Die Fahrt nach der alten Urkunde: Historischer Roman
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Die Fahrt nach der alten Urkunde: Historischer Roman

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Die Fahrt nach der alten Urkunde: Historischer Roman

About this book

August Sperls 'Die Fahrt nach der alten Urkunde: Historischer Roman' entführt den Leser in eine fesselnde Geschichte, die im Mittelalter spielt. Der Roman zeichnet sich durch einen detaillierten historischen Kontext aus, der durch Sperls präzise Recherche und lebendige Beschreibungen hervorgehoben wird. Die Handlung folgt einem jungen Büttel, der eine gefährliche Reise unternimmt, um eine alte Urkunde zu retten, die das Schicksal seines Dorfes bestimmen könnte. Sperls literarischer Stil kombiniert geschickt Fiktion mit historischen Fakten, um eine authentische und spannende Leseerfahrung zu schaffen. Der Roman präsentiert eine faszinierende Darstellung des mittelalterlichen Lebens und bietet Einblicke in die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der Zeit.Der Autor August Sperl ist bekannt für seine akribische Recherche und sein Interesse an historischen Themen. Als Historiker und erfahrener Schriftsteller konnte Sperl sein Fachwissen nutzen, um 'Die Fahrt nach der alten Urkunde' zu verfassen. Seine Liebe zur Geschichte und sein Talent für das Erzählen von Geschichten spiegeln sich in diesem packenden Roman wider, der Leser jeden Alters anspricht. Sperl bringt die Vergangenheit zum Leben und nutzt sie als Kulisse für ein fesselndes Abenteuer, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. 'Die Fahrt Nach Der Alten Urkunde' ist ein Muss für all jene, die historische Romane lieben und das Mittelalter aus einer neuen Perspektive entdecken wollen. Mit seinem meisterhaften Schreibstil und seinem fundierten Wissen über die Zeitperiode bietet Sperl einen Roman, der sowohl unterhält als auch informiert. Tauchen Sie ein in die Welt des Mittelalters und erleben Sie ein atemberaubendes Abenteuer voller Intrigen, Gefahren und unerwarteter Wendungen.

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Information

Year
2017
Print ISBN
9788027260294
eBook ISBN
9788027229024

Was in der alten Chronik zu lesen war.

Inhaltsverzeichnis
Ich bin ein alter Mann und habe einundsiebenzig Jahre auf dem Rücken. Ich hab mir nit gedacht, daß einer mit einundsiebenzig Jahren noch so ein schwer Stück von ihm selber erzählen muß. Muß aber sein, muß sein, du alter Mensch mit deinem weißen Haar, es muß sein; denn deine Posterität muß es wissen, wie das alles gekommen ist und soll das lesen, was dir jetzo dein Herz niederdrücket. Schreien hätt ich mögen all die Zeit her und hab nit gedurft, aber ich hab mich zu meinem Herrgott ausgestreckt und habe geseufzet und der hat mich gehöret.
Jetzt will ich ein Zeugnis in mein Bibelbuch legen, wie daß der alt Spruch wahr ist, wo's heißt, daß des Menschen Herz ein trotzig Ding und ein verzagt Ding ist, und will dabei reden von meinem eigenen Herzen.
Und jetzt will ich der Reih nach anfangen. Denn es wird gar bald eine Zeit kommen, wo man alle die Begebenheiten, so sich inner den letzten Jahren in unserm Land und in unserm Städtl zugetragen haben, nit mehr ganz genau weiß, und hernach wird die Zeit kommen, wo man sie ganz vergessen hat, weil neue Menschen da sind, die haben neue Kümmernis, haben auch wieder ihre neuen Freuden, aber die Bekümmernis ist größer, wie sie auch größer ist in unseren Tagen und allzeit vorher größer gewesen ist.
Zuvörderst will ich handeln von unsern Voreltern. Denn wir sind nit immer in dem Ort gesessen. Unser alt Heimat ist Böheim gewest. Unser Altvordern sind vor Zeiten von denen grausamen Hussiten verjaget worden, haben ihre Gütter mit dem Rücken angeschaut und sind froh gewest, weil sie etliche Pretiosen haben retten können, und haben sich ihr Leben gefristet im Elend. Sind aber verjagt worden, weil sie deutsche Edelleut gewest sind und nit haben von ihrem katholischen Glauben ablassen wollen.
Und mein Ältervater, Hans hat er geheißen, hat sich hier nahe bei der Grenz in Hohendreß niedergelassen und sein Leben in stiller Ruh beschlossen. Da droben, wo jetzo der Durchlauchtig Herzog Friedrich, Gott hab ihn selig, sein großes Schloß hat hinbauen lassen, in dem kleinen Jagdschlößl, so vor Zeiten da gestanden ist, hat er gewohnt, und hat mir meine Großmutter noch erzählt, daß er gar nit von denen alten Bedrängnissen geredt hat. Ihre Großmutter hätt's ihr oft gesagt. Daher wissen wir nur das eine, daß unsere Altvorderen vornehme und mächtige Leut in ihrem Vaterland gewest sind und daß unser Ältervater Hans gar oft hinausgeschaut hat auf die böheimischen Wälder. Auch hat er etliche Pergamentbriefe hinterlassen, aus denen unsere alten böheimischen Rechte gut bewiesen zu werden vermöchten. Denk mir halt, daß er gehofft haben möcht, wiederum in seine Heimat zu gelangen zu seiner Zeit. Ist aber nit mehr hingekommen, sondern dahier gestorben und liegt in der Kirchen begraben. Ich hab mir gar oft als Schulbub den Stein angeschaut, wo er in ganzer Größ ausgehauen ist mit dem Falkenschild, und hab mit den Fingerlein sein Gesicht nachfahren.
Bei allerhand Gelegenheiten hab ich immer müssen an dem Steinbild vorbeigehen; wie sie meinen Vatern, Gott hab ihn selig, in seine Gruft geleget haben, wie sie hernach die Mutter zu ihm gebracht haben, wie ich mit meiner seligen Hausfrauen kopuliert worden bin, wie sie meinen Jörg über den Taufstein gehalten haben, immer hat der steinerne Mann zugeschaut.
Nachdeme die heilsame Reformation des Doktor Martin Lutheri aufgerichtet worden war, da sind meine seligen Großeltern in unserm Städtl ihm und seiner Lehr mit Freuden zugefallen, und so ist es kommen, daß unser Geschlecht, so doch vor Zeiten gut papistisch gewest ist, lutherisch worden ist.
Von diesen meinen Eltern bin ich in der Gottseligkeit auferzogen, fleißig zur Kirchen und Schulen angehalten und später nacher Lauingen auf das gymnasium illustre geschickt worden.
Hernach haben sie mich in die Richterstuben gebracht und mit der Zeit als einen von den vornehmen Geschlechtern hiesigen Orts zum Richter gemacht. Ich hab dem alten Pfleger in . . . . . seine Tochter gefreiet und mit ihr in einem gesegneten Ehestand gelebt. Sie hat mir einen Sohn geboren, meinen herzlieben Jörg. Ich möcht wissen, wo der hat sein letztes Stündlein erleben müssen, denk mir, er wird wohl in der Feldschlacht gefallen sein. Ich hab nichts mehr von ihm hören können, seit er in den Krieg ausgezogen ist. Und so bin ich jetzt wieder ganz allein, nur mein Enkelkind, der Hans, ist bei mir, und für den hab ich gespart und gemehrt mein Hab und mein Gut, allein für ihn. Denn dieses mein Enkelkind ist der Einzige aus unserm alten Geschlecht nach mir, weil der Krieg und die Pest alle unsere Gefreundete dahingenommen hat. Und oft hab ich meine Äcker angeschaut und hab mir gedenkt, der Hans sollt einmal ein glücklicher Mensch werden. Aber anders ist's gekommen.
Wenn ich jetzt durch mein vieles Leid zurückschaue, so seh ich weit hinten eine gute Zeit liegen, aber weit hinten.
Ach, Herr Gott, was war unser alter Herzog Philipp Ludwig für ein braver, gottseliger, friedsamer Fürst. Gar gut hat er sein Leben lang in seinem Schlosse zu Neuburg regiert, und seine Unterthanen haben ihn geehrt und geliebt landauf und landab. Und doch ist er mit Herzleid in die Gruben gefahren.
Der Mensch hat gar oft so mutige Gedanken, denket, sich ein stolzes Haus aufzuführen, da kommt ein Lüftlein her, und das Kartenhaus liegt am Boden. Das ist dann immer großes Herzeleid, am größten ist's aber, wenn einem die eigenen Kinder die Arbeit zu nichte machen.
Es hätt ihm wohl niemand prophezeien mögen, dem Herrn Herzog, daß ihm sein Erstgeborener, so er von seiner Gemahlin Anna, Gott segne sie, gehabt hat, ein so großes Leid anthun würde.
Wie das so gekommen ist, weiß kein Mensch genau, sagt der eine so, der andere anders. Denk mir halt, daß den jungen Herrn die Lieb zum irdischen Gut gepackt hat, und die ist stark im Menschenherzen und kennt man sie gar nit, bis daß sie aufstehet wie ein gewappneter Mann und alles niedertritt. Also, der junge Herr hat die Erbschaft von seiner Mutter wegen in den Jülicher Landen, nachdem sein Oheim gestorben war, angetreten. Er war aber zu schwach, als daß er sie hätte behaupten können und hat sich nach Hilf umgeschaut und dem Herzog Maximilian von Bayern seine Schwester Magdalena geheiratet. Da hat er sich dann schon Hilf und Kraft eingehandelt, aber der Kaufschilling ist sehr groß gewesen: er ist papistisch geworden.
In Neuburg sein alter Vater und seine Frau Mutter haben sich von solchen Dingen nichts träumen lassen, daß er so etwas vorhätte; ist dazumal sogar das Gerede gewest, daß der junge Pfalzgraf nunmehr sein Ehegemahl wohl baldnächst zum rechten lutherischen Glauben bringen thäte. Da weiß ich's noch wie heut: auf einmal ginge von Neuburg ein Geschrei aus, der Pfalzgraf wär in Düsseldorf katholisch geworden, hätt mit einer brennenden Kerzen sein Bekenntnis abgelegt und der alte Herzog läg im Sterben.
Das erster ist wahr gewesen, das ander nicht ganz, aber nicht viel hat mehr daran gefehlt. Hat mir mein Schwager, Gott hab ihn selig, dazumal von Neuburg den ganzen Handel heraufgeschrieben, wie eines Tags von Düsseldorf bayerische Gesandte gekommen sind, haben allerlei Geschäfte vor dem Herrn Herzog ausgerichtet und ganz zuletzt auch vermeldet, daß der Herr Pfalzgraf wollt übertreten.
Und der Herr Herzog hat gar kein Wort herausbringen können, hat denen Gesandten nur mit der Hand abgewunken und ist in seine Schlafkammer gangen. Gleich darauf hat's aber auch schon das ganze Schloß gewußt und die ganze Stadt, und dann ist's ins Land hinausgekommen. Und ist viel Weinen und Heulen gewest allenthalben.
Und das ist der Anfang von einer bösen Zeit gewest, und sind nun Tage gekommen, von denen es heißt: sie gefallen uns nicht.
Der alte Herr Herzog hat die Sach nit lang überlebt und ist anno 1614 mit Jammer gestorben. Ich war dazumalen von Amtswegen in Laugingen und hab die bewegliche Predigt gehört, so der Hofprediger Hailbronner an der Gruft gehalten hat, und haben alle Leute geschluchzet und geweint, wie wenn ihnen Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter, Weib oder Mann gestorben gewesen wär. Wird nit leicht ein Landesfürst mit solchen Schmerzen von seinen Unterthanen begraben worden sein. Denn sie haben's ja auch alle recht gut gewußt: wem das Land gehört, dem stehet zu, festzusetzen, in was für einer Religion dasselbige solle leben. Das ist ein harter Spruch, der bringt eitel Krieg, Leid und Schmerzen. Das haben wir hernach erfahren und dulden müssen.
Zwar für die nächste Zeit haben wir, die in den sulzbachischen Ländern und die im Hilpoltsteinischen, noch Aufschub und Galgenfrist gehabt. Denn wir sind unter des Herrn Pfalzgrafen jüngeren Gebrüdern August und Johann Friedrich Regierung gekommen. Aber im Neuburgischen hat's bald mit schweren Bedrückungen angehebt, und allenthalben sind die lutherischen Prädikanten abgesetzt, Meßpriester aufgestellt worden, und die, so sich nit haben fügen wollen, die hat man außer Lands getrieben zu ihrem großen Schaden.
Auch hier sind viele durchkommen und haben hernach im Bayreuthischen und im Sächsischen eine Zuflucht gesucht, und haben wir gar oft einen Jammer gesehen, daß einem das Herz hätt brechen mögen.
Mit der Zeit haben wir nichts mehr gefürchtet, weil alles beim alten geblieben ist. Unsere Prädikanten haben uns Gottes Wort verkündigt, haben uns das heilige Abendmahl gespendet, haben unsere Kindlein getauft, und so haben wir zuletzt geglaubt, daß es jetzt gar nimmer anders kommen könnt.
Jetzt ist's bald ein Jahr her. Anno 1627 im Sommer. Da bin ich in meiner Amtsstuben ans Fenster gangen und hab auf den Schloßhof hinausgeschaut. Es ist ein schöner Tag gewest, so gegen Abend zu. Ich hab mich damalen an allem gefreuet, am schönen Wetter, am Lindenbaum im Schloßhof, so über und über geblühet hat, und an meinem Enkelkind, das auf der Bank unter der Linden gesessen ist und eingeschlafen ist.
Da klopft's an meiner Thür, und auf mein Geheiß kommt ein Reitersmann in staubigem Wams mit glutrotem Angesicht, der gibt mir einen Brief. Ich schau die Handschrift an und das Insiegel und seh, daß er vom Landschreiber in Weiden selber geschrieben ist. War keine gute Botschaft; denn es stund darinnen, daß nunmehr morgen in besagtem Städtlein und im ganzen Amt Weiden die Prädikanten sollten abgeschafft werden und daß dem Pfalzgrafen von Neuburg sein Vizekanzler Labricque mit Jesuiten und Soldaten selbsten am Platz wär. Jetzt, hab ich mir gedacht, ist also das böse Wetter da, und drüben beim Nachbar schlägt's ein, und es war nit schwer, weiter zu denken.
Ich leg den Brief zusammen. Hernach hab ich den Mann ausgefragt, ob er was wüßt, und der hat mir gar viel erzählt von Zwietracht unter der Bürgerschaft und papistischen heimlichen Umtrieben, und hat sich immerfort die Augen gewischt.
Wie der Mann fort war und ich da sitz in meinem Stuhl und das Herz voll von schweren Gedanken hab, da klopft's wieder, und es kommt einer herein, den ich niemals gern bei mir gesehen hab. Der Hans Wildauer war's, meiner leiblichen Schwester Sohn.
Der war ein ungeratener Sohn von jeher. Schon als Bub war er gegen jedermann und jedermann gegen ihn, und nur die starke Hand von seinem Vater hat ihn bändigen können. Da hat man gehofft, wenn er erst zu seinen Jahren kommen thäte, dann thäte sich's ändern; denn es sind schon oft aus bösen Buben brave Männer geworden und auch umgekehrt. Aber wie er in seine Jahre kommen ist, ist es immer ärger mit ihm worden, und er hat geglaubt, es gäb ihm die Edelmannsfreiheit seines Vaters Freiheit zu allem Bösen. Er war ein gescheuter Mensch, und da haben sie ihn auf die hohe Schule nacher Altdorf geschickt, haben ihn die Rechte studieren lassen. Dort ist er dann noch ganz und gar verdorben, ist zuletzt in den Krieg gegangen und vor etlichen Jahren wieder als Lump heimgekehrt. Sein Vater ist damalen mit Herzleid in die Gruben gefahren, und der Hans hat ihm die meisten Nägel in seinen Sarg zurecht gemacht gehabt. Jetzt hat er dann das Regiment auf dem Gut und im Schloß übernommen, und obschon die böse Kriegszeit war und ein jeder seine Sach hat zusammenhalten müssen, hat er mit der Verschwendung angefangen.
Oft, oft hab ich ihn verwarnt und hab ihn auf seine Pflicht verwiesen, auf seine Mutter und auf seine kleinen Geschwisterte hingedeutet, aber es hat nichts geholfen, und nach wie vor ist der Hans den ganzen Tag im Wirtshaus gelegen und hat sein Gut verkommen lassen; den Berg herunter geht's aber geschwinder als hinauf, und es hat nit lang gedauert, so war der Hans gar tief verschuldet. Krieg und teure Zeit haben das Ihrige gethan, das meiste aber dem Hans sein wüstes Leben und vornehmlich sein wildes Spielen.
Um meiner armen Schwester willen hab ich ein schönes Stück Geld in das Loch da drüben geworfen, hab aber auch dem Hans allzeit die Wahrheit gesagt in der Güte und in der Härte, und so ist's gekommen, daß er mich gehaßt hat. Zuletzt hab ich's wohl gesehen, daß ich den Knopf auf den Beutel thun müßt, weil ich mit dem Geld doch nur dem Lasterleben vom Hans helfen thäte.
Jetzt ist er vor mir gestanden mit seinem bösen Gesicht. Er war schon lang nit mehr über meine Schwellen gekommen gewest, und ich frag ihn um sein Begehr.
»Vetter, ich brauch Geld und bin derhalben zu Euch gekommen,« sagt der.
Sag ich: »Weißt du nit, daß ich für dich und deine böse Wirtschaft keinen Kreuzer mehr geb? Zu was brauchst du denn das Geld, und wie viel soll's denn sein?«
»Zu was ichs brauch, kann ich nit sagen. Fünfzig Gulden sollten's sein.«
»Fünfzig Gulden?« sag ich und glaub, ich hör nit recht. »Weiß deine Mutter darum?«
»Nein,« sagt er und schaut auf den Boden.
»Hans,« sag ich, »zu was brauchst du die fünfzig Gulden? So viel Geld? Wer hat denn in der schweren Zeit so viel baares Geld? Ich nit.«
»Ha, Vetter, ich muß das Geld bis heut Abend haben. Da hängt mehr dran, als Ihr wißt. Ihr könnt mich ja nit leiden, ich weiß schon. Aber, Vetter, ich bin doch der leibliche Sohn von Eurer Schwester. An dem Geld hängt meine Ehr und die Ehr von meinen Geschwisterten und alles unser Hab und Gut. Vetter, ich kann's Euch nit sagen, zu was ich's brauch, aber glaubt mir's, daß so viel dran hängt, daß Ihr gar wohl die Amtskasse dort im Eck aufmachen solltet. Thut mich retten. Die nackte Not hat mich zu Euch hertrieben.«
»Hans,« sag ich, »das mit der Amtskasse hab ich besser nit gehört. Was ist's. Zu was brauchst du die fünfzig Gulden? Da steckt etwas Böses dahinter.« Und ich tret näher an ihn heran und schau ihn scharf an. »Hast du die fünfzig Gulden notwendig, damit du was verdeckst?«
Ich weiß selber nit, wie ich da drauf gekommen bin. Aber der Hans ist käsweiß geworden und hat gesagt:
»Vetter, ich sag's nit, aber es wird Euch reuen. Ich bin nit herkommen, daß ich mir eine Predigt halten laß, sondern daß ich mich rette. Wollt Ihr mir das Geld geben oder nit? Denkt daran, daß ich immer noch Euer Schwestersohn bin.«
Denk ich mir, daß ich ihn bei denen Worten packen könnt und sag: »Ja, du bist der leibliche Sohn von meiner Schwester, und weil du dasselbige Blut hast wie ich, so thut's mir leid, daß du so verkommst. Sag mir, zu was du das Geld brauchst. Du hast was auf deinem Gewissen. Sag mir's, ich will schauen, ob ich dir helfen kann, wenngleich ich keine zehn Gulden baar daliegen hab. Vielleicht kann ich gutstehen für dich. Aber wissen muß ich's, zu was du's brauchst.«
»Vetter,« sagt er und schaut mich wild an, »da steh ich, und da hinten steht Euere Amtskasse. Gebt mir das Geld. In zwei Stunden muß ich's haben.«
»Nein,« sag ...

Table of contents

  1. Die Fahrt nach der alten Urkunde: Historischer Roman
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Entweder – oder.
  4. Kinder und Kindeskinder.
  5. Die Moosburg.
  6. Aus meiner Kindheit.
  7. Der kalte Baum.
  8. Ubi sunt, qui ante nos?
  9. Der Grabstein in der Mühle.
  10. Das Handgemal.
  11. Die Herren vom Walde.
  12. Über fünf Treppen.
  13. Carriere.
  14. Beim Geschlechtsältesten.
  15. Der Eisenhammer.
  16. Das Schloß in der Mark.
  17. Maria hilf!
  18. Im Pfarrhaus meines Oheims.
  19. Was in der alten Chronik zu lesen war.
  20. Summa summarum