Parsifal
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Parsifal

Einführung und Kommentar

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Parsifal

Einführung und Kommentar

About this book

Nicht weniger als 37 Jahre - mehr als Wagners halbes Leben - vergehen vom ersten Gedanken an eine Oper "Parsifal" bis zu ihrer Uraufführung in Bayreuth im Jahre 1882 - es war Wagners letztes Bühnenwerk vor seinem Tode am 13. Februar 1883. Der Musikverlag Schott in Mainz erwirbt Parsifal für 100.000 Mark, und die Tatsache, dass "Parsifal" als Repertoirestück aller wichtigen Musiktheater der Welt aufgenommen wurde, gibt dem Verleger Recht. Alljährlich, vor allem am Karfreitag, wird diese Oper gespielt, immer mit dem gleichen guten Publikumserfolg. Jeder Musikfreund wird Größe und Erhabenheit dieses Werkes von ungewöhnlicher Bedeutung erleben.Dieses Buch enthält neben dem Textbuch einführende Kommentare von Kurt Pahlen. Er begleitet das musikalische und das äußere wie innere dramatische Geschehen der Oper mit Hinweisen zu kompositorischer Struktur und Sinnzusammenhang. Eine kurze Inhaltsangabe und ein Abriss der Entstehungsgeschichte stellen das Werk in einen Zusammenhang mit dem Gesamtschaffen des Komponisten und seiner Biographie und bieten eine umfassende, reich illustrierte Einführung.

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Information

Zur Aufführung
TITEL
Parsifal
BEZEICHNUNG
Ein Bühnenweihfestspiel in drei Akten
DICHTUNGUNDMUSIK
Richard Wagner
URAUFFÜHRUNG
Bayreuth, am 26. Juli 1882
PERSONENVERZEICHNIS
Amfortas, König des Grals
................
Bariton
Titurel, sein Vater
..............................
Baß
Gurnemanz, Gralsritter
......................
Baß
Klingsor, abtrünniger
Gralsritter, Zauberer
...................
Bariton
Kundry
..............................................
Mezzosopran oder
Dramatischer Sopran
Parsifal
...............................................
Tenor
2 Gralsritter
......................................
Tenor und Baß
4 Knappen
.........................................
Sopran, Alt,
2 Tenöre
Klingsors Zaubermädchen
.................
6 Solistinnen
(»Blumenmädchen«)
...................
und Frauenchor
Die Gralsritter
....................................
Tenöre und Bässe
(Chor)
Stimmen von Knaben
(aus unsichtbarer Höhe Sopran und Alt
ZEIT
(nicht von Wagner angegeben): Wahrscheinlich um die Mitte
des 9. christlichen Jahrhunderts.
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ZUR AUFFÜHRUNG
ORT
(von Wagner nur ungenau angegeben) Wahrscheinlich am Südhang der Pyrenäen, wo seinerzeit die Grenze zwischen christlichem und islamischem Gebiet verlief.
SCHAUPLÄTZE
I. Akt: Im Gebiete des Grals, Waldlichtung nahe einem See
In der Gralsburg
II. Akt: In Klingsors Zauberschloß und -garten
III. Akt: Im Gebiete des Grals, eine Frühlingsaue
In der Gralsburg
ORCHESTERBESETZUNG
3 Flöten, 3 Oboen, Englischhorn, 3 Klarinetten, Baßklarinette, 3 Fagotte, Kontrafagott; 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Baßtuba; Pauken, 2 Harfen; Violine 1 und II, Viola, Violoncello, Kontrabaß.
FERNERBUHNENMUSIK
2 Trompeten, 4, nach Möglichkeit 6 Posaunen, 4 Glocken,
1 Rührtrommel.
SPIELDAUER
etwa 5 Stunden.
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Textbuch mit Erläuterungen
zu Musik und Handlung
ERLÄUTERUNGEN
Richard Wagner schrieb, als er (im Münchener Hoftheater am 12. November 1880) König Ludwig II. das Vorspiel zu »Parsifal« vorführte, eine Einführung, der er die Überschrift gab: »Liebe-Glaube-: Hoffen?«1 Darin spricht er von zwei »Themen«: »Liebe« und »Glauben«, die gemeinsam zweifellos den Inhalt dieses ausgedehnten Tonstückes ausmachen. Wenn wir aber zum Zwecke einer Analyse von den musikalischen Themen sprechen, so müssen wir ihrer drei erwähnen. Wagner selbst hat bekanntlich seinen Motiven keine Namen gegeben; das haben erst seine Jünger und Erklärer getan (Hans von Wolzogen schuf den heute überall verwendeten Begriff des »Leitmotivs«), wobei es keineswegs eindeutig feststellt, wie weit diese Motive tatsächlich mit einem –
einengenden – Wort bezeichnet werden können.
Das erste Motiv, das im Parsifal-Vorspiel vorkommt,
kann wohl als »Liebesmotiv« bezeichnet werden, bedeutet aber keinesfalls die sinnlich-menschliche Liebe (die etwa Tristan und Isolde zueinander trieb), sondern eine höhere, sublimierte Liebe, die durch eine Vereinigung mit Gott ihre Erfüllung erfährt. Diese Tonfolge erklingt in der ersten Gralsszene dann, von »Stimmen aus der Höhe « gesungen, mit dem Text: »Nehmet hin meinen Leib, nehmet hin mein Blut um unsrer Liebe willen«, womit der Bogen zur christlichen Liebe – zur Kommunion im katholischen Sinne –
gezogen erscheint.
1 vgl. Zur Geschichte des »Parsifal« in diesem Band, S. 181
10
VORSPIEL
VORSPIEL
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ERLÄUTERUNGEN
Das Motiv erklingt unisono, von je einer Klarinette, einem Fagott, vier Solostreichern gespielt, denen sich im zweiten Takt noch das Englischhorn zugesellt. Es erfährt eine stimmungsvolle Entwicklung, bis zum verschwebenden Abschluß. Darauf setzt es abermals einstimmig ein, aber dieses Mal (von As-Dur) nach c-Moll versetzt,
was ihm einen unendlich schmerzlichen Charakter verleiht.
Nach weiterer Entwicklung und einem erneuten Verschweben bringt
Wagner ein Motiv,
das mit dem Gral identifiziert werden könnte (»Gralsmotiv«). Es ist allerdings weniger mystisch als das »Liebesmotiv«, seine Instrumentation mit Trompeten und Posaunen läßt eher an die weltlichen Missionen der Gralsgemeinschaft denken; trotzdem bleibt die innerliche Versenkung, das Gottesvertrauen, das Bewußtsein
einer heiligen Aufgabe unüberhörbar.
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VORSPIEL
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ERLÄUTERUNGEN
Unmittelbar schließt sich nun mit zusätzlichen Hörnern das
felsenfeste »Glaubensmotiv« an.
Es bildet den dynamischen Höhepunkt des Vorspiels, das im wesentlichen mit den drei genannten Themen arbeitet und klanglich eine fast unglaubliche Fülle von Stimmungen durchläuft, von ätherischer Zartheit zum gewaltigen Ausdruck der Glaubensstärke.
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VORSPIEL
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ERLÄUTERUNGEN
Die drei Motive untermalen auch noch, zum Teil hinter der Bühne – wie aus der fernen Gralsburg – geblasen, den Beginn der ersten
Szene.
Hier gewinnt Wagner aus einer rhythmischen Belebung der Anfangstöne des »Glaubensmotivs« (Nr. 4) ein frisch bewegtes Motiv des Tagesbeginns, das bei der ersten Erwähnung des Königs die Violoncelli (die Singstimme unterstreichend) als
»Amfortasmotiv« schon andeuten.
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1. AUFZUG
ERSTER AUFZUG
Im Gebiete des Grals
Wald, schattig und ernst, doch nicht düster
Eine Lichtung in der Mitte. Links aufsteigend wird der Weg zur Gralsburg angenommen. Der Mitte des Hintergrundes zu senkt sich der Boden zu einem tiefer gelegenen Waldsee hinab. –
Tagesanbruch.
Gurnemanz (rüstig greisenhaft) und zwei Knappen (von zartem Jünglingsalter) sind schlafend unter einem Baume gelagert. – Von der linken Seite, wie von der Gralsburg her, ertönt der feierliche
Morgenweckruf der Posaunen.
Gurnemanz (erwachend und die Knappen rüttelnd):
He! Ho! Waldhüter ihr,
Schlafhüter mitsammen,
so wacht doch mindest am Morgen!
(Die beiden Knappen springen auf)
Gurnemanz:
Hört ihr den Ruf? Nun danket Gott,
daß ihr berufen, ihn zu hören!
(Er senkt sich mit den Knappen auf die Knie und verrichtet mit
ihnen gemeinschaftlich stumm das Morgengebet)
(Sie erheben sich langsam.)
Jetzt auf, ihr Knaben! Seht nach dem Bad.
Zeit ist’s, des Königs dort zu harren.
(Er blickt nach links in die Szene.)
Dem Siechbett, das ih...

Table of contents

  1. Cover
  2. Copyright
  3. Parsifal