1 BUNTE MOTIVVIELFALT
»Man geht nie zweimal in denselben Garten«, lautet ein schönes GĂ€rtnersprichwort. Ein Garten verĂ€ndert sich stĂ€ndig, denn sein Inhalt lebt und wandelt sich. Manches entwickelt sich ĂŒber Jahre, anderes bereits im Laufe eines Tages. Ein Garten hĂ€lt stĂ€ndig neue Ansichten und fĂŒr den Fotografen neue Motive bereit. Allein der Sonnenlauf am Tag verĂ€ndert BlĂŒten und Pflanzen in ihrer Ausstrahlung. Mit einem Blick fĂŒr Details lassen sich spannende Gartenmotive einfangen, die Begeisterung auslösen. SCHĂN IST, WAS GEFĂLLT
Gelungene Garten- und Pflanzenbilder sind meist nicht das Ergebnis zufĂ€lliger SchnappschĂŒsse, sondern entstammen der Handwerkskunst eines Fotografen. Wie bei allen Kunstformen entscheidet letzlich der persönliche Geschmack, denn »schön ist, was gefĂ€llt«. Zur UnterstĂŒtzung gibt es jedoch einige Regeln und Techniken, um bestimmte Details hervorzuheben und Bilder harmonisch wirken zu lassen.
Ein Garten bietet unzĂ€hlige Motive, sofern er nicht nur aus Rasen oder Betonpflaster besteht. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fotostudio befindet sich die Fotokulisse im Freien â mit allen Vor- und Nachteilen. Blumenbeete aus Gehölzen, Stauden, GrĂ€sern und Sommerblumen sind perfekte Motivspender. Fast ganzjĂ€hrig findet man Details und Situationen, fĂŒr die sich der Einsatz der Kamera jederzeit lohnt.
Den Namen Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) erhielt die Pflanze aufgrund des Schachbrettmusters ihrer BlĂŒten. Gegenlichtaufnahmen bringen die BlĂŒtenmuster erst richtig zum Ausdruck.
Brennweite 85 mm :: Blende f/2.8 :: Belichtungszeit 1/400 s :: ISO 100
Helle BlĂŒtenfarben, z. B. das Gelb der Studentenblumen (Tagetes), wirken in der Bildkomposition aufhellend und lenken den Blick zuerst auf sich.
Brennweite 65 mm :: Blende f/2.8 :: Belichtungszeit 1/1000 s :: ISO 100
JEDER GARTEN IST ANDERS
Die Gartenfotografie ist ein Spezialgebiet der Landschafts- und Naturfotografie. Diese fotografische Kunstform erscheint vergleichsweise einfach und wird leider nur allzu oft auf das »Knipsen von BlĂŒmchen« reduziert. Gartenfotografie ist jedoch weitaus mehr, denn sie verbindet wissenschaftliche Dokumentation mit kunstvoller Ăsthetik. FĂŒr den Hobbybereich muss man die Botanik aber nicht studiert haben, es zĂ€hlt allein die Schönheit der Blumen im Bild.
Zentrale Punkte in der Gartenfotografie
In seiner FlĂ€che ist ein Hausgarten beschrĂ€nkt. Viele Gartenpflanzen sind mehrjĂ€hrig und bleiben ĂŒber Jahre an ihrem Platz. Das setzt der Gartenfotografie Grenzen. Im GroĂen und Ganzen wird man meistens PflanzenportrĂ€ts im Hausgarten fotografieren. Motive sind vorrangig BlĂŒten, Pflanzenmerkmale sowie die gesamte Pflanze an ihrem Standort.
Ein weiterer zentraler Punkt bei der Gartenfotografie ist der Lichteinfall. Im Freien ist man auf die natĂŒrliche Lichtquelle angewiesen, sodass Bauwerke oder groĂe BĂ€ume in der Nachbarschaft einen direkten Einfluss ausĂŒben. Machen Sie GartenspaziergĂ€nge zu verschiedenen Tageszeiten. Schauen Sie sich den Garten aus unterschiedlichen Perspektiven an. Hocken Sie sich dabei hin, um mit den Blumen und Pflanzen auf Augenhöhe zu sein. So bekommen Sie langsam ein GefĂŒhl dafĂŒr, wie sich Details und Situationen im Laufe des Tages Ă€ndern.
Blumen- und Pflanzenbilder gibt es im Internet in HĂŒlle und FĂŒlle. Wozu sollte dann der eigene Garten mit seiner Flora fotografiert werden?
FĂŒr Gartenliebhaber stellt sich diese Frage nicht, denn sie wissen, der Garten verĂ€ndert sich schneller, als man es sich wĂŒnscht. Die Gartenfotografie im privaten Rahmen lĂ€sst sich gut als Gartendokumentation beschreiben. Sie zeichnet die VerĂ€nderungen im Laufe eines und der darauffolgenden Jahre auf. Obwohl die Blumen die Hauptakteure in dieser Fotografie sind, erhalten die VerĂ€nderung und der Wandel des Gartens eine besondere Bedeutung.
Wachstums- und BlĂŒhphasen dokumentieren
Vor ĂŒber zehn Jahren pflanzte ich eine panaschierte (gelbgrĂŒne) Stechpalme, die ich als B-Ware preiswert von einer Baumschule erhielt. Sie war nicht sehr ansehnlich â geschweige denn fotogen. Jeder weiĂ, dass Stechpalmen im rauen Klima schwierig und sehr langsamwĂŒchsig sind. FĂŒnf Jahre vegetierte sie an ihrem Standort und wuchs nur unwesentlich. Danach Ă€nderte ich meine Pflegestrategie, und die Pflanze explodierte förmlich. Heute misst sie knappe drei Meter und hat zwei Meter Durchmesser. Zwar habe ich von damals nur SchnappschĂŒsse, aber es macht mich glĂŒcklich, den Ausgangspunkt mit dem heutigen Ergebnis zu vergleichen.
Noch schöner sind solche optischen Erlebnisse in einem Blumenbeet. Darin finden sich weitaus mehr Pflanzen. Ihre Entwicklung vom FrĂŒhjahr bis zum nĂ€chsten Winter fotografisch zu begleiten macht viel Freude, und man lernt die Natur besser kennen.
Die gelbgrĂŒn-laubige Stechpalme ist ein langsamwachsendes immergrĂŒnes Laubgehölz, das im Herbst einen zusĂ€tzlich zierendenFruchtschmuck ausbildet.
Brennweite 53 mm :: Blende f/3.2 :: Belichtungszeit 1/200 s :: ISO 100
INSPIRATION EN MASSE
Es sind das Leben und die stĂ€ndige VerĂ€nderung, die einen Hausgarten immerfort beeinflussen. Botaniker bezeichnen dies als Lebenszyklus und vegetative Entwicklung. Nicht zu unterschĂ€tzen sind zudem die Witterungs- und StandortverhĂ€ltnisse. Ăber das Jahr begleitet man die Pflanzen von ihrem Austrieb ĂŒber die prachtvolle BlĂŒte bis hin zum Absterben des Sprosses im Herbst. Jede Jahreszeit hat ihren unverwechselbaren Reiz im Blumenbeet. Trotz der EinschrĂ€nkung durch die Leitpflanzen bietet jeder Garten eine FĂŒlle von Bildinspirationen.
Faszinierende Blattstrukturen
Im Vergleich zu BlĂŒten haben BlĂ€tter und Laub zumeist einen geringeren Schmuckwert. Ausnahmen sind d...