Die Akte Trump
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Die Akte Trump

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Die Akte Trump

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DER NEUE US-PRÄSIDENT – WER IST DONALD TRUMP?In Die Akte Trump zeigt PulitzerpreistrĂ€ger David Cay Johnston den Aufstieg des 45. PrĂ€sidenten der Vereinigten Staaten – angefangen bei Kindheit und Erziehung bis zum erbitterten Wahlkampf gegen Hillary Clinton. Mithilfe zahlreicher Interviews, Gerichtsakten und Finanzdokumente wird das Gefl echt aus LĂŒgen und Halbwahrheiten rund um Donald Trump entwirrt und offengelegt. Wer ist der mĂ€chtigste Mann der Welt? Sachlich und fundiert entwirft David Cay Johnston ein vollstĂ€ndiges, brandaktuelles und mitunter erschreckendes Bild des neuen US-PrĂ€sidenten. »Was Johnston ĂŒber den neuen PrĂ€sidenten erzĂ€hlt, ist beeindruckend. NĂ€her kann man Trump zurzeit wohl nicht kommen.« SĂŒddeutsche Zeitung »David Cay Johnston gehört zu den Wenigen, die das komplexe trumpsche Firmengeflecht durchdrungen und hinter die vergoldeten Kulissen geblickt haben.« Der Spiegel Die Akte Trump »enthĂŒllt die dubiosen GeschĂ€fte des Donald Trump – und seine Skrupellosigkeit selbst gegenĂŒber der eigenen Familie«. Stern

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1
FAMILIENGESCHICHTE
Die Wurzeln der Familie Trump reichen tief in das kriegsgeplagte Deutschland des 17. Jahrhunderts zurĂŒck. Damals hieß die Familie allerdings noch Drumpf. Der Name, der bereits 1648 auf »Trump« – englisch fĂŒr »Trumpf« – vereinfacht wurde, sollte sich fĂŒr die spĂ€teren Nachkommen zu einem mĂ€chtigen Markennamen entwickeln. 
Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts erscheint diese frĂŒhe Namenswahl wegweisend. Donald kann die Definition des Trumpfs eines Bridgespielers zweifellos fĂŒr sich reklamieren: eine besonders wertvolle Karte, die alle anderen sticht. Sonstige Bedeutungen, die dem Wort »trump« im Englischen beigemessen werden, sind »etwas von geringem Wert, eine Kleinigkeit« oder als Verb »tĂ€uschen oder betrĂŒgen« oder auch »eine Trompete blasen oder zum Erklingen bringen«. Weitere Bedeutungen des Verbs sind »skrupellos tĂ€uschen« oder »fĂ€lschen, fabrizieren oder erfinden«, wie zum Beispiel in »trumped-up charges«, erfundene Anklagepunkte.
Donald Trump hatte seinen Großvater Friedrich, der starb, als Donalds Vater Fred zwölf Jahre alt war, nie kennengelernt. Trotzdem warf Friedrich, ein skrupelloser GeschĂ€ftsmann, mit seiner Geldbesessenheit und seinem Hang zu impertinenten GesetzesverstĂ¶ĂŸen – so errichtete er GebĂ€ude auf GrundstĂŒcken, die ihm nicht gehörten, – einen hundertjĂ€hrigen Schatten auf die Familie Trump.
Friedrich Trump war in Kallstadt, in der Weinregion Rheinland-Pfalz im SĂŒdwesten Deutschlands aufgewachsen, wo man sich mit harter Arbeit zwar ein Dach ĂŒber dem Kopf, aber keine ReichtĂŒmer erwirtschaften konnte. Sein Vater war gestorben, als Friedrich erst acht Jahre alt war. Mit 16 sollte der junge Friedrich 1885 zum MilitĂ€rdienst einberufen werden. Daraufhin legte er seiner Mutter eine Nachricht auf den Tisch und tat das, was auch Millionen anderer EuropĂ€er taten, deren Zukunftsaussichten zu Hause trĂŒbe waren: Er floh aus Deutschland und wanderte in die Vereinigten Staaten aus.
Nach einer sicherlich anstrengenden Überfahrt ĂŒber den Atlantik in einem vollgepackten Dampfer landete Friedrich schließlich in New York, wo er bei seiner Ă€lteren Schwester Katherine und deren Mann einzog, die schon vor ihm emigriert waren.
Es dauerte nicht lang, und der junge Mann beschloss, sich nach Westen aufzumachen. Er kam bis nach Seattle, wo er eine GaststĂ€tte, The Dairy Restaurant, eröffnete. Das Lokal verfĂŒgte ĂŒber einen mit einem Vorhang abgetrennten Bereich, der höchstwahrscheinlich als Billigbordell diente, wie Gwenda Blair in ihrer Geschichte der Trumps erzĂ€hlt, die ĂŒbrigens unter Mitwirkung der Familie entstand. 
1892 erhielt Friedrich die US-StaatsbĂŒrgerschaft, nachdem er ein falsches Alter angegeben hatte. Er behauptete, er sei schon zwei Jahre vor seinem eigentlichen Eintreffen in New York ins Land gekommen. Beim EinbĂŒrgerungsverfahren wurde er von zwei Freunden unterstĂŒtzt, die ihm einen hervorragenden Charakter bescheinigten. Einer von ihnen war ein Arbeiter, wĂ€hrend die TĂ€tigkeit des anderen darin bestand, Baulichkeiten fĂŒr etwas bereitzustellen, was Blair vornehm als »MĂ€dchenpensionat« bezeichnete.
Friedrich begrĂŒndete zwar viele Traditionen der Familie Trump in Amerika, doch zĂ€hlte die AusĂŒbung des Stimmrechts nicht zu ihnen. Und auch sein Enkelsohn Donald, der sich jetzt um das PrĂ€sidentenamt bewirbt, stimmte weder bei der PrĂ€sidentschaftswahl 2002 noch bei irgendeiner der republikanischen Vorwahlen nach 1989 ab. Dieses Verhalten Ă€nderte er erst 2016 und stimmte – fĂŒr sich selbst.
Friedrichs Urenkel zeigten sich, was die AusĂŒbung ihrer staatsbĂŒrgerlichen Pflichten betraf, noch nachlĂ€ssiger als der Urgroßvater. Als Donald Trumps Name 2016 auf dem Stimmzettel der PrĂ€sidentschaftsvorwahlen des Bundesstaates New York stand, durften weder seine Tochter Ivanka noch sein Sohn Eric, beide in den Dreißigern, ihre Stimme abgeben, weil sie es versĂ€umt hatten, sich als Republikaner ins Wahlregister eintragen zu lassen. Sie gaben der Regierung die Schuld daran und erklĂ€rten, man hĂ€tte es ihnen in letzter Minute erlauben mĂŒssen, von den Parteilosen zu den Republikanern zu wechseln. Die Abstimmungsregeln fĂŒr PrĂ€sidentschaftsvorwahlen im Empire State sind zwar veraltet, gelten aber schon seit vielen Jahren. Die Geschwister hĂ€tten monatelang Zeit gehabt, sich als Republikaner eintragen zu lassen, um an den Wahlen teilnehmen und fĂŒr ihren Vater stimmen zu können.
Eine Familientradition fĂŒhrte Friedrich Trump allerdings tatsĂ€chlich in Amerika ein: Er begann damit, Reichtum anzuhĂ€ufen und den Hals nie vollzukriegen. Friedrich verkaufte sein Restaurant-Bordell und grĂŒndete circa 50 Kilometer nördlich von Seattle ein neues Unternehmen. GerĂŒchten zufolge planten die Rockefellers, die mit Öl reich geworden waren, in dem Gebiet ein großes Bergwerk zu eröffnen. Das veranlasste Friedrich, auf einem GrundstĂŒck direkt gegenĂŒber vom Bahnhof, das ihm nicht gehörte, ein ganz spezielles Hotel zu errichten – ein Haus sozusagen fĂŒr aktive Kurzaufenthalte, nicht fĂŒr volle Übernachtungen. Die Idee, auf einem fremden GrundstĂŒck zu bauen, sollte sein Enkelsohn Donald spĂ€ter wieder aufgreifen, als er das Anwesen Mar-A-Lago in Florida erwarb. Er nahm dazu eine Hypothek auf, die mit dem schriftlichen EinverstĂ€ndnis der Chase Bank nicht bei Gericht eingetragen wurde.
Das Bergbauprojekt verlief letztendlich im Sande, und kaum jemand war am Ende reicher als bei der Ankunft in diesem Gebiet der Hoffnung. Einer dieser wenigen war Friedrich Trump, der seinen Namen zu diesem Zeitpunkt bereits an amerikanische Gepflogenheiten angepasst hatte und sich Frederick nannte. Man rief ihn Fred. 
Sobald Fred vom Goldrausch am Klondike erfuhr, machte er sich auf ins kanadische Yukon-Territorium. Die MĂŒhsal des Goldwaschens in eisigen FlĂŒssen erschien ihm wenig attraktiv. Freds Goldmine waren die Minenarbeiter. Er eröffnete eine Art Bar und Grill, ein Lokal, das er The Arctic nannte. Dort wurden harte GetrĂ€nke ausgeschenkt, und auch halbseidene Damen – »Sporting Ladies«, wie man sie nannte – durften nicht fehlen. Wieder einmal war sein GefĂŒhl fĂŒr Timing perfekt. Er trat gerade am Höhepunkt des Goldrausches auf den Plan. Einige Zeit danach neigten sich die GoldvorrĂ€te ihrem Ende zu, und berittene Polizei, die Royal Canadian Mounted Police, kam in die Camps, um nach dem Rechten zu sehen. Doch da hatte Fred Trump bereits ein kleines Vermögen gemacht, mit dem er sich zurĂŒck nach Amerika absetzte.
1901, inzwischen war er 32 Jahre alt, kehrte Frederick Trump nach Deutschland zurĂŒck, wo seine Mutter ihren inzwischen reich gewordenen Sohn mit standesgemĂ€ĂŸen jungen Damen bekannt machte. Frederick jedoch verliebte sich in eine junge Frau, von der seine Mutter alles andere als angetan war, eine zwanzigjĂ€hrige Blondine namens Elizabeth Christ. Elizabeth, die gerade einmal sechs Jahre alt war, als ihr zukĂŒnftiger Ehemann nach Amerika segelte, um sich dem deutschen MilitĂ€rdienst zu entziehen, war von barocker Üppigkeit. Trump bevorzugte kurvige Blondinen, und auch das sollte zu einer Familientradition werden.
Frederick entfĂŒhrte seine Braut nach Amerika, wo er alsbald wieder Ausschau nach Gelegenheiten hielt, sein Vermögen zu vergrĂ¶ĂŸern, das sich zu diesem Zeitpunkt in heutigem Geld bereits auf eine halbe Million Dollar belief. Elizabeth fĂŒhlte sich im hektischen New York mit seinen starken Kontrasten zwischen Arm und Reich jedoch unglĂŒcklich. Sie litt unter fĂŒrchterlichem Heimweh. So bestiegen Frederick und seine Frau 1904 gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter ein Schiff zurĂŒck nach Deutschland.
Dort angelangt, bekam der junge Krösus jedoch alle HĂ€nde voll zu tun, um die Behörden von seiner Verfolgung als Wehrdienstverweigerer abzuhalten. In der Hoffnung, das Vermögen, das er ins Land gebracht hatte, wĂŒrde die Behörden beeindrucken, erklĂ€rte er der Regierung seine Abwesenheit im Jahr 1904 schriftlich wie folgt: »Ich bin nicht nach Amerika ausgewandert, um mich dem MilitĂ€rdienst zu entziehen, sondern um Wohlstand zu erwerben und so meine Mutter [in Kallstadt] unterstĂŒtzen zu können«, erklĂ€rte er. Die deutschen Behörden fanden das nicht ĂŒberzeugend genug und verwiesen ihn des Landes.
Donald Trump wurde noch nie gefragt, ob es diese Episode seiner Familiengeschichte war, die ihn zu seiner in den USA verfassungswidrigen Forderung veranlasste, geschĂ€tzte elf Millionen illegal ins Land gekommene Einwanderer auszuweisen. ZusĂ€tzlich möchte er sogar solche Immigranten abschieben, deren Kinder lĂ€ngst amerikanische StaatsbĂŒrger sind. Er wurde auch noch nie gefragt, ob er an seinen Großvater denkt, wenn er fordert, die USA sollten Soldaten oder Matrosen muslimischen Glaubens die RĂŒckeinreise in die Vereinigten Staaten verwehren. 
Wieder in New York angelangt, vergrĂ¶ĂŸerte Frederick sein Vermögen weiter. In ihrer reich bebilderten Biografie erzĂ€hlt Gwenda Blair, dass Frederick als Friseur zu arbeiten begann, eine schlecht bezahlte TĂ€tigkeit, die man bei einem Mann, der so aufs Geldverdienen bedacht war, kaum vermuten wĂŒrde. Wie sie schreibt, wurde in den FriseurlĂ€den der damaligen Zeit auch Tabak verkauft, doch wurden Friseure trotzdem schlecht bezahlt. Allerdings boten FriseurlĂ€den einen anderen, wertvollen Vorteil: Da hier zweifelhafte Gestalten aller Art ein- und ausgehen konnten, um sich ihre tĂ€gliche Rasur zu holen oder einfach rumzuhĂ€ngen, eigneten sich diese Orte wunderbar als Drehscheiben fĂŒr gewiefte GeschĂ€ftemacher und zur Anbahnung geheimer Transaktionen zwischen kriminellen Elementen verschiedenster ethnischer Zugehörigkeit, die sich in der großen Stadt tummelten. 
Obwohl er noch so viel vorhatte, konnte sich Frederick trotz seines Vermögens keine zusĂ€tzliche Lebenszeit erkaufen: Er war einer von ĂŒber 20 Millionen Menschen, die der Grippepandemie von 1918 zum Opfer fielen. Doch schon bald trat ein anderes emsiges Mitglied der Familie Trump in seine Fußstapfen: Donalds Vater Fred.
2
FAMILIENWERTE
Obwohl Frederick Christ Trump erst zwölf Jahre alt war, als sein Vater 1918 starb, trat er nur zwei Jahre nach dessen Tod in seine Fußstapfen, indem er gemeinsam mit seiner Mutter eine Garagenbaufirma fĂŒr WohnhĂ€user grĂŒndete: Elizabeth Trump & Son. Da der junge Frederick noch ein Teenager war und daher keine VertrĂ€ge eingehen durfte, war es Elizabeth, die alle Schecks und Dokumente unterschreiben musste.
Kaum volljĂ€hrig geworden, beteiligte sich Fred Trump mit 21 Jahren an einer PrĂŒgelei zwischen rund 100 New Yorker Polizisten und 1 000 Mitgliedern und AnhĂ€ngern des rassistischen Geheimbundes Ku-Klux-Klan, viele von ihnen mit weißen KapuzengewĂ€ndern vermummt. Schauplatz des Krawalls war Jamaica, jenes Viertel in Queens, in dem Fred Trump wohnte. Die Polizei nahm ihn fest, weil er sich weigerte, das Feld zu rĂ€umen. Allerdings verzichtete der Staatsanwalt darauf, ihn und viele andere, die an diesem Tag verhaftet wurden, anzuklagen. Dies war nur eine von vielen Gelegenheiten, bei denen Fred Trump seine Neigung zu rassistischen Umtrieben erkennen ließ.
Fast neun Jahrzehnte spÀter versuchte sein Sohn, der PrÀsidentschaftskandidat Donald Trump, diesen Sachverhalt zu leugnen, indem er behauptete, sein Vater habe gar nie unter der Adresse gelebt, die die Presse den polizeilichen Meldeunterlagen entnommen hatte. Andere behördliche Unterlagen belegen jedoch, dass sein Vater tatsÀchlich in Queens gewohnt hatte. Und sie weisen nur einen einzigen Fred Trump aus, der in dieser Zeit in Queens lebte.
In einem Interview der New York Times 2015 fĂŒhlte sich Donald, nachdem man ihn mit den Daten konfrontiert hatte, in die Enge getrieben und begann nervös zu zucken und sich zu winden. Er wollte die Zeitung dazu bringen, die Verhaftung einfach zu ignorieren, obwohl die Website boingboing.net nach dem Auftauchen eines Artikels der New York Times aus dem Jahr 1927 schon darĂŒber berichtet hatte. Trump Ă€ußerte sich etwa folgendermaßen:

 Das Ganze ist nie passiert. Und es hieß auch, es sei keine Anklage erhoben worden, nichts. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es nicht fair ist, das zu erwĂ€hnen, weil doch keine Anklage erhoben worden ist. Es hieß, es sei Anklage gegen andere erhoben worden, aber das stimmt nicht. Keinerlei Anklagen, also absoluter Unsinn 
 Jemand hat mir diese Website gezeigt – eine unbedeutende Website, die von irgendjemandem ins Netz gestellt wurde. Übrigens – ist Ihnen aufgefallen, dass keine Anklage erhoben wurde? Nun, wenn in einer Sache keine Anklage erhoben wurde, sollte sie auch nicht erwĂ€hnt werden
 Weil gegen meinen Vater wurde keine Anklage erhoben. Wie es bei den anderen Beteiligten war, weiß ich nicht. Aber ihm wurde nichts vorgeworfen, absolut nichts. Wenn man also davon ausgeht, dass er beteiligt war – das glaube ich nicht. Ich habe noch nie davon gehört. Es ist also wirklich nicht fair, das zu erwĂ€hnen. Es ist nie passiert 
 Wenn es keine Anklage gegeben hat, dann sollte es auch nicht erwĂ€hnt werden.
Dieser letzte Satz ist wichtig fĂŒr das VerstĂ€ndnis der LĂŒcke zwischen den allgemeinen Berichten ĂŒber Trump und dem unzweifelhaften Inhalt der behördlichen Unterlagen: Die Forderung, dass Ereignisse, die zu keiner strafrechtlichen Verfolgung gefĂŒhrt haben, in den Nachrichten nicht erwĂ€hnt werden sollten, ist ein wichtiges Element Trumps akribischer und hartnĂ€ckiger BemĂŒhungen, Recherchen ĂŒber seine Verhaltensweisen zu verhindern. Dank seinem Vermögen und seiner Prominenz gelingt es ihm immer wieder, die Aufmerksamkeit von Journalisten dorthin zu lenken, wo er sie haben will, und Ermittlungen von Strafverfolgungsbehörden und Leuten, die ihn wegen Betrugs oder Zahlungsverweigerung klagen, ins Leere laufen zu lassen.
Wie auch immer: Als sich die Roaring Twenties ihrem Ende zuneigten, baute Fred Trump EinfamilienhĂ€user in Queens. 1929, mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise, stieg er auf einen Selbstbedienungsladen fĂŒr Lebensmittel um. Dabei handelte es sich um den VorlĂ€ufer eines modernen Supermarkts, der Möglichkeiten zur Kosteneinsparung bot, da die Kunden die Artikel selbst aus den Regalen nahmen und so den Großteil des Verkaufspersonals ersetzten. Das GeschĂ€ft war ein durchschlagender Erfolg, und Trump verkaufte es nach einem Jahr mit hohem Gewinn.
WĂ€hrend des Zweiten Weltkriegs zog Fred Trump staatliche AuftrĂ€ge fĂŒr den Bau von ApartmenthĂ€usern und Baracken an Land, die in der NĂ€he von Marinewerften in Pennsylvania und Virginia errichtet werden sollten. Diese TĂ€tigkeit machte ihn mit allen Einzelheiten des öffentlichen Beschaffungswesens vertraut, ein Vorteil, den er spĂ€ter zu seinen Gunsten nutzen sollte. Als die Bundesregierung nach dem Krieg Wohnbauten fĂŒr zurĂŒckkehrende Soldaten zu errichten begann, war Fred Trump angeblich einer der Bauunternehmer, die schon am ersten möglichen Einreichungstag mit den Unterlagen am Kreditschalter der Wohnbaubehörde Federal Housing Administration standen. In den darauffolgenden Jahren baute er tausende Wohnungen in Brooklyn und Queens und kaufte weitere in so entlegenen Gebieten wie Ohio.
Fred Trump machte sich weder als Errichter hochwertiger GebĂ€ude noch als guter Vermieter einen Namen. Er kaufte die billigsten Materialien, um ĂŒber 27 000 subventionierte Wohnungen und ReihenhĂ€user aufzustellen. FĂŒr einige von ihnen kassiert seine Familie noch heute, Jahrzehnte spĂ€ter, Miete.
Donalds Vater war bereits ein Showman mit großtuerischem Auftreten, eine Eigenschaft, die sein Sohn spĂ€ter zur Perfektion bringen sollte. Fred, der Bauunternehmer aus Brooklyn, wusste genau, wie man die einfachen, vielsagenden Storys streute, die die Zeitungen gern bringen, ohne großartige Recherchen anzustellen. So fabulierte er 1946 gegenĂŒber dem Brooklyn Eagle, dass es nach dem Krieg so schwierig sei, Baumaterialien zu bekommen. Deshalb habe er seine MĂ€nner in die Eisenwarenhandlungen der ganzen Stadt ausgeschickt, mit dem Auftrag, alle NĂ€gel zu kaufen, die sie nur ergattern konnten, und sei es nur eine Handvoll. SpĂ€ter wurde er fĂŒr eine sparsame Geste bekannt: Wenn er auf seinen Baustellen auftauchte (immer in Anzug und Krawatte), pflegte er auf seinen RundgĂ€ngen herumliegende NĂ€gel eigenhĂ€ndig aufzuheben und sie den Zimmerleuten in die Hand zu drĂŒcken.
Jahre danach brachte er eine Einlage, die seinem Sohn wohl als direkte Anregung diente: Er wollte auf Coney Island das erste Apartmentprojekt errichten, das den Namen der Familie Trump tragen sollte. Dazu musste allerdings der beliebte Steeplechase-VergnĂŒgungspark abgerissen werden. Trump lenkte die Presse vom eigentlichen Thema ab, indem er eine Truppe helmbewehrter Grazien in gepunkteten Bikinis anheuerte, die den lokalen Bewohnern und EhrentrĂ€gern der Stadt Ziegel in die HĂ€nde drĂŒckten. Dann lud er Pressefotografen ein, dabei zu sein, als die Werbefigur des VergnĂŒgungsparks, ein komisch grinsendes MĂ€nnergesicht namens Funny Face, mit den Ziegeln beworfen wurde. Jahrzehnte spĂ€ter pflegt sich Donald Trump ebenfalls mit Models zu umgeben, um Fernsehkameras anzulocken. Seine dritte Frau ließ er bei einem Foto-Shooting an Bord seiner Boeing 757 in seiner Anwesenheit fast nackt fĂŒr ein Herrenmagazin posieren.
Lange bevor er lernte, Nachrichten zu fabrizieren, wurde Fred Trump zu einem Hauptziel staatlicher Ermittler. Die Anschuldigung lautete, er habe sich mit Steuergeldern bereichert, die eigentlich zur UnterstĂŒtzung von Veteranen des Zweiten Weltkrieges gedacht gewesen seien. Bei den darauffolgenden Senatsanhörungen zu diesem Thema konnte er keine Ziegel verteilenden junge Damen in Bikinis zum Einsatz bringen. Stattdessen wurde er zu dem Vermögen befragt, das er und andere Bauunternehmer dank der Entscheidungen verdienten, die die Federal Housing Administration (FHA), das US-Unterministerium fĂŒr Wohnbaufragen, zum Thema Hypothekengarantien getroffen hatte. Nachdem die FHA Trumps Kunstgriffen auf die Schliche gekommen war, wurden diese dem PrĂ€sidenten Dwight D. Eisenhower zur Kenntnis gebracht, der darĂŒb...

Table of contents

  1. Die Akte Trump
  2. EinfĂŒhrung
  3. 1. Familiengeschichte
  4. 2. Familienwerte
  5. 3. Persönliche »Werte«
  6. 4. Ein krÀnkliches Kind
  7. 5. Auf der Suche nach Freunden
  8. 6. Trumps wichtigste Deals
  9. 7. Eine richtig tolle Klage
  10. 8. Die GĂŒte in Person
  11. 9. Die Polen-Brigade
  12. 10. GefĂŒhltes Vermögen
  13. 11. Als die Regierung Trump rettete
  14. 12. Golf und Steuern
  15. 13. Einkommensteuer
  16. 14. Leere Schmuckschatullen
  17. 15. »Besser als Harvard«
  18. 16. Trump als WohltÀter
  19. 17. Alter Egos
  20. 18. Möchtegern-AffÀren
  21. 19. Legendenbildung
  22. 20. Fast schon zu viel der Ehre
  23. 21. Kenne ich den Mann?
  24. 22. Trump in Mexico
  25. 23. Trump zieht einen Wal an Land
  26. 24. Trump und der grĂ¶ĂŸte Loser
  27. Epilog
  28. Danksagungen
  29. Quellenangaben
  30. INDEX