Von Iphigenie zu Medea
Semantik und Dramaturgie des Barbarischen bei Goethe und Grillparzer
Markus Winkler
- 284 pages
- German
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Von Iphigenie zu Medea
Semantik und Dramaturgie des Barbarischen bei Goethe und Grillparzer
Markus Winkler
About This Book
FĂŒr die kontrapunktische intertextuelle Relation zwischen Goethes Schauspiel Iphigenie auf Tauris und Grillparzers Tragödien-Trilogie Das goldene VlieĂ sind zwei Strukturmerkmale grundlegend: die Antithese des Griechischen und des Barbarischen und der Bezug auf die Gattung der Tragödie. Der Zusammenhang des ersten, semantischen Strukturmerkmals mit dem zweiten, gattungspoetischen geht auf die Mythenbearbeitung in der griechischen Tragödie zurĂŒck. Die Fremden, von denen der Mythos erzĂ€hlt, z.B. Medea, werden fortan als Barbaren bezeichnet, doch erweist sich die damit betriebene AusschlieĂung als fragwĂŒrdig, da das Barbarische, etwa das Menschenopfer, auch im mythischen Kulturraum der Griechen begegnet. GemÀà dieser gattungsspezifischen AmbiguitĂ€t und Verkehrungsdynamik wird bei Goethe und Grillparzer der dramatisierte Mythos zum Medium der Auseinandersetzung mit den modernen - u.a. ethnographischen, Ă€sthetischen und geschichtsphilosophischen - Ăbertragungen des Barbarenbegriffs. Bei Goethe mĂŒndet die Auseinandersetzung in Iphigenies Programm, die Barbaren zur universalen HumanitĂ€t zu bilden, bei Grillparzer hingegen in die szenische Realisierung der Paradoxien dieses Programms und seines verborgenen Ethnozentrismus. Derart fĂŒhrt die Trilogie das humanistische Schauspiel in die Tragödie zurĂŒck.