Psychotherapie der Alkoholabhängigkeit
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Psychotherapie der Alkoholabhängigkeit

Ambulante und stationäre Therapie im Einzel- und Gruppensetting - Ein integratives Manual

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Psychotherapie der Alkoholabhängigkeit

Ambulante und stationäre Therapie im Einzel- und Gruppensetting - Ein integratives Manual

About this book

Das Manual präsentiert eine umfassende, übersichtliche und flexibel anpassbare Therapieeinheit für die strukturierte Behandlung von Alkoholabhängigkeit. Die von den Autoren entwickelte und evaluierte Psychiatrische Kurz-Psychotherapie (PKP) eignet sich sowohl für die Richtlinienbehandlung durch Psychologische Psychotherapeuten und -therapeutinnen als auch als Einzel- und Gruppentherapie in Klinik, Praxis und in der Suchtberatungsstelle. Die Leistungen können in jedem Setting abgerechnet werden. Im integrativen Manual wird der verhaltenstherapeutische Ansatz um eine systemische und psychodynamische Perspektive ergänzt.

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Information

1 Einführung in den PKP-Therapieansatz der Alkoholabhängigkeit

1.1 Das Konzept der Psychiatrischen Kurz-Psychotherapie (PKP) mit Therapie-/Sprechstundenkarten

Alle Beteiligten (Patienten, Hausärzte, Internisten, Chirurgen, Psychiater, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychologische Psychotherapeuten und Medizinischer Dienst der Krankenkassen) scheuen sich davor, die Notwendigkeit einer Alkoholismus-Therapie festzustellen. Oder sie ignorieren sie völlig. Das kostet unsere Gesellschaft jährlich große Summen und es kostet jährlich sehr viele Menschenleben. Dies entspricht der Grundhaltung: »Ein Trinker ist ein charakterloser Mensch und selbst schuld an seinem Schicksal. Da ist eine Krankenbehandlung nicht angezeigt.« Selbst wenn eingestanden wird, dass es sich um eine behandlungsbedürftige Krankheit handelt, wird abgewunken: »Er will sich ja nicht helfen lassen. Er gibt nicht einmal zu, süchtig zu sein. Außerdem werden ja alle rückfällig.«
Dabei kann mit niederschwelligen Angeboten wie der PKP (Psychiatrische Kurz-Psychotherapie) ein Anfang gemacht werden, der mit viel Geduld immer wieder eingefädelt wird. Sie ist wie eine Angelschnur, die immer wieder ausgeworfen wird, bis der Fisch anbeißt. Allerdings mit dem gegenteiligen Ergebnis. Denn ein frühzeitiger Behandlungsbeginn kann ein Leben retten.
Unstrukturierte Arztgespräche können in systematische 20-minütige Therapie-Interventionen umgewandelt werden. Sprechstunden- bzw. Therapiekarten helfen als Fortsetzungsserie dabei, dass von Gespräch zu Gespräch thematisch der roter Faden der Therapiestrategie beibehalten wird.
Das PKP-Konzept baut auf dem 3-Säulen-Modell der Strategischen Kurzzeittherapie (Sulz 1994, 2012c, 2017a) auf:
1. Symptomtherapie
2. Fertigkeitentraining
3. Schemaanalyse: Überlebensregel
Den flexiblen Einsatz der drei Säulen zeigt Abbildung 1.1 (
image
Abb. 1.1).
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Abb. 1.1: Das Drei-Säulen-Therapieprinzip der PKP (Sulz 2017c, S. 124)
Dieser verhaltenstherapeutische Ansatz ist im Wesentlichen integrativ, weil er immer wieder eine systemische und eine psychodynamische Perspektive einnimmt. PKP kann im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung eingesetzt werden oder als psychiatrisches Gespräch in der Psychiatrie-Praxis, aber auch als Arztgespräch auf der Station der Klinik. Darüber eignet sie sich einerseits für die Richtlinienbehandlung durch Psychologische Psychotherapeuten und andererseits als Gruppentherapie in Klinik, Praxis und in der Suchtberatungsstelle. Damit können die Leistungen in jedem Setting abgerechnet werden.
Für die Anwendung von PKP können
a) ein Manual in Form eines A4-Ringbuchs (Sulz et al. 2012a)
oder
b) Sprechstunden-/Therapiekarten (Sulz et al. 2012b)
zu Hilfe genommen werden.
Einige Therapieeinheiten können durch Co-Therapeuten durchgeführt werden. Obwohl ein zuverlässig verfügbarer Bezugstherapeut unverzichtbar ist, können die Therapiesequenzen an andere Therapeuten weitergegeben werden – wie bei der Stabübergabe in der Leichtathletik.
Der nächste Therapeut kann genau da fortsetzen, wo der letzte aufgehört hat bzw. wo die PKP-Gruppe aufgehört hat.
Die Reihenfolge muss nicht zwingend eingehalten werden, sondern kann ganz individuell auf den einzelnen Patienten eingestellt sein. Im Lauf der Behandlung entsteht ein Selbsthilfebuch für den Patienten, das dieser auch weiterhin für sich verwenden kann. Auch die Dokumentation der Therapie auf Therapeutenseite ist auf diese Weise gegeben.
Dieses Konzept wurde in der Suchtambulanz des Centrums für Psychosomatische Medizin CIPM (heute co-medicum) in München erarbeitet, erprobt und wird seit vielen Jahren und weiterhin dort angewandt – heute überwiegend als Gruppentherapie.
Theoretischer Hintergrund ist die affektiv-kognitive Entwicklungstheorie, die sowohl als Störungstheorie als auch als Therapietheorie dient.
Sie geht davon aus, dass im Vorschulalter elterlicherseits die kindlichen Grundbedürfnisse (Willkommensein, Geborgenheit, Sicherheit, Liebe, Beachtung, Verständnis, Wertschätzung, Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung, Grenzen, Fördern, Herausfordern, Vorbild, kindliche Erotik und ein Gegenüber) nicht befriedigt wurden und dass sie – die Eltern – das Kind zudem Bedrohungen aussetzten, die zu zentralen Ängsten führten (Vernichtungsangst, Trennungsangst, Kontrollverlustangst, Liebesverlustangst, Gegenaggressionsangst, Hingabeangst). Seine Frustration durfte das Kind nicht durch Wut kundtun. So war es in einer ausweglosen Situation, zumal es seine Affekte noch lange nicht steuern konnte. Es bildete eine im Erwachsenenalter dysfunktional werdende Überlebensregel, als implizites nicht-bewusstes motivationales Schema, das so heißen könnte:
• Nur wenn ich immer der Beste und perfekt bin,
• und wenn ich niemals Wut zeige und mich wehre,
• bewahre ich mir Willkommensein und Liebe,
• und verhindere Alleinsein und Vernichtung.
Dem Patienten wird geholfen, das Gebot und Verbot in eine Erlaubnis zu verwandeln. Denn diese Überlebensregel hat zur Symptombildung geführt. Sie hat wehrhaftes Verhalten gestoppt, zum Nachgeben gezwungen und eine Reaktionskette hervorgerufen, die den Griff zum Alkohol notwendig gemacht hat (Beispiel):
• Situation: Ehefrau und Schwiegereltern werten ihn massiv ab.
• Primäre Emotion: Wut
• Primärer Handlungsimpuls: Wut zeigen, wirksam wehren
• Überlebensregel verbietet das, indem sie die Folgen vor Augen führt: Liebes- und Beziehungsverlust
• Sekundäres Gefühl: Ohnmacht, Wertlosigkeit
• Vermeidungsverhalten: schluckt die Wut herunter und gibt nach
• Symptombildung: Griff zum Alkohol.
Bezüglich des thematischen Ablaufs der Therapie können wir bei PKP sechs Therapiestrategien unterscheiden (
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Abb. 1.2), die eine Rosette um das therapeutische Grundprinzip bilden (Vom Überleben zum Leben – von der Bedürfnisorientierung zur Wertorientierung):
1. Beziehung gestalten
2. Die dysfunktionale Überlebensregel entdecken und ändern
3. Achtsamkeit üben und Akzeptanz entstehen lassen
4. Symptomtherapie – Abstinenz erhalten
5. Kompetenzen und Fertigkeiten aufbauen – Selbstwirksamkeit erfahren
6. Entwicklung des Menschen fördern – Empathiefähigkeit entwickeln
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Abb. 1.2: Die sechs Therapiestrategien der PKP (aus Sulz 2017c, S. 11)
Der Verlauf der Therapie kann in 20 implizite prozessuale Therapieschritte unterteilt werden (Sulz 2017...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Einführung in das Thema Alkohol – zuerst etwas Hintergrundwissen
  7. 1 Einführung in den PKP-Therapieansatz der Alkoholabhängigkeit
  8. 2 PKP-Therapiemodul 1: Patientenaufnahme
  9. 3 Die PKP-Therapiemodule
  10. 4 Symptomtherapie – Säule 1 der Therapie
  11. 5 Fertigkeitentraining – Aufbau von Kompetenz
  12. 6 Vom Überleben zum Leben – von der dysfunktionalen Überlebensregel zur Erlaubnis gebenden Lebensregel
  13. 7 Entwicklung der Persönlichkeit
  14. 8 Paartherapeutische Sitzungen
  15. 9 Gruppentherapeutische Sitzungen
  16. 10 Familientherapeutische Sitzungen
  17. Literatur