierung zu »Alltag« entspringt, wie uns die Opponenten-Theorie des Wohlbefindens seit langem lehrt (R. L. Solomon, 1980).
Alltag heißt: »Vieles passt.« Was wir tun können und tun wollen, findet seine Entsprechung in dem, was wir tun dürfen und tun sollen also in den Handlungsmöglichkeiten, die unsere Umwelt für uns bereithält. Unser Denken und Handeln ist eingebettet in ein Passungsgefüge zwischen uns und unserer sozialen, räumlichen und dinglichen Umwelt, d. h. es herrscht eine relative Passung zwischen Handlungsoptionen und Handlungsmöglichkeiten auf der einen Seite und Handlungsspielräumen und Anforderungen auf der anderen Seite. Gleichzeitig befindet sich das Person-Umwelt-Passungsgefüge in steter Veränderung und in Zuständen des Fließgleichgewichts, indem wir durch vielfältige Austausch- und Rückkopplungsprozesse mit unserer Umwelt dynamisch verflochten sind und diese Prozesse zu einer fortwährenden Verfeinerung dieses Passungsgefüges beitragen.
Aber nicht nur auf der Ebene unseres Tuns ist dieses Passungsgefüge zu verorten, sondern auch auf der Ebene unserer Überzeugungen resp. der subjektiven Theorien, die wir über die Welt (als interne Umweltmodelle) und über uns selbst (als interne Selbstmodelle) aufgebaut haben. Solche subjektiven Theorien stellen einen Interpretations- und Handlungsrahmen bereit, an dem wir uns orientieren und der Grundlage unseres Tuns ist. Wir glauben, dass die Welt ein sicherer Ort sei, dass die Menschen, mit denen wir unseren Mikrokosmos teilen, uns wohl gesonnen seien, dass man einer guten Freundin ein Geheimnis anvertrauen könne, und dass unser Leben bei dem Piloten unseres Flugzeuges in sicheren Händen sei. All dies (und noch so vieles mehr) macht die in aller Regel unhinterfragten Gewissheiten aus, auf deren Grundlage wir unser Leben gestalten und die unser Leben zugleich in helles Licht tauchen – wir sind mit uns und unserer Welt im Reinen.
Man mag subjektive Theorien auch »positive Illusionen« (S. E. Taylor & Brown, 1988) oder »assumptive worlds« (Janoff-Bulman, 1992) nennen – ihre Funktionen sind nicht zu unterschätzen: Subjektive Theorien stiften Ordnung, wo ansonsten Chaos wäre; sie ermöglichen Sinndeutung, wo ansonsten Nichtverstehen regieren würde; sie liefern uns Erklärungen, wo wir ansonsten Unerklärlichem gegenüberständen; sie gestatten uns Vorhersagen, wo Künftiges ansonsten im Dunklen läge; sie verknüpfen unsere eigene Existenz mit dem, was um uns herum Wirklichkeit ist; sie gestatten es uns, uns selbst im Strom der Zeiten, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hinweg als unveränderlich zu erleben, und sie versehen uns mit der Gewissheit, dass wir die Dinge, die wir anpacken, schon meistern werden. All dieses ist »Alltag« im besten Sinne des Wortes; all dieses ermöglicht »adaptives Funktionieren«, und all dieses macht Wohlbefinden, Lebensqualität und zuweilen auch »Glück« aus.
Kritische Lebensereignisse werfen Menschen aus ihrem Alltag, das Leben steht gleichsam auf dem Kopf. Unser aller Leben hält solche Erfahrungen bereit, wir fühlen uns vom Leben in die Zange genommen, und auch das Leben der vermeintlichen Glückspilze ist nicht frei von dem Eintritt des einen oder anderen kritischen Ereignisses. Bei aller Unterschiedlichkeit ist es die grundlegende Eigenschaft kritischer Lebensereignisse, dass sie das Person-Umwelt-Passungsgefüge attackieren, es in einen Zustand des Ungleichgewichts überführen, dass sie subjektive Theorien als die bislang unhinterfragten Gewissheiten erschüttern und dass sie heftige Emotionen auszulösen in der Lage sind und den Betroffenen nicht selten den Schlaf, den Appetit und die Lebenslust rauben. Die Botschaft, die solche Ereignisse transportieren, lautet in aller Regel, dass die Welt nicht mehr die ist, die sie einmal war, und dass auch die Betroffenen nicht mehr die sind, die sie einmal waren. Die bisherige Sicht der Dinge greift nicht mehr; die Person und ihre Umwelt – sie passen nicht mehr zueinander.
Damit geht auch einher, dass die Quelle für das entstandene Ungleichgewicht nicht nur in äußeren Ereignissen liegt und dass kritische Lebensereignisse nicht notwendigerweise oder nicht ausschließlich »in der Welt da draußen« passieren. Die Quelle für das entstandene Ungleichgewicht kann eben auch in der Person selbst liegen, ohne dass sich in deren äußerem Leben (scheinbar) etwas geändert hat. In diesem Sinne mag etwa der Verlust so mancher Illusion (z. B. dass man dem guten Freund trauen darf) gleichermaßen ein kritisches Lebensereignis darstellen wie der (als unverdient erlebte) Verlust des Arbeitsplatzes oder die Mitteilung des Arztes, dass das Hörvermögen irreversibel geschädigt sei.
Kritische Lebensereignisse bringen unser Leben aus dem Takt; sie werfen uns aus der (von uns eingeschlagenen, womöglich sogar »vorgezeichneten«) Bahn; sie durchkreuzen unsere Pläne; sie stellen unsere Überzeugungen und das, was wir für richtig erachtet und woran wir geglaubt haben, auf den Prüfstand. Zuweilen kommen kritische Lebensereignisse auch in Gestalt traumatischer Erfahrungen oder gar existentieller Bedrohung daher, welche die Belastbarkeit der Betroffenen zumeist übersteigen und in ihrer Dramatik zu Hilflosigkeit, Gefühlen der Ohnmacht bis hin zu einem tiefgreifenden Verlust der Handlungsorientierung führen und damit in eine Lebenskrise münden mögen.
Was ist eine Krise?
Der Begriff »Krise« leitet sich ab aus dem griechischen Wort »crisis« und bedeutet dort soviel wie Scheidung, Streit oder Entscheidung nach einem Konflikt (vgl. Koseleck, 1976). Seine etymologische Wurzel geht zurück auf das Wort »krinein« (= trennen) und verweist darauf, dass Krisen etwas mit der Unterbrechung von Gewohntem zu tun haben, also ein einschneidendes Geschehen beschreiben.
Wir begegnen dem Begriff »Krise« in vielen Bereichen: Die »Bankenkrise« und die »Finanzkrise« (oder gar »Weltwirtschaftskrise«) sind derzeit in aller Munde; man spricht von politischen und ökonomischen Krisen, von Versorgungskrisen, von Absatzkrisen, und zuweilen wirft man dem politischen Gegner vor, er rede die Krisen nur herbei. Zweifellos haben krisenhafte Transformationsprozesse auf der Ebene zentraler gesellschaftlicher Institutionen weitreichende Wirkungen, die sich auf allen nachgeordneten Systemebenen (sensu Bronfenbrenner, 1981) in Form negativer Ereignisse entfalten können bis hin zum Leben der einzelnen Individuen (z. B. in Form des Zerfalls langjähriger Ehen oder erhöhten Suchtmittelkonsums). Schließlich ist und war vor allem in der Medizin die Rede von »Krise«, welche den Höhe- und Wendepunkt innerhalb eines Krankheitsverlaufs markiert, an dem sich die Frage »Tod oder Leben« entscheidet, wie dies bekanntlich schon für die Fieberkrise des Mittelalters gegolten hatte.
Gemeint ist der Wendepunkt in einem Entwicklungsgeschehen mit unsicherem Ausgang als konstituierendes Merkmal des Krisenbegriffs. Das chinesische Wort für Krise (weiji), das die beiden Elemente »Gefahr« und »Möglichkeit« umfasst (vgl. Hausmann, 2003), bringt damit die Dialektik des Krisengeschehens unmittelbar zum Ausdruck. Krise kennzeichnet den Zustand eines labilen Gleichgewichts und maximaler Unsicherheit, denn eine Prognose, in welche Richtung die Krise sich auflösen wird, ist auf ihrem Höhepunkt nicht möglich. Und obschon in dem Begriff »Krise« die Möglichkeit zu einer Wende zum Guten gleichermaßen mitgedacht ist wie die Wende zum Schlechten, ist in unserer Alltagssprache und auch im subjektiven Erleben von Menschen »Krise« mit einer starken negativen Wertung versehen. Offenbar wird im Zustand der Krise eher eine Wendung zum Schlimmeren befürchtet oder für viel wahrscheinlicher gehalten als eine Wende zum Guten: Denn hielte man einen glücklichen Ausgang für gleich wahrscheinlich wie einen schlechten, spräche man im Alltag vermutlich viel seltener von Krisen.
Eine psychische Krise kann mit Ulich (1987, S. 51) definiert werden als »ein belastender, temporärer, in seinem Verlauf und in seinen Folgen offener Veränderungsprozess der Person, der gekennzeichnet ist durch eine Unterbrechung der Kontinuität des Erlebens und Handelns, durch eine partielle Desintegration der Handlungsorganisation und eine Destabilisierung im emotionalen Bereich«. Lebenskrisen sind zeitlich umgrenzte Situationen, in denen Menschen mehr oder minder plötzlich erkennen, dass das Passungsgefüge zwischen ihnen und ihrer Umwelt nicht mehr gegeben ist, dass dieses Ungleichgewicht aber auch nicht durch einen einfachen »korrigierenden« Eingriff auf der einen oder anderen Seite rasch behoben werden könnte. Die Auseinandersetzung mit einem kritischen Lebensereignis droht dann in einen krisenhaften Verlauf einzumünden, wenn alle Versuche der Reorganisation der Person-Umwelt-Passung zu misslingen scheinen und auch der damit eingehende negative Affekt nicht reguliert werden kann. Die Person gerät dann in den Teufelskreis einer wachsenden Einschränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten und Problemlösefähigkeiten begleitet von einer zunehmenden emotionalen Destabilisierung.
Kommer und Röhrle (1981) haben ein Stadienmodell der Krisenentwicklung vorgelegt, das diesen Verlauf sehr anschaulich beschreibt: Von der anfänglichen Handlungserschwernis im Zuge eines belastenden Ereignisses geht es in einem nächsten Schritt über zu der Phase der Handlungsbeeinträchtigung, die – sofern sie nicht überwunden werden kann – nun in eine Phase der Desorientierung und damit in die Krise im engeren Sinne mündet. In dieser letzten Phase erleben Menschen eine tiefe Verunsicherung hinsichtlich dessen, was sie (letztlich) wollen und was sie nicht wollen und wie alternative Wege der Zielerreichung aussehen oder wie sie für sich ein »neues Leben« gestalten könnten. Auf der Verhaltensebene zeigt sich dies in desorganisierten und wenig koordinierten Verhaltensabläufen, häufig sind Überaktivität oder aber – im Gegenteil – Aktivitätshemmung, Apathie und tiefste Verzweiflung erkennbar. Gerade in diesem Stadium der Orientierungslosigkeit sind Menschen daher auch sehr empfänglich für Einflüsse von außen. Im günstigen Falle sind diese in Form psychologischer Intervention verfügbar (
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Kap. 10), doch Menschen in Krisensituationen sind leider auch sehr empfänglich für Heilsversprechen und Versuche der Indoktrination. Indes muss sich eine Krise in diesen Aspekten (oder in Form einer bestimmten Symptomatik) keineswegs immer zu erkennen geben, und häufig ist Außenstehenden gar nicht bekannt, dass sich eine Person in einer Krise befindet.
Auch der Ausgang einer psychischen Krise ist (schon definitionsgemäß) offen: Ein positiver Ausgang meint, dass der Person in der Folge eines kritischen Lebensereignisses die Reorganisation des Passungsgefüges gelingt, dass sie die intensiven negativen Emotionen auf ein angemessenes und erträgliches Maß herunterregulieren kann, dass sie Phasen der Orientierungsunsicherheit oder des Orientierungsverlustes – und damit letztlich die Krise – konstruktiv überwinden kann. Dies mag zur Erweiterung ihres Handlungsspielraums führen, sie mag neue vertiefte Einsichten gewinnen, und vielleicht mag Krise in diesem Falle persönliches Wachstum vorantreiben und einen Zuwachs an Kompetenz und Weisheit mit sich bringen.
Eine Wende zum Schlechten heißt hier: Das Passungsgefüge zwischen Person und Umwelt, das der Person auf Dauer ihre körperliche und psychische Sicherheit garantieren könnte, kann nicht wiederhergestellt werden. Nicht selten kommt es zu einer Chronifizierung der Belastungsreaktionen, zur Au...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort zur 2. Auflage
  5. Inhalt
  6. 1 Kritische Lebensereignisse – eine erste Annäherung
  7. 2 Der zweifache Blick: Kritische Lebensereignisse als Stressoren und als Typus der Lebenserfahrung
  8. 3 Registrierung kritischer Lebensereignisse und ihrer Schwere
  9. 4 Die stresstheoretische Perspektive: Machen kritische Lebensereignisse krank?
  10. 5 Die entwicklungstheoretische Perspektive: Machen kritische Lebensereignisse stark?
  11. 6 Die differentielle Perspektive: Bewältigung als Schlüsselkonzept
  12. 7 Bewältigung als mentales Geschehen
  13. 8 Bewältigung als sozial-interaktives Geschehen
  14. 9 Personale Ressourcen und Risiken im Bewältigungsgeschehen
  15. 10 Psychologische Hilfen im Umfeld kritischer Lebensereignisse
  16. 11 Der umgekehrte Blick: Was geht dem Eintritt kritischer Lebensereignisse voraus?
  17. 12 Kritische Lebensereignisse als Gegenstand autobiographischen Erinnerns
  18. Literatur
  19. Personenverzeichnis
  20. Stichwortverzeichnis