God Jr.
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God Jr.

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About this book

Jim sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Er hütet das Geheimnis um den Tod seines Sohnes Tommy, dessen Körper am selben Tag weit entfernt vom Unfallort an einer Bushaltestelle gefunden wurde. Um mit dem Tod des Teenagers fertigzuwerden, steckt Jim seine ganze Energie in die Errichtung eines riesigen Denkmals, das Tommy in seinem Notizbuch in vielen Skizzen festgehalten hat. Die Vorlage dafür scheint aus einem Computerspiel zu stammen, von dem sein Sohn offenbar besessen war. Mia, Tommys Freundin, weiß darüber mehr, als sie bisher preisgegeben hat. Sie zeigt Jim das besagte Spiel. Auf der Suche nach Antworten begibt sich Jim als Bär in diese virtuelle Welt und trifft dabei auf sprechende Pflanzen, Frettchen und Schneemänner und auf Gerüchte über Gott. Zunehmend kippt er in diese Scheinwelt voller Rätsel...Wie kann man angesichts des Verlustes des geliebtesten Menschen über-haupt ein Weiterleben gestalten? Wie ein Zusammenleben mit jemandem, der den Schmerz verdrängt und den man belogen und betrogen hat? Wer ist man für diesen anderen, und wer, wenn man einen Charakter in einer virtuellen Welt übernimmt? In der fantastischen Wirklichkeit eines Computerspiels, in die er seinen Protagonisten eintauchen lässt, seziert Dennis Cooper in God Jr. die existenziellsten Fragen des Menschseins: Liebe, Schuld, Trauer und vor allem die Katastrophe des Todes.

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Information

DAS KINDISCHE GEKRITZEL

Der Bär ist ein Juwel unter Millionen in einer broschenartigen Welt. Und er weiß, sein Name ist Jim und sein Körper ist mein kleines Kostüm. Er kann erkennen, dass das Bäume sind, Eichen, aber er versteht, dass es bloß Eichen sind, so wie Smaragde Steine sind. Die Luft ist schwüler als richtige Luft und leicht vergilbt wie das Wasser in einer Schneekugel. Wenn er geht, spürt er, wie stoned ich bin. Dennoch fehlt ihm eine Meinung zu allem, was damit zu tun hat, Spaß zu haben. Es ist alles selbstverständlich. Und er kann auch nicht meine Unzulänglichkeiten beurteilen und mich dann abwerfen wie ein reizbares Pferd. Er ist ein metaphorisches Schnapsglas und ich bin der Whiskey seines Bewusstseins. Wenn er sich bewegt, spritzen meine Ideen um sich und lassen seine Beine alles ansteuern, was ich will. Also steuere ich ihn zu dem mürrisch dreinschauenden Frettchen in einer Sergeant-Pepper-Jacke und gebauschten Clownhosen, das eine zufallsgenerierte Briefmarke aus sonnenverbranntem Gras bewacht.
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‚Hallo. Kannst du denken?‘ Die Stimme des Bären ist harmloser, heiserer und optimistischer als meine.
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‚Komm nicht näher‘, sagt das Frettchen. ‚Nicht weiter, als bis zu dem grauen Felsen, oder ich werde ausgelöst, um dich zu zerstören oder um zerstört zu werden.‘
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‚Ich bin neu hier.‘
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‚Du bist Jim‘, sagt das Frettchen. ‚Vater von Tommy. Zweifelhafter Bär. Lügner. Du willst wissen, was ich von dir noch weiß, als du dein Sohn warst. Und vielleicht noch etwas anderes.‘
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‚Woher weißt du das alles?‘
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‚Ich glaube, du würdest sagen, ich lese Gedanken‘, sagt das Frettchen nach einer Pause, die mir nachdenklich vorkommt. Für den Bären war es eher wie zuzusehen, wie eine Haarsträhne gekämmt wird. ‚Du warst ungesünder, als du er warst. Ich habe ihn zweimal getroffen. Beide Male hat er mich seiner Gesundheit wegen getötet. Wenn ich sterbe, erholst du dich. Anscheinend ist das fair. Töte mich, wenn du meinst, du kannst. Aber ich glaube nicht, dass du es könntest.‘
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‚Ich habe eine Theorie, die ich an dir ausprobieren will. Dieses Spiel ist auf den Trümmern eines fortschrittlicheren Spiels aufgebaut. Du weißt schon, wie in Ägypten.‘
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‚Es ist interessant, dass du das sagst‘, sagt das Frettchen. ‚Manchmal, wenn ich auf Pause bin, ist alles anders. Das hier wird dann ein verrückter Ort. Ich stehe hier eingefroren und deplatziert in dieser Unerfreulichkeit. Ich wurde nicht programmiert, um mich zu wundern, aber man kann so etwas hier nicht durchleben und sich nicht wundern. Dies ist ein Level voller Gerüchte und Mythen.‘
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‚Was weißt du über dieses Gebäude dort drüben?‘
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‚Du hast mich das zweimal gefragt‘, sagt das Frettchen. ‚Und ich erinnere dich dauernd daran, dass alles, was ich weiß, im Inneren eines unsichtbaren Kleckses liegt. Angefangen von dem grauen Felsen, bis zu jener Klippe, jenem Baumstumpf, jener Schatztruhe. Frag mich über diese Bäume, diesen Schmutz, und ich werde zum Genie.‘
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Der Kopf des Bären hat sich gedreht. Seine Augen fühlen sich gefangen von einem kupferfarbenen, glühenden Etwas in der Ferne. Er versteht das Glühen instinktiv. Ich muss schielen, um eine hölzerne Truhe zu sehen, aufgebrochen und funkelnd wie die Flocke einer prätentiösen Zerealie. Es ist eingebettet in etwas, das an eine Wiese oder einen ungemähten Garten erinnert, der auf eine zerzauste Badematte geairbrushed ist.
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‚Gibt es noch etwas, das du mir erzählen kannst?‘
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‚Ja, wenn es dir nichts ausmacht‘, sagt das Frettchen. ‚Was auch immer dieses Level war, gewesen sein soll oder ist, es hat immer ein Gesetz gegeben. Spieler sollen vielleicht zehn von euren menschlichen Minuten hier sein. Sie sollen durch diese Höhle dort oben hereinkommen, etwas von der Pflanze lernen, die auf dieser Klippe wächst, hinunter ins Tal klettern, zwei Schatztruhen öffnen, eventuell ein paar von uns töten und durch jene Höhle in der Nähe dieses Bienenstocks dort drüben verschwinden. Zwischen Tommy und dir ist der Bär viel zu lange bei uns gewesen. Mein Programm war simpel, töte oder werde getötet. Es war mir nicht bestimmt, ewig zu leben. Es war mir nicht bestimmt zu denken, zu erwägen, tagzuträumen, zu dozieren. Ich bin wie ein älterer Athlet. Dieser Stab, den ich halte, scheint schwer, auch wenn er es nicht ist. Ich bin so gelangweilt. Das sind wir alle. Wenn du etwas Mitleid hast, lösche dieses Spiel und töte uns. Mach dir um uns keine Sorgen. Wir werden frisch und dumm und was du gutgelaunt nennen würdest zurückkehren. Es wird nicht so sein wie das Töten deines Sohnes. Wir werden nicht blutend und verwirrt umherwandern.‘
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‚Also, erstens, schimpf noch einmal über Tommy und wir werden dich schreddern wie ein Dokument. Und zweitens, ich muss zuerst ein paar Dinge tun, aber meinetwegen.‘
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Wir stehen auf dieser Wiese, die ich beschrieben habe, während ich mich frage, was ein Bär mit dem IQ eines Menschen als nächstes tun würde. Sogar als meine Beine perfekt funktionierten, war die Natur für mich ein leerer Ort. Es spielte keine Rolle, ob sie einen offiziellen Stempel trug wie der Yosemite Nationalpark oder mit Lastwagen vom Land hergebracht und auf einem vernichteten Häuserblock ausgerollt worden war. Ich ertrug Picknicks und Urlaube immer nur, indem ich mir meine Umgebung neu ausmalte. Ich wünschte mir immer neunzig Prozent des ländlichen Graffitis weg, zeichnete dann ein Haus oder lukratives Casino hinein und schützte des Effekts wegen jeden sechsten oder siebten Baum. Aber ich bin kein Immobilienmakler mehr und noch viel weniger die Art von Technokrat, der diesen vernaschten, idyllischen Fleck hätte hervorbringen oder auslöschen können. Ich bin nur ein paar Finger, die locker auf einem Cursor ruhen, während er magisch um eine Art Ouijabrett gleitet.
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‚Ich habe einen Vorschlag‘, sagt eine Stimme. Sie ist so körperlos, splittrig und schrill, dass wir meinen, irgendeine Biene oder ein Kolibri umkreist unseren Kopf. Der Bär beginnt hinzuklatschen und im Kreis zu laufen und dabei das mullartige Gras und die Blumen einzuebnen. ‚Nein, hier oben. Denk nicht akustisch, physikalisch, nichts davon. Denk vielmehr gar nicht. Dreh einfach den Kopf des Bären, bis du die Klippe siehst, dann drück und halte Z.‘
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Der Bär scannt die quirlige, einfolierte Ferne, bis wir etwas entdecken, das als Klippe durchgehen könnte. Für mich schaut es wie Abfall aus, vielleicht ein alter knöchelhoher Schuh, den irgendein obdachloser Typ mit Trinkhalmen verschnürt hat. Dann zoomen wir auf die Leiter, die den Bären Boden sehen lässt.
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‚Okay, was jetzt?‘
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„Jim, wir müssen reden“, sagt Bettes Stimme. Wir drehen uns um und sehen sie in der Türöffnung stehen. Ich erfasse ihr verwittertes, verstörtes Gesicht und spüre das höhlenartige, feindselige Gewirr aus Gedanken, vor denen es im Innern ihres Kopfes strotzt, aber der Bär fühlt sich wie betäubt von ihrem totalen Mangel an Charme und dem Chaos, das ich aus Tommys Zimmer gemacht habe. Glücklicherweise ist er nur eine dumme Idee, die ich hege, also schaffe ich es zu nicken.
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„Wenn du mich da drinnen immer noch hörst, kannst du dann eine Sekunde warten?“
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‚Sicher‘, sagt die körperlose Stimme. ‚Auf Pause gestellt zu sein kommt hier dem Rauchen eines deiner Joints am nächsten. Lass dir Zeit.‘
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Wir versuchen zu gehen, aber meine humpelnden Beine harmonieren nur dürftig mit den geschickten Beinlingen des Bären. Ich steuere uns Richtung Bett, aber er wurde nicht erschaffen, um in seiner Dimension zu sitzen, geschweige denn hier. Also kämpfen wir innerlich, bis ich herausfinde, wie ich uns herumschwinge und Bette anschaue. Für den Bären ist sie ein fader, nicht bedrohlicher Charakter bar jeder Belohnung. Es kostet mich meine ganze Konzentration, unsere Augen auf sie gerichtet zu halten.
„Beinprobleme“, sagt Bette kalt.
„Ich bin ganz woanders, aber ja, das auch.“
„Hör mal, ich will, dass du ausziehst, zumindest für eine Weile. Wir werden Dateline zusammen machen, und dann ist diese Monstrosität nebenan dein Problem. Denn rein rechtlich ist es da...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Der Publikumsliebling
  6. Der Abhilfe schaffende Logiker
  7. Das kindische Gekritzel
  8. Inhalt