Was helfen könnte
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Was helfen könnte

  1. 144 pages
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About this book

Als die Mutter ins Wasser geht und nicht zurückkehrt, ist Laura in der ersten Klasse. Ihr Leben in einer kleinen norwegischen Stadt am Meer mit dem älteren Bruder und dem unnahbaren Vater ist fortan ein Suchen nach etwas, das helfen könnte, diesen Verlust zu verschmerzen. Mit großer Intensität und Klarheit erzählt Mona Høvring in sinnlich-zarten Szenen von der Freundschaft mit Marie, vom Gärtner Andreas und seiner Frau Johanna, die Laura zugleich Verwurzelung und Weltoffenheit vorleben, von ihrer erwachenden Sexualität, dem erotischen Erlebnis mit der deutlich älteren, eleganten Vivian Koller, die eines Tages in der verschlafenen Stadt auftaucht, und der Beziehung zum gleichaltrigen Peter. Jede dieser Begegnungen birgt die Möglichkeit, etwas von dem zu fassen, was so schwer fassbar ist, und dem Leben ein Stück näher zu kommen. Allgegenwärtig dabei ist das Meer, das Gefahr und Chance zugleich ist – und der Inbegriff von Lauras Wunsch, sich freizuschwimmen und getragen zu sein. Einfühlsam beschreibt Mona Høvring Lauras Weg und zeigt Berührungspunkte auf, an denen Lebensmut entstehen kann. Ein überzeugendes Debüt, das den späteren Erfolg der Autorin bereits erahnen lässt.

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Information

Publisher
edition fünf
Year
2019
eBook ISBN
9783942374996
Subtopic
Drama
Es folgt die Süße
Ich war bei Andreas und Johanna gewesen, um die Blumen zu gießen und den Rasen zu mähen, als ich nach Hause kam, lagen zwei Briefe im Postkasten. Einer war an meinen Vater adressiert und in Trondheim abgestempelt. Er war bestimmt von Magnus. Ich hielt ihn gegen das Licht und versuchte den Inhalt zu lesen, aber das war nicht möglich. Der andere Brief war von Marie. Ich erkannte ihre kritzelige Schrift, drehte und wendete den Umschlag. Es war das erste Lebenszeichen seit ihrem Umzug.
Ich ging zum Haus, blieb jedoch an der Treppe stehen. Eine starke, feuchte Bö fuhr durch den Garten. Ich legte den Kopf in den Nacken, spürte Regentropfen auf dem Gesicht und dachte, ich hätte gar nicht gießen müssen, in wenigen Minuten würde es sicher schütten.
Mein Vater saß am Küchentisch. Ich gab ihm den Brief von Magnus, nahm eine Tasse und schenkte aus der Thermoskanne Kaffee ein. Während ich einen Teelöffel Zucker hineinrührte, sah ich zu meinem Vater hinüber. Er las mit mürrischem Gesicht. Als er fertig war, warf er das Blatt auf den Tisch und ging hinaus. Ich hörte ihn im Flur rumoren, als er zurückkam, trug er Ölzeug und Stiefel.
– Er sollte sich einen anständigen Job suchen, sagte er.
– Wohin gehst du?, fragte ich.
– Was soll das mit diesem Studium, das kostet nur Geld. Er zog die schwarze Strickmütze über und ging. Ich fragte mich, was meine Mutter dazu gebracht hatte, sich in ihn zu verlieben. Seine Unnahbarkeit? Der Stolz? Die Strenge? Seine schönen Hände?
Ich schaute zu dem Brief von Magnus hinüber. Schon als kleines Kind hatte ich versucht, seine klare Handschrift zu imitieren. Er fehlte mir, aber ich wusste, dass es mir nicht guttat, daran zu denken.
Ich trank den Kaffee aus, ging auf mein Zimmer, legte mich aufs Bett und öffnete Maries Brief. Im Umschlag war ein Foto. Es zeigte Marie und mich im Hallenbad. Wir saßen lächelnd nebeneinander auf dem Sprungbrett. Wir waren dreizehn oder vierzehn. Unsere Badeanzüge waren fast gleich. Marie trug die Bademütze mit den kleinen Plastik-Margeriten. Meine Bademütze war weiß mit einem schmalen Kinnriemen, meine Haare blähten sie so sehr auf, dass mein Kopf größer wirkte, fast ein wenig missgebildet oder marsmenschenhaft.
Marie schrieb, sie sei auf einem Fest gewesen und habe wild mit einem Typen herumgeknutscht, den sie kaum kannte. Sie sagte nicht, dass ich ihr fehlte, und es gab auch keine Grüße von ihrer Mutter.
Ich starrte an die Decke. Ganz flüchtig sah ich Marie und mich im Park. Wir fingen Flügelfrüchte, die von den Spitzahornbäumen herabkreiselten. Wir setzten sie uns auf die Nase und lachten. Wir waren nicht voneinander zu unterscheiden.
Ich steckte das Bild in den Spiegelrahmen, fuhr mir mit dem Kamm durchs Haar, umfasste es und zog es nach hinten. Ich hatte hohe Wangenknochen und volle Lippen. Die Haut war braun und glatt, mit Sommersprossen auf der Nase. Ich fand mich hübsch und eigentlich ganz attraktiv. Aber vielleicht irrte ich mich, vielleicht war ich überhaupt nicht hübsch, sondern reizlos, oder sogar abstoßend. Was andere meinten, war schwer zu sagen, schwer zu wissen. Maries Mutter hatte gesagt, mein Haar sei schön, aber vielleicht wollte sie nur nett sein, mich trösten. Die Männer auf der Baustelle am Rathaus pfiffen immer, wenn ich vorbeiradelte, aber sie sahen mich nur von weitem und pfiffen bestimmt allen nach, solange es nur eine Frau war.
Ich ließ die Haare auf die Schultern fallen. Sie glänzten, obwohl ich sie seit mehreren Tagen nicht gewaschen hatte. Ich dachte an den neuen Friseursalon mit den ordentlich aufgereihten Flaschen und Tiegeln. Es war sicher wunderbar, den Nacken auf den Rand eines der sauberen, kühlen Porzellanwaschbecken zu legen und sich kundigen, weichen Händen zu überlassen. Ich fasste den Entschluss, mir ein wenig Luxus zu gönnen, nahm Geld und ging zu Fuß in die Stadt.
Als ich den Salon betrat, bediente die Friseurin schon eine Kundin. Ich setzte mich an den kleinen Tisch, blätterte in einer der Illustrierten und blickte hin und wieder verstohlen zu ihr hinüber. Sie trug einen weißen, ärmellosen Kittel, ihre Bewegungen waren langsam und geschmeidig. Ihr Körper wölbte sich unter dem frisch gestärkten Stoff. Ich fand, sie sah aus wie eine Göttin.
Sie bediente die Kundin fertig, begleitete sie zur Tür und sagte Auf Wiedersehen, dann kam sie zu mir und streckte mir die Hand hin.
– Guten Tag. Ich heiße Vivian Koller.
– Laura, sagte ich und bemerkte ihre langen, gepflegten Fingernägel.
– Was kann ich für dich tun, Laura?
– Waschen und schneiden.
Sie griff mir routiniert ins Haar, hob es an und rieb es zwischen den Fingern.
– Ich kann die Spitzen etwas kürzen. Und eine Haarkur machen.
Ich sagte, ich wolle es abgeschnitten haben.
– Dann musst du zu einem anderen Friseur gehen.
Ich sah sie an.
– So viel kann ich abschneiden, sagte sie und hielt Daumen und Zeigefinger auseinander.
Ich nickte und folgte ihr ohne Widerworte zu einem der Waschbecken. Sie legte mir einen Plastikumhang um, und als sie vorsichtig meine Stirn berührte und meinen Kopf nach hinten führte, dachte ich, dass sie wirklich aussah wie eine Göttin, Aphrodite vielleicht, oder die schöne Helena. Während sie meine Kopfhaut mit den Fingerspitzen massierte, lief das Wasser und gurgelte beruhigend. Sie schwebte vollkommen laut- und schwerelos umher und beugte ihren üppigen Körper über mich, während ich mit halb geöffneten Augen dalag und in ihr glattes, schwach glänzendes Gesicht aufblickte.
– Du hast sehr schönes Haar.
– Ja, sagte ich.
Nachdem sie die Kur ausgespült hatte, wickelte sie mir ein Handtuch um den Kopf. Sie ging mit mir zum Spiegel, setzte sich auf einen Schemel neben mich und begann, die Strähnen auszukämmen.
– Gehst du hier zur Schule?
– Ich komme im Herbst in die 13. Klasse.
– Ach, mein Sohn auch. Er ist in den Ferien bei seinem Vater, aber in ein paar Wochen zieht er hierher. Vielleicht wird er in deine Klasse gehen.
Sie schaltete den Föhn an. Ich spürte die Hitze und dachte in einem Anfall von Panik, meine Haare würden versengen oder Feuer fangen. Aber wenig später war sie fertig und ich entspannte mich wieder. Sie nahm mir den Umhang ab, ich folgte ihr zur Theke und bezahlte.
– Auf bald, sagte sie und legte mir das Wechselgeld in die Hand.
– Dankeschön, sagte ich und ging.
Ich überquerte die Straße und blieb vor der Konditorei stehen. Die Sonne blitzte durch die rasch dahintreibenden Wolken.
Im Schaufenster flammte ein Bild auf, eine scharf umrissene Projektion auf dem Glas. In dem grellen Licht sah ich die Gebäude auf der anderen Straßenseite, die vorbeifahrenden Autos, die Passanten auf dem Bürgersteig und auf einmal direkt vor mir, inmitten von all diesen Bewegungen und Farben, eine dunkle Gestalt, eine Silhouette, die ich sofort wiedererkannte. Es war meine Mutter.
Ich brach in Schweiß aus. Es war ungeheuer heiß, die Hitze presste mir große Tropfen aus den Poren. Der Stoff meines Kleides klebte mir am Rücken, meine Kopfhaut juckte. Ich muss nach Hause, dachte ich, so darf mich niemand hier sehen.
Doch als ich losgehen wollte, gaben meine Beine nach, ein roter Schatten legte sich auf meine Augen und ich kippte weg. Alles um mich verstummte. Ich konnte nicht wiederauftauchen. Ich war eine Qualle, eine Amöbe. Dann schloss mich jemand in die Arme, half mir auf, sprach mit mir. Es war, als erwachte ich aus einem Traum, und vor mir stand Vivian Koller, den Arm um meine Taille gelegt.
– Du bist ja klatschnass, sagte sie, zog mich in die Konditorei und setzte mich an einen Tisch. Sie kaufte eine Flasche Apfelsaft, schenkte ein und stellte mir das Glas hin. Ich trank ein paar Schlucke. Ich hatte Angst, dass ich stank und den ganzen Raum verpestete.
– Was ist passiert?, fragte sie.
– Ich muss nach Hause, sagte ich und wischte mir die Knie sauber.
– Ich fahre dich hin.
Ich trank das Glas leer und stand auf. Auch Vivian Koller stand auf, wir überquerten zusammen die Straße. Am Auto sagte ich, es gehe mir besser und ich könne gut nach Hause laufen.
– Auf gar keinen Fall. Sie öffnete die Autotür. Spring rein.
Sie parkte aus. Die Luft im Gesicht war eine Wohltat, nach ein paar Minuten waren Übelkeit und Schwindel verschwunden. Vivian Koller öffnete das Handschuhfach, nahm eine Sonnenbrille heraus und hielt sie mir hin.
– Geht es dir wieder gut?, fragte sie.
Ich nickte, se...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. SUPER 8
  6. Lesen, schreiben, rechnen
  7. Nichts
  8. Es folgt die Süße
  9. Wie wenig wir brauchen, um glücklich zu sein
  10. Bevor ich wegging
  11. »Im Grunde verlasse ich die Arbeit nie«