1 Die SWOT-Analyse: Bestand und Strategie
Es ist ein Mythos, dass allen erfolgreichen Menschen ihr Erfolg in den Schoß gefallen ist. Oder noch besser: direkt in die Wiege gelegt wurde. Das ist falsch! Die meisten erfolgreichen Menschen haben an ihre Vision geglaubt und sich an ihre Vorsätze gehalten, die sie zum Ziel geführt haben. Dank ihrer Vorsätze und Regeln, die sie kontinuierlich verfolgt haben, haben sie schlussendlich ihre außergewöhnlichen Erfolge erreicht.
Es ist schon lange bekannt, dass aktives Lernen die Fähigkeiten eines Menschen steigert. Präzise Übungen und Wiederholungsphasen fördern eine Entwicklung nicht nur Schritt für Schritt, sondern festigen und bestätigen einen Menschen auch in seinem Handeln. Seit Langem sind entsprechende Studien bekannt, sie belegen, dass Menschen mindestens 10.000 Stunden (durchschnittliche sechs Jahre) intensive Übungen benötigen, um sich bestimmte Fähigkeiten anzueignen und als wahre Meister große Erfolge zu feiern. Schauen wir uns beispielsweise die Entstehung der Zeitarbeit an, die bis in das Jahr 1920 zurückreicht. Die ursprünglichen Wurzeln und damit die Entwicklung der Arbeitnehmerüberlassung haben wir den berühmten Anwälten Elmer L. Winter und Aaron Scheinfeld aus US-Amerika zu verdanken. Im Jahr 1948 suchten sie eine Mitarbeiterin für eine begrenzte Zeit, um ihr Arbeitsaufkommen im Büro zu schaffen. Dafür entwarfen sie einen Arbeitsvertrag, der einen gewissen Zeitraum umfasste. Die Idee der Zeitarbeit war damit geboren. Die beiden Anwälte entwickelten dann auf Basis ihres Fachwissens und mit viel Disziplin das Konzept der Arbeitnehmerüberlassung. Im selben Jahr gründeten sie das erste Zeitarbeitsunternehmen mit dem Namen »Manpower«. So bauten sie schließlich ein Zeitarbeitsunternehmen auf, das als eines der größten weltweit in die Geschichte einging.
Die SWOT-Analyse soll dich bei deiner ersten Selbsteinschätzung deiner Persönlichkeit, aller in dir schlummernden Stärken und Schwächen und der in dir angelegten Fähigkeiten unterstützen. Über welche Ressourcen verfügst du und wie stark sind sie deiner Meinung nach ausgeprägt? Reichen sie aus oder benötigst du Unterstützung? Kein Mensch ist vollkommen und kann sein Business allein beherrschen. Es muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Nimm dir ein wenig Zeit und schreibe alle deine wichtigen Fähigkeiten auf. Daraus ergibt sich schlussendlich dein Stärkenprofi l. Setze dir hierfür eine Deadline. Frage deine engsten Familienmitglieder, Freunde und Kollegen nach ihrer Einschätzung und ordne die Punkte nach Wichtigkeit. Denke daran, deine jetzige Matrix ist im Moment eine Istsituation. Sie kann sich zu jeder Zeit verändern. Die Istsituation hilft dir gerade am Anfang, eine gezielte Vorgehensweise zu entwickeln. Der erste Schritt ist damit gemacht. Allein mithilfe der SWOT-Analyse kannst du für dich und dein Projekt geeignete Lösungsansätze finden, die du kontinuierlich weiterentwickeln wirst und in dein anstehendes Projekt einbaust. So nimmt dann auch dein Sollzustand Formen an und dein Projekt wächst. Denke auch daran, gewisse Zeitpuffer in deine Projektarbeit einzukalkulieren. Verzögerungen, welcher Art auch immer, sind meistens nicht vorhersehbar.
Faktor Stärke. Ist gerade am Anfang jeder Neugründung ein wichtiges Thema. Egal, ob du als Einzelperson oder als Mannschaft startest, jeder Mensch hat seine eigene einzigartige Persönlichkeit. Genau das spielt bei deiner Neugründung eine wichtige Rolle. Wo liegen aufgrund deiner Berufsausbildung, deines Studiums oder deiner vergangenen Jobs deine zentralen Kompetenzen und Stärken? Sie sind für dich als Neugründer deine wichtigsten Ressourcen. Vielleicht hast du vielfältige Führungserfahrungen oder du hast das Potenzial, eine gute Führungskraft zu werden, und kannst deine Mitarbeiter motivieren und zu den gemeinsam gesteckten Zielen führen, je nach Art und Aufgabe deiner Chefposition. Führungsaufgaben sind umfangreich und setzen wichtige Faktoren voraus. Besonders gilt es, für eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Unternehmen zu sorgen. Das erreichst du nicht allein mit einem bunten und modernen Büro und aktueller Hard- und Software. Wichtig ist auch, die verschiedenen Persönlichkeitstypen im Unternehmen zu erkennen und dementsprechend zeitnah zu fördern. Es gibt Mitarbeiter, die viel Eigenverantwortung und Freiraum benötigen, um einen guten Job zu machen, andere wiederum benötigen eher klare Ansagen, um ihre Ziele zu erreichen und so zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Führungskräfte sollten heutzutage über eine Vielzahl an Talenten verfügen, um sich deutlich von den veralteten Organisationsformen distanzieren zu können.
Aber nicht selten werden heutzutage die veralteten Organisationsformen noch immer angewandt. Mit gravierenden Folgen – viele Mitarbeiter kündigen innerlich und glänzen durch Abwesenheit, der Unmut wächst und es wird Dienst nach Vorschrift erbracht. Das gemeinsame Boot läuft Gefahr zu kentern. Der Prozess ist langsam, schleichend, aber wirkungsvoll und sorgt für Misserfolge. Denn wenn das Boot keinen Kurs setzt, kommt es nicht ans Ziel und der Erfolg bleibt aus. Der Schaden, der über Jahre entsteht, kann ein ganzes Unternehmen vernichten. Die Folge sind oft eine starke Fluktuation und eine große Kundenunzufriedenheit.
Was unterscheidet dich von Mitbewerbern?
Warst du vielleicht schon als kleines Kind in der Grundschule geschäftstüchtig und hast deine Freunde mit kostengünstigen Angeboten auf dem Schulhof versorgt, um dir damit dein Taschengeld aufzubessern? Wenn du über diese wichtige Eigenschaft verfügst und als sympathischer Verkäufer bereits eine gelungene Karriere hinter dir hast, gehört dir mein höchster Respekt. Solltest du dir durch deine Berufsjahre eine Verkaufsstrategie angeeignet haben und beherrschst diese mit all ihren Facetten, dann sind dein Ehrgeiz und deine Entscheidungskraft bestens ausgeprägt. Du wirst deine zukünftigen Kunden zufriedenstellen und anstehende Verhandlungen sicher führen.
Wo liegt dein Wiedererkennungsmerkmal?
Du erwartest von deiner Neugründung und deinem neuen Konzept für einen potenziellen Kundenkreis, dass sie dir helfen, dass du dich mit schnellem Wachstum von den Mitbewerbern auf dem Markt abhebst? Kein Problem. Biete deinen Kunden eine hohe Qualität mit System und verzichte auf die normale Quantität in der Dienstleistung. Das Rezept: Bau Vertrauen auf, erzeuge Sympathie, werde deinen Kunden gerecht und steigere deinen Anspruch an deinen Service kontinuierlich.
Die Rahmenbedingungen der Zeitarbeitsbranche sollten sich grundlegend ändern. Versuche als Neugründer, eine kooperative Zusammenarbeit mit personalverantwortlichen Entscheidern auf Teamebene zu erreichen. Denn gerade bei Auftragsspitzen stehen viele Unternehmen vor extremen personellen Problemen und freuen sich über echte Sympathieträger als Anbieter.
In meiner Vertriebslaufbahn habe ich mich auf meine verschiedenen Kompetenzen verlassen und mich am Interessenten ehrlich orientiert. Sollte ich die Bedürfnisse nicht komplett abgedeckt haben, habe ich mit noch ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen, Ehrlichkeit und Flexibilität den Einsatz verbessert. Und es hat funktioniert. Ich habe 2008 und 2009 meine Akquisegespräche kontinuierlich im Tagesgeschäft abgearbeitet. Dabei wollten die Telefonpartner am anderen Ende der Leitung nicht unbedingt alle mit mir sprechen. Doch durch meine Strategie habe ich die Entscheider selbst in dieser Wirtschaftskrise ins Boot geholt und richtig abgeholt. Ich hatte für ihre Situation Verständnis, angesichts der vielen Abmeldungen von Leiharbeitnehmern und der Kurzarbeit in den Kundenunternehmen, verursacht durch Auftragsrückgang teils bis zum bitteren Stillstand. Obwohl ich keine Glaskugel hatte, habe ich versucht, die einzelnen Interessenten mit unseren Informationsmaterialien zu versorgen und sie so zu gewinnen. Das Augenmerk eines Dienstleistungsunternehmens sollte nach Möglichkeit in so einer Zeit nicht auf dem Verkauf liegen, sondern eher auf den Bedürfnissen des Kunden.
In dieser Zeit habe ich nicht verkauft, sondern nach dem Befinden der Entscheider und ihrer Teams gefragt. Ich habe den Entscheidern Vorschläge für die Personalentwicklung und für Fort- und Weiterbildungen sowie Empfehlungen von Bildungsträgern mit auf den Weg gegeben und ihnen dadurch kostenlos Mehrwert geboten. Zu dieser Strategie gehörten auch regelmäßige Außendiensttermine, obwohl im Vorfeld klar war, dass ich keinen zeitnahen Auftrag vom Kunden oder Interessenten erhalten würde. Es ging nur darum, ein bisschen Smalltalk mit dem Entscheider zu halten. Das führte meistens langfristig zu einem Neukunden und sicherte die Bestandskunden. Das war die wichtigste Entscheidung für diese Niederlassung. Ohne diese Strategie hätten wir keine Millionenumsätze in den Folgejahren erwirtschaftet und die Niederlassung wäre heute Geschichte.
Der Fokus der Kundenunternehmen
liegt auf Zeit, Kosten und Qualität
Die Stammbelegschaft der Unternehmen kann nur bedingt die Mehrarbeit für zusätzliche Auftragsvolumina im Tagespensum deckeln. Eine gewisse Summe Überstunden anzuhäufen, ist legitim. Doch um die Gesundheit und Motivation der Stammbelegschaft langfristig nicht zu gefährden, setzen viele Unternehmen auf eine externe Personalbeschaffung durch vertrauenswürdige Personaldienstleister, Personalvermittler und/oder Headhunter. Viele Kundenunternehmen kooperieren mit mehr als einem Zeitarbeitsunternehmen. Auch wir hatten eine Vielzahl von Kunden, die mit weiteren Personaldienstleistern kooperiert haben. Ich empfand das immer als legitim und dazu als sportliche Herausforderung für unsere Niederlassung.
Um den zukünftigen individuellen Ansprüchen und dem Trend der globalen und digitalen Kundenwünsche langfristig gerecht zu werden, wurden unsere Mitarbeiter kontinuierlich mit Personalentwicklungsmaßnahmen auf den Wandel der Marktbedingungen und das zukünftige Arbeitsaufkommen vorbereitet.
Der Anfang bot sich für unser Zeitarbeitsunternehmen in der Finanzkrise 2008. Durch die massive Stornierung der Aufträge im Fahrzeugbau war unser Großkunde gezwungen, nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch viele andere Leiharbeitnehmer (50 % der produktiven Mitarbeiter waren Leiharbeitnehmer) aus den Produktionshallen zu verbannen. Damals hatten wir ungefähr 100 Mitarbeiter in dem Kundenunternehmen und es prasselte täglich Abmeldungen.
In kürzester Zeit wurden von dem Kunden insgesamt 1.000 Leiharbeitnehmer freigestellt. Die Mitarbeiter, die durch die geplatzten Kundenaufträge zurückkamen, erhielten zeitnah aus der Niederlassung eine schriftliche Einladung zu einer anstehenden Mitarbeiterversammlung. Der damalige Qualifizierungsdisponent wurde als Ansprechpartner für unsere Niederlassung bestimmt und es wurde nach reiflicher Überlegung ein Konzept für eine Personalentwicklung aufgelegt, um die Mitarbeiter zu fördern und weiterzubilden. Die anstehenden Maßnahmen wurden unter Berücksichtigung der vorangegangenen Berufsausbildung der einzelnen Mitarbeiter, ihrer persönlichen Entwicklungsziele und den zukünftigen wirtschaftlichen Marktveränderungen und Kundenwünschen durchgeführt. Trotz der damaligen wirtschaftlichen Problematik war es mir als direkte Vorgesetzte wichtig, nicht allein über die anstehende Personalentwicklung der Mitarbeiter zu entscheiden. Noch dazu sollte die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen weiterhin stabil bleiben.
Eine solche Situation hatte es vor 2008 in keinem Zeitarbeitsunternehmen gegeben. Es war Neuland für alle Betroffenen und insbesondere für alle Mitarbeiter eine ernste und schwierige Situation. Es betraf Familienväter und Mütter, viele aus der Belegschaft hatten sich gerade Eigentum oder andere materielle Werte angeschafft. Bedroht wurde das operative Tagesgeschäft auch durch die zunehmende Existenzangst, die im gesamten Unternehmen spürbar war.
Letztendlich wurde unsere Belegschaft auf drei Bildungsanbieter verteilt und jeder Einzelne bekam einen Platz in der Weiterbildung. Alle Beteiligten waren zufrieden und sahen dank ihrer Qualifizierungsmaßnahme Licht am Ende des Tunnels und damit einer gemeinsamen Zukunft entgegen.
Das Master-Vendor-Modell
Das Master-Vendor-Modell ist eine Form des Onsite-Managements und eine hervorragende Basis, um mit Mitbewerbern aus der Zeitarbeitsbranche zu kooperieren. Dabei gibt es einen Hauptlieferanten (Master Vendor), der direkt den Kunden bedient, und einen Co-Lieferanten. Die Gründe für diese häufige Vertragsart sind vielfältig. Der Kunde wünscht sich einen Vertrauenspartner als Master Vendor. Dieser steht aktiv als Hauptlieferant dem Kunden und dem eingesetzten Fremdpersonal, den Leiharbeitnehmern, vor Ort im Kundenunternehmen zur Verfügung. Dort werden explizit für den Hauptlieferanten Büroräume geordert. Die Kernaufgabe des Hauptlieferanten ist die Koordination des Personalbedarfs und die damit verbundene Steuerung des eingesetzten Fremdpersonals (Leiharbeitnehmer vom Hauptlieferanten und aller Co-Lieferanten). Der gesamte Prozessablauf, von der organisatorischen bis zur administrativen Abwicklung, wird über den Hauptlieferanten gesteuert. Der Hauptlieferant trägt die gesamte Verantwortung für die Personaleinsatzplanung unter Berücksichtigung von Urlaub, Krankheit, der jeweiligen Schichtmodelle, An- und Abmeldung, Übernahmen von Fremdpersonal und vieles mehr. Wichtig dabei ist zu erwähnen, dass der Co-Lieferant in der Regel keinen Kontakt zum Kunden aufnehmen darf.
Auch wir hatten in der Vergangenheit einen Co-Lieferantenvertrag, den der Master Vendor in Vertretung vor seinem Kunden mit uns als Mitbewerber geschlossen hat. Der Mitbewerber trat als Hauptlieferant (Master Vendor) auf, während wir als Co-Lieferant fungierten.
Warum?
Bei der Akquise werden häufig Unternehmen angesprochen, die bereits mit Zeitarbeitsunternehmen kooperieren. Wenn der Kunde ein großes renommiertes Unternehmen ist, ein gesundes Betriebsklima zu haben scheint und die Chance auf Übernahmen der Leiharbeitnehmer besteht, ist eine Akquise immer spannend und eine sportliche Herausforderung. In unserem Fall war der Kunde ein renommiertes Unternehmen. Laut aktueller Recherche wurde dem erfolgreichen Kundenunternehmen im Innovationswettbewerb 2019 die Auszeichnung »TOP 100« verliehen.
Herzlichen Glückwunsch!
Faktor Schwäche: Wo liegen deine Schwachstellen? Versu...