Flugobst
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Flugobst

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Flugobst

About this book

In Flugobst entfĂŒhrt uns Roman Israel nach Klarabach, in die frĂŒhen 1990er. Die Wende hat das verschlafene Bergkaff an der deutsch-tschechischen Grenze ganz schön mitgenommen: FĂŒr die Alten gibt es keine Arbeit, fĂŒr die Jungen kaum Perspektive. Überall wimmelt es plötzlich von Nachwendefreaks – Techno-Omas, Raketenbastler und T-Rex-Punks. Einstige Jobmotoren sind dicht, indes schießen aber AutohĂ€ndler und Spielbanken wie Pilze aus dem Boden. Abrissbagger fressen sich durch die Stadt. Altes weicht, Neues entsteht in rasantem Tempo und ExistenzgrĂŒnder reiben sich die HĂ€nde. Der jĂŒdischstĂ€mmige Wolf Czeschlak nutzt die Gunst der Stunde, um sich mit einem Paradiesfrucht-Stand auf RĂ€dern selbstĂ€ndig zu machen. Das GeschĂ€ft brummt, vor allem weil sein Partner Gert den Umsatz mit reißerischen Verkaufsperformances in die Höhe treibt – zumindest bis ein Todesfall die Kleinstadt gehörig durcheinanderbringt 
Mit viel Liebe zu seinen Figuren erzĂ€hlt Israel eine unkonventionelle Vater-Sohn-Geschichte inmitten der Provinz: Humorvoll spĂŒrt er den kleinen AbsurditĂ€ten des Alltags nach, ohne dabei seine Protagonisten jemals der LĂ€cherlichkeit preiszugeben.

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Information

XII

Im Land der Raketen

Das ist der 13. Oktober. An ihm passierte Folgendes: Andrej und die widerwillige Suche nach einem Hund. Klarabachs neue SpiritualitÀt und alte Bekannte. Eine Turnhalle mit Kamin und eine Monstertruckshow. Wenn es regnet im Herbst, sei dankbar. Wenn die Schatten lang sind im Herbst, sei dankbar. Wenn es still wird im Herbst, sei dankbar. Hier ist der 13. Oktober. So ist er passiert.

13. Oktober 1994

Irgendwie hatte es Nicole fertiggebracht, Andrej davon ĂŒberzeugen, die Ohrfeige ihres Vaters nicht zur Anzeige zu bringen, obwohl Andrej felsenfest dazu entschlossen war, diesem Arschloch von einem Schwiegervater eins auszuwischen. Was sie aber nicht geschafft hatte, war, ihrem Vater dafĂŒr wenigstens eine kleine Entschuldigung abzuringen – eine richtige ernstgemeinte Entschuldigung Ă  la: „Tut mir leid, lieber Andrej, da ist mir wohl der Geduldsfaden gerissen. Die Ohrfeige war ein Versehen. Da hab ich wohl etwas ĂŒberreagiert.“ Im Gegenteil: Zwischen Lutz und Andrej herrschte fortan Funkstille, und Lutz glaubte sich im Recht. Wenn es um den Hund ging, konnte er sehr eigen sein.
Andrej und Nicole waren gerade beim Abendessen. Beide hatten schlechte Laune und kauten auf ihrer Thunfisch-pizza herum wie auf einem alten Kaugummi. Es lag wohl auch ein bisschen am Wetter, das seit Tagen grau und regnerisch war und aufs GemĂŒt schlug. Der Wetterbericht (Weiterhin kĂŒhl um 13 Grad und ab und zu Schauer!) nahm ihnen jede Hoffnung auf eine schnelle Besserung. Wurden sie gestern noch mit Durchhalteparolen angefĂŒttert (Sonnenschein und mild bis 17 Grad!), hieß es heute nun, dass es dieses Jahr nichts wĂŒrde mit dem Goldenen Herbst. Im Gegenteil, ab kommender Woche wĂŒrde es sogar noch ungemĂŒtlicher, noch grauer, noch kĂŒhler, noch bedrĂŒckender. Der Wetterfrosch sagte es mit einer ordentlichen Portion Genugtuung in der Stimme, als hĂ€tte er Spaß daran, die Zuschauer mit schlechten Meldungen zu quĂ€len. Es sei – mal wieder! – der kĂŒhlste Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen sagte er außerdem. Aber SprĂŒche wie diese waren lĂ€ngst zur hohlen Phrase verkommen. Wie oft hatte man sie schon gehört? Auf den heißesten Juni – aller Zeiten, wohlgemerkt, aller Zeiten! – folgte der regenreichste Juli mit einem Jahrtausendhochwasser und der trockenste August ever mit den schlimmsten WaldbrĂ€nden seit 1956. Ein Zeitalter der Superlative war angebrochen. Umweltorganisationen und Klimawissenschaftler fochten mittlerweile regelrechte Propagandaschlachten gegen ihre Gegner in der Politik aus. Im Atlantik wĂŒrden ihnen zufolge bis 2018 keine Fische mehr schwimmen, und der Amazonas wĂŒrde sich in eine WĂŒste verwandeln, die selbst die Sahara in den Schatten stellen wĂŒrde, falls es so weiterginge wie bisher.
Nach dem Essen erzĂ€hlte Nicole, dass es ihrem Vater immer noch sehr schlecht ging. Andrej versuchte wegzuhören, aber es ging nicht. Lutz liege immerzu nur auf der Couch und starre an die Decke, sagte Nicole, und wenn er etwas sage, dann rede er die ganze Zeit nur von UngetĂŒm – seinem Ein und Alles, seinem Liebling, seinem Schatz, seinem Juwel. Keiner wusste, wo der Hund abgeblieben war. Niemand wollte ihn gesehen haben. Wahrscheinlich hatten ihn die böhmischen WĂ€lder verschluckt, oder ein Wilderer hatte ihn fĂŒr einen Hirsch gehalten und mit einer Ladung Schrot in die ewigen JagdgrĂŒnde geschickt. Oder hatte ihn ein Auto angefahren? Oder war er lĂ€ngst nach Deutschland zurĂŒckgekehrt und wusste nicht, wo genau er war?
Andrej öffnete eine TĂŒte Tortilla-Chips und warf sich auf die Couch. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm. Die Schauer der vergangenen Tage hatten den BĂ€umen zugesetzt und jetzt warfen sie massenhaft Laub ab – Laub, das auf Haufen zusammengefegt und abtransportiert werden musste. Genau das hatte er in den vergangenen Tagen zusammen mit dem Blinden getan. Er hĂ€tte nicht gedacht, dass Laub so schwer sein konnte. Er hatte Muskelkater in den Armen und Schwielen an den Fingern.
„Ob UngetĂŒm vielleicht gekidnappt wurde?“, fragte Nicole. Andrej hatte den Fernseher eingeschaltet und sah auf die Mattscheibe. Kidnapping, eine interessante Idee, dachte er. Aber wer wĂŒrde schon eine Bestie kidnappen wollen? „Wozu denn?“ Er musste lachen, weil ihm da eine Idee kam. Was, wenn ihn ein HundefĂ€nger an die Chinesen verkauft hatte? Was, wenn UngetĂŒm bzw. das, was von ihm ĂŒbrig war, gerade gemeinsam mit Nudeln, Sprotten und Wolkenohrenpilzen in einer Pfanne vor sich hin köchelte und spĂ€ter als M1 auf einem Teller landete? „Na ja, so ein riesen Vieh kommt doch nicht weg. Der wird schon frĂŒher oder spĂ€ter wieder auftauchen“, beruhigte er Nicole. Nicole war sich da nicht so sicher. Ihr Vater hatte schon ĂŒberall, diesseits und jenseits der Grenze, nach UngetĂŒm gesucht. Alle Felder rund um Klarabach hatte er durchforstet, alle WĂ€lder durchkĂ€mmt. Ihr Vater hatte sogar Heiner gebeten, ihm bei der Suche zu helfen, und dann hatten sie gemeinsam jede Straße und jeden Parkplatz abgesucht und hinter jedem verdammten Baum und jedem Strauch nachgesehen. Nichts! Es war, als hĂ€tte sich UngetĂŒm in Luft aufgelöst.
„Könntest du meinem Vater nicht auch ein bisschen beim Suchen helfen? Er ist so verzweifelt“, fragte Nicole.
Genau darauf hatte Andrej gewartet. Lutz verpasste ihm eine saftige Ohrfeige und zum Dank dafĂŒr sollte er ihm auch noch beim Suchen helfen. Nein, danke. „Wie stellst du dir das vor, Nicole? Ich bin nicht den ganzen Tag zu Hause wie dein Vater. Ich muss auch noch arbeiten.“
„Morgen ist Wochenende, da hast du frei. Und es wĂ€re eine nette Geste.“
„Aber ICH bin hier der GeschĂ€digte. Die Ohrfeige von deinem Vater tut immer noch weh!“
„Jetzt sei doch nicht so ’ne Memme! Es ist doch gar nichts weiter passiert.“
„Nichts weiter passiert? Dein Vater hĂ€tte mich fast totgeschlagen.“
„Bist du ’ne Maus oder ’n Mann? Komm her, die Mami pustet mal und dann ist alles wieder gut!“ Sie pustete tatsĂ€chlich und streichelte seinen Kopf.
„Versuchst du dich etwa bei mir einzukratzen? Aber da mĂŒsste schon mindestens ’ne Massage fĂŒr mich rausspringen, sonst lĂ€uft da nichts“, sagte Andrej.
„Vergiss es!“
„Also schön“, seufzte er. „Wie wĂ€r’s mit ein paar Streicheleinheiten.“
„Du machst es ja doch nicht.“
„Wenn mich dein Vater nur nicht immer zur Weißglut treiben wĂŒrde.“
Sie ging in die KĂŒche und rĂ€umte den GeschirrspĂŒler ein. „Willst du den Rest von der Pizza noch essen?“, fragte sie, und als er nicht reagierte, kam sie mit dem Teller ins Wohnzimmer, um ihn Andrej unter die Nase zu halten. „Nein, ich bin satt“, sagte er.
Draußen prasselte der Regen ans Fenster und der Wind heulte leise. Andrej nickte vor dem Fernseher ein und trĂ€umte wirres Zeug. Er trĂ€umte, dass sein Vater seinen Obststand mitten auf einem Stoppelfeld aufgebaut hatte. Es war SpĂ€therbst. Die BlĂ€tter hatten sich schön verfĂ€rbt. Die Sonne stand direkt im Zenit, aber richtig hell war es nicht. Das Licht wirkte irgendwie gedĂ€mpft. Sein Vater hatte den AnhĂ€nger mit dem Obst offenbar mit dem Fahrrad hergezogen, denn ein Auto war weit und breit nicht zu sehen und das Fahrrad war halb in der Erde vergraben. Ein paar Menschen waren da und kauften Hokkaidƍ-KĂŒrbisse, die sein Vater in Form einer Pyramide auf den HĂ€nger gestapelt hatte. Seine Kunden zahlten mit FĂŒnfmarkscheinen, die sein Vater mitten durchriss, als seien es Eintrittskarten fĂŒr ein Rockkonzert. Andrej fragte ihn: „Warum bist du nicht auf dem Markt?“ „Bist du besoffen?“, erwiderte sein Vater. „Ich fahr doch nicht mit’m Fahrrad auf den Markt!“ Aber es klang nicht wie die Stimme seines Vaters. Es klang eher wie die Stimme von Andrejs Schwiegervater. Dann sagte Andrej: „Ich geh schon mal nach Hause, wir sehen uns dann spĂ€ter.“ Andrej ging ein StĂŒck und hatte plötzlich Langlaufskier an den FĂŒĂŸen, mit denen er ĂŒbers Feld lief. Warum hast du die Skier bloß mitgenommen, dachte er, das geht doch gar nicht, Skier im Herbst. Aber es ging doch, und er fragte sich, warum da nicht schon frĂŒher mal einer darauf gekommen war, dass man auch schon im Herbst Ski laufen konnte. Auf einmal stand er auf der Cottmar-Schanze und flog auf den Skiern ins Tal, das in Herbstfarben leuchtete. Er landete weich in einem BlĂ€tterhaufen, den der Blinde gerade zusammengefegt hatte, und da sah er UngetĂŒm, der an einem Baumstumpf festgebunden war. „Da bist du ja endlich“, rief Andrej. Er band ihn ab und ging zurĂŒck auf das Feld, wo er zuvor seinen Vater getroffen hatte. Aber sein Vater war nicht mehr da. Der HĂ€nger war umgekippt, und die KĂŒrbisse lagen ĂŒberall verstreut. Panik machte sich in ihm breit. Er rief verzweifelt nach seinem Vater, weil er glaubte, dass ihm etwas passiert sei. Aber sein Vater antwortete nicht und blieb fort. Als Andrej erwachte, weinte er.
Nicole hatte eine Decke ĂŒber ihn gelegt und war wohl schon schlafen gegangen. Als er ins Schlafzimmer kam, blies er das Teelicht auf Nicoles NachtschrĂ€nkchen aus. Sie schlief tatsĂ€chlich schon. Ein Arm umklammerte ein Stofftier, eine Robbe aus PlĂŒsch mit riesigen Augen und struppigem Fell. Er kuschelte sich an sie und schlief schnell ein.
Am nĂ€chsten Morgen wollte er etwas frĂŒher aufstehen und Nicole mit einem FrĂŒhstĂŒck im Bett ĂŒberraschen, aber als er aufwachte, war Nicole lĂ€ngst auf den Beinen und stand unter der Dusche. Entgegen des Wetterberichts am Tag zuvor war draußen strahlender Sonnenschein. Zum FrĂŒhstĂŒck gab es O-Saft, heißen Kaffee, Mohnbrötchen mit Quittengelee und Honig. Nachher ging Andrej auf den Balkon. Es war herrlich draußen. Eine Ahnung von Altweibersommer lag in der Luft. Sogar einige Fliegen waren noch einmal aus dem Winterschlaf erwacht und brummten herum. Am Himmel flog eine V-Formation aus GĂ€nsen Richtung SĂŒden. Im Hof hing jemand WĂ€sche auf. Ein Mann bearbeitete einen Teppich mit einem Teppichklopfer, und ein Junge war sogar in kurzen Hosen unterwegs. Eigentlich bestes Wetter fĂŒr einen Spaziergang! WĂ€re da nur nicht der blöde Hund der Bougains, der weggelaufen war. Aber Andrej hatte eine Idee. Vielleicht war es sowieso am besten, wenn er sich erstmal allein auf die Suche nach UngetĂŒm machte. Lutz war in seinem lethargischen Zustand ohnehin zu nichts zu gebrauchen. Andrej konnte dabei einen langen Spaziergang durch die Stadt machen und auf diese Weise gleich das Angenehme mit dem NĂŒtzlichen verbinden und hier und da ein bisschen herumfragen, ob jemand UngetĂŒm gesehen hatte.
Die Straße in der sie wohnten, die Straße des 17. Juli, war in dieser Nacht ein Opfer von Sprayern geworden. Ein Hauseingang war mit drei auf dem Kopf stehenden As verziert worden und an der UmzĂ€unung fĂŒr die MĂŒlltonnen stand: „Staat + Nation = Kacke!!!“ Es machte irgendwie den Anschein, als hĂ€tten Pitti und seine Punks da ihre Finger mit im Spiel gehabt. Dieselbe Stelle war ĂŒbrigens vor ein paar Monaten mit germanischen Runen beschmiert worden.
Andrej wollte am Bahnhof mit seiner Suche nach UngetĂŒm beginnen. Vielleicht stieg UngetĂŒm ja gerade aus einem Zug? Vor dem Bahnhof entfernte ein Schienenbagger ein paar alte Gleise und lud sie auf einen LKW, und das mitten am Wochenende. Ein Mann mit einer schwarzen Hornbrille stand daneben, hielt die HĂ€nde hinter dem RĂŒcken verschrĂ€nkt und sprach mit sich selbst. „Die sein’ so blejde! Ruppen einfach ’n Bahnhof weg“, sprach er im hiesigen Dialekt, einem Dialekt mit gerolltem R, „aber unserejs freut’ ja wieder moal keener“ – Unsereins fragt ja wieder mal keiner. Als er sah, dass Andrej ihm zusah, lachte er ĂŒberdreht.
„Entschuldigung“, fragte Andrej, „ich suche einen ziemlich großen Hund. Gehört meinem Schwiegervater. Hat sich losgerissen. Haben Sie ihn zufĂ€llig gesehen?“
„Nur Besuffne ieberall“, sagte der Mann und schĂŒttelte den Kopf. Dann verschwand er im BahnhofsgebĂ€ude. Andrej ging ihm nach, aber drin fand er ihn nicht mehr. Am Pressekiosk blĂ€tterte Andrej in einer Sportzeitschrift. Darin war auch ein Artikel ĂŒbers Kickboxen, den Nicole sicher interessant finden wĂŒrde. Er kaufte die Zeitschrift. Eine verrauschte Durchsage kĂŒndigte einen verspĂ€teten Regionalexpress aus Dresden zur Weiterfahrt nach Zittau an. Lautes Quietschen und TĂŒrklappern waren zu hören. Ein Jugendlicher mit Dreadlocks hĂ€mmerte wĂŒtend gegen den Fahrkartenautomaten und rannte schließlich dem schon anfahrenden Zug hinterher. Die Abfahrtsanzeige blĂ€tterte um und plötzlich war die Schalterhalle menschenleer.
Dort, wo die Bahnhofstraße in die Hauptstraße einmĂŒndete (rechts befand sich eine alte GrĂŒnderzeitvilla mit einem riesigen Garten), traf Andrej Gorgy Metschke wieder, ihren ehemaligen Gartennachbarn. Gorgy begrĂŒĂŸte Andrej mit einem schmerzvollen Schraubstockgriff. Gorgy war froh, ihn mal wieder zu sehen. Gorgy hatte noch immer seine grundgĂŒtigen Augen. Andrej wusste nicht, wie er ihn anreden sollte. Immerhin war er Ă€lter geworden. Siezten oder Duzten sie einander jetzt? Er entschied, sich erst einmal im Passiv vorzutasten und abzuwarten, wie Gorgy das halten wĂŒrde. Aber Gorgy schien genauso unschlĂŒssig zu sein und irgendwann sagten sie einfach du zueinander. Gorgy wollte wissen, was er jetzt mache. A...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. I Business und Binsen
  6. II Wie der Stumme zum Blinden kam
  7. III SĂŒdlich des Yukon
  8. IV Zombies ab zwölf
  9. V Bedrohte Tiere
  10. VI Fest ins Auge geblickt
  11. VII Leben beginnen von selbst
  12. VIII No-Gos to go
  13. IX Herrin des Wassers
  14. X Ein Mensch, ein Mensch, es geht vorbei
  15. XI Über Land
  16. XII Im Land der Raketen
  17. XIII Statisten des Aufstiegs
  18. XIV Einfach nur wir
  19. XV Warme FĂŒĂŸe
  20. XVI What’s about Frau K.?
  21. XVII Der Fall Paradies
  22. XVIII Vorne und hinten
  23. XIX Von fernen Dingen
  24. XX RĂ€umbefehl
  25. XXI Albedo