Iphigenie auf Tauris
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Iphigenie auf Tauris

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Iphigenie auf Tauris

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"Iphigenie auf Tauris" ist ein Bรผhnenstรผck von Johann Wolfgang Goethe nach der Vorlage von Euripides' Iphigenie bei den Taurern. 1779 schrieb der Dichter eine Prosafassung, die er wรคhrend seiner Italienreise ab 1786 in ein Versdrama umformte. Den Titel wรคhlte Goethe in falscher Analogie zur latinisierten Version des Titels der Euripidestragรถdie Iphigenia in Tauris. Der griechische Originaltitel bezieht sich auf das mythische barbarische Volk der Taurer, der deutsche Titel evoziert eine Landschaft namens Tauris. Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) gilt als einer der bedeutendsten Reprรคsentanten der deutschsprachigen Dichtung. Die Griechin Iphigenie, Tochter des Agamemnon und der Klytamnรคstra, dient der Gรถttin Diana auf der Insel Tauris als Priesterin, nachdem diese sie vor dem Tod gerettet hat. Iphigenie empfindet Dankbarkeit und Pflichtgefรผhl gegenรผber der Gรถttin und den Taurern, zugleich verzehrt sie sich vor Sehnsucht nach der Heimat und nach ihrer Familie.

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Information

Personen:
Iphigenie.
Thoas, Koenig der Taurier.
Orest.
Pylades.
Arkas.
--
Schauplatz: Hain vor Dianens Tempel

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Iphigenie.
Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Goettin stilles Heiligthum
Tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefuehl,
Als wenn ich sie zum erstenmal betraete,
Und es gewoehnt sich nicht mein Geist hierher.
So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen
Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;
Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.
Denn ach mich trennt das Meer von den Geliebten,
Und an dem Ufer steh' ich lange Tage
Das Land der Griechen mit der Seele suchend;
Und gegen meine Seufzer bringt die Welle
Nur dumpfe Toene brausend mir herueber.
Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern
Ein einsam Leben fuehrt! Ihm zehrt der Gram
Das naechste Glueck vor seinen Lippen weg,
Ihm schwaermen abwaerts immer die Gedanken
Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne
Zuerst den Himmel vor ihm aufschloss, wo
Sich Mitgeborne spielend fest und fester
Mit sanften Banden an einander knuepften,
Ich rechte mit den Goettern nicht; allein
Der Frauen Zustand ist beklagenswerth.
Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann
Und in der Fremde weiss er sich zu helfen.
Ihn freuet der Besitz; ihn kroent der Sieg!
Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.
Wie eng-gebunden ist des Weibes Glueck!
Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen,
Ist Pflicht und Trost; wie elend, wenn sie gar
Ein feindlich Schicksal in die Ferne treibt!
So haelt mich Thoas hier, ein edler Mann,
In ernsten, heil'gen Sklavenbanden fest.
O wie beschaemt gesteh' ich, dass ich dir
Mit stillem Widerwillen diene, Goettin,
Dir meiner Retterin! Mein Leben sollte
Zu freiem Dienste dir gewidmet sein.
Auch hab' ich stets auf dich gehofft und hoffe
Noch jetzt auf dich, Diana, die du mich,
Des groessten Koeniges verstossne Tochter,
In deinen heil'gen sanften Arm genommen.
Ja, Tochter Zeus, wenn du den hohen Mann,
Den du, die Tochter fordernd, aengstigtest,
Wenn du den goettergleichen Agamemnon,
Der dir sein Liebstes zum Altare brachte,
Von Troja's umgewandten Mauern ruehmlich
Nach seinem Vaterland zurueck begleitet,
Die Gattin ihm, Elektren und den Sohn,
Die schoenen Schaetze, wohl erhalten hast;
So gib auch mich den Meinen endlich wieder,
Und rette mich, die du vom Tod errettet,
Auch von dem Leben hier, dem zweiten Tode!

Zweiter Auftritt.

Iphigenie. Arkas.
Arkas.
Der Koenig sendet mich hierher und beut
Der Priesterin Dianens Gruss und Heil.
Diess ist der Tag, da Tauris seiner Goettin
Fuer wunderbare neue Siege dankt.
Ich eile vor dem Koenig und dem Heer,
Zu melden, dass er kommt und dass es naht.
Iphigenie.
Wir sind bereit sie wuerdig zu empfangen,
Und unsre Goettin sieht willkommnem Opfer
Von Thoas Hand mit Gnadenblick entgegen.
Arkas.
O faend' ich auch den Blick der Priesterin,
Der werthen, vielgeehrten, deinen Blick,
O, heil'ge Jungfrau, heller, leuchtender,
Uns allen gutes Zeichen! Noch bedeckt
Der Gram geheimnisvoll dein Innerstes;
Vergebens harren wir schon Jahre lang
Auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust.
So lang ich dich an dieser Staette kenne,
Ist diess der Blick, vor dem ich immer schaudre;
Und wie mit Eisenbanden bleibt die Seele
In's Innerste des Busens dir geschmiedet.
Iphigenie.
Wie's der Vertriebnen, der Verwais'ten ziemt.
Arkas.
Scheinst du dir hier vertrieben und verwais't?
Iphigenie.
Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?
Arkas.
Und dir ist fremd das Vaterland geworden.
Iphigenie.
Das ist's, warum mein blutend Herz nicht heilt
In erster Jugend, da sich kaum die Seele
An Vater, Mutter und Geschwister band;
Die neuen Schoesslinge, gesellt und lieblich,
Vom Fuss der alten Staemme himmelwaerts
Zu dringen strebten; leider fasste da
Ein fremder Fluch mich an und trennte mich
Von den Geliebten, riss das schoene Band
Mit ehrner Faust entzwei. Sie war dahin,
Der Jugend beste Freude, das Gedeihn
Der ersten Jahre. Selbst gerettet, war
Ich nur ein Schatten mir, und frische Lust
Des Lebens blueht in mir nicht wieder auf.
Arkas.
Wenn du dich so ungluecklich nennen willst,
So darf ich dich auch wohl undankbar nennen.
Iphigenie.
Dank habt ihr stets.
Arkas.
Doch nicht den reinen Dank,
Um dessentwillen man die Wohlthat thut;
Den frohen Blick, der ein zufriednes Leben
Und ein geneigtes Herz dem Wirthe zeigt.
Als dich ein tief geheimnissvolles Schicksal
Vor so viel Jahren diesem Tempel brachte,
Kam Thoas dir, als einer Gottgegebnen,
Mit Ehrfurcht und mit Neigung zu begegnen,
Und dieses Ufer ward dir hold und freundlich,
Das jedem Fremden sonst voll Grausens war,
Weil niemand unser Reich vor dir betrat,
Der an Dianens heil'gen Stufen nicht,
Nach altem Brauch, ein blutig Opfer, fiel.
Iphigenie.
Frei athmen macht das Leben nicht allein.
Welch Leben ist's das an der heil'gen Staette,
Gleich einem Schatten um sein eigen Grab,
Ich nur vertrauern muss? Und nenn' ich das
Ein froehlich selbstbewusstes Leben, wenn
Uns jeder Tag, vergebens hingetraeumt,
Zu jenen grauen Tagen vorbereitet,
Die an dem Ufer Lethe's selbstvergessend,
Die Trauerschaar der Abgeschiednen feiert?
Ein unnuetz Leben ist ein frueher Tod;
Diess Frauenschicksal ist vor allen meines.
Arkas.
Den edeln Stolz dass du dir selbst nicht g'nuegest,
Verzeih' ich dir, so sehr ich dich bedaure;
Er raubet den Genuss des Lebens dir.
Du hast hier nichts gethan seit deiner Ankunft?
Wer hat des Koenig trueben Sinn erheitert?
Wer hat den alten grausamen Gebrauch,
Dass am Altar Dianens jeder Fremde
Sein Leben blutend laesst, von Jahr zu Jahr,
Mit sanfter ueberredung aufgehalten,
Und die Gefangnen vom gewissen Tod
In's Vaterland so oft zurueckgeschickt?
Hat nicht Diane, statt erzuernt zu sein,
Dass sie der blut'gen alten Opfer mangelt,
Dein sanft Gebet in reichem Mass erhoert?
Umschwebt mit frohem Fluge nicht der Sieg
Das Heer? und eilt er nicht sogar voraus?
Und fuehlt nicht jeglicher ein besser Loos,
Seitdem der Koenig, der uns weis' und tapfer
So lang gefuehret, nun sich auch der Milde
In deiner Gegenwart erfreut und uns
Des schweigenden Gehorsams Pflicht erleichtert?
Das nennst du unnuetz, wenn von deinem Wesen
Auf Tausende herab ein Balsam traeufelt?
Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte,
Des neuen Glueckes ew'ge Quelle wirst,
Und an dem unwirthbaren Todes-Ufer
Dem Fremden Heil und Rueckkehr zubereitest?
Iphigenie.
Das Wenige verschwindet leicht dem Blick,
Der vorwaerts sieht, wie viel noch uebrig bleibt.
Arkas.
Doch lobst du den, der was er thut nicht schaetzt?
Iphigenie.
Man tadelt den, der seine Thaten waegt.
Arkas.
Auch den, der wahren Werth zu stolz nicht achtet,
Wie den, der falschen Werth zu eitel hebt.
Glaub' mir und hoer' auf eines Mannes Wort,
Der Treu und redlich dir ergeben ist:
Wenn heut der Koenig mit dir redet, so
Erleichtr' ihm was er dir zu sagen denkt.
Iphigenie.
Du aengstest mich mit jedem guten Worte;
Oft wich ich seinem Antrag muehsam aus.
Arkas.
Bedenke was du thust und was dir nuetzt.
Seitdem der Koenig seinen Sohn verloren,
Vertraut er wenigen der Seinen mehr,
Und diesen wenigen nicht mehr wie sonst.
Missguenstig sieht er jedes Edeln Sohn
Als seines Reiches Folger an, er fuerchtet
Ein einsam huelflos Alter, ja vielleicht
Verwegnen Aufstand und fruehzeit'gen Tod.
Der Scythe setzt in's Reden keinen Vorzug,
Am wenigsten der Koenig. Er, der nur
Gewohnt ist zu befehlen und zu thun,
Kennt nicht die Kunst, von weitem ein Gespraech
Nach seiner Absicht langsam fein zu lenken.
Erschwer's ihm nicht durch ein rueckhaltend Weigern,
Durch ein vorsetzlich Missverstehen. Geh
Gefaellig ihm den halben Weg entgegen.
Iphigenie.
Soll ich beschleunigen was mich bedroht?
Arkas.
Willst du sein Werben eine Drohung nennen?
Iphigenie.
Es ist die schrecklichste von allen mir.
Arkas.
Gib ihm fuer seine Neigung nur Vertraun.
Iphigenie.
Wenn er von Furcht erst meine Seele loes't.
Arkas.
Warum verschweigst du deine Herkunft ihm?
Iphigenie.
Weil einer Priesterin Geheimniss ziemt.
Arkas.
Dem Koenig sollte nichts Geheimniss sein;
Und ob er's gleich nicht fordert, fuehlt er's doch
Und fuehlt es tief in seiner grossen Seele,
Dass du sorgfaeltig dich vor ihm verwahrst.
Iphigenie.
Naehrt er Verdruss und Unmuth gegen mich?
Arkas.
So scheint es fast. Zwar schweigt er auch von dir;
Doch haben hingeworfne Worte mich
Belehrt, dass seine Seele fest den Wunsch
Ergriffen hat dich zu besitzen. Lass,
O ueberlass ihn nicht sich selbst! damit
In seinem Busen nicht der Unmuth reife
Und dir Entsetzen bringe, du zu spaet
An meinen treuen Rath mit Reue denkest.
Iphigenie.
Wie? Sinnt der Koenig, was kein edler Mann,
Der seinen Namen liebt und dem Verehrung
Der Himmlischen den Busen Baendiget,
Je d...

Table of contents

  1. Erster Aufzug.