Klassische Porträtfotografie
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Klassische Porträtfotografie

Effektvoll beleuchtet, modern inszeniert, meisterhaft fotografiert

Christian Haasz

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  1. 256 pages
  2. German
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Klassische Porträtfotografie

Effektvoll beleuchtet, modern inszeniert, meisterhaft fotografiert

Christian Haasz

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Was macht ein handwerklich perfektes Porträt aus? Welches Equipment braucht man? Wie schafft man es, die Persönlichkeit einzufangen oder zumindest die Illusion davon zu erzeugen? Welche Tipps und Kniffe haben Gültigkeit? Fragen über Fragen, auf die Ihnen dieses Buch die Antwort liefert.Das Buch versetzt jeden Amateurfotografen in die Lage, mit jedem Kamerasystem und unterschiedlicher Ausstattung unter kontrollierten Lichtbedingungen beeindruckende Porträts zu fotografieren. Lichtsetzung, Inszenierung und bildgestalterische Grundlagen sind die tragenden Säulen, auf denen dieser Fotoratgeber steht. Technik und Trends sind wichtig, die Grundlage jeder Art von Porträtfotografie ist jedoch das kreative Handwerk. Gestaltung durch Licht und Farben, Blende, Verschlusszeit, Perspektive und Brennweite – wer davon keine Ahnung hat, erzielt nur Glückstreffer. Zu differenziert ist die Gestaltung eines Porträts und zu wichtig sind manchmal Kleinigkeiten, die man beim Shooting kaum wahrnimmt. Ein Blick, eine Geste, ein einfallender Sonnenstrahl – das meiste ist planbar, das Salz in der Suppe sind aber situative Faktoren, die man nur mit viel Erfahrung und manchmal eben auch etwas Glück für sein Foto nutzen kann. Je ausgeprägter die handwerkliche Erfahrung, desto kreativer kann man auf Unvorhergesehenes reagieren.Christian Haasz zeigt eindrucksvoll die vielen Gesichter der klassischen Porträtfotografie und animiert dazu, von den Standards ausgehend neue Ideen zu entwickeln und diese nach Möglichkeitspontan umzusetzen. Schauen Sie über die Schulter eines Profis, machen Sie nach, kopieren Sie und blicken Sie dabei über den vorgegebenen Horizont hinaus.

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Information

Year
2016
ISBN
9783645223119
Edition
1
Topic
Art
Subtopic
Photography

1. Der Mensch und seine Abbilder

Natürlich bilden Menschhen schon seit Anbeginn ihrer evolutionären Zeitrechnung sich selbst und andere ab. Höhlenmalereien und frühgeschichtliche skulpturale Darstellungen zeugen von Wesen und Drang des Menschen, Abbilder seiner selbst der Geschichte zu hinterlassen. Warum das so ist? Es gibt sicher viele Deutungsansätze, die man in der psychologischen oder kunsthistorischen Literatur finden kann. Aber hilft uns die Erkenntnis darüber, warum wir uns selbst gern abbilden, weiter, um bessere Fotografen zu werden? Ich denke nicht. Belassen wir es also vorerst bei dem Fakt, dass Menschen sich und andere Menschen künstlerisch konservieren. Und überlegen wir, wie wir uns darin verbessern, unseren Bildern mehr Persönlichkeit innewohnen zu lassen.
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Früher machten Künstler Selbstporträts – heute macht jeder ständig Selfies. Natürlich geht es nicht bei jedem Schnappschuss um Kunst. Aber wenn man über die reine Dokumentation momentanen Spaßes hinausgeht, kann man mit Selbstporträts eine Menge lernen.
105 mm | f/8 | 1/100 s | ISO 100 | Sonstiges: rechteckig aufgehängte Softbox, Aufheller weiße Wand
Wir als Fotografen im digitalen Zeitalter haben gegenüber einem Höhlenmaler, einem Bildhauer der Antike oder einem Maler der Renaissance ein paar entscheidende Vorteile. Wir haben zum Beispiel über das Internet unendlich viele Lernquellen zur Verfügung und müssen unser Handwerk nicht zwangsläufig von einem oder einigen wenigen Meistern erlernen. Wir können unser Werk schnell der ganzen Welt zugänglich machen. Und wir können uns in extrem kurzer Zeit weiterentwickeln. Es dürfte klar sein, dass all diese vermeintlichen Errungenschaften tiefschwarze Schattenseiten haben. Und leider gibt es darüber hinaus auch noch einen gravierenden Nachteil gegenüber den alten Meistern: die Verführung durch Schnelllebigkeit und dadurch letztlich künstlerische Oberflächlichkeit.
Selfies
Seit einigen Jahren ist ein Phänomen zu beobachten, das das Bedürfnis des Menschen nach Abbildungen seiner selbst auf die absolute Spitze treibt: Selfies. In jeder noch so verrückten und nicht auszudenkenden Lebenslage kommt irgendwer auf die Idee, mit seinem Handy ein Selbstporträt zu schießen und es mit der Welt zu teilen. Gerade der zweite Aspekt erweitert den alten Begriff des Selbstporträts ganz entscheidend, da die Verbreitung eines Selbstporträts in den sozialen Netzwerken immer auch ein Statement und ein Status-Update ist. Aber ebenso wie ein Maler im 19. Jahrhundert mit einem Selbstporträt etwas von sich zeigen und der Nachwelt hinterlassen wollte, ist auch ein Selfie im Prinzip dazu geeignet, einen Aspekt der Persönlichkeit zu erfassen und quasi zu konservieren. Die Frage ist nur: Welcher der täglich millionenfach veröffentlichen Selfies hat eine echte Bedeutung für die kulturell interessierte Menschheit? Andererseits, wie konnte Andy Warhol so viel Bedeutung aus etwas so Banalem wie einer Suppendose herausholen?

Problem Internet, Problem Kommentar

Ein großes Problem des Internets und diverser sozialer Netzwerke und Fotoforen ist, dass solche Netzwerke vor allem durch simple Lügen am Laufen gehalten werden. Schreib ich bei dir was Nettes, schreibst du bei mir was Nettes. Ehrliche und fundierte Kritik – wer von den ganzen Fotografen da draußen kann schon fundiert kritisieren? – ist nicht gerade eine Ware, mit der man seinen sozialen Status im Web erhöht. Betrachtet man die vielen Kommentare und die vielen Fotos in den vielen Foren, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass diese Wertungen ebenso sinnlos sind wie die meisten Bewertungen bei Amazon.
Es ist geradezu lächerlich, zu glauben, dass die lobhudelnden Kommentare unter grottenschlechten Fotos auch nur im Ansatz dazu beitragen würden, dass der das Machwerk verbrechende Fotograf sich weiterentwickelt. Im Gegenteil. Es wird ihm eine vermeintliche Qualität seiner Aufnahmen vorgegaukelt, die ihn davon abhält, sich objektiv mit seinen Bildern auseinanderzusetzen. Sollte man daher komplett auf die Veröffentlichung in der Fotocommunity, in der Model-Kartei und so weiter verzichten?
Nein, natürlich nicht. Aber man sollte versuchen, sich vom Wohlwollen der anderen Fotografen unabhängig zu machen. Und man sollte lieber mal um einen gezielten Kommentar oder um eine Meinung von jemandem bitten, dessen darstellerische Qualität man selbst beeindruckend findet.
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Der Vorteil von Fotocommunitys liegt darin, dass man schnell Gleichgesinnte und Models findet, mit denen man arbeiten kann. Der Nachteil: Die meisten Kommentare drehen sich um Selbstbeweihräucherung und Lobhudelei.

Fotografie als schlechte Malerei

Vermutlich haben sich zu der Zeit, als die Fotografie die Malerei zu konkurrieren begann, manche Künstler ähnliche Gedanken gemacht und ihre Gegenwart ebenso skeptisch gesehen, wie ich das nun tue. Wie kann eine Fotografie den gleichen künstlerischen Wert haben wie ein handwerklich und konzeptuell perfekt ausgearbeitetes Porträt in der Malerei? Nun, zuerst einmal sind nicht alle gemalten Porträts nur deswegen bemerkenswert, weil sie gemalt wurden. Und dementsprechend sind nicht alle fotografischen Porträts grundsätzlich weniger wert als ein Ölgemälde oder ein Aquarell, nur weil die Fotografie schneller und unmittelbarer entsteht.
Denkt man den Gedanken der künstlerischen Qualität konsequent weiter, ergeben sich für das eine wie für das andere bestimmte Merkmale, die erfüllt sein müssen, um aus dem Bild eines Menschen ein beeindruckendes Porträt zu machen – unabhängig vom jeweiligen Medium. Insofern braucht sich niemand mit seinen Porträts zu verstecken, nur weil die Bilder mit einer Digitalkamera entstanden sind.

Pixelqualität vs. konzeptuelle Qualität

Während die Pixelzähler unter den Fotografen, von denen es übrigens unzählige gibt, in der Regel kein vernünftiges Porträt zustande bringen – es liegt in der Natur der Sache, dass ein Blinder keine Farben erklären kann –, stellt sich für den nicht pixelzählenden Fotografen die Frage, ob und wie viel Einfluss die rein technische Bildqualität auf seine Arbeit haben darf.
Konkret: Wenn man ein Foto unter miesen Lichtbedingungen aufnimmt, das Bild gerade so nicht verwackelt, in den Farben und Kontrasten flau und auf Pixelebene furchtbar verrauscht ist, stellt sich die Frage, ob man das Foto noch als großes Werk feiern kann, wenn Ausdruck und Bildkomposition perfekt waren. Klare Antwort: Nein! Außer, die mangelhafte technische Bildqualität war Teil eines schlüssigen und nachvollziehbaren Konzepts.
Im Fall technischer Unzulänglichkeiten sollten Sie durchaus mal bei einem Pixelzähler nachfragen/nachlesen, was man gegen Bildrauschen, flaue Farben und schlecht differenzierten Kontrast tun kann. Aber vermeiden Sie es auf jeden Fall, technische Daten und das neueste Zubehör zu einem Fetisch zu erheben. Die Fixierung auf das neueste Kameramodell, den tollsten Kameragurt, das praktischste Fernauslösegerät lenkt Sie davon ab, worum es in der Porträtfotografie eigentlich geht: um Menschen.
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Wer glaubt, eine mordsteure Kamera samt kompletter Studioausrüstung sei die einzige Grundlage für gute Porträts, hat keine Ahnung von Fotografie. Und wer glaubt, ohne vernünftiges Equipment könnte man jederzeit nur mit dem Sinn für Bildgestaltung und Kreativität High-End-Porträts schaffen, irrt auf ähnliche Weise. Erst das Zusammenspiel von Technik und Kreativität auf hohem Niveau führt zu herausragenden Bildern, und auch das nicht beliebig und zu jeder Zeit.

2. Eine echte Persönlichkeit oder die Illusion davon?

Es ist immer dieser eine Blick, der fasziniert. Wenn jemand tiefgründige Blicke beliebig produzieren kann, kann in der Porträtsession fast nichts schiefgehen. Anna ist vor der Kamera Profi und konnte fast nach Belieben die Emotionen zeigen, die ich mir während der Fotosession gewünscht hatte.
100 mm | f/8 | 1/160 s | ISO 100 | Sonstiges: große, runde Softbox ohne Frontdiffusor für hartes Licht, ein Effektlicht für die Haare (Normalreflektor), Spot für den Hintergrund
Ist ein Porträt nicht grundsätzlich eine große Lüge? Man könnte argumentieren, dass eine Fotografie in einem Bruchteil einer Sekunde entsteht, man also nur einen Augenblick der Wirklichkeit quasi einfriert. Was lässt sich in einer hundertstel Sekunde schon zeigen? Emotionen, die Seele? Oder einfach nur eine zuvor für den Zweck vorbereitete Oberfläche? Im Grunde arbeiten alle Fotografen, die sich mit Menschen beschäftigen, auf Augenblicke hin und hoffen darauf, dass einer der Augenblicke beim Porträtieren genau der eine, entscheidende Augenblick ist und sie im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Was macht dann aber ein gutes Porträt aus, bei dem man als Betrachter das Gefühl hat, etwas von dem Menschen vor der Kamera zu erfahren?
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Sieht man hier die Frau oder ein Stereotyp? Wie schafft man es, den Menschen vor der Kamera zu zeigen und nicht bloße Maske und Abziehbild?
70 mm | f/4 | 1/100 s | ISO 160 | Sonstiges: Striplight vorn links (aus Kamerasicht), Aufheller (Striplight) mit minimaler Leistung von rechts hinten
Als Fotograf hat man einige Mittel an der Hand, um bestimmte Stimmungen und Illusionen zu erzeugen. Das beginnt bei der Kleidung des Menschen, geht weiter über Make-up und Frisur, den Hintergrund bzw. die Kulisse und endet natürlich beim Licht.
Aber auch die Wahl der Kamera sowie die der technischen Merkmale wie Brennweite, Empfindlichkeit und Verschlusszeit tragen zur Gestaltung eines Porträts bei. Wenn der Fotograf mit seinem Handwerkszeug nun aber bewusst gestalten und im Prinzip beliebig festlegen kann, was vor seiner Kamera geschieht, bedeutet das aber auch, dass man keinem Porträt vertrauen darf. Man kann den Menschen vor der Kamera im Grunde als leere Leinwand sehen, die der Fotograf mit seinen Mitteln bearbeitet, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Immer vorausgesetzt, der porträtierte Mensch spielt mit und macht, was der Fotograf verlangt.

Lach doch mal!

Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis: Eine Mutter kommt mit ihrem süßen, blond gelockten Mädchen kurz vor Weihnachten ins Studio. Es geht natürlich um Porträts, die für Oma und Opa gedacht sind. Die Mittel des Fotografen bestehen nun darin, einen hellen, himmels- oder wolkengleichen Hintergrund zu verwenden, viel Licht von vorn aufs Gesicht sowie von hinten auf die Haare zu setzen, das Mädchen dazu zu bringen, verträumt in die Kamera zu sehen.
Die Realität sieht jedoch fernab des – letztlich doch alle zufriedenstellenden – Porträts völlig anders aus. Das Mädchen war genervt, war offensichtlich überfordert mit der schrecklichen Situation. Mama war ebenso genervt, da man für den Porträttermin nur eine halbe Stunde Zeit eingeplant hatte, sich das Mädchen aber bereits beim Hairstyling nicht sonderlich kooperativ verhielt. Die Stimmung wurde also immer angespannter und hektischer.
Und dann der Klassiker: »Jetzt lach doch mal! Ist doch für Oma und Opa. Die wollen dich doch lieb lachen sehen!« Es ist ein Segen, dass meine Studioblitzgeräte in diesem Fall nur rund 1/1000 Sekunde aufleuchten. Denn hätte ich Porträts gemacht, die eine Zeitspanne von 10 Sekunden oder ein paar Minuten zeigen würden, wären Oma und Opa an diesem Weihnachten sicher nicht so glücklich und zufrieden gewesen beim Anblick ihrer süßen Enkelin. Als Fotograf muss man mit seiner Zeit haushalten und die richtigen Augenblicke erwischen. Und ab und zu muss man die Mama bitten, draußen vor der Tür zu warten. Dann klappt‘s auch mit dem Engelchen zu Weihnachten.
fam15-8577
Die beiden hatten Spaß beim Fotografieren, was man auch deutlich sieht. Würde man versuchen, zwei Kinder gleichzeitig zu einem gekünstelten Lächeln zu bewegen, müsste man schon viel Glück oder große Fähigkeiten in Photoshop...

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