Pflegebedürftigkeit im Alter
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Pflegebedürftigkeit im Alter

Andreas Büscher, Lena Dorin, Adelheid Kuhlmey, Wolfgang von Renteln-Kruse, Adelheid Kuhlmey, Wolfgang von Renteln-Kruse

  1. 124 pages
  2. German
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Pflegebedürftigkeit im Alter

Andreas Büscher, Lena Dorin, Adelheid Kuhlmey, Wolfgang von Renteln-Kruse, Adelheid Kuhlmey, Wolfgang von Renteln-Kruse

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Der Anstieg der Pflegebedürftigkeit in der deutschen Bevölkerung ist eines der Hauptthemen, die im Zuge des demografischen Wandels diskutiert werden. Seit Jahren steht die große Reform der Pflegeversicherung auf der Agenda, in der ein neuer Begriff der Pflegebedürftigkeit eingeführt werden soll, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Oftmals wird jedoch nur diskutiert, was das alles kosten wird. Viel weniger steht im Mittelpunkt, um was es dabei eigentlich geht. Ist Pflegebedürftigkeit gleichzusetzen mit einer Krankheit oder ist sie die Konsequenz aus einer Krankheit? Welche Hilfen gibt es bei Pflegebedürftigkeit und was bedeutet Pflegebedürftigkeit für ältere Menschen und ihre Angehörigen? In diesem Buch wird das Thema Pflegebedürftigkeit im Alter grundlegend beleuchtet und der aktuelle Stand der Diskussion verständlich und praxisnah aufbereitet.

Das Buch gibt den aktuellen Diskussionsstand zum Thema Pflegebedürftigkeit wieder und legt dabei den Fokus vor allem auf die Pflegebedürftigkeit im Alter. Beleuchtet werden die Bedeutung von Pflegebedürftigkeit sowie welche Auswirkung unterschiedliche Definitionen von Pflegebedürftigkeit haben können. Dieser Aspekt wird mit Beispielen aus dem Ausland illustriert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Pflegebedürftigkeit für ältere Menschen und ihre Angehörigen in ihrem Alltagsleben. Im vierten Kapitel geht es um die Bewältigung von Pflegebedürftigkeit. Dazu gehören informelle Hilfeleistungen im Familienkontext, professionelle Unterstützungsleistungen durch die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen sowie die Leistungen des sozialen Sicherungssystems zur Pflege. Im abschließenden Kapitel wird der Frage nachgegangen, warum und welche Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen werden.

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Information

Publisher
De Gruyter
Year
2014
ISBN
9783110383614
Edition
1
Subtopic
Geriatrics

1 Pflegebedürftigkeit im Alter als Herausforderung für die Gesellschaft und die Gesundheitsberufe

Eines der großen Themen in den Diskussionen um die Auswirkungen des demografischen Wandels in Deutschland und in Europa ist die Herausforderung durch den erwarteten Anstieg pflegebedürftiger Menschen. Das Thema steht nicht nur auf der politischen und wissenschaftlichen Agenda, sondern zieht sehr viel weitere Kreise. So nimmt im Sorgenbarometer einer großen Versicherung die Angst, ein Pflegefall im Alter zu werden, in der deutschen Bevölkerung einen der vorderen Plätze ein [1]. Mittlerweile ist das Thema „Pflege“ und „Pflegebedürftigkeit“ auch kein Spezialistenthema mehr, sondern es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ausgelöst sowohl durch die eigene Konfrontation wie auch durch eine intensivere Berichterstattung in den Medien setzen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Pflegebedürftigkeit auseinander. Sie beschäftigt vor allem die Frage, was der Eintritt von Pflegebedürftigkeit für ihr persönliches Umfeld bedeutet. Aber auch andere Fragen werden gestellt: Wie kann man sich absichern? Wie möchte ich versorgt werden? Wer kann die Pflege übernehmen? Welche Dienstleistungen sind verfügbar? Welche Leistungen können in Anspruch genommen werden? Was ist zu beachten? Welche Kosten kommen auf die Familie zu?
Zu diesen Fragen sind innerhalb von Familien Entscheidungen zu treffen, was im Falle der Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds zu tun ist und wer die Verantwortung für Pflegeentscheidungen übernimmt. Dabei sind die Auseinandersetzungen um das Thema Pflegebedürftigkeit vielfach mit starken Ängsten besetzt. Pflegebedürftig zu werden ist assoziiert mit dem Gefühl der Abhängigkeit und der Angst vor dem Verlust der persönlichen Autonomie. Im Gegensatz zur Krankheit, bei der es die Hoffnung auf eine Genesung gibt, geht der Gedanke an Pflegebedürftigkeit mit der Einschätzung einer dauerhaften und kaum rückgängig zu machenden Beeinträchtigung einher.
Auch die Angehörigen der Gesundheitsberufe, vor allem in Medizin und Pflege, bekommen die gestiegene Bedeutung des Themas Pflegebedürftigkeit zu spüren. Sie haben zunehmend mit Menschen zu tun, die von Pflegebedürftigkeit bedroht oder bereits pflegebedürftig sind. Sie werden mit den Fragen der Menschen konfrontiert und sehen sich in der Pflicht, Antworten zu finden, durch die sie pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen wirksam unterstützen können.
Daneben genießt das Thema Pflege und Pflegebedürftigkeit auch in der Politik eine stetig steigende Aufmerksamkeit. So enthält der Koalitionsvertrag der Großen Koalition für die 18. Legislaturperiode verschiedene Absichten zum Thema Pflege, nicht zuletzt die Einführung eines neuen Begriffs der Pflegebedürftigkeit in der Pflegeversicherung –ein Thema, welches nicht zum ersten Mal Bestandteil eines Koalitionsvertrages ist.
Angesichts der gestiegenen gesellschaftlichen Bedeutung des Themas Pflegebedürftigkeit ist es das Anliegen dieses Buches, die wesentlichen Fakten zum Thema zusammenzutragen und aufzubereiten. Dazu werden in diesem Einleitungskapitel eine Übersicht über die Zusammenhänge von demografischer Entwicklung und Pflegebedürftigkeit aufgezeigt und eine Einführung in die Grundanliegen der Pflegeversicherung gegeben. Das zweite Kapitel dient der konzeptionellen Annäherung an das Phänomen Pflegebedürftigkeit. Es wird herausgearbeitet, wie Pflegebedürftigkeit definiert ist, wie sie definiert sein sollte und in welchem Verhältnis sie zu Krankheit oder funktionellen Beeinträchtigungen steht. Im dritten Kapitel wird der Fokus auf die Bedeutung der Pflegebedürftigkeit für ältere Menschen und ihre Angehörigen gerichtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Bewältigung von Pflegebedürftigkeit. Die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten zur Gestaltung von Pflegearrangements und die verfügbaren Unterstützungsangebote werden dabei beleuchtet. Das fünfte und letzte Kapitel geht der Frage nach, warum und wann Unterstützungsangebte in Anspruch genommen werden. Eine wesentliche Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit dem Thema Pflegebedürftigkeit ist die Einsicht, dass allein die Verfügbarkeit von (Dienst-) Leistungen keine Gewähr dafür bietet, dass diese auch in Anspruch genommen werden. In diesem Kapitel werden die tiefer liegenden Gründe für die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen diskutiert. Auf der Basis dieser fünf Kapitel erhalten der Leser und die Leserin einen Überblick über das Thema Pflegebedürftigkeit im Alter und den Stand der wissenschaftlichen und politischen Diskussion.

1.1 Pflegebedürftigkeit und demografischer Wandel

Grundsätzlich können Menschen aller Altersgruppen von Pflegebedürftigkeit betroffen sein und es ist ein Verdienst der deutschen Pflegeversicherung, dass sie diesem Umstand Rechnung trägt (s. Kapitel 1.2). Vorwiegend wird das Thema Pflegebedürftigkeit jedoch in Bezug auf die Gruppe der hochaltrigen Menschen diskutiert, die am häufigsten von Pflegebedürftigkeit betroffen ist. Dies zeigt auch ein Blick auf die Pflegequote im Rahmen der Pflegestatistik [2]. Als Pflegequote wird der Anteil der als pflegebedürftig eingestuften Menschen in der jeweiligen Altersgruppe bezeichnet (Tab. 1.1).
Tab. 1.1: Lebensalter und Pflegequote (eigene Darstellung auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamtes [2])
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Pflegebedürftigkeit gibt es bei Menschen aller Altersgruppen, betrifft jedoch vorwiegend ältere Menschen
Aus den Zahlen wird deutlich, dass mit zunehmendem Lebensalter die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, deutlich ansteigt. Zwischen dem 70. und 90. Lebensjahr findet alle fünf Jahre annähernd eine Verdoppelung der Pflegequote statt. Bei den 70 bis 75-Jährigen liegt sie bei 4,8 %, bei den 75 bis 80-jährigen bei 9,8 %, bei den 80 bis 85-jährigen bei 20,5 % und bei den 85 bis 90-jährigen bei 38 %. Im Alter von über 90 Jahren sind knapp 58 % der Menschen in Deutschland pflegebedürftig.
Im Jahr 2011 lag die Pflegequote in der Bevölkerung insgesamt bei 3,1 %. Aufgrund des demografisch zunehmenden Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung ist diese Quote in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich angestiegen (Tab. 1.2).
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Die Pflegequote ist in Deutschland kontinuierlich angestiegen und lag 2011 bei 3,1% der Bevölkerung
Tab. 1.2: Pflegequote in Deutschland seit 2003 (eigene Darstellung auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamtes [2], [3], [4], [5], [6])
Jahr Pflegequote
2003 2,5 %
2005 2,6 %
2007 2,7 %
2009 2,9 %
2011 3,1 %
Angesichts der demografischen Prognosen ist entsprechend davon auszugehen, dass der pflegebedürftige Anteil der deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Stabil geblieben sind hingegen die Pflegequoten in den einzelnen Altersgruppen. Diese waren im Laufe der letzten Jahre zwischen 1999 und 2007 sogar leicht rückläufig [7].
Über die zukünftige Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland gibt es unterschiedliche Prognosen, denen jedoch gemeinsam ist, dass sie von einer steigenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen ausgehen [7], [8]. Jede Prognose ist dabei von bestimmten Annahmen abhängig. Das Statistische Bundesamt [7] hat diese in einer Modellrechnung einander gegenüber gestellt: Im so genannten „Status Quo Szenario“ wird davon ausgegangen, dass sich die derzeitigen Entwicklungen fortschreiben und die Pflegequoten wie bislang in den einzelnen Altersgruppen relativ stabil bleiben. Das Szenario „sinkende Pflegequote“ geht davon aus, dass sich, bedingt durch medizinischen Fortschritt und/ oder Veränderungen in der persönlichen Lebensweise das Pflegerisiko in den jeweiligen Altersgruppen verringert und sich entsprechend der höheren Lebenserwartung in die oberen Altersgruppen verschiebt.
Tab. 1.3: Pflegequoten im Vergleich von Status Quo Szenario und Szenario sinkende Pflegequote (eigene Darstellung auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamtes [7])
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Es zeigt sich, dass je nach Annahme deutliche Unterschiede hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung bestehen, wobei sich auch hier der gemeinsame Trend bestätigt, dass sich das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit in Deutschland insgesamt vergrößern wird. Noch nicht berücksichtigt ist in diesen Berechnungen, dass die Definition von Pflegebedürftigkeit, die allen Prognosen zugrunde liegt, aus fachlicher Sicht wesentliche Aspekte von Pflegebedürftigkeit ausklammert (s. Kapitel 2) und entsprechend die vorliegenden Zahlen eher die Untergrenze des Phänomens abbilden.
Der Blick in die Zahlen zum Thema Pflegebedürftigkeit verdeutlicht die Notwendigkeit, sich innerhalb der Gesundheitsberufe, aber auch als Gesellschaft intensiv mit den Implikationen zu beschäftigen. Dies insbesondere, da für jeden einzelnen pflegebedürftigen Menschen ein umfassender Hilfebedarf besteht, der entweder innerhalb der Familie und/ oder mit Hilfe professioneller Unterstützung bewältigt werden muss. Den zentralen Rahmen für die Bewältigung des Hilfebedarfs bildet in Deutschland die Pflegeversicherung, die im nächsten Abschnitt beleuchtet wird.

1.2 Einführung der Pflegeversicherung

Die Bedeutung des Themas Pflegebedürftigkeit wird in Deutschland nicht zuletzt durch die Einführung der Pflegeversicherung unterstrichen. Bereits zu einem im Vergleich mit anderen Ländern frühen Zeitpunkt wurde damit Pflegebedürftigkeit zum...

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