"Menschendämmerung..."
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"Menschendämmerung..."

Christoph Quarch, Christine Teufel

  1. 50 pages
  2. German
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  4. Available on iOS & Android
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"Menschendämmerung..."

Christoph Quarch, Christine Teufel

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Noch ein paar Jahre, dann kommt die Unsterblichkeit. Zumindest wenn die Auguren im Silicon Valley recht behalten. Denn für das Jahr 2040 verheißen sie die Überwindung der Schwelle von künstlicher und organischer Intelligenz, das heißt, du wirst dann dein Gehirn auf einen Computer uploaden können und seinen Inhalt verewigen. Und nicht nur das. Du wirst ein Knoten im World Wide Web, ein Gehirn wird dein PC, dein PC zu deinem Gehirn. Schöne neue Welt oder etwa nicht? Vom Menschen, wie wir ihn kannten, wird jedenfalls nicht viel bleiben, wenn Cyborgs, Roboter und digital optimierte Wesen die Welt bevölkern. Und ob das wirklich wünschenswert ist, ist nicht allein die Frage von Romantikern und Ewiggestrigen. In seinem Essay erläutert der Philosoph Christoph Quarch, warum der Mensch vielleicht doch nicht so antiquiert ist, wie uns die Propagandisten des Transhumanismus glauben machen wollen.

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TEIL 1: DIE VERWESUNG DES MENSCHEN

Die Verwesung des Menschen führt vorerst nicht zu seiner physischen Vernichtung. Vielmehr beraubt sie den Menschen seines Wesens. Der Urheber dieses Geschehens ist freilich nicht leicht dingfest zu machen, denn es ist die von Menschenhand geschaffene Technik selbst, die ein feinziseliertes Intoxinationssystem rund um den Globus gelegt hat. Wir kennen es als Internet – als das Netz. Ein Netz, das lohnt sich einen Augenblick lang zu bedenken, ist wesentlich eine Waffe. Ursprünglich dient es zum Töten. So das Spinnennetz, so das Fischernetz. Später erst wird es zum Fangnetz für fliegende Bälle oder entgleiste Skiläufer. Von Hause aus, soll man sich in ihm verstricken. Gilt das auch fürs Internet? Das vielleicht nicht, doch wohnt die Möglichkeit der Waffe auch in ihm. Und diese Möglichkeit wird Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit ist furchtbar. Denn ein globales Netz ist nicht irgendeine Waffe. Das Internet birgt die Gefahr, zur Massenvernichtungswaffe zu werden: zur seelischen Massenvernichtungswaffe.
Als solche wird es wenigstens gegenwärtig von denen aufgerüstet, in deren Händen es sich befindet: den IT-Riesen des Silicon Valley und den mit ihnen kollaborierenden US-amerikanischen Eignern der Hardware des Netzes. Big Data ist das Stichwort, das hier fallen muss – eine freundliche Umschreibung dafür, was wir gegenwärtig erleben: die Heraufkunft eines weltumspannenden, digitalen Faschismus.

Big Data. Unterwegs zum digitalen Faschismus

Niemand sollte sich über die Macht täuschen, die heute im Silicon Valley akkumuliert ist. Mit Apple, Facebook, Google & Co – wie ich sie der Kürze halber nennen werde – ist eine Konzentration von Kapital, Intelligenz und technischer Macht entstanden, die ihresgleichen sucht.
Das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt im Februar 2016 war der Google-Mutterkonzern Alphabet mit einem Börsenwert von 570 Milliarden Euro. Dass die Umsätze des Google-Mutterkonzern Alphabet ebenfalls in die Milliarden gehen, versteht sich von selbst. Zum Vergleich: Der Börsenwert des Unternehmens im Jahr 2014 lag damals noch bei „nur“ 250 Milliarden Euro. Diese monströse Übermacht hat im Frühjahr 2014 dazu geführt, dass mehrere Internet-Firmen bei EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia Klage gegen den IT-Giganten eingelegt haben. Der Vorwurf: Google versucht mit unfairen Methoden, kleine Firmen aus dem Markt zu drängen, um ungehemmt die Daten unseres Alltags zu sammeln.
Ja, wenn es nur das wäre! Die Marktmacht von Google reicht längst in das Feld der politischen Macht hinüber. Als im Februar 2010 drei Manager von Google (bzw. der Google-Tochter youtube) von einem italienischen Gericht zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden, dauerte es nicht lange, da waren sie schon wieder frei (4). Seither reißen die Gerüchte nicht ab, dass womöglich ein Anruf aus der Konzernzentrale beim italienischen Justizministerium reichte, um einen Freispruch der Herren zu erwirken. Das mögliche Abschalten der Google-Dienste in Italien mit der Folge des Ausfalls von 80 Prozent der italienischen Mobiltelefone habe seine Wirkung nicht verfehlt.
Selbst wenn es nur ein Gerücht ist: Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass es genauso läuft. Denn alle Gewalt, so will es scheinen, geht längst nicht mehr vom Volke aus, sondern vom IT-Konzern. Und wir dürfen sicher sein, dass es dabei oft um mehr geht als um die Freilassung von Managern. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ hat Google so viel Zugang ins Weiße Haus wie kaum ein anderes Unternehmen (5). Nur zur Erinnerung: Apple-Gründer Steve Jobs drang zu Lebzeiten wiederholt darauf, die US-amerikanische Automobilindustrie wieder zum Weltmarktführer zu machen. Seither arbeiten im Silikon Valley Apple, Google und Tesla mit Hochdruck daran, sich den globalen Markt für Elektro-Autos unter den Nagel zu reißen(6). Da werden sich doch auch Wege und Mittel finden, die deutsche Automobilindustrie auszuschalten, oder etwa nicht...? In den USA kann man ja schon mal damit anfangen... - Noch mehr Gerüchte...
So oder so: Das Internet taugt zur Waffe. Und wer die Herrschaft über diese Waffe hat, der hat die Herrschaft über die Welt. Darüber sollte man sich nicht täuschen. Wie jedes von Menschen gemachte Ding lässt sich das Internet für hehre Zweck verwenden – genauso aber lässt es sich für die Anwendung von Gewalt instrumentalisieren. Und eben das geschieht dauernd, fortwährend und kaum verborgen. Die Schaltzentrale liegt im Silicon Valley. Nach meinem Dafürhalten bei Apple und Google gleichermaßen.
Ich weiß, dass ich einigen von Ihnen nun werde wehtun müssen, aber es hilft nichts: Sie müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass ihre liebsten Freunde sie verraten schon längst verraten haben – Ihre iPhones und Tablet-Computer.
Denn selbstredend kann Apple mühelos über das iPhone jedes Gespräch von ihnen abhören – auch wenn Ihr Gerät ausgeschaltet ist. Und natürlich kann Apple die solcherart gewonnenen Informationen auch speichern und auswerten. Immer größere und immer leistungsstärkere Rechner werden von den IT-Giganten rund um den Globus installiert, damit auch das letzte Molekül auf Erden irgendwann digital erfasst und kontrolliert werden kann.
Gegenwärtig schickt Google sich an, das Netz immer enger zu stricken – bis es kein Entrinnen mehr gibt. So arbeitet der Konzern fieberhaft daran, die Herrschaft über den internationalen Luftraum zu gewinnen. Nicht zufällig schluckte der Konzern den Drohnen-Hersteller Titan Aerospace (7). Es geht offiziell darum, fliegende Roboter für die Zustellung von Waren zu entwickeln (8). Doch nicht nur das. 2014 kursierte durch die Medien, dass Google vor hat, sowohl eigene Satelliten in den Orbit zu schicken(9), als auch unbemannte Flugkörper in über 19.000 Meter Höhe kreisen zu lassen, mit deren Hilfe noch der letzte Winkel der Erde ausgespäht werden kann(10). Diese Träume scheinen mittlerweile aus Kostengründen geplatzt zu sein, doch die Investitionen in Unternehmen, die über ein solches Knowhow verfügen, werden weiterhin getätigt. Die Fesseln werden straffer. Schon jetzt rühmt sich Google-Alphabet Chef und somit der mächtigste Googler Eric Schmidt mit einer quasi göttlichen Allwissenheit:
„Wir wissen, wo du bist. Wir wissen, wo du warst. Wir können mehr oder weniger wissen, was du gerade denkst.“ (11)
Aber das alles ist nur die Vorbereitung zum eigentlichen Angriff. Big Data schafft die Voraussetzungen, um in naher Zukunft mit Technologien aufzuwarten, die heute schon rudimentär zu Einsatz kommen, darüber hinaus aber ahnen lassen, wohin die Reise geht: in die posthumane Welt – die Welt, in der es den Menschen, wie wir ihn bislang kannten, liebten und hassten, nicht mehr geben wird. Die Welt, die von Wesen bevölkert wird, die sich der Mensch zu seinem Bilde schuf – die Welt der „besseren Menschen“, die freilich keine Menschen mehr, sondern Cyborgs sind – die Welt des Human-Enhancement – einer Bewegung, die mit Produkten und Technologie aufwartet, die zu einer wunschgemäßen Optimierung menschlicher Fertigkeiten führen sollen.
Kein Zweifel kann daran bestehen, dass wir es hier mit Big Business zu tun haben. Denn die Aussicht auf gigantische neue Märkte treibt diese Anstrengungen voran. Neue Medizintechniken, die eine beträchtliche Erhöhung der Lebenserwartung in Aussicht stellen, werden ebenso reißenden Absatz finden wie Roboter oder Cyborg-Technologien, die eine neue und vermutlich abschließende Welle der Rationalisierung klassischer Industriearbeit mit sich bringen und Arbeitsfelder wie das Gesundheits- oder Pflegewesen kolonialisieren werden.
Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, wer die Nutznießer dieser Entwicklungen sein werden: eben jene IT-Giganten des Silicon Valley – allen voran Google und Apple. So ist es nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass Google, Apple & Co auf dem besten – weil mit erheblicher Macht und Kapital gepflasterten – Weg sind, die Welt mit einem digitalen Faschismus zu überziehen, dem sich nichts und niemand wird entziehen können – und dessen Folgen den Fortbestand der Menschheit – so wie wir sie kannten – mehr als nur bedrohen. Denn so viel ist sicher: Die IT-Giganten des Silicon Valley sind die treibenden Kräfte einiger verstörenden Dynamiken, die alle auf den gleichen Zielpunkt zulaufen: die Abschaffung des Menschen. Die Rede ist von Bio-Tech, Human Enhancement, Robotik, Künstlicher Intelligenz und als Zusammenfassung alles dessen: Transhumanismus.

Biotec und Human Enhancement.

Behinderte wird es nicht mehr geben. Nein, nicht Josef Mengele spricht so, sondern dies ist die Vision jener Forscher, Mediziner und Futurologen, die sich dem Projekt Human Enhancement gewidmet haben. Zwar würde das niemand der entsprechenden Personen so sagen, in ihrem Tun jedoch bekunden sie just dieses Vorhaben: Behinderung und Krankheit abschaffen; den Menschen nach Maßgabe der landläufigen Vorstellungen von Gesundheit, Erfolg, Attraktivität (und nicht zu vergessen: Wirtschaftlichkeit) zu perfektionieren – Big Data macht es möglich. Die Rechenkapazitäten dafür sind schon da.
Gesundheits-Apps von Google oder Apple (12) sind wohl nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was im Silicon Valley derzeit ausgeheckt wird. Es ist bekannt, dass Google seit einigen Jahren auf Einkaufstour in der Biotech-Branche ist. Eine ganze Reihe von Unternehmen aus den Bereichen Genforschung und Medizintechnik hat sich der Konzern schon einverleibt. Hotspot des Geschäftszweigs ist offenbar die eigens für Googles Human-Enhancement-Projekte gegründete Firma Calico (Californian Life Company) (13), der allein im Gründungsjahr 2013 ein Budget von acht Milliarden US-Dollar bereitgestellt wurde. 300 Milliarden sollen es insgesamt werden. Chef des Unternehmens ist Arthur D. Levinson, gleichermaßen Vorstand bei Apple und Ex-CEO des Biotech-Riesen Gentech, heute eine Roche-Tochter.
Ein anderes Großprojekt des Google-Empires (14) ist die Firma 23andME, bei der Sie bis zu einem Verbot durch US-amerikanische Behörden Ihre DNA minutiös auf Krankheitsrisiken etc. analysieren lassen konnten. Der Spaß kostete etwa 100 Dollar, wurde gerne aber auch gratis angeboten. Warum wohl? Vielleicht ist es ja nützlich, über die genetische Information möglichst vieler User zu verfügen....
Worum mag es dabei gehen? Um big business, so viel ist sicher. Aber welche Richtung soll das nehmen? Einer, der die Richtung kennt, ist Raymond Kurzweil, Technischer Direktor bei Google, bekennender Human-Enhancement-Fan und Chef-Ideologe der Transhumanisten (15). In seinen zahlreichen Vorträgen erläutert er, wohin Googles BioTech-Reise gehen soll: Nachdem es mit Hilfe der avancierten IT gelungen ist, das mens...

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APA 6 Citation

Quarch, C., & Teufel, C. (2017). “Menschendämmerung...” ([edition unavailable]). Christoph Quarch. Retrieved from https://www.perlego.com/book/1937104/menschendmmerung-pdf (Original work published 2017)

Chicago Citation

Quarch, Christoph, and Christine Teufel. (2017) 2017. “Menschendämmerung...” [Edition unavailable]. Christoph Quarch. https://www.perlego.com/book/1937104/menschendmmerung-pdf.

Harvard Citation

Quarch, C. and Teufel, C. (2017) ‘Menschendämmerung...’ [edition unavailable]. Christoph Quarch. Available at: https://www.perlego.com/book/1937104/menschendmmerung-pdf (Accessed: 15 October 2022).

MLA 7 Citation

Quarch, Christoph, and Christine Teufel. “Menschendämmerung...” [edition unavailable]. Christoph Quarch, 2017. Web. 15 Oct. 2022.