Grundlagen des Tourismus
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About this book

Tourismus und Reisen stellen fĂŒr viele Menschen bedeutsame Bestandteile ihres Lebens dar. Dies gilt sowohl fĂŒr Urlaubsreisen als auch fĂŒr geschĂ€ftliche Reisen und die daran geknĂŒpften Erlebnisse und Verpflichtungen. Der Tourismusnachfrage steht eine breite Palette touristischer Anbieter gegenĂŒber, die vielfĂ€ltige Produkte und Services unternehmerisch am Markt platzieren. Das Buch bietet eine umfangreiche EinfĂŒhrung in diese unterschiedlichen Facetten des Tourismus. Auf Basis des Systems Tourismus und dessen historischer Entwicklung werden die Grundlagen der touristischen Nachfrage und die Besonderheiten des Tourismusmanagements erörtert. Ebenso werden die touristischen Angebotselemente von VerkehrstrĂ€gern ĂŒber die Hotellerie, Reiseveranstalter und -bĂŒros bis hin zu Destinationen vorgestellt. Kapitel zur Tourismuspolitik und Tourismuskritik sowie zum touristischen Informations- und GeschĂ€ftsreisemanagement vervollstĂ€ndigen das Buch. Die umfassende EinfĂŒhrung wendet sich an Studierende, Praktiker und alle am Tourismus Interessierten.

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1 EinfĂŒhrung

Bernd Eisenstein

1.1 PhÀnomen Tourismus

1.1.1 Zur Relevanz des PhÀnomens

Eine Reihe von technischen Neuerungen sowie gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen eröffneten im letzten Jahrhundert immer mehr Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit, zu reisen. Mit der erleichterten Überwindung rĂ€umlicher Distanzen scheint es gleichzeitig zu einer „Schrumpfung“ des Raumes zu kommen.1 Immer mehr Menschen verreisen, immer mehr Reiseziele können erreicht werden. Reisen bedeutet rĂ€umliche MobilitĂ€t und eine Teilmenge dieser rĂ€umlichen MobilitĂ€t ist der Tourismus. Es gibt gute GrĂŒnde, sich mit dem PhĂ€nomen des Tourismus nĂ€her zu befassen:
So stellen touristische Reisen fĂŒr viele Menschen einen wichtigen Teil ihres Lebensstandards dar. FĂŒr manche sind sie gar Ausdruck eines Lebensstils. FĂŒr wieder andere sind sie v. a. eine gute Möglichkeit, dem BedĂŒrfnis nach Erholung oder dem Wunsch nach Abwechslung nachzukommen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie „sich auf die Reise machen“.
Weltweit nehmen immer mehr Menschen am Tourismus teil.2 Hierdurch erhöht sich auch die wirtschaftliche Relevanz des Tourismus. Mancherorts wird der Tourismuswirtschaft inzwischen die Rolle einer Leitökonomie zugewiesen (Kagermeier 2016, S. 19; Schmude 2015, S. 9; Romeiß-Stracke 1998, S. 8 ff.). Bereits gegenwĂ€rtig entfaltet der Konsum der Touristen beeindruckende BeschĂ€ftigungs- und Wertschöpfungseffekte und fĂŒr viele Regionen, StĂ€dte und auch Staaten ist der Tourismus zudem HoffnungstrĂ€ger fĂŒr eine positive ökonomische Entwicklung.
Gleichzeitig treten immer neue Reiseziele in den Wettbewerb der Destinationen ein. Weltweit kommt es zum Ausbau touristischer KapazitÀten und touristischer Infrastruktur. Das Angebot weitet sich aus, die Konkurrenz zwischen den touristischen Unternehmen und Destinationen intensiviert sich. Professionelles Management touristischer Betriebe und moderne Steuerung der Destinationsentwicklung gewinnen an Bedeutung.
Auf der Nachfrageseite spiegeln sich gesellschaftliche Entwicklungen im Tourismus wider. Die zahlreichen, mittlerweile stark ausdifferenzierten Lebensstile und eine Vielzahl unterschiedlicher BedĂŒrfnisse und WĂŒnsche in der Bevölkerung formen auch die Verhaltensweisen der Touristen. So werden Reisepraktiken ebenfalls ausdifferenziert und die touristische Nachfrage zergliedert sich immer mehr in kleinere (homogene) Marktsegmente. Dies geht einher mit einer zunehmenden Anzahl von Touristen, deren individuelles Reiseverhalten als inkonsistent bezeichnet werden kann. Der „hybrid tourist“ (Boztug et al. 2015, S. 190), dessen Entscheidungs- und Reiseverhalten je nach Situation variabel anmutet, scheint auf dem Vormarsch. DarĂŒber hinaus verfĂŒgen einstweilen viele Nachfrager ĂŒber eine umfĂ€ngliche Reiseerfahrung. Hieraus resultieren selbstbewusstere und anspruchsvollere Touristen. Die bislang gewonnenen Reiseerfahrungen dienen als Bemessungsgrundlage fĂŒr die Beurteilung gegenwĂ€rtiger und zukĂŒnftiger Angebote und Leistungen touristischer Anbieter. Die wachsenden Erfahrungen und die zunehmenden Marktkenntnisse aufseiten der Touristen fĂŒhren insgesamt zu einer quantitativen3 und qualitativen4 Anspruchsinflation, der sich die touristischen Anbieter stellen mĂŒssen.
Der Tourismus kann in hochrelevantem Maße in die sozialen Strukturen und ökologischen Systeme der Reiseziele eingreifen. Negative Effekte des Tourismus auf Gesellschaft und Umwelt können zu gravierenden Belastungen fĂŒr Bevölkerung und Natur fĂŒhren. Diese Wirkungen und Gefahren werfen vermehrt Fragen nach den Grenzen der TragfĂ€higkeit und des touristischen Wachstums auf – und sie erfordern darĂŒber hinaus die Suche nach Möglichkeiten, auch im Tourismus stabile Gleichgewichte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erreichen zu können. Die von Robert Jungk bereits 1980 als Metapher fĂŒr die TragfĂ€higkeit einer touristischen Attraktion oder Destination gestellte Frage „Wieviel Touristen pro Hektar Strand?“ erweist sich in Zeiten des globalen Massentourismus als aktueller denn je.
Angesicht der angefĂŒhrten Aspekte wird deutlich, dass es eine Reihe guter GrĂŒnde gibt, sich mit dem PhĂ€nomen Tourismus zu beschĂ€ftigen, sich damit auseinanderzusetzen, darĂŒber nachzudenken, darĂŒber zu forschen und darĂŒber zu diskutieren. Eine vollstĂ€ndige Benennung der vielfĂ€ltigen GrĂŒnde scheint weder Erfolg versprechend noch notwendig zu sein, doch lassen sich die bislang genannten AusfĂŒhrungen zu folgenden GrĂŒnden zusammenfassen:
  • –
    hohe Relevanz touristischer Reisen fĂŒr breite Bevölkerungsschichten
  • –
    Vielfalt der Erscheinungsformen touristischer Praktiken und Verhaltensweisen
  • –
    weltweite Zunahme der Touristenzahlen; globales Wachstum des Tourismus
  • –
    Ausbau touristischer AngebotskapazitĂ€ten und Intensivierung der Konkurrenzsituation fĂŒr touristische Anbieter
  • –
    große Bedeutung der ökonomischen Effekte des touristischen Konsums (BeschĂ€ftigung, Wertschöpfung, ökonomische Entwicklungschancen)
  • –
    unterschiedliche durch den Tourismus induzierte Risiken fĂŒr Gesellschaft und Ökologie
Abb. 1.1 Wissen als Voraussetzung zur Steuerung touristischer Folgen (Quelle: nach Pearce 2005, S. 17; verÀndert)
„Tourismus gilt als WeltphĂ€nomen mit einer kaum mehr ĂŒberschaubaren, megadimensionierten Gesamtstruktur“ (Gyr 2010, S. 1). Je besser wir diese Struktur verstehen und je mehr Erkenntnisse uns zum PhĂ€nomen Tourismus vorliegen, desto besser sind wir in der Lage, Wege fĂŒr nachhaltige Lösungen zu erarbeiten (siehe Abb. 1.1). Eine auf Fakten basierende Beurteilung touristischer Sachverhalte, die Erarbeitung, Auswahl sowie praxisgerechte Aufbereitung entscheidungsrelevanten „Tourismuswissens“ und ein möglichst frĂŒhzeitiges Vorwegnehmen von Risiken und Chancen, die sich aus den ebenso komplexen wie dynamischen Umfeldbereichen fĂŒr den Tourismus und aus der touristischen Entwicklung selbst eröffnen, leisten sowohl auf betrieblicher als auch auf volkswirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene entscheidende BeitrĂ€ge, um positive Folgen zu fördern und negative Effekte zu minimieren. Oder wie Leopold von Wiese bereits frĂŒhzeitig (1930, S. 3) anmerkte: „Im allgemeinen ließe sich als eine dringend zu empfehlende Norm fĂŒr den Fremdenverkehr der Satz aufstellen: Beobachtet viel und genau; aber urteilt langsam und vorsichtig.“ Dies ist allerdings nur möglich, wenn ein gemeinsames VerstĂ€ndnis von Begriff‌lichkeiten vorliegt.

1.1.2 Notwendigkeit der Begriffsdefinition

Ein ebenso notwendiger wie naheliegender Einstieg fĂŒr ein Lehrbuch ist die Definition zentraler Begriffe. Genaue Begriffsbestimmungen bzw. Definitionen begriff‌licher Inhalte bieten große Vorteile. Sie sind auch im Tourismus sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis von großer Bedeutung (Kaspar 1996, S. 14).
FĂŒr die verschiedenen an der Tourismusforschung beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen ist die Festlegung einer gemeinsamen Terminologie erstrebenswert. Dies gilt insbesondere fĂŒr interdisziplinĂ€re Projekte und Forschungen. Allerdings unterscheiden sich tourismusbezogene Definitionen teilweise je nach Disziplin und Forschungszielen der Wissenschaftler (Schmude und Namberger 2015, S. 1 f.). Eine mangelnde VerstĂ€ndigung auf eine einheitliche Nomenklatur kann ebenso zu MissverstĂ€ndnissen und Verwirrung im Rahmen der wissenschaftlichen Kommunikation zum Tourismus fĂŒhren, wie sie die Erfassung touristischer PhĂ€nomene und Verhaltensweisen erschweren kann. Die Definition von Begriffen ist damit nicht nur eine fĂŒr die Wissenschaft relevante Angelegenheit. Auch fĂŒr die touristische Praxis sind klar definierte Begriffsinhalte von Nutzen. Tourismuspolitik und Unternehmen, die Touristen GĂŒter und Dienstleistungen verkaufen, können aus eindeutigen und praktikablen Begriff‌lichkeiten Vorteile erlangen. So sind sachliche Erkenntnisse und fachliche ZustĂ€ndigkeiten auf der Basis einer gemeinsamen Nomenklatur besser zu kommunizieren, zu verstehen und festzulegen (MĂŒller 2008, S. 64). Auch Steinecke (2014, S. 20) weist darauf hin, dass die Fragen zur Terminologie und Definition wichtiger Begriff‌lichkeiten „nicht allein Gegenstand selbstverliebter Diskussionen im akademischen Elfenbeinturm“ sind, sondern dass damit weitreichende praktische Implikationen z. B. bei der statistischen Erfassung touristischer PhĂ€nomene und Wirkungen in Verbindung stehen. So hat die definitorische Abgrenzung des Tourismus bspw. einen enormen Einfluss bezĂŒglich der EinschĂ€tzung seiner ökonomischen oder gesellschaftlichen Bedeutung (Hall und Lew 2009, S. 5; Steinecke 2011, S. 13).
Es besteht gleichzeitig ein großes Interesse der Tourismuspolitik, der Öffentlichkeit und der touristischen VerbĂ€nde und Unternehmen an verlĂ€sslichen und entscheidungsrelevanten Informationen und Daten zum Tourismus. Insbesondere durch den Einsatz von Instrumenten und Methoden der (Markt‑)Forschung können fĂŒr das ĂŒbergeordnete Ziel der EntscheidungsunterstĂŒtzung belastbare Informationsgrundlagen geschaffen werden (Eisenstein 2017, S. 11). Erst wenn ein gemeinsames VerstĂ€ndnis fĂŒr die Definition des Tourismus und gemeinsame Standards fĂŒr dessen Messung gefunden sind, kann der Tourismus in seiner Entwicklung beschrieben und analysiert werden. Erst dann können Methoden zur Messung des Tourismusvolumens und der damit verbundenen Bedeutsamkeiten oder des touristischen Verhaltens und der damit verbundenen Effekte vergleichbar zum Einsatz kommen.
Erste AnsĂ€tze fĂŒr ein gemeinsames VerstĂ€ndnis des Ausdrucks „Tourismus“ können bereits aus dessen Herkunft abgleitet werden.

1.1.3 Herkunft und Verwendung der Begriffe „Tourismus“ und „Fremdenverkehr“

Die Vokabel „Tourismus“ gelangte ausgehend vom griechischen „tĂłrnos“ (Ï„ÏŒÏÎœÎżÏ‚)5 ĂŒber das lateinische „tornare“6 in den deutschen Sprachraum (Mundt 2013, S. 1). Im 16. Jahrhundert setzte sich zunĂ€chst im Französischen der Begriff „tour“ durch (Hlavin-Schulze 1998, S. 14). „Tour“ stand dabei fĂŒr einen kreisförmigen Bewegungsablauf, fĂŒr eine Umdrehung oder auch fĂŒr ein...

Table of contents

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Vorwort zur 3. Auf‌lage
  5. 1 EinfĂŒhrung
  6. 2 Touristische Nachfrage
  7. 3 Tourismusmanagement
  8. 4 VerkehrstrĂ€ger
  9. 5 Hotellerie und Hotelmanagement
  10. 6 Reiseveranstalter und Reisemittler
  11. 7 Destinationen
  12. 8 Informationsmanagement
  13. 9 GeschĂ€ftsreisen
  14. 10 Tourismuspolitik
  15. 11 Tourismuskritik und Nachhaltigkeitsmanagement
  16. Stichwortverzeichnis