1. Zootiere fotografieren
Das Buch »Im Zoo fotografieren« orientiert sich am Aufbau der Tierfotografie-Workshops von Regine Heuser, die sie mit groĂem Erfolg seit vielen Jahren anbietet. Ziel ist neben einer EinfĂŒhrung in die Grundkenntnisse der Bildgestaltung im Allgemeinen und der Fotografie im Besonderen, ein GespĂŒr fĂŒr das richtige Motiv, das richtige Setting und den richtigen Moment zu entwickeln.
Bedingungen fĂŒr die Fotografie im Zoo
Informieren Sie sich, bevor Sie in einem Zoo fotografieren, ob es diesbezĂŒglich EinschrĂ€nkungen gibt. Im Internet gibt es diverse Listen von zoologischen GĂ€rten mit den jeweiligen Bedingungen fĂŒr die Fotografie im Zoo. Es gibt Zoos, in denen das Fotografieren, egal ob privat oder gewerblich, kein Problem ist. Es gibt aber auch Einrichtungen, die bestimmte Bestimmungen stellen, die unter anderem auch die spĂ€tere Veröffentlichung von Bildmaterial z. B. in sozialen Netzwerken oder Fotocommunitys beinhalten.
Das nehme ich zum Zoo-Shooting mit
Mehrere Ersatzspeicherkarten, mindestens ein vollgeladener Ersatzakku, ReinigungstĂŒcher und Pinsel fĂŒr die Objektive sowie zwei Kamerabodys sind immer dabei. Ich arbeite bei meinen Shootings mit diversen Festbrennweiten und Zoomobjektiven, nutze aber fĂŒr die Zoofotografie in erster Linie Zoomobjektive mit Brennweiten von 70 bis 200 mm oder 100 bis 400 mm.
Wenn Sie Ihre Kamera beherrschen und bevorzugt mit manuellen Einstellungen arbeiten, können Sie sehr kreativ mit Licht arbeiten und auch schwierige Lichtsituationen meistern. Ich verwende keine Filter, aber die Gegenlichtblende ist immer drauf, auch bei bewölktem Wetter und im Studio.
Schutz vor Streulicht und Lichtreflexen
Die Gegenlichtblende ist nicht bei allen Objektiven im Lieferumfang enthalten, daher empfehle ich Ihnen, auf jeden Fall eine fĂŒr Ihre Optik passende Gegenlichtblende zu kaufen. Sie schĂŒtzt vor Streulicht und Lichtreflexen. Streulicht lĂ€sst Bilder weniger kontrastreich wirken und somit auch unschĂ€rfer.
GröĂere Distanzen mit Telekonverter
Da gute Objektive mit groĂen Brennweiten sehr teuer sind, können Sie auch alternativ einen Konverter einsetzen. Mit Telekonvertern erreichen Sie z. B. eine BrennweitenverlĂ€ngerung von 1,4 bis 2,0. Telekonverter sind wesentlich gĂŒnstiger als Festbrennweiten mit hohen Brennweitenbereichen von 300 mm oder mehr. Zudem ist auch das Gewicht bei Weitem nicht so hoch. Telekonverter sind also eine gute Möglichkeit, um gröĂere Distanzen zu den Tieren zu ĂŒberwinden.
Mit oder ohne Stativ in den Zoo?
Ich werde oft gefragt, ob ich mit Stativ arbeite. Nein, nicht im Bereich der Tierfotografie, es nimmt mir die FlexibilitĂ€t, schnell auf bestimmte Situationen reagieren zu können und beispielsweise von einem Querformat in ein Hochkantformat zu wechseln. Gerade weil ein Tier-Shooting nicht immer so planbar ist, sind Stative eher hinderlich. Ich möchte meine Position auch sehr flexibel verĂ€ndern können, mich hinsetzen oder hocken, das ist allerdings eine sehr individuelle Sache. FĂŒr mich ist ein Stativ eher hinderlich. Wenn Ihnen die AusrĂŒstung zu schwer ist, dann ist ein Stativ natĂŒrlich unverzichtbar. Besonders wenn Sie mit groĂen Brennweiten fotografieren möchten, kann das Equipment sehr schwer werden. Alternativ zu normalen Stativen sind Einbeinstative eine sehr gute Möglichkeit, wenn Sie viel in Zoos fotografieren.
Ein Stativ ist z. B. wichtig, wenn Sie Nachtaufnahmen, Makroaufnahmen oder Langzeitbelichtungen aufnehmen möchten oder wenn Sie ein Objektiv mit einer sehr groĂen Brennweite nutzen, z. B. 600 mm. Ob Sie also im Zoo ein Stativ nutzen möchten oder nicht, ist Ihre individuelle Entscheidung.
Erster Schritt zu besseren Bildern
In diesem Buch möchte Ihnen, da Sie fotobegeistert sind und sich fĂŒr das Fotografieren in Zoos interessieren, Tipps geben, wie Sie Zootiere richtig schön in Szene setzen können, und Ihnen gleichzeitig die Kameratechnik nĂ€herbringen. Sie lernen, wie Sie Ihre Kamera manuell steuern können, um Ihre Wunschergebnisse zu erzielen. Bilder, die zufĂ€llig gelingen, machen einen kurzfristig glĂŒcklich, aber Sie sind spĂ€ter frustriert, wenn Sie das nicht mehr reproduzieren können.
Richtig zu fotografieren, bedeutet auch, Bilder gestalten sowie mit Licht und Technik kreativ umgehen zu können.
Was kann man tun?
Wenn Sie in einem Zoo fotografieren möchten, sollten Sie zuerst einmal mit Ihrer Kamera und der Technik wirklich vertraut sein, und das lernen Sie in diesem Buch. Ich zeige Ihnen auch, wie man durch Glasscheiben und engmaschige Netze, die man oft an Vogelgehegen findet, fotografieren kann.
- Fotografieren Sie vielleicht nur mit der Vollautomatik?
- Nutzen Sie der Einfachheit halber die Motivprogramme Ihrer Kamera?
- Oder vertrauen Sie voll und ganz der ISO-Automatik, und trotzdem sind Ihre Bilder teilweise viel zu hell?
- Sind Sie mit Ihren Ergebnissen nicht zufrieden?
Nur wenn Sie lernen, Ihre Kamera manuell einzustellen, haben Sie die volle Kontrolle ĂŒber das Ergebnis. Keine Angst, es ist nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Vollautomatik und Motivprogramme sind bequem, aber sie eignen sich nicht zum ambitionierten Fotografieren. Trauen Sie sich, die Kamera auf den manuellen Aufnahmemodus M zu stellen!
Leider glauben immer noch viele, dass eine teure Kamera automatisch dazu fĂŒhrt, dass die Fotos besser werden. Das ist nicht der Fall. Sie glauben gar nicht, wie schlecht man mit einer Profikamera fotografieren kann, wenn man nicht weiĂ, wie man sie gezielt bedienen muss. Das Allerwichtigste ist, dass man mit einer Kamera umgehen kann, die ZusammenhĂ€nge der Technik versteht und den fotografischen Blick schult.
AnfĂ€ngern empfehle ich, fĂŒr den Einstieg in die Fotografie erst einmal mit einer einfachen AusrĂŒstung zu beginnen. Erst wenn man weiĂ, was einen spĂ€ter als Fotothema besonders interessiert, und wenn man etwas geĂŒbter ist, kann man StĂŒck fĂŒr StĂŒck aufrĂŒsten bzw. sich auf ein bestimmtes System festzulegen.
Wenn Sie sich, was anzunehmen ist, ĂŒberwiegend fĂŒr das Thema Zoofotografie interessieren, empfehle ich Ihnen eben auch ganz speziell fĂŒr diesen Bereich ein entsprechendes Equipment. Dann ist es sinnvoll, in ein gutes Objektiv mit entsprechender Brennweite zu investieren. Gute Objektive sind zwar teuer, aber lieber ein sehr gutes Objektiv als viele FehlkĂ€ufe, das wird mit der Zeit auch einiges an Geld verschlingen.
Beginnen Sie gerade erst mit der Fotografie oder denken ĂŒber die Neuanschaffung einer Kamera nach, rate ich Ihnen, sich lieber die Kamera Ihrer Wahl (ohne Objektiv) anzuschaffen und ein gutes Objektiv separat. Kameraangebote mit einem sogenannten Kit-Objektiv werden Sie auf die Dauer nicht glĂŒcklich machen. Entweder reicht die Brennweite nicht, oder die Abbildungsleistung der Linse ist so schlecht, dass Ihnen auch eine sehr gute Kamera am Kit-Objektiv nichts nĂŒtzt. Ausnahmen bestĂ€tigen natĂŒrlich wie immer die Regel.
Wenn Sie sich mit der Fotografie schon auskennen, wissen Sie auch, was Sie an Equipment brauchen. FĂŒr AnfĂ€nger ist das aber ein unĂŒberschaubarer Markt, und daher ist man auch vor FehlkĂ€ufen nicht gefeit. Beim Gang in ein FotofachgeschĂ€ft ist zu hoffen, dass der VerkĂ€ufer sich wirklich auskennt und Sie kompetent berĂ€t, aber das ist leider nicht immer der Fall. Jeder, der eine Kamera besitzt, die manuelle Einstellungen zulĂ€sst, kann seine Ergebnisse aber schon um LĂ€ngen verbessern. Dass Sie lernen, Ihre Kamera manuell zu steuern, ist der erste Schritt zu besseren Bildern.
Zusammenspiel von Blende, Zeit und ISO verstehen
Wer eine moderne Kamera besitzt, hat viele Möglichkeiten, kreativ zu fotografieren und mit Licht zu spielen. Hier sollte das Ziel sein, möglichst nicht mit den Automatikprogrammen zu arbeiten, sondern das Zusammenspiel von Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert zu verstehen und zu lernen, mit Licht umzugehen. Keine Angst, die Kamera manuell einzustellen, ist gar nicht so kompliziert, wie es vielleicht im ersten Moment scheint. Lesen Sie also ruhig weiter. Wenn Sie es schaffen, dieses Buch bis zur letzten Seite durchzulesen, dann schaffen Sie es auch, Ihre Kamera zu verstehen.
Welcher Kameratyp passt zu mir?
Eine Kompaktkamera, eine Bridgekamera, eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera? Welche Kamera die richtige ist, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Nehmen Sie sich Zeit beim Kamerakauf, recherchieren Sie im Internet und probieren Sie die Haptik all dieser Kameratypen im Fachhandel aus.
Es hĂ€ngt maĂgeblich davon ab, was Sie fotografieren möchten und welchen QualitĂ€tsanspruch Sie an die Bilder haben. Soll die AusrĂŒstung leicht und handlich sein, oder scheuen Sie auch nicht vor mehr GepĂ€ck zurĂŒck? Das sind erst mal die Basisfragen, die zu klĂ€ren sind, falls Sie noch keine Kaufentscheidung getroffen haben. Worauf ich Sie aber hinweisen möchte, ist, dass eine Kamera ohne optischen oder elektronischen Sucher nicht wirklich geeignet ist, ambitioniert zu fotografieren. Insbesondere die Bildgestaltung wird zu einem Problem, wenn Ihnen im Sommer die Sonne direkt auf das Kameradisplay scheint und Sie dann kaum noch etwas erkennen können.
An dieser Stelle erhalten Sie zunÀchst eine kleine Entscheidungshilfe, wenn Sie noch nicht genau wissen, auf welchen Kameratyp Sie sich festlegen wollen. Zur Auswahl stehen:
- die Premium-Kompaktkamera,
- die Bridgekamera,
- die spiegellose Systemkamera und
- die digitale Spiegelreflexkamera.
Premium-Kompaktkamera
Premium-Kompaktkameras sind von hoher VerarbeitungsqualitĂ€t, besitzen in der Regel ein sehr gutes Objektiv (Zoom oder lichtstarke Festbrennweite) und bieten bereits viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten. Daneben sind sie natĂŒrlich klein und handlich und lassen sich schon nach kurzer Einarbeitung schnell und einfach bedienen. Die Bildauflösung (in Millionen Pixeln/Megapixeln) liegt zwischen 10 und sogar schon 20 Megapixeln.
Der Nachteil von Kompakten besteht darin, dass das in der Kamera fest verbaute Objektiv eine bestimmte LichtstĂ€rke und Brennweite hat. FĂŒr Standardsituationen bis ca. 120 mm ist das absolut in Ordnung, wenn man aber mal eine Brennweite braucht, um z. B. den Tiger im Zoo in einiger Entfernung mit Telebrennweite aufzunehmen, stöĂt man schnell an die Grenzen des Möglichen. Vom Hintergrund freigestellte PortrĂ€ts gelingen nicht immer, was daran liegt, dass die SchĂ€rfentiefe vom AbbildungsmaĂstab abhĂ€ngt und dieser wiederum von der SensorgröĂe in Ihrer Kamera. Kleine Sensoren verfĂŒgen zwar ĂŒber eine ausgedehnte SchĂ€rfentiefe, fĂŒr professionelle TierportrĂ€ts ist das aber eher hinderlich. Der Hintergrund eines PortrĂ€ts ist bei gleichen Einstellungen grundsĂ€tzlich immer schĂ€rfer als der eines Fotos, das mit einer Kamera mit groĂem Sensor aufgenommen wurde.
Bridgekamera
Eine Bridgekamera ist eine Mischung aus Spiegelreflexkamera und Kompaktkamera. Bridgekameras sind in der Regel gut mi...