Oktober
Hochwasser
Nach einem starken Regen traten die RĂŒckhaltebecken in Funktion. Wie wir auf dem Bild sehen, werden die geschaffenen WasserflĂ€chen umgehend von Wasservögeln besiedelt. Der Gretzenbach2 fliesst auf dem Bild von rechts nach links in Richtung Nord der Aare entgegen. Ist der Wasserstand genĂŒgend hoch, ĂŒberfliesst das Wasser (links auf dem Bild) in das RĂŒckhaltebecken. Es sind vor allem Stockenten (Anas platyrhynchos), neben einem Paar GĂ€nsesĂ€ger (Mergus merganser), die den Hauptharst ausmachen. Der Graureiher (Ardea cinerea) versucht wohl einige vom Wasser ĂŒberraschte MĂ€use zu fangen.
Es sind zwei Infrastrukturprojekte, der Eppenberg-Eisenbahntunnel und die Hochwasserschutzmassnahmen an der Aare, in deren Rahmen gemĂ€ss Bundesrecht (Natur- und Heimatschutzgesetz, NHG) Ausgleichsmassnahmen zu treffen waren. Dies als Abgeltung fĂŒr die Eingriffe in geschĂŒtzte Areale.3
Auszug aus der BroschĂŒre des zustĂ€ndigen Bundesamts (BUWAL):
âVorhaben, die BeeintrĂ€chtigungen schĂŒtzenswerter LebensrĂ€ume oder geschĂŒtzter Landschaften zur Folge haben, sind so zu gestalten, dass der Natur- und Landschaftshaushalt im Gleichgewicht bleibt. Dies verlangt das Bundesgesetz ĂŒber den Natur- und Heimatschutz (NHG). Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben geeigneten Schutzmassnahmen auch Wiederherstellungs- oder Ersatzmassnahmen erforderlich.â
Stockenten - Anas platyrhynchos4
Pilze
Bei einem Besuch im Gebiet zeigen sich ĂŒberraschend viele Pilze. Bei der riesigen Artenvielfalt gestaltet sich die Bestimmung nicht immer einfach, wie etwa beim Schopf-Tintling (Coprinus comatus). Er spriesst meistens in kleinen Gruppen, von Mai bis November.5 Der Pilz gilt unter Kennern als Delikatesse. Er muss aber am Erntetag sofort gekocht werden, sonst löst er sich in schwarze «Tinte» auf und wird damit unappetitlich. In der fernöstlichen Medizin wird er als Antidiabetikum eingesetzt.6 FrĂŒher wurde aus dem sich zersetzenden Hutfleisch und Sporen eine Tinte zum Schreiben hergestellt. In alten Dokumenten kann man noch heute die Tinte unter dem Mikroskop erkennen.7
Schopf-Tintling - Coprinus comatus
SchmalblÀttriger Faserling - Psathyrella spadiceogrisea
Diese Pilze mĂŒssen von mir bei Gelegenheit noch genau bestimmt werden. Mehrere Dutzend dieser Art stehen jeweils in Gruppen auf dem neugeschaffenen Gebiet. Mit meinen bescheidenen Pilzkenntnissen tippe ich zurzeit auf den SchmalblĂ€ttrigen Faserling (Psathyrella spadiceogrisea).8 Sein Stiel ist hohl und die Lamellen verfĂ€rben sich nach dem PflĂŒcken dunkelbraun-schwarz. Da der Pilz leicht verwechselt werden kann, wird, obwohl er als essbar gilt, vom Konsum abgeraten.9
Herbstfarbene StrÀucher um den mÀandrierenden neuen Bachlauf
Nun beginnen die BlĂ€tter der Gehölze in den Herbstfarben zu leuchten. Auf einem Ahornbaum (Acer) hĂŒpft ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Ist es auf dem Durchzug in sein Winterquartier oder gedenkt es, den Winter hier an der Aare zu verbringen? Die hier ĂŒberwinternden Rotkehlchen leben zum BrĂŒten im Sommer gerne auf den nahen Jurahöhen. 10 In unseren Garten im Dorf Schönenwerd (SO) zieht jeden Winter ein Rotkehlchen ein. Ab Anfang des Monats November singt der Vogel mit lauter Stimme im Garten.11
Rotkehlchen - Erithacus rubecula
Die meisten Blumen sind schon verblĂŒht. Wir sehen aber doch noch einige «im Bluescht»: den Natternkopf (Echium vulgare), die Nachtkerze (Oenothera biennis) und die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) , die essbar ist. Es ist aber Vorsicht geboten, denn sie wird von AnfĂ€ngern gerne mit dem giftigen Gefleckten Schierling (Conium maculatum) verwechselt. Der Schierling ist eine der giftigsten bei uns wachsenden Pflanzen. Um Todesurteile im alten Griechenland zu vollstrecken, mussten die Opfer einen Becher mit dem giftigen Schierling trinken. Sokrates soll im Jahr 399 vor Christus auf diese Weise umgebracht worden sein.12
Natternkopf - Echium vulgare
Gemeine Schafgarbe - Achillea millefolium
Biber
Vom Biber (Castor fiber) sehe ich nur seine Spuren. Die abgenagten Ăste wurden zu zwei Staustufen im Bach verlegt. Typisch fĂŒr den Biber sind die unter einem Winkel von 45 Grad abgebissenen Ăste.13
Dass wir den Biber(Castor fiber) hier finden, ist eine Erfolgsgeschichte fĂŒr den Naturschutz. Der Biber wurde vor allem wegen seinem Markierungssekret (genannt Castoreum) und seinem Fell verfolgt. Dem Castoreum wurden alle möglichen StĂ€rkungen und Heilungen zugeschrieben. Da der Biber sich im Wasser aufhĂ€lt, galt er fĂŒr die Kirche als Fisch. So konnte er am Freitag ohne SĂŒnde gegessen werden.
In England war er bereits im Jahr 1188 ausgerottet worden. Bei uns konnte er sich lÀn...