Friss oder stirb
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Friss oder stirb

Wie wir den Machthunger der Lebensmittelkonzerne brechen und uns besser ernähren können

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Friss oder stirb

Wie wir den Machthunger der Lebensmittelkonzerne brechen und uns besser ernähren können

About this book

Die machthungrigen Lebensmittelkonzerne setzen alles aufs Spiel. Mit der beispiellosen Irreführung der Konsumenten, der Vorspiegelung einer sauberen Landwirtschaftsidylle und dreistem Etikettenschwindel richten sie unsere jahrtausendealte Agrarkultur zugrunde. Kritische Konsumenten fühlen sich durch die zahlreichen Lebensmittelskandale zurecht für dumm verkauft. Was können wir noch essen? Clemens G. Arvay enthüllt, wie es in der (Bio-)Landwirtschaft wirklich zugeht. Auf seiner abenteuerlichen Reise durch Europa wagt er den Blick hinter die Kulissen und bringt die ungeschminkte Wahrheit der Agrarindustrie ans Licht. Er trifft unterwegs aber auch Bauern, die ihren Traum von einer ursprünglichen Landwirtschaft trotz aller Widerstände verwirklichen und zeigt Wege aus der Lebensmittelkrise.

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Information

II. Aufs Bio-Huhn gekommen

Mecklenburg-Vorpommern, 16. September 2012.
„Darf ich meine Kamera mit in den Stall nehmen und Fotos machen?“
„Ja, dürfen Sie.“
Wir begaben uns ins Auto und fuhren an einem ausgedehnten Stallgebäude vorbei zu einem anderen Stall, in dem ebenfalls Bio-Legehennen lebten. Wir blieben am Straßenrand stehen und stiegen aus.
„Nehmen Sie nur die Kamera mit.“
Ich folgte der Aufforderung und legte meinen Kugelschreiber wieder ins Auto.
„Nur die Kamera, habe ich gesagt!“
Ich blickte auf meinen Körper herab: „Ich habe doch nichts anderes bei mir als meine Kamera.“
„Lassen Sie die Kameratasche hier, ich möchte, dass Sie nur Ihre Kamera mit hineinnehmen.“
Ich nahm das Gerät aus der Tasche, legte diese zurück ins Auto und wollte in die Richtung des Stalls gehen.
„So, jetzt können Sie von hier aus ein Foto machen.“
Ich war überrascht: „Von der Straße aus? Da ist doch nichts zu sehen außer ein großes Tor und die Außenwand des Stalls.“
„Von der Straße aus können Sie fotografieren.“
„Sie sagten doch, ich dürfe die Kamera mit in den Stall nehmen.“
„Sie können jetzt von der Straße aus ein Foto machen und dann legen Sie die Kamera wieder zurück in den Wagen.“
„Dann mache ich gar kein Foto. Wieso sollte ich das Einfahrtstor fotografieren?“
Etwas verwirrt durch den Verlauf des Gesprächs, legte ich die Kamera zurück in das Auto. Wir besichtigten den Stall, in dem gemäß den Richtlinien der EU tausende Bio-Hennen ihre Bio-Eier legten. Es gab keine besonderen Vorkommnisse oder Anomalien im Stall. Wie ich später herausfinden sollte, fasste dieser Betriebsstandort üblicherweise 24.000 Bio-Hennen. Er war also zu dieser Zeit mit nur 18.000 unterbesetzt.
Ich fragte mich, weshalb wir ausgerechnet zu diesem Standort gefahren waren.
„Darf ich noch einen weiteren Ihrer Betriebe besichtigen? Wir sind ja gerade an anderen Stallungen vorbeigefahren.“
„Herr Arvay, wir kennen Ihren Standpunkt, wir haben uns Ihre Meinung im Fernsehen angesehen. Es gibt für Sie keinen weiteren Zugang zu unseren Betriebsgeländen.“
So verlief mein erstes Zusammentreffen mit Friedrich Behrens, Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof in Deutschland.

„Wir werden hart durchgreifen!“ –
Die Fürstenhof-Story

Am nächsten Tag an einem anderen Betriebsstandort des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof, ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern[2].
Fest umgriffen mit meinen Händen, streckte ich meine Spiegelreflexkamera über den Maschendrahtzaun und drückte mehrmals hintereinander auf den Auslöser. Ich tat dies unbeirrt von dem Motorengeräusch, das ich von hinten wahrgenommen hatte und das lauter und lauter wurde. Ohne mich umzudrehen, vernahm ich deutlich, wie sich ein Wagen näherte und über die dichte, grüne Grasdecke auf mich zu rollte. Er kam nur einen halben Meter hinter mir zu stehen – so nah, dass ich im Erdboden unter meinen Füßen die Vibrationen des laufenden Motors spürte. Ich senkte die Kamera vor meinem Körper langsam ab, ohne dabei den sicheren Griff zu lockern. Dann atmete ich einmal tief durch und drehte mich schwungvoll um. Vor mir stand, fast auf Fühlung herangefahren, ein dunkler Geländewagen. Das Fenster war geöffnet und ich blickte direkt in das Innere des bulligen Gefährts.
„Guten Tag“, begrüßte mich der in dezentes Jägergrün gekleidete Fahrer, ohne eine Miene zu verziehen. Er stellte sich als Frank Wehner vor. Herr Wehner wusste, wer ich war und dass ich bereits ein kritisches Buch über die biologische Lebensmittelindustrie verfasst hatte, in dem ich offengelegt hatte, „wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen“ – und zwar mit ihren Bio-Handelsmarken. Er wollte wissen, was ich hier, rund um seine Bio-Hühnerfarm, zu suchen hatte.
„Ich möchte ein paar Eindrücke aus der biologischen Eierproduktion festhalten, um die Bilder der Realität mit nach Hause zu nehmen“, antwortete ich höflich und fügte noch hinzu, dass dies ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Agrarbiologe war.
„Es ist streng verboten, unsere Betriebsgelände zu betreten“, wurde mir entgegnet.
„Dessen bin ich mir bewusst“, erwiderte ich blitzartig, „deswegen halte ich mich ja nur außerhalb des Betriebsgeländes auf“. Tatsächlich hatte ich keinen Versuch unternommen, die lückenlose Absperrung zu überwinden. Ich hatte sämtliche an den Maschendrahtzäunen angebrachten Warn- und Verbotsschilder befolgt und befand mich lediglich auf einem angrenzenden Wiesengrundstück, das für jedermann zugänglich war. Deswegen stellte nun auch ich eine Frage, die ich für ausgesprochen berechtigt hielt: „Was ist denn so problematisch daran, wenn ich von außen – aus dieser Distanz – ein Foto Ihrer Stallanlagen mache? Die stehen doch hier öffentlich in der Landschaft und jeder Mensch kann sie sehen.“ Eine Straße führte an den Bio-Ställen vorbei und der Trampelpfad, von dem aus ich fotografiert hatte, wurde von Spaziergängerinnen und Spaziergängern täglich genutzt.
„Wir befinden uns in einer empfindlichen Lage“, erklärte mir Herr Wehner, bevor er mich aufforderte, neben ihm im Wagen Platz zu nehmen. Ich blickte mich um: Weit und breit war außer uns beiden kein Mensch zu erblicken. Die Dämmerung war hereingebrochen und die Sonne hatte sich bereits hinter den Horizont geschoben. Obwohl ich kein Unrecht begangen hatte, wusste ich, dass ich von diesem Ort nicht so ohne Weiteres wieder wegkommen würde. Ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz und wir fuhren den Hang hinunter bis vor ein großes, vergittertes Einfahrtstor, vor dem auch mein eigenes Auto geparkt war. Wir stiegen aus dem Wagen und warteten.
Von der Straße aus näherte sich binnen fünf Minuten eine silberne, luxuriös anmutende Limousine und bog, graziös rollend, in den Feldweg ein. Der Schlitten wurde angehalten, der Rückwärtsgang eingelegt, das Steuer dabei stark eingeschlagen. Das schicke Auto kam schließlich quer zur Einfahrt zu stehen, sodass kein anderes Fahrzeug mehr passieren konnte. Die Ausfahrt war versperrt.
Aus der Limousine stieg ein Mann und kam langsam auf uns zu. Er hielt etwas in seinen Händen, das mich noch mehr überraschte als das Blockieren der Ausfahrt. Es war ein Schlagstock aus Holz – ein Stück Materie, das man lieber nicht im Einsatz zu spüren bekommt.
Der Neuankömmling hielt den Stock gut sichtbar neben seinem Körper, während er sich ganz langsam auf mich zu bewegte. Ich erkannte ihn, er war der Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof, eines der größten Produktions- und Vermarktungsunternehmen für Bio-Eier in Deutschland. Sein Name: Friedrich Behrens. Die Fürstenhof-Eier sind unter den Bio-Labels der Supermärkte und Discounter überall in Deutschland erhältlich und werden außerdem über große Bio-Marken wie beispielsweise Alnatura vertrieben. Das Betriebsgelände gehörte zu einer der Produktionsgenossenschaften des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof. Herr Wehner, der mich mit seinem Wagen aufgegabelt hatte, war hier Geschäftsführer.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich Friedrich Behrens, einer der Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof, in gemächlichem Tempo an mich heran bewegt und sich frontal vor mich gestellt hatte.
„Als Sie mich gestern nachmittags gefragt haben“, so begann er seinen Auftritt, „habe ich Ihnen doch erklärt, dass es für Sie keinen weiteren Zugang zu unseren Betrieben gibt“.
„Richtig. Deswegen habe ich das Gelände ja nicht betreten“, wiederholte ich mein Verteidigungsargument.
Weshalb ich denn überhaupt Interesse an den Stallungen des Fürstenhofes hätte, fragte Behrens.
Weil ich als Agrarbiologe einen Überblick über die Realität der Bio-Produktion erhalten und nicht auf die Behauptungen und Werbedarstellungen der Lebensmittelkonzerne angewiesen sein wolle, gab ich zur Antwort. „Ich mache mir lieber selbst ein Bild.“
Nachdem wir den Ball auf diese Weise einige Male hin- und hergespielt hatten, sprach der Fürstenhof-Chef eine deutliche und unmissverständliche Warnung aus: „Alle unsere Mitarbeiter sind angewiesen“, eröffnete er, „gegenüber sämtlichen Personen, die sich unbefugt einem der Betriebsgelände nähern, hart durchzugreifen.“
Während er das sagte, blickte ich auf den Schlagstock in seinen Händen. Ich nahm diese Worte eher als bedrohlich denn als Warnung wahr. Dass ich wie ein Eindringling, ja fast wie ein Einbrecher behandelt wurde, empfand ich nicht als angebracht. Der noch immer anwesende Standortleiter, Frank Wehner, ließ mich wissen, dass auch er stets mit einem Stock ausgerüstet sei, wenn er sich auf dem Betrieb aufhalte. Noch immer verstand ich die Aufregung nicht.
„Wissen Sie, wir wurden gelinkt“, erklärte mir Herr Wehner.
„Gelinkt?“, fragte ich nach.
Ja, das Filmteam des deutschen TV-Senders ARD habe den Fürstenhof hinters Licht geführt, übernahm Geschäftsführer Behrens die Antwort. Man habe den Kameraleuten offenherzig Zutritt in eine der Hühnerhallen gewährt, dann sei das Material ohne Erlaubnis gesendet worden. „Wie billig kann Bio sein?“, so hieß der Dokumentarstreifen der ARD. „Das waren aber keine aktuellen Aufnahmen“, spitzte Behrens den Vorwurf zu. „Außerdem wurde das Bildmaterial manipuliert“, ergänzte Wehner.
„Wie denn?“, fragte ich.
„Na, ganz einfach: mit Rotfiltern“, zeigte er sich überzeugt. „Da wirken dann auch gesunde Hühner zerrupft und verwundet.“ Noch dazu seien Aufnahmen gesendet worden, die von Tierschützerinnen und Tierschützern heimlich aufgezeichnet worden und somit illegal zustande gekommen seien, bemängelte Behrens das Vorgehen der Reporter. „Das ist kein seriöser Journalismus und dagegen wehren wir uns“.
Herr Wehner bezeichnete das Vorgehen der Journalisten und Tierschützer sogar als „Denunzierung, das hatten wir in Deutschland bereits in den Dreißigerjahren einmal.“
Vor meinen Augen kreiste eine Fliege. Ich hob meinen Arm und scheuchte das Insekt mit einer raschen Handbewegung davon. Beinahe im selben Augenblick drehte sich der Fürstenhof-Geschäftsführer reflexartig in die Richtung, in die ich meine Hand bewegt hatte, und richtete seinen Blick nach oben ins dämmrige Himmelszelt. „Sie kreisen sogar schon mit Hubschraubern über unseren Hallen“, kommentierte er seine erschrockene Reaktion. Ich fühlte, an der Richtigkeit dieser Aussage zweifelnd, wie sich meine Stirnfalten aneinanderlegten. Außerdem hatte ich doch nur eine kleine, schwarze Stubenfliege verjagen und nicht etwa Handzeichen an einen Piloten geben wollen.
„Mit Hubschraubern?“, wiederholte ich die Essenz der Behauptung. „Wer sitzt denn da drinnen?“
„Journalisten und Tierschützer“, antwortete Behrens überzeugt.
Ich ersuchte den Dokumentarfilmer Knud Vetten, der für die Dreharbeiten im Auftrag der ARD zuständig war, um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen, die von den beiden Vertretern des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof ihm und der ARD gegenüber gemacht wurden. Diese Stellungnahme lautet wie folgt:
„Die Aufnahmen aus den Anlagen des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof waren zum Zeitpunkt der Ausstrahlung des ARD-Films ,Wie billig kann Bio sein?‘ weniger als vier Monate ,alt‘.
Filter kommen bei unseren Dreharbeiten gar nicht zum Einsatz. Dass die Legehennen zerrupft und verwundet aussahen, liegt an der Haltung dieser Tiere, am Management in den Ställen und an grassierenden Krankheiten. Das heißt, die gezeigten Legehennen waren tatsächlich zerrupft und verwundet.
Die Behauptung, dass wir mit Tierschützern zusammen in Helikoptern Anlagen des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof überflogen hätten, ist absurd.
Zur Aussage von Frank Wehner, der das Vorgehen der Journalisten als ,Denunzierung, das hatten wir in Deutschland bereits in den Dreißigerjahren einmal‘ beschrieb, erübrigt sich jeglicher Kommentar. Dieser Vergleich ist unterhalb jedes Niveaus.“
Die Bilder, die von der ARD gezeigt worden waren, bildeten das Stallinnere ab. Es waren schlecht befiederte Hühner mit entzündeter, nackter Haut zu sehen. In der Herde war ohne jeden Zweifel ein teuflisches Phänomen ausgebrochen, das als Federnkannibalismus bekannt und gefürchtet ist.
Federnkannibalismus gilt als eine der häufigsten Formen der Verhaltensstörung bei Hühnern in intensiven biologischen sowie konventionellen Haltungsformen. Die Tiere picken einander bevorzugt in den Bereichen des Halses, des Rückens, des Schwanzes und der Kloake die Federn aus. Durch Federnkannibalismus werden große Bereiche der Körperoberflächen der Hühner in kurzer Zeit nackt, woraufhin es zu sekundären Infektionen des Haut- und Bindegewebes kommen kann. Oft werden die Federn verzehrt, um Nährstoffmangel auszugleichen. Ein weiterer Grund für den Ausbruch von Federnkannibalismus ist die fehlende Hackordnung. In großen Herden kann sich keine natürliche Sozialstruktur entwickeln, was zu einem erhöhten Stressniveau und gestörtem Verhalten führt.
Die Tiere waren also sichtlich verhaltensgestört und nervös. Für das Fernsehpublikum, das üblicherweise nur die von Werbefachleuten romantisch in Szene gebrachten Bilder von glücklichen Bio-Hühnern im grünen Gras in den Kopf gehämmert bekommt, mussten die Aufnahmen einer so verstörenden Bio-Realität schwer zu verdauen gewesen sein.
Fürstenhof-Geschäftsführer Behrens betonte abermals, dass die gezeigten Bilder die aktuellen Bedingungen in der betroffenen Anlage des Fürstenhofs nicht wiedergeben würden.
Es reizte mich daher immer mehr, doch noch einen Blick in das Innere der Bio-Produktionshallen zu erhaschen, die sich hinter mir aus dem Erdboden erhoben und aus denen mir ein unangenehmer Geruch in die Nase stach. Der dichte, durch die Mauern gedämpfte Klangteppich des nervösen Gackerns aus dem Inneren der Ställe ließ auf die hohe Anzahl an Tieren schließen, die sich dahinter verbargen.
„Wenn Sie also nichts zu verstecken haben“, fuhr ich fort, „weshalb gehen Sie dann nicht mit mir gemeinsam durch eine der Hallen hinter uns?“ Ich sprach damit beide Männer an und ließ meinen Blick zwischen ihnen hin- und hergleiten. Dann legte ich noch nach: „Ich lasse meine Kamera draußen. Sie können mich sogar durchsuchen, bevor wir das Gebäude betreten.“ Ich ging davon aus, dass mir mein Wunsch – wenn auch widerwillig – gewährt werden würde.
Doch ich hatte mich getäuscht: „Unsere Tore bleiben verschlossen, und das gilt nicht nur für Sie“, wiederholte der Geschäftsführer seine Absage.
Von der Straße aus bog ein weiterer geländetauglicher Wagen ein, hielt kurz an und wurde daraufhin querfeldein über die Wiese bis zu uns gesteuert, denn die schicke Fürstenhof-Limousine blockierte nach wie vor die Einfahrt. Ein Mann stieg aus, ich streckte ihm höflich und formal meine Hand zur Begrüßung entgegen und er drückte zu – so fest, dass es schmerzhaft war. Dabei zog er m...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. I. Elf Wochen als Nomade in einer Welt der Dualität
  7. II. Aufs Bio-Huhn gekommen
  8. III. Lost in the Supermarket
  9. IV. Es geht auch anders
  10. Bildteil
  11. V. Let’s Feed the World – Plädoyer für ein dezentrales Lebensmittelsystem
  12. VI. Den schlafenden Riesen wecken
  13. VII. Auf den Punkt gebracht: Was Sie tun können, um die Macht der Lebensmittelkonzerne zu brechen und sich besser zu ernähren
  14. VIII. Ein Gastbeitrag von Roland Düringer
  15. IX. „Danke!“
  16. X. Bücher, die zum Thema passen