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About this book
"Nicht mehr als sechs Schüsseln" kommen bei dem großbürgerlichen Hofrat und Justizdirektor Reinhard auf den Tisch des gastlichen Hauses - sehr zum Mißfallen der angeheirateten adligen Verwandtschaft, die diese Bescheidenheit für nicht standesgemäß erachtet. Auch bei Hofe macht sich Reinhard keine Freunde mit seinem biederen und korrekten Verständnis von Recht und Anstand. Allen Intrigen zum Trotz setzt er sich zuletzt bei dem Fürsten durch; und seine untadelige Tochter heiratet am Ende nicht den schmierigen Höfling, sondern den wackeren Leutnant. - Ein Theaterstück des G.F.W. Großmann, geschrieben und in Bonn uraufgeführt 1780, am Vorabend der Französischen Revolution., hier zum ersten Mal nach über 200 Jahren veröffentlicht.
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Information
Dritter Akt.
Im Hause des Hofraths.
Erster Auftritt.
Friedrich, aus dem Speisesaal kommend, Louise von einer andern Seite.
FRIEDRICH. Das ist zum todtlachen, ha, ha, ha!
LOUISE. Was Guckuck! hat Er denn einmal zu lachen?
FRIEDRICH. Zum todtlachen sag ich Ihr.
LOUISE. Nun was denn?
FRIEDRICH. Das Mittagsessen vergeß ich in meinem Leben nicht.
LOUISE. Vergeß Er nur nicht, daß ich ein Mädchen bin.
FRIEDRICH. Und allso Ihre gute Portion Neugierde hat, wie Evens Töchter alle?
LOUISE. Wenn du das weißt, Hans Narr, was quälst du mich denn?
FRIEDRICH. Nicht geschimpft, Mädchen! Das ist der Weg nicht, was von mir herauszubringen. Aber ein gutes Wort findet eine gute Stelle. <81>
LOUISE. Nun, so sag Er mir doch, mein lieber Friedrich.
FRIEDRICH. Ja, meine liebe Louise, von Herzen gern. Haarklein will ichs Ihr nun erzählen. Sie weiß doch, daß der Hofrath sich heute weidlich mit der gnädigen Frau herumgebissen hat?
LOUISE. O ja, wegen der sechs Schüsseln.
FRIEDRICH. Und wegen Minchens Heyrath –
LOUISE. So? spinnt sich eine Heyrath an?
FRIEDRICH. Ja wohl; angesponnen wars; aber der Hofrath riß den Faden entzwey.
LOUISE. Schade! Da komm ich um ein neues Kleid.
FRIEDRICH. Das Sie doch wohl nicht auf Kosten der Glückseligkeit Ihrer Herrschaft verdienen will? – Sieht Sie, Louise; wüßt ich, daß Sie so dächte ––
LOUISE. Pfui, Friedrich! wie kann Er so was von mir denken? Meine Herrschaft geht mir über alles.
FRIEDRICH. Das heißt Ihr Gott sprechen! – Hernach hats wieder Händel gegeben, wegen unsers jungen Herrn, der durchaus Offizier werden soll. <82>
LOUISE. Dazu schickt sich der Wildfang am beßten.
FRIEDRICH. Wildfang?
LOUISE. Es ist wahr; er läßt ja keine Schürze ungeneckt.
FRIEDRICH. Und das ist so Offiziers Art. Ey, ey! Jungfer Louise, woher weiß Sie denn das? Etwa von den Fähnrichen, die hier neben an in Quartier liegen?
LOUISE. Er ist ein Narr!
FRIEDRICH. Ja, Louise, wenn das wäre – ich wollte dich befähnrichen, du solltest dein Lebtage an die Fähnrichs denken. Pfui, pfui, pfui! Ein Mädchen, das sich mit jungen Offizieren abgiebt, ist keinen abgesetzten Kreuzer werth.
LOUISE. Musje35 Friedrich, sey Er nicht unverschämt!
FRIEDRICH. Nun, wo hätte Sie denn sonst die Erfahrung her? Von dem holländischen Lieutenant doch wohl nicht?
LOUISE. Wahrhaftig nicht! Dem würde auch Mantel und Kragen besser stehen, als der Degen, so ehrbar ist er.
FRIEDRICH. Es ist ein braver, rechtschaffner junger Mensch, den der Hofrath sehr lieb <83> hat. Aber sein Kerl, der Philipp, der Spaßmacher ––
LOUISE. Laß Er mir den Philipp gehen. Freylich ist er kein Sauertopf wie Er.
FRIEDRICH. Nein, es ist ein kreuzbraver Kerl! Ein Kerl, der die Welt gesehen, und bey der Bagage Pulver gerochen hat.
LOUISE. Es ist immer gut, wenn sich ein Kerl was in der Welt versucht hat. Aber, was geht mich Philipp an? Mach Er nur, daß ich die Geschichte höre, eh sie vom Tisch aufstehen.
FRIEDRICH. O das hat noch ein Weilchen Zeit! Eh der dicke Major und der Kirchenrath nicht voll sind, ehr stehen sie nicht auf; und die sind erst bey der zwölften Bouteille. Nun sieht Sie, das Ding gieng denn heute so weit, daß der Hofrath dem Obersten und der gnädigen Frau die Thüre wies, und die trollten denn auch ab. Minchen, die gleich vor Ach und Weh vergehen will, wenn sie Hader und Zwietracht sieht, kriegte ihren Herrn Papa coram, und streichelt ihn, und schmeichelt ihm so lange, bis er sagte: „Nun, so laß sie ins Teufels Namen kommen!“ Mehr wollte sie nicht. Husch! hüpfte sie dir fort <84> wie ein Rehböckchen, und brachte dir den Obersten und den ganzen Appendix.
LOUISE. Wer ist das? Den kenn ich nicht, den Herrn Apendiks.
FRIEDRICH. Narre! das ist kein Herr, sondern das, was einer Person so anhängt. – So ist zum Exempel: der Mann das Opus, und das Weib ein Appendix. Der Oberst allso und seine Schwester –
LOUISE. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Bey der ist der Oberst allso der Apendiks.
FRIEDRICH. Appendix heißts. Es ist eine wahre Marter euch Ignoranten gelehrte Wörter korrumpiren zu hören.
LOUISE. Nu, ich will mirs merken. Nur weiter!
FRIEDRICH. Der Hofrath hatte sich mit dem alten Geheimenrath an ein Fenster gestellt ––
LOUISE. Mit dem, der die wollene Perücke, die abgekappten Schuh und die langen Westen trägt?
FRIEDRICH. Ja; heute hatte er eine Weste an, da war dir ein ganzer Obstgarten drauf; und denn hatt er ein Paar Kamaschen, die noch funkelnagelneu waren. Nun stand er mit dem Rücken gegen die Thür, und that, als <85> wenn er den Obersten und die gnädige Frau nicht kommen hörte, sondern schwatzte immer fort. Das Gesicht hättest du sehen sollen, das die gnädige Frau zog! wie ein kalekutscher Hahn36, wenn er einen rothen Rock sieht.
LOUISE. Das glaub ich!
FRIEDRICH. Wie sie ein Weilchen da waren, rief der Hofrath, ohne sich umzusehen: Laßt anrichten. – Die Suppe wurde gebracht, und nun giengs zu Tische. Da mochte nun wohl dieser und jener Abrede genommen haben, wie sie sitzen wollten; der Hofrath machte aber ein ganz andres Reglement, und so kam die gnädige Frau neben einem bürgerlichen Referendarius, und neben einem Landrath zu sitzen, der eben vom Lande hereingekommen war, und von Koth starrte. Es sah dir gar possirlich aus, wie sie ihre Extremitäten an sich zog, um sich nicht zu beschmutzen.
LOUISE. Ha, ha, ha! Und Minchcn?
FRIEDRICH. Zu der wollte sich der Kammerherr setzen, aber sie kam zwischen ihren Bruder und den holländischen Lieutenant.
LOUISE. Und der Kammerherr?
FRIEDRICH. Den kriegten der Kirchenrath und der Major in die Mitte, und soffen ihm <86> auf gut kanonisch und militärisch aufs Leder; er entschuldigte sich aber mit einer Kur, die er brauchen müßte; ließ ein Gericht nach dem andern vorbeygehen; wie er aber sah, daß keine hautsgouts kamen, so bequemt er sich zur Hausmannskost. Der Major schwur, daß ihn das Donnerwetter so tief in die Erde schlagen sollte, als ein Hase in zehn Jahren laufen könnte, wenn er, seitdem er aus Pommern wäre, besser Pökelfleisch und Klösse gegessen hätte.
LOUISE. Nun so ein pommersches Gericht war so eines pommerschen Fluches würdig!
FRIEDRICH. Die gnädige Frau von Schmerling rümpfte die Nase einmal über das andre, wie ein Eichkäzchen, wenn ihm eine Nuß zu hart ist. – Minchen und der Lieutenant saßen stumm wie die Fische; es war mir aber, als wenn ihre Augen eine sehr zärtliche Unterredung mit einander hielten.
LOUISE. So? darum mußt ich so eilig hin springen, und den Lieutenant holen?
FRIEDRICH. Meine Sonntagslivree will ich verwetten, wenn der Holländer nicht angeschossen ist, und Minchen dazu. <87>
LOUISE. Wart! da muß ich den Philipp auf die Zähne fühlen.
FRIEDRICH. Ja, von dem wird Sie was rechts erfahren.
LOUISE. Oh der hat seines Herrn Geldbörse und Wäsche, Kleider und Geheimnisse in Verwahrung.
FRIEDRICH. Nu, an der Bagage wird er nicht schwer zu tragen haben. Doch vielleicht an den Geheimnissen um so mehr, je weniger er von dem Uebrigen hat. – Die Frau von Schmerling, wie die letzte Schüssel kam, fieng an vom Zulebenwissen, vom Wegwerfen und Emporschwingen in der Welt ein langes und breites zu reden. Dem Hofrath hatts schon lange gekocht, der theilte denn derbe Hi...
Table of contents
- Inhaltsverzeichnis
- Hinweise
- Vorbericht, Vorrede, Einleitung – wie man’s nehmen will.
- Zur zwoten Ausgabe.
- Personen
- Erster Akt.
- Zweyter Akt.
- Dritter Akt.
- Vierter Akt.
- Fünfter Akt.
- Anhang
- Illustrationen von Chodowiecki
- Nachwort
- Literaturverzeichnis
- Index
- Zur Textgestaltung
- Endnoten
- Impressum