Aus der geflĂŒsterten Welt
Der erste Gedanke lĂ€sst ihn frösteln. Ist in der Zwischenzeit die kalte Jahreszeit hereingebrochen? Und, falls ja, wo hinein eigentlich? Kann es sein, dass er monatelang hier gelegen hat, oder ist der Reisende in einer Absteige gelandet, in der KĂ€lte, Feuchtigkeit und Moder auf ihren nĂ€chsten Einsatz warten? Es riecht, als hĂ€tte jemand â es muss Jahre her sein â in der NĂ€he FrĂŒchte verdaut oder vergraben.
Irgendwo, fĂ€llt ihm jetzt wieder ein, hat es hier Stiegen gegeben, ĂŒber die geht es hinauf und zwar dorthin, von wo er heruntergekommen ist. Was oben, wo immer oben sein mag, war, weiĂ er auf Anhieb nicht zu sagen, und er beschlieĂt, erst einmal nicht daran zu denken. ZunĂ€chst gilt es, sich im Moment zurechtzufinden. Sein Kopf dröhnt innen wie auĂen gleichermaĂen, und sowie er den Oberkörper aufrichtet, schwappt der Wein in ihm ĂŒber. Egal, ob mit offenen oder geschlossenen Augen, an der Stockdunkelheit um ihn herum Ă€ndert das nichts. Vorsichtig stochern HĂ€nde, Arme und Ellbogen nach einem Anhaltspunkt in der Finsternis. Da er nur schwarzes Nichts zu fassen bekommt, macht er einen Schritt nach vorne, dann einen zurĂŒck und einen oder zwei zur Seite und schlĂ€gt dort sachte mit Schulter und Kopf gegen eine Begrenzung. Ihre OberflĂ€che gibt seinen HĂ€nden nach und ihm dadurch Halt. Eine elastische Barriere wie ein Sandsacksaum oder die GummiwĂ€nde, mit denen das persönliche OberstĂŒbchen ausgekleidet ist. Findet man sich so in der eigenen VerrĂŒcktheit wieder? Jetzt kehrt auch die Wirkung des Alkohols zurĂŒck. Ist er irgendjemandem auf den Leim gegangen? Befindet er sich im Inneren des Nichts, dem chaotischen Endpunkt der Irrwege all jener, die von der BildflĂ€che verschwunden sind? Liegt sein leerer Körper spĂ€rlich beleuchtet irgendwo oben? Er unterscheidet sich in nichts von dem Nichts um ihn herum. Das, was manche die Seele nennen, ist ins Erdinnere hinabgestiegen, und das Innere in Wahrheit ein dunkles und feuchtes Gewirr von GĂ€ngen. Der Reisende grĂ€bt seine Finger so tief wie möglich in die seine Umgebung begrenzende Substanz und schleppt etwas, das nach wie vor sein Körper sein dĂŒrfte, ja mĂŒsste, Zentimeter fĂŒr Zentimeter weiter. Zweifellos handelt es sich um einen Tiefpunkt, einen persönlichen Abgrund, in den jeder hin und wieder gerĂ€t und aus dem man sich mit Hilfe blinden Vertrauens herausmanövriert. So sieht es also in ihm aus, im inneren Erdreich seines Aderwerks und NervengeĂ€sts. Hier kommt man her und hierhin kehrt ein jeder zurĂŒck, ⊠womöglich um sich zu versichern, woher er gekommen ist. Die Schritte fallen ihm zusehends leichter, er schiebt einen FuĂ vor den anderen, den Leib in stĂ€ndigem Kontakt mit der feuchten, samtenen Wand. Hier war bereits vor ihm jemand, hier kommt sicherlich immer wieder jemand vorbei, um genau das durchzumachen. Schrittweise verklingen Abenteuerlust und Waghalsigkeit im Echo des Weins. Es riecht nach holziger FĂ€ulnis. Der Reisende presst seinen Körper an die Wand, als mĂŒsse die Finsternis irgendwo aufhören und dort einen schmalen Blick freigeben. Die Wand neben ihm krĂŒmmt sich oder war bis eben gekrĂŒmmt und biegt sich jetzt wieder gerade. Er hat bereits einige Schritte hinter sich, und da er weder auf eine Treppe noch eine Leiter gestoĂen ist, dĂŒrfte er sich von jeglicher Aufstiegsmöglichkeit immer weiter entfernen.
Als er sich umdreht, ist da Wand, gegen die er prallt und zur Seite hin ausweicht, um gegen eine zweite zu prallen. Weiter geht es immer nur in einer Richtung â wo rechts und links ist, vermag er nicht mehr zu beurteilen, ebenso wenig weiĂ er, wo vorne oder hinten liegt, zumal was jetzt links wĂ€re, ohnedies vorher rechts gewesen sein dĂŒrfte. Im Laufe dieses Versuchs, sich zu orientieren, kommt ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass er sich in einem Labyrinth befindet. Eigentlich denkt er zuerst an ein Labyrinth, dann an sich selbst als jemanden, der in eine solche Ausweglosigkeit geraten ist. Seine HĂ€nde tasten einen Gang entlang als folgten sie einem roten Faden, einer Lunte, die in die Orientierungslosigkeit hinein abbrennt. Instinktiv sucht er nach einem Lichtschalter. Mit jedem Schritt, weiĂ er, breitet sich das Labyrinth mit höherer Geschwindigkeit als dieser Schritt um ihn herum aus, kreuzt, schlĂ€gt Haken, legt falsche FĂ€hrten, biegt ab und baut Holzwege ein. Bliebe er stehen, Ă€nderte das nicht viel, denn die Wege, die er nicht beschreitet, verzweigen sich dessen ungeachtet in alle erdenklichen Richtungen. Die Ausweglosigkeit des Labyrinths erinnert den Reisenden an sein bisheriges Leben. Lediglich die Finsternis passt nicht dazu. Im Grunde ist immer alles spĂ€rlich beleuchtet gewesen, auch das, was besser im Dunklen geblieben wĂ€re. Nunmehr dĂŒrfte es ihm gelungen sein, auch noch das letzte Licht auszumachen. Hinter seiner Abenteuerlust verbirgt sich pure Angst. Angst zeigt sich immer wieder, als stĂŒtze sie sich auf den Schultern des Abenteurers auf und recke dieserart ihre entmutigende Fratze aus dem Hinter- in den Vordergrund. Er ist kurz davor aufzugeben, erwĂ€gt stehen zu bleiben, beide HandflĂ€chen an der Wand einige Schritte zurĂŒckzutreten und die Beine breit zu machen, bis ihn eine körperlose Instanz nach Waffen absucht und ihn mit einem Griff auf die Schulter endgĂŒltig auslöscht. Wahrscheinlich um ihn in Finsternis zu verwandeln, auf dass die Dunkelheit noch undurchdringlicher werde.
Plötzlich, als wolle sich seine neuartige Umgebung ĂŒber ihn lustig machen, geht Licht an, kommt irgendwoher, ist ĂŒberall sichtbar, und dem Reisenden schieĂt augenblicklich der Gedanke an ein Foto mit Blitz durch den Kopf. Eine Fotografie, um ihn in all seiner LĂ€cherlichkeit festzuhalten und schallend darĂŒber zu lachen. Ein Trick, eine Mutprobe, mit der man sich Eintritt in die ⊠in die Hartgesottenheit lĂ€ndlicher Gepflogenheiten verschafft. Aber die Helligkeit verweilt, lĂ€sst ihn die Augen zusammenkneifen und gibt ihm Gelegenheit sich umzusehen.
Er steht in einem röhrenförmigen Gang, der auf beiden Seiten in Dunkelheit verlĂ€uft. Eine Lichtquelle ist nicht zu erkennen. Zu sehen ist niemand. Niemand, der Licht gemacht hat, niemand, den er nach dem Ausgang fragen könnte. Der Gang ist mit Sand ausgekleidet, ist in Sand hineingegraben und wird von nichts als Feuchtigkeit zusammengehalten. Der Boden knirscht unter seinen Schritten. Gleichzeitig mit dem Licht scheint jemand den Ton aufgedreht zu haben. Als er am Ende der Röhre angekommen ist, hat der Reisende die Wahl, links oder rechts in die Dunkelheit abzubiegen. Die Richtung spielt keine Rolle, es besteht kein Zweifel, dass es sich um die falsche handelt. Er hĂ€lt den Kopf in die Dunkelheit. Im Finstern scheint es kĂŒhler zu sein. Wenigstens weiĂ er, wie er sich seine Umgebung vorzustellen hat. Wie das Innere einer Sandburg. Im Grunde harmlos. Der Reisende beschlieĂt vorzudringen, solange er die Beleuchtung hinter sich weiĂ. Als das Licht ausgeht, erschrickt er, macht einen Schritt zurĂŒck, und das Licht geht wieder an.
Also doch ein Witz, eine humorvolle Einlage! Oder Detail einer groĂ angelegten Versuchsanordnung. Möglicherweise macht sich irgendwer Notizen oder hat gewettet, wie viel Zeit er brauche, um hinter irgendetwas zu kommen. Diesmal jedoch dringt Licht aus einer GlĂŒhbirne, die oberhalb seines Kopfes angebracht ist. Von diesen GlĂŒhbirnen gibt es mehrere, und sie leuchten einen Stollen entlang, dessen Ende in seiner fortwĂ€hrenden VerlĂ€ngerung nicht zu erkennen ist. FĂŒr einen Augenblick wĂ€hnt er sich einer in die Unendlichkeit aufgefĂ€cherten Spiegelung gegenĂŒber, einer, in der er fehlt, weil sein Körper, fern von alldem und leer, spĂ€rlich beleuchtet an der OberflĂ€che liegt. Ganz hinten bemerkt er eine Gestalt zuerst winzig und dann unsichtbar werden. Ein ungelenkes BĂŒndel Mensch verschwindet, und der Reisende stĂŒrzt hinterher. Mit einem Mal schöpft er Kraft aus der ungerechten Behandlung, die ihm widerfĂ€hrt. Er weiĂ, glaubt zumindest zu wissen, dass, was immer dort geschehe, etwas ist, das nicht vorgesehen war. Jemand hat seinen Posten zu frĂŒh verlassen, niemand hat damit gerechnet, dass er so schnell begreifen werde, dass ⊠begreife, dass ein Labyrinth nur denjenigen besiegt hat, der stehen geblieben ist. Er erreicht das scheinbar unendlich weit entfernte Ende verhĂ€ltnismĂ€Ăig frĂŒh, spĂŒrt, wie vor ihm etwas zur Seite hin abbiegt, sieht nirgendwo Licht angehen, hört aber stattdessen einen dumpfen Aufprall untermalt von unflĂ€tigen FlĂŒchen.
Verdammtes!
Der Reisende verlangsamt, um nicht wieder vorschnell in irgendwas zu geraten, zögert, bis die Schimpftirade verebbt, und biegt auf alles gefasst um die Ecke. Prompt geht Licht an und lĂ€sst ihn auf ein staubiges HĂ€ufchen Zusammengesunkenseins schauen, das keucht, rotgesichtig versucht, wieder auf die Beine zu kommen und ihn keines Blickes wĂŒrdigt, wie einer, der auch angesichts einer Niederlage nicht daran denkt, dieselbe einzugestehen.
Sind Sie fĂŒr das hier verantwortlich, erkundigt sich der Reisende in strengem Ton. Beim Anblick dieses schmutzigen Wichts meint er begriffen zu haben, dass er in einen Jux fĂŒr Touristen geraten ist, der eigentlich anders hĂ€tte verlaufen sollen.
Ich habe keine Ahnung, wo es zu Ihrer Gruppe geht, sagt die Gestalt, die sich bei nĂ€herem Hinsehen als mitgenommener, ansonsten Ă€lterer Herr entpuppt. Die eigenen MutmaĂungen von vorhin sind dem Reisenden peinlich. Wer rechnet in einem solchen Kaff schon mit einem derart ausgeklĂŒgelten Freizeitkonzept?
Welche Gruppe, möchte er, entschlossen sich nicht mit faulen Ausreden abspeisen zu lassen, wissen. Immerhin hat er es ganz alleine hier heruntergeschafft.
Ihre Gruppe von Besuchern, was immer, der alte Mann richtet sich auf, vermeidet es jedoch nach wie vor, den Reisenden anzusehen, als fĂŒrchte er, seinem Blick nicht standhalten zu können.
Ich bin allein unterwegs. Der Reisende klopft sich dort ab, wo er auf dem Weg hierher die WĂ€nde berĂŒhrt hat. Das macht er ganz langsam und ohne hinzuschauen.
Blutiges Ungemach, murmelt das MĂ€nnchen, wĂ€hrend es wie aus einer Blase angepumpt zu etwas aufquillt, das wohl schlicht NormalgröĂe sein dĂŒrfte; eben noch ĂŒber diese hinaus, dann sackt es vornĂŒber, als kĂ€men die vielen Jahre, die es auf dem Buckel hat, gerade noch rechtzeitig zum Tragen. Ich weiĂ nichts von keiner verdammten Gruppe, mein Bester!
Ungemein viele Jahre mĂŒssen das sein, denn sowohl der Zustand der Kleidung des MĂ€nnchens als auch was es da anhat in diesem Zustand lassen vermuten, es habe sich eines Tages auf dem Weg ins BĂŒro in den Epochen verirrt. Ein gleichermaĂen gebĂŒckter wie korpulenter Herr ragt aus den Fragmenten eines dunklen Mantels, dessen ehemalige Eleganz durchlöchert, aufgerissen, nachgerade zerfetzt ist, und macht, wenn schon nicht einen versöhnten, so doch einen verharmlosten Eindruck. Wo der Mantel endet, lugen Beine in aufgekrempelten Hosen und löchrigen, selbst und provisorisch geflickten Schuhen hervor. Oben hĂ€ngt ein verfilzter Schal heraus, um einen faltigen Hals geschlungen, der in ein Gesicht mĂŒndet, in dem mĂ€chtige Koteletten und was irgendwann eine Hornbrille gewesen sein dĂŒrfte â zwischen BĂŒgel und Fassung mit Klebeband zusammengehalten, ein Glas trĂŒbe und gesprungen â die wesentlichen Merkmale darstellen. Den Abschluss bildet ein verbeulter Hut mit ranziger Krempe. Abgesehen von dieser NachlĂ€ssigkeit und dem Geruch nach MagensĂ€ure und Erbrochenem, geht von dem alten Mann etwas Abwesendes aus. Er wĂ€re sichtlich lieber alleine geblieben, da jedoch eine Begegnung nun einmal stattgefunden habe, wisse er auch nicht recht weiter. Seine Idee, so viel steht fest, ist es nicht gewesen.
Wurde bereits erwÀhnt, dass der Mann ein wenig dick ist? Jedenfalls sieht er nicht unbedingt wie einer aus, der andere reinlegt, eher wie selbst hereingefallen, die Personifikation der schlimmsten aller Weltwirtschaftskrisen auf alten Fotos. Die Verkörperung einer miserablen Statistik. Irgendwo steht ein Hemdkragen weg.
Die letzte Gruppe, die ich gesehen habe, saĂ in einem Wirtshaus und gab sich MĂŒhe, nicht wie eine Gruppe zu wirken. Dem Reisenden fĂ€llt nichts Besseres ein.
Du kannst eine Kerze eben nicht an zwei Enden anzĂŒnden, Freundchen. Der alte Mann schiebt den Hut aus der Stirn, als wĂ€re es fĂŒr gewisse Ăberlegungen nicht mehr der richtige Zeitpunkt. Angesichts der Stirn verleihen die bĂ€rtigen Backen seinem Richtung Kinn schmĂ€ler werdenden Gesicht etwas von der Schnauze eines Dachses.
Wer sitzt nicht lieber am Wirtshaustisch? Lass mich nachdenken: Bei mir war das zuletzt, glaube ich ⊠Der Mann scheint in Erinnerungen zu kramen, der Reisende unterbricht ihn: Mir fÀllt ein, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt habe, Herr ⊠Àh?
Auf der Insel haben sie Teddy zu mir gesagt.
Fein, Teddy also, ich, ⊠mich können Sie âŠ
ErzĂ€hl das einem Matrosen. Der alte Mann hat das Versteckspiel aufgegeben, jedoch nicht um es gegen besondere Aufmerksamkeit einzutauschen. Eher hat all das, mit dem er zuvor alleine gewesen ist, vorĂŒbergehend einen Körper und ein Gesicht erhalten â ist jetzt ansprechbar.
Ist nicht meine Tasse Tee, mit diesen Worten öffnet er die ramponierte Aktentasche, an deren Griff er sich die ganze Zeit ĂŒber festgehalten hat, als vertraue er auf ihre Gabe, ihn, wenn es so weit ist, aus einer brenzligen Situation in eine andere zu befördern oder seine Erscheinung, sollte es damit nicht klappen, in ihrem Inneren aufzunehmen. Obwohl alles andere als prall gefĂŒllt, wird die Tasche nur noch von mĂŒden NĂ€hten zusammengehalten, als wirke das Wenige, das sie beinhaltet, auf Dauer zersetzend. Der Reisende ist gespannt, was zum Vorschein kommen wird. Hat er in Teddy die Mensch gewordene Endlichkeit des Abgrunds, in den er geraten ist, vor Augen? Einen Höllenknecht, der demjenigen, der es gewagt hat, hinter die Kulissen zu blicken, mit immensen Koteletten und harten Bandagen zu Leibe rĂŒckt.
Hier unten hast du den Sahne-Zug bestiegen, sagt Teddy eher zu sich selbst, holt eine Flasche aus seiner Aktentasche, zieht den Korken, der offenbar nur lose im Flaschenhals sitzt, mit den ZĂ€hnen heraus und hustet ihn lautstark auf den trittfesten Sandboden. Er spricht in einem fĂŒr Wohlbeleibte typisch sanften Sing-Sang.
Drei Cheers âŠ, Teddy nimmt einen krĂ€ftigen Schluck, der Reisende stammelt: Wohl bekommâs! Vielleicht dĂŒrfte ich Sie âŠ, Teddy winkt ab und zwar mit einer so seltsamen Handbewegung, dass der Reisende nicht nur verstummt, sondern es fĂŒr besser hĂ€lt, da der Alte sich in die Dunkelheit eines abzweigenden Stollens hinein in Bewegung setzt, schweigend hinterherzukommen. Sobald Teddy den Gang betritt, geht dort Licht an, gleichzeitig wird es im RĂŒcken des Reisenden dunkel.
Bewegungsmelder, sagt Teddy grinsend und reicht die Flasche nach hinten, alles voll davon, wo wir hintreten, wird Licht. Vorhin hatte ich den Eindruck âŠ
Funktioniert eben nicht gÀngig: Ein weiterer Tropfen im Eimer.
Der Reisende weicht vor der ihm hingehaltenen Flasche zurĂŒck. Er meint gesehen zu haben, wie weiĂlicher Rauch aus dem Flaschenhals aufsteigt.
Sensible Fleckchen, irgendwo im Sand verborgen, illuminieren den Abschnitt, an dem du dich befindest. Aber Obacht! Wer zu lange strammsteht, findet sich alsbald von Finsternis umgeben.
Um eine sich anbahnende Komplizenschaft nicht zu gefĂ€hrden â wer weiĂ, ob er den Alten hier unten nicht noch brauchen wird â, ĂŒberwindet der Reisende jeglichen Ekel, greift nach der Flasche, die sogar auĂen, dort, wo der andere sie gehalten hat, schmutzig weil schmierig ist, und macht einen hastigen Schluck. Die Luft hĂ€lt er wĂ€hrenddessen an und bemĂŒht sich, die FlĂŒssigkeit möglichst berĂŒhrungslos in sich hineingeschĂŒttet zu bekommen. Seine Augen sind geschlossen. Als er sie wieder öffnet, ist der Wein bereits in ihm und hat eine WĂ€rme in seinem Brustkorb verbreitet, die ihm ein GefĂŒhl von Geborgenheit in Erinnerung ruft. Zumindest einen Moment lang. Auf Teddys Gesicht zeichnet sich ein LĂ€cheln ab, das einen Blick auf sein ramponiertes, unvollstĂ€ndiges Gebiss zulĂ€sst. Auch dieses LĂ€cheln scheint der Wein hinterlassen zu haben. Es passt zur Erinnerung an Geborgenheit â die LĂŒckenhaftigkeit der ZĂ€hne inbegriffen. Der Reisende gibt die Flasche zurĂŒck.
Edler Tropfen, findest du nicht? Davon gibt es hier reichlich.
Und wo ist dieses Hier?
Im Basement, mein Sohn, was hast du denn erwartet?
Soll das heiĂen, wir befinden uns in der Kelleranlage!?
Du, ich, so weit dein Auge reic...