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Psychodynamik des Todes bei Kindern und Jugendlichen
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Psychodynamik des Todes bei Kindern und Jugendlichen
About this book
Nichts treibt den Menschen zeitlebens so sehr um wie der Tod. Besonders Heranwachsende beschäftigen sich auf vielfältige Weise damit, für Erwachsene erweist sich eine Annäherung an die kindliche Thanatologie allerdings oft als schwierig. Das Buch bietet neben fundierten theoretischen Überlegungen zur Entwicklungs- bzw. Psychodynamik des Todes einen praxisorientierten und lebendigen Einblick in die entsprechende psychotherapeutische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien. Es gibt Orientierung in einem schwer begehbaren und häufig tabuisierten Feld. Darüber hinaus vermittelt der Band heilsame Impulse für einen altersangemessenen Umgang mit Themen wie Suizidalität, Verlust, Trauer und (eigener) Sterblichkeit.
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Information
1 Anfang und Ende: Die Psychodynamik des Todes bei Kindern und Jugendlichen
1.1 Der Tod in seiner allumfassenden Gestalt
»Vielleicht ist die wesentlichste Geschichte des Menschen als eine Geschichte seiner Wiegenlieder gegen den Tod zu schreiben«
(Marcuse, 1984).
(Marcuse, 1984).
Seit Anbeginn der fassbaren und rekonstruierbaren Geschichte haben sich die Menschen mit dem Tod beschäftigt und ihn in ihr Leben zu integrieren versucht. Dieser Abschnitt über die menschheitsgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Tod dient in komprimierter Form hauptsächlich der einstimmenden Veranschaulichung in Bezug auf eine mögliche Psychodynamik des Todes und ihrer archaischen Essenz. Freuds Interesse am Prähistorischen und an der Sozialanthropologie ist bekannt. Stefan Zweig gegenüber hat er in einem Brief eröffnet, dass er in seinem Leben wohl mehr Bücher über Archäologie als über Psychologie gelesen habe (Schur, 1973, S. 295), und Freud bezeichnete wiederholt sein Werk »Totem und Tabu« als eines seiner Lieblingswerke (Freud, 1912/13, S. 289). Er hat dabei versucht, die Ontogenese des Individuums als rekapitulierende Verdichtung der menschlichen Phylogenese zu sehen. Diese Anschauung öffnet wiederum für unsere entwicklungsbezogene bzw. -dynamische Betrachtungsweise interessante Kanäle und wird den weiteren Betrachtungsweg ebnen.
1.1.1 Ein phylogenetischer Blick auf die Geburt und die frühe Entwicklung der bewussten Menschheit
Die evolutionstheoretischen bzw. anthropologischen Wissenschaften versuchen zu beschreiben, wie unsere Primaten-Vorfahren den Vorgang der psychischen Akkommodation an die lebensbedrohliche Außenwelt in Verbindung mit einer stetig wachsenden Selbstbewusstheit bewältigt haben könnten.
Solomon et al. (2015) betonen dabei den nicht zu überschätzenden Stellenwert der symbolischen Ebene und stellen fest, dass die Verwendung von Zeichen bzw. Symbolen, Selbstbewusstheit und die Fähigkeit, sich Gedanken über die Zukunft machen zu können, extrem hilfreiche Entwicklungen für unsere Vorfahren gewesen sind (Solomon et al., 2015, S. 105).
Jedoch – und hier stimmen zahlreiche weitere Forscher und Denker überein – hat die damit einhergehende Erkenntnis des eigenen Todes grundlegende existenzielle Ängste ausgelöst, die für den Menschen so inakzeptabel seien. Somit wurden Glaubenssysteme notwendig und entwickelt, die über diese so erschütternde Natur hinausgingen. Otto Rank beschreibt dies als die Fähigkeit, das Unwirkliche wirklich werden zu lassen, und Ernest Becker stellt es in der Nachfolge als die Möglichkeit dar, das Unglaubliche glaubhaft zu machen (Becker, 1976). Luigi De Marchi spricht gar vom »Urschock« (De Marchi, 1988), wobei bereits Freud u. a. in »Totem und Tabu« ähnliche Gedankenwege gegangen ist.
Ein dreieinhalbjähriger Junge sprach im spielerischen Austausch mit mir plötzlich das Sterben an und was »im Totsein« passiere. Ich werde nie seine Reaktion vergessen, nachdem ich behutsam angesprochen hatte, dass wir dann »nicht mehr leben« und »nicht mehr da sind auf dieser Welt«: Sein ernster und auch erschrockener Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er sehr genau wusste und fühlte, was damit gemeint ist. »Das gefällt mir nicht so«, meinte er schließlich in einer dann beinahe schon stoisch-gelassenen Ausstrahlung, um sich dann wieder in sichtlich lustvollem Genuss seinem Spiel zu widmen.
Ein weiterer, nicht ganz fünfjähriger Junge möchte mit mir wiederholt die Beerdigung seines Kanarienvogels spielend nachempfinden, wobei er zunächst diverse Spielobjekte für die rituell anmutende Beisetzung verwendet. Sehr wichtig erscheinen ihm dabei einzelne Utensilien, die beigelegt werden müssen. Schließlich fordert er mich in einer Begegnung auf, gemeinsam mit ihm der Vogel zu sein. Mich erstaunt dabei, dass ich mich daraufhin ausgestreckt auf den Boden lege, während er sich – beinahe embryonal – zusammenkauert.
Aus der Archäologie ist bekannt, dass es wohl keine kulturelle Epoche gegeben hat, die nicht größten Wert auf bestimmte rituell-typische Umgangsformen mit ihren Verstorbenen gelegt hat. Bestattungen und Sepulkralkultur (Vogel, 2012, S. 25) sind so alt wie die personale und bewusste Menschheit. Bereits von den Neandertalern sind solche Relikte erhalten, wobei vermutet wird, dass sie zeitlich sogar noch früher zurückreichen (vgl. Türcke, 2009; Armstrong, 2005). Dabei scheinen diese beinahe immer von diversen Kult- bzw. Opferbeigaben begleitet. Es finden sich gar Hinweise, dass die Verstorbenen in Urzeiten bevorzugt in einer Embryonalstellung beerdigt wurden (Solomon et al., 2015).
Viele Forscher sind sich mit Freud dabei einig, dass die Grundlage dieser Rituale und Sitten in der fundamentalen Ambivalenz der Überlebenden gegenüber den Toten und im tiefen Glauben an ein Fortbestehen nach dem Sterben liegt. Zahlreiche Aspekte der Begräbnisrituale können als Ausdruck des Wunsches nach einem leichteren und beschleunigten Übergang der Verstorbenen verstanden werden. Gleichzeitig scheint aus psychodynamischer Sicht die Angstabwehr mit bestmöglichem Verhindern einer befürchteten Rückkehr der Toten eine ebenso gewichtige Rolle zu spielen (vgl. Freud, 1912/13, Grof & Halifax, 1980).
1.1.2 Traumatischer Wiederholungszwang
Der Kulturphilosoph Türcke baut von dieser Grundambivalenz ausgehend eine eindrucksvolle und teils sehr an Freud orientierte Historie bzw. »Philosophie des Traums« auf, in der er darzustellen versucht, wie sich unsere Vorfahren im Angesicht der unentwegt auf sie einprasselnden Gefahren und Naturgewalten zu behaupten versuchten (Türcke, 2009). Dies sei durch jahrtausendelange, reziproke Vorgänge geschehen, wobei Türcke seinen Blick sehr auf die inneren Abläufe des Menschen richtet. Neben der durch den Werkzeuggebrauch vor wohl über 2,5 Millionen Jahren enormen Verschiebung und Verdichtung der gesamten menschlichen Triebenergie stelle die Opfergabe in Verbindung mit rituellen Bestattungen ein existenzielles Zentrum dar. Die Hominiden, also die Frühmenschen, hätten versucht den Urschrecken dadurch zu bändigen, indem sie sich ihm immer wieder aufs Neue ausgesetzt haben. Nur eben aktiv-rituell über einen sogenannten »traumatischen Wiederholungszwang«. Sie setzten sich im Angesicht des Todes mit Opferritualen, die nicht selten sehr nahestehende Menschen betrafen, diesem ursprünglichen und psychisch anders wohl nicht zu bewältigenden Schrecken aus, um ihn so zumindest partiell dämpfen zu können. Dieser Nachlass setzt sich aus Türckes Sicht – viel bedeutender als es Freud in seiner Darstellung des Wiederholungszwanges habe erkennen können – im heutigen Kulturmenschen und eben insbesondere in unseren Träumen fort.
Träumerisches Spiel oder spielerischer Traum
Der Traum gehört zum Schlaf und der ist für den Menschen schon immer dem Tod sehr nah. Tod und Schlaf, Thanatos und Hypnos als Göttergestalten, sind in der griechischen Mythologie Brüder und wohnen dort, wo Tag und Nacht sich begegnen. Während Hypnos dabei weitgehend als gutmütig und weich dargestellt wird, strahlt Thanatos etwas Erbarmungsloses aus. Welch unmittelbare Nähe der Schlaf zur thanatologischen Dimension für den Menschen einnimmt, wird mitunter in der weit verbreiteten Vorstellung deutlich, der Gestorbene sei in einen »ewigen Schlaf« gefallen. Häufig wird so oder so ähnlich versucht, insbesondere kleine Kinder bei einem Todesfall zu trösten, wobei nicht selten Gegenteiliges bewirkt wird und das betroffene Kind heftige Ängste vor dem Einschlafen entwickelt. Aber auch ohne solch eine Vorgeschichte fällt es bekanntlich Kindern – und bei entsprechender Konstellation auch Jugendlichen und Erwachsenen – teilweise enorm schwer, in den Schlaf und dessen Traumwelten zu fallen. Die Schlafebene scheint mit ihrer natürlichen Unabdingbarkeit jedoch von Anbeginn auch eine anziehend-angenehme und tief libidinöse Seite zu haben.
Hierbei kommt der Grenze zwischen äußerem und innerem Raum großes Gewicht zu. Frei flottierende, halluzinatorisch-träumerische Erlebnisse wandelten sich im Laufe von Jahrhunderttausenden über die divergierende Verdichtung im Opferraum zu Repräsentationen und begreifbaren Vorstellungen. Mit dem namenlosen Schrecken des Todes als Urauslöser entwickelte sich über die Phylogenese der Menschheit der individuelle innere bzw. mentale Binnenraum, dem sich die Psychoanalyse seit jeher empirisch widmet. Innerhalb dieses psychischen Raumes wiederum spielen die Träume bis heute eine wesentliche Rolle bei der Verarbeitung thanatologischer Elemente. In ihnen können wir quasi unserem gewaltigen, urmenschlichen Erbe sehr nahe kommen.
Insbesondere die Arbeiten von Melanie Klein und ihren Nachfolgern konnten eindrucksvoll zeigen, dass sich aber auch die kindlichen Spielinszenierungen im entsprechenden therapeutischen Setting als Analogon von – unbewussten – Phantasiegestaltungen mit großer Nähe zu Traumabläufen verstehen lassen. Die diesbezüglichen praktischen Beispiele sowie der entsprechende Verständnishorizont dürften also unermesslich sein.
Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich zwei kurze klinische Fallsequenzen einflechten, die das Angesprochene dualistisch-reziprok aus der jeweils passiven (»Opfer«-) und der aktiven (»Täter«-)Position aufscheinen lassen:
Bei der ersten handelt es sich um die Initialtraumschilderung eines zehnjährigen Jungen mit heftigen Ein- bzw. Durchschlafschwierigkeiten und Trennungsängsten, bei der ich vermute, dass wohl viele Leser ähnlich typische Traumbilder von sich und ihrem Umfeld zu berichten wissen: »Überall Menschen, ganz viele Leute … und ich kann nichts tun. Gar nichts! Das ist … (hier findet der Junge keine Worte) die schauen mich alle so an.«
Türcke geht auf den tief sitzenden Schrecken bezüglich des »Angeschaut-Werdens« als »auserwähltes Opfer des Kollektivs« ein und ordnet u. a. den in vielen Kulturkreisen tradierten »Bösen Blick« diesem Erbe zu (Türcke, 2009, S. 65; vgl. auch Freud, 1919). Das sehende Organ hat in allen Kulturen und Traditionen einen hohen Stellenwert und die Dunkelheit bzw. das Nicht-Sehen als passive Vorgänge werden ebenfalls oft mit dem Tod assoziiert.
Bezüglich der Frühentwicklung des Individuums lässt sich darüber hinaus die archaische Ambivalenz in Bezug auf die – nahestehenden – Bezugsmenschen erkennen. »Der Glanz im Auge der Mutter« oder »ein Auge auf jemanden werfen« sind als Redewendungen bekannt, die etwas Wohlwollend-Libidinöses und Versorgend-Aufnehmendes verströmen. Im archaischen Kern beinhalten sie allerdings auch eine erschreckend-verfolgende und aggressiv- destruktive Note. Ich kenne wenig, was – nicht nur Kindern – so viel Angst einjagen kann wie der durchdringende Blick eines Augenpaares.
Die zweite Szene schließt hieran an und handelt von einem neunjährigen, oft ungehaltenen und unter Spannung stehenden Mädchen, das mit zahlreichen biografischen bzw. psychosozialen Belastungsfaktoren zu kämpfen hatte. Tatsächlich forderte sie mich und meine Grenzen wiederholt in unzähligen Situationen regelrecht heraus, wobei mich ihre forsche und kriegerische Energie von Beginn an beeindruckt hat. Darüber hinaus waren die gemeinsamen Begegnungen von sich wiederholenden Handlungs- bzw. Spielsequenzen geprägt, die teilweise endlos wirkten. Am Anfang einer Stunde fragt sie mich einmal verhältnismäßig ruhig, ob ich eine gewisse Figur kennen würde. Diese war mir tatsächlich bekannt, nur handelte es sich in meiner Vorstellung um eine sehr weise und heldenhafte Gestalt. Von ihrem Objekt wiederum habe sie auf dem Schulhof erfahren, fährt das Mädchen nun sichtlich aufgeregter fort. Schließlich habe sie danach »gegoogelt«. Seitdem »verfolgt« diese Figur sie mit ihren »Riesenaugen«, wobei meine Gegenübertragung während meiner anschließenden Recherche gleichsam von Unbehaglichkeit und Erschrecken geprägt ist. Die Patientin insistiert daraufhin, ob ich denn, wie scheinbar von mir mehrmals angesprochen, solche Gestalten nicht »wegmachen« könne. Eingehend auf ihre nun zuordenbare Anspannung und Angst, spreche ich diese Gefühle strukturstärkend an und sage, hier ja noch nur von meiner assoziativen Phantasie ausgehend, dass solche Figuren »wirklich unheimlich« sein können. Gleichzeitig beschäftigt mich ihre Aussage bezüglich meiner Ankündigung des Weg- bzw. Ungeschehen-Machens, die beinahe wie ein Versprechen klang und bei der ich mir ziemlich sicher gewesen bin, dies so nie ausgesprochen zu haben. Dies verunsicherte mich zunehmend und in mir kamen Schuldgefühle und Ärger auf. Diese Gegenübertragungsdynamik ist für die Begegnungen mit diesem Mädchen nichts Außergewöhnliches gewesen. Im Gegenteil gestaltete sich dieses Beziehungsgeschehen mit wiederholten heftigen Empfindungen meinerseits häufig. Es bildete mitunter das innerpsychische Geschehen der Patientin ab, welches psychodynamisch arbeitenden Kindertherapeuten wohlbekannt sein dürfte.
Hervorheben möchte ich mit der Anführung dieser Begebenheit die unmittelbar folgende Äußerung des Mädchens, als sie mich nun fragte, ob ich »Kryonik« kenne. Nachdem ich den Ausdruck zunächst akustisch nicht verstehe (oder dynamisch: nicht verstehen kann), bekomme ich eine Ahnung, was sie meinen könnte, und frage, wie sie denn jetzt darauf komme. Ihre Mutter interessiere sich sehr dafür, antwortet sie ungewöhnlich ruhig. Die Patientin schildert mir in erstaunlich sachverständiger Art weiter, dass es dabei um das Einfrieren des Körpers nach dem Sterben gehe, wobei mich ihre immer realistischer erscheinende Beschreibung gegenübertragend regelrecht ansteckt. Ihre abschließende Erklärung über den zugrundeliegenden Plan, den Menschen in der Zukunft »wiederzubeleben«, ist wiederum von deutlichen Zweifeln umweht, und es macht sich eine angespannt-schwermütige Atmosphäre breit.
Obgleich sich hier natürlich zahlreiche psychodynamische Verständnisstränge heranziehen lassen, möchte ich den vermeintlich einfachen Hinweis des Mädchens betonen. »Wir werden sterben und das macht mir Angst«, war mein sich anbahnender Gedanke dabei. Es war aus meinem aktuellen Empfinden heraus nicht angemessen, aber auch nicht notwendig, ihr das in diesem Moment zu deuten. Die nachhaltig wahrnehmbare Beruhigung im Raum und die damit einhergehende Resonanzerhöhung zwischen uns sprachen für ein gemeinsames Berührt-Sein von diesen namenlosen Bereichen. Auf die Bedeutung dieser Ebenen für die praktische psychodynamische Arbeit wird im Weiteren noch eingegangen.
Jeder psychotherapeutisch Tätige, egal ob mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen kennt die unbändige Macht des – traumatischen – Wiederholungszwanges.
Dieser scheint einen zentralen Bewältigungsmechanismus des Menschen darzustellen und das Urtrauma ließe sich in höchst vereinfachender Form als »der einströmende Tod von außen« bezeichnen. Das menschliche Wesen ist von Anbeginn gezwungen, auf diesen Einfluss mit den ihm zur jeweiligen Leben...
Table of contents
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhalt
- Einklang – Therapeutische Annäherung an den Tod, das Kind und die Lebenskraft
- 1 Anfang und Ende: Die Psychodynamik des Todes bei Kindern und Jugendlichen
- 2 Wie bedeutsam erscheint der Tod für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten?
- 3 Geburt, Tod und das »Dazwischen«: Ontogenetische Entwicklungsdynamik des Todes bei Kindern und Jugendlichen
- 4 Psychopathologie und Todesdynamik
- 5 Das Kind, der Tod und schöpferische Kraft
- Ausklang
- Literatur
- Stichwortverzeichnis