Lehrbuch der Zahntechnik
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Lehrbuch der Zahntechnik

Band 1: Anatomie, KieferorthopÀdie

Arnold Hohmann, Werner Hielscher

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Lehrbuch der Zahntechnik

Band 1: Anatomie, KieferorthopÀdie

Arnold Hohmann, Werner Hielscher

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Das "Lehrbuch der Zahntechnik" von Hohmann/Hielscher gilt als Standardwerk fĂŒr die Ausbildung an Berufs- und Meisterschulen. Die beiden Fachlehrer fĂŒr Zahntechnik haben nun, nach lebenslanger Erfahrung im pĂ€dagogischen Dienst und im Zuge der Entwicklungen im zahntechnischen Bereich, ihr dreibĂ€ndiges Werk nochmals ĂŒberarbeitet.Die neue Auflage prĂ€sentiert sich mit vollstĂ€ndig ĂŒberarbeiteten und erweiterten Inhalten und im neuen Design. DurchgĂ€ngig anschaulich gestaltet und farbig illustriert ist der Klassiker eine wesentliche Grundlage fĂŒr die zahntechnische Ausbildung in Schule und Labor.

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Information

Year
2019
ISBN
9783868672213
Edition
8
Subtopic
Dentistry

KieferorthopÀdie

Definition und Umfang des Fachbereichs
KieferorthopĂ€die ist die Lehre von der Beschreibung und Behandlung der Abweichungen einer regelrechten Entwicklung des Kausystems. Behandelt werden Zahnstellungsanomalien, fehlerhafte Kieferentwicklungen und Bisslagenfehler sowie Entwicklungsstörungen in der Zahn- und Kieferanlage. Eine Gebissfehlentwicklung lĂ€sst sich an statistischen Normalwerten eines optimalen Kausystems bemessen. Dieses Normgebiss ist ein korrektes Gebiss, bei dem sich die Systemteile im Laufe eines Differenzierungsprozesses in einem funktionellen Gleichgewicht entwickelt haben. Der Differenzierungsprozess ist genetisch gesteuert, wird aber von funktioneller Inanspruchnahme beim Kauen unterstĂŒtzt und von anderen EinflĂŒssen verĂ€ndert. Das Resultat ist daher nicht immer ein optimales Regelgebiss, sondern es können Fehlentwicklungen auftreten, die als Dysgnathien bezeichnet werden.
Die Aufgaben der KieferorthopÀdie sind:
- Erkennen von Abweichungen vom normalen Entwick lungsgang rechtzeitig;
- Bestimmen des Ausmaßes einer Fehlentwicklung;
- Einleiten geeigneter Behandlungsmaßnahmen;
- Verhindern weiterer Gebissanomalien;
- Verhindern von RĂŒckfĂ€lle nach erfolgter Behandlung;
- Verbessern der Kau- und Sprachfunktion;
- Vermindern von ParodontalschÀden und KariesanfÀlligkeit;
- Verbessern der Àsthetischen Wirkung.
Behandlungsziel besteht darin, Dysgnathien in eugnathe Regelgebisse zu ĂŒberfĂŒhren, fehlerhafte Einzelzahnstellungen, deformierte Zahnbögen oder Bisslagenfehler auszugleichen, ohne SchĂ€digung des Gebisses.
Bei der FunktionskieferorthopĂ€die (FKO) werden die FunktionsablĂ€ufe bei Bewegung und Belastung des Kausystems zur Formentwicklung der Zahnbögen, der Zahnstellungen, der Kieferknochen und der Kiefergelenke genutzt. Fehlentwicklungen des Kausystems werden durch orthopĂ€dische GerĂ€te gestoppt und in eine regelrechte Entwicklung ĂŒberfĂŒhrt, ohne elastische Elemente oder externe mechanische Einwirkungen zu benutzen. Die wechselseitige Beziehung zwischen Form und Funktion wird ausgenutzt, um Fehlfunktionen und Fehlentwicklungen des Kausystems auszuheilen.
In der FKO werden abnorme Gebissentwicklungen noch wÀhrend ihrer Entstehung abgefangen und unter Ausnutzung wachstumsbedingter, funktioneller KrÀfte behandelt. Durch die Normalisierung der Form soll die Funktion richtiggestellt und umgekehrt, durch die Korrektur der funktionellen AblÀufe die Form reguliert werden. Die mechanische Wirkungsweise von FKO-Apparaten beruht darauf, funktionelle MuskelkrÀfte umzulenken und als Umbaureize zu nutzen. Der physiologische Gewebeumbau erfolgt ohne aktive Federelemente oder Schrauben.
KieferorthopĂ€dische Apparate nach dem Prinzip der FKO ĂŒbertragen die im Kausystem wirkenden funktionellen EinflĂŒsse der Muskulatur auf die ZĂ€hne und Kieferanteile. Das erfolgt dadurch, vertikale KrĂ€fte beim Zubeißen in horizontal wirkende, intermittierende Reize zur Umbildung der StĂŒtzgewebe umzuleiten und zugleich die Lippen- und ZungeneinflĂŒsse abzuĂ€ndern. Das einfachste Prinzip eines solchen Apparates ist die schiefe Ebene. In der Regel laufen Fehlentwicklungen der Form einher mit Fehlfunktionen. Aber die isolierte Ausheilung der einen Komponente (Funktion) muss nicht notwendig auch zur Korrektur der anderen (Form) fĂŒhren; anders gesagt: Über Muskeltraining eine Änderung der FunktionsablĂ€ufe zu erreichen, um dadurch ZahnstellungsĂ€nderungen zu erzwingen, wird nur möglich sein, wenn die Dysfunktion der Muskeln auch Ursache der Fehlstellung war. Entsprechend der verschiedenen AnsĂ€tze in der KieferorthopĂ€die haben sich unterschiedliche kieferorthopĂ€dische Behandlungstechniken durchgesetzt.
Zahnverschiebungen durch kieferorthopÀdische Behandlungstechniken kommen durch Krafteinwirkung zustande, indem UmbauvorgÀnge im parodontalen Gewebe, im alveolÀren Kieferknochen und im Kiefergelenkgewebe angeregt werden.
UmbauvorgÀnge können veranlasst werden durch funktionelle Reize, die von den auf das Kausystem einwirkenden Muskeln ausgehen. Umbaureize lassen sich jedoch auch durch permanent wirkende KrÀfte bestimmter GerÀtekonstruktionen initiieren.
Nach der Möglichkeit, kieferorthopĂ€dische Umbaureize im Gewebe entstehen zu lassen, unterscheiden sich die Behandlungsmethoden, mit denen unterschiedliche Auffassungen ĂŒber die Machbarkeit und ZulĂ€ssigkeit bestimmter GerĂ€tetypen und Techniken verbunden sind.
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Abb. 488 Die kieferorthopĂ€dische Befunderhebung analysiert das Ausmaß einer Gebissfehlentwicklung. Die verschiedenen Analysebereiche erfassen die Abweichungen von der regelrechten Entwicklung und geben Hinweise auf das Behandlungsausmaß.
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Abb. 489 Die kieferorthopÀdische Behandlung betrifft die Formentwicklung der Zahnbögen, der Zahnstellungen, der Kieferknochen und der Kiefergelenke.

KieferorthopÀdische Modellanalyse

Örtliche Okklusionsabweichungen, Zahnstellungsfehler und Bisslagenfehler lassen sich am Patienten direkt feststellen oder anhand der Kiefermodelle. Modelle sind hervorragende Hilfsmittel zur eingehenden Analyse der Gebissanomalie und zur Konstruktionsplanung. FĂŒr messtechnische Beschreibung der Zahnbogenform und deren Deformationen sind die Modelle sogar besser geeignet als die Untersuchung am Patienten.
Es gibt mehrere Verfahren der Modellanalyse, mit der eine AbhĂ€ngigkeit zwischen Zahnbreite und Zahnbogenausmaß mathematisch erfasst wird. Zur jeweiligen Breite der SchneidezĂ€hne gehört eine bestimmte Breite und Höhe des Zahnbogens. In statistischen Erhebungen von normalen Zahnbögen wurde diese Relation in Formeln und Tabellen zusammengefasst. Dieses Analyseverfahren gibt einen guten Anhalt fĂŒr die erforderliche Zahnbogenaufweitung oder -einengung.
Die Pont-Relation ist das bekannteste Verfahren der Modellanalyse, bei der die Summe der Breite aller vier SchneidezÀhne im Oberkiefer (Summe der Incisivi = SI) die Breite des Zahnbogens an zwei Stellen, nÀmlich an den ersten PrÀmolaren und ersten Molaren angibt (vgl. Seite 119):
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FĂŒr die Höhe des Zahnbogens wird der senkrechte Abstand von der Transversalen zwischen den PrĂ€molaren zu den SchneidezĂ€hnen berechnet:
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Es wird deutlich, dass die Lage der Messpunkte an den ZĂ€hnen exakt festgelegt sein muss, um die Messung sinnvoll und vor allem ĂŒberprĂŒfbar zu machen. Die Summe der Inzisivenbreiten wird gebildet aus den Einzelmaßen der mesio-distalen AbstĂ€nde der Approximalkontakte bei den oberen vier SchneidezĂ€hnen. Wenn die oberen Zahnbreiten nicht gemessen werden können, weil sie nicht alle durchgebrochen sind, so misst man die Zahnbreiten der SchneidezĂ€hne im Unterkiefer. Da ein festes GrĂ¶ĂŸenverhĂ€ltnis der unteren zu den oberen SchneidezĂ€hnen besteht, kann ĂŒber die VerhĂ€ltniszahl die Pont-Relation errechnet werden. Im Durchschnitt betrĂ€gt das VerhĂ€ltnis der oberen Schneidezahnbreiten zu den unteren Schneidezahnbreiten 4 zu 3.
Die Messpunkte fĂŒr die Transversale an den oberen PrĂ€molaren liegen in der Mitte der Zentralfissur. Die Messpunkte fĂŒr die Molarentransversale im Oberkiefer liegen auf den ersten Molaren in den Zentralen Gruben. Im Unterkiefer liegen die Messpunkte der PrĂ€molarentransversalen am Kontaktpunkt zwischen Vierer und FĂŒnfer. Die Molarentransversale des Unterkiefers verlĂ€uft zwischen den zentralen bukkalen Höckern.
Das obere und untere Zahnbogenlot verlÀuft senkrecht auf den PrÀmolarentransversalen stehend zu den okklusalen Kontaktpunkten der mittleren SchneidezÀhne; das bedeutet, sie liegen bei den unteren ZÀhnen auf den Schneidekanten und bei den oberen Einsern auf den PalatinalflÀchen etwa 2 mm von den Schneidekanten entfernt.
Zur Vermessung der Modelle steht eine durchsichtige Gitternetzplatte mit Zentimeter- und Millimetereinteilung zur VerfĂŒgung. Oft sind an der Mittellinie Stifte angesetzt, mit denen sich die Messplatte an der Mittellinie des Modells befestigen lĂ€sst. Die Vermessung des oberen Zahnbogens erfolgt in folgenden Schritten:
- Inzisivenbreiten werden gemessen;
- Transversalen an PrÀmolaren und Molaren sowie das Zahnbogenlot werden berechnet;
- Modellmitte wird festgelegt und eingezeichnet;
- Messplatte wird mit der Mittenkennzeichnung ĂŒber die Modellmitte gebracht;
- Messplatte wird durch die angenommene PrÀmolaren-transversale gelegt;
- Abweichungen zu den Istwerten werden in zwei Richtungen abgelesen und notiert.
So werden Asymmetrien der Zahnbögen und Einzelzahnabwanderungen bestimmt. Die Systemfehler dieser Modellanalyse liegen in der natĂŒrlichen Varianz individueller Gebisse und in der Lageunsicherheit der Fixpunkte, von denen aus die Abweichungen bestimmt werden. Wenn schon die Bezugspunkte (distaler PrĂ€molar oder Raphe-Papilla-Transversale) verlagert sind, lassen sich nur relative Deformationen oder Verlagerungen bestimmen. Extraorale Fixpunkte, wie die SchĂ€delbezugslinien, die in ihrer Richtung und ihrem Abstand zu intraoralen Fixpunkten festliegen, ermöglichen objektivere Messungen.
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Abb. 490 Die kieferorthopÀdische Modellanalyse zur messtechnischen Erfassung der Zahnbogenform stellt eine Relation zwischen der Summe der Schneid...

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