Rhetorik in der Phraseologie
Zur Bedeutung rhetorischer Stilelemente im idiomatischen Wortschatz des Deutschen
Hans-Ulrich Dietz
- 431 pages
- German
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Rhetorik in der Phraseologie
Zur Bedeutung rhetorischer Stilelemente im idiomatischen Wortschatz des Deutschen
Hans-Ulrich Dietz
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Die Frage nach den Ursachen fĂŒr das PhĂ€nomen der Phraseologisierung, also der Verschmelzung freier Wortgruppen zu festen, reproduzierbaren Wortschatzeinheiten, ist bisher noch wenig erforscht. Auch die sich dabei ergebende Differenz zwischen ursprĂŒnglicher (also 'wörtlicher') und phraseologischer Bedeutung wird in der Literatur und in WörterbĂŒchern mit Begriffen wie 'bildlich', 'figurativ' oder 'metaphorisch' nur unzulĂ€nglich beschrieben. Weitaus prĂ€zisere Aussagen lassen sich in diesem Punkt treffen, wenn man sich das ornatus -System der klassischen Rhetorik zunutze macht und phraseologische 'Mini-Texte' (vgl. seine Brötchen verdienen, nur mit halbem Ohr hinhören usw.) einer rhetorischen Textanalyse unterzieht. Voraussetzung dafĂŒr sind freilich klare und praxistaugliche Definitionen zu den einzelnen Erscheinungen, die in der Phraseologie des Deutschen nachzuweisen sind. Der erste Teil der Arbeit dient daher der terminologischen VorklĂ€rung: Hier werden Prinzipien der semantischen Ăbertragung (Metapher, Metonymie, Synekdoche usw.) sowie ausdrucksseitig auftretende Elemente wie Alliteration, Reim, Paronomasie etc. eingehend erörtert und voneinander abgegrenzt. Die im zweiten Teil durchgefĂŒhrte empirische Analyse von Phraseologismen mit dem so bereitgestellten 'Werkzeug' der Tropen- und Figurenlehre erweist sich als ĂŒberaus ergiebig. In keinem anderen Bereich der gesprochenen oder geschriebenen Sprache treten rhetorische Gestaltungselemente so geballt auf wie in den phraseologisierten WortfĂŒgungen. Dabei scheinen solche PhĂ€nomene wie Metonymie (bis ins Grab), Synekdoche (unter vier Augen), Oxymoron (beredtes Schweigen) oder Alliteration (klar wie KloĂbrĂŒhe) an der Verfestigung der einst freien Lexemverbindungen maĂgeblichen Anteil zu haben. Trotz der BeschrĂ€nkung auf einige hundert Redewendungen des Deutschen weist diese Untersuchung weit ĂŒber das Gebiet der Germanistik hinaus: Es werden Ursachen und Wege der Phraseologiebildung beschrieben, die sich ebenso auch in zahlreichen anderen Sprachen beobachten lassen.