Transzendentaler Vertrauensvorschuss

Sozialethik im Entstehen

Gerhard Wegner

• Publisher: Evangelische Verlagsanstalt
• Year: 2019
• Print ISBN: 9783374058655
• eBook ISBN: 9783374058679
• Edition: 1
• Topic: Theology & Religion
• Subtopic: Christian Theology

Christliche Sozialethik muss ihre Grundsätze und Empfehlungen auch für religiös unmusikalische Menschen plausibel formulieren. Sie erwächst jedoch immer wieder neu aus christlich-kommunikativer Praxis, in der Gottes Vertrauensvorschuss – seine Verheißungen – in Wirtschafts- und Sozialpolitik artikuliert werden. So kultiviert sie die Kraft des Mythos in Distanz zu einer vermeintlich rationalen und pluralen Welt. Und liefert zugleich praktikable Orientierungen in den Dilemmata, die unsere Welt heute auszeichnen. Von daher behandelt der Autor Beiträge zu aktuellen Problembereichen wie Gerechtigkeit, Populismus, Gewalt, Familien, Unternehmen, Staat und Religion.[Transcendental Credit of Trust. Social Ethics in Process]Christian social ethics have to formulate their principles and recommendations in a way that is also plausible for religiously unmusical people. These ethics emerge always fresh from a communicate Christian practice in which God's credit of trust – his promises – is articulated in the field of economic and social policies. In this way Christian social ethics cultivate a power of the myth in distance to an alleged rational and plural world, at the same time giving practical orientations in regard to the conflicts of our world. From this perspective the author reflects on contributions to current problem areas like justice, populism, violence, families, corporations, state, and religion.

Endnoten

Transzendentaler Vertrauensvorschuss

1SÖREN KIERKEGAARD, Leben und Walten der Liebe. Einige christliche
Erwägungen in Form von Reden, Jena 1924 (ursprünglich Kopenhagen 1847), 223.

2A. a. O., 112f.

3FRANK SCHULZ-NIESWANDT, Der inklusive Sozialraum. Psychodynamik und kulturelle Grammatik eines sozialen Lernprozesses, Baden-Baden 2013, 33 ff. Vergleiche auch DERS., Onto-Theologie der Gabe und das genossenschaftliche Formprinzip, Baden-Baden 2014; ebenso DERS., Metamorphosen zur gemeinwirtschaftlichen Genossenschaft. Grenzüberschreitungen in subsidiärer Geometrie kommunaler Topologie, Baden-Baden 2015.

4SCHULZ-NIESWANDT, Sozialraum (wie Anm. 3), 34.

5A. a. O., 50.

6Diese Kritik trifft vor allem in Hinblick auf Sozialvisionen zu, in denen – mehr oder minder erkennbar – christliche Motive und deren Faszination säkularisiert genutzt werden, ohne auf die religiösen Quellgründe einzugehen. Das betrifft insbesondere die großartige Sozialphilosophie von Axel Honneth. Sie stellt aus meiner Sicht eine umfassende Theorie einer humanen Gesellschaftsgestaltung dar, wie sie heute auch aus christlicher Motivation heraus entwickelt werden würde. Vgl. AXEL HONNETH, Das Recht der Freiheit. Grundriss einer demokratischen Sittlichkeit, Berlin 2011; und DERS., Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung, Berlin 2015.

7So HONNETH, Idee des Sozialismus (wie Anm. 6), 139f.

8ERNESTO LACLAU, Emanzipation und Differenz, Wien/Berlin 2013 (Nachdruck von 2002), 214.

9A. a. O., 211.

10A. a. O., 217.

11Das gilt, auch wenn es große Gemeinsamkeiten mit Laclaus Paradoxien gibt. Übrigens setzt sich Laclau an dieser Stelle mit der Mystik Eckharts auseinander, der er den Charakter universeller Erfahrung zuschreibt (wenn auch nicht ihren religiösen Gehalten). Seine Schlussthese ist prägnant: »Das bedeutet, dass die Konstruktion eines ethischen Lebens davon abhängen wird, dass die zwei Seiten dieses Paradoxons offengehalten werden: Ein Absolutes, das nur durch etwas aktualisiert werden kann, das weniger als es selbst ist, und eine Partikularität, deren einzige Bestimmung es ist, eine ›Erhabenheit‹ zu inkarnieren, die ihren eigenen Körper transzendiert.« (A. a. O., 217) Ist das nicht eine »Funktionsanforderung«, die durch den Christusmythos erfüllt wird?

Gerechtigkeit

1Überarbeitete Fassung meines Referats auf der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer am 1. Dezember 2017.

2MARTIN LUTHER, Kirchenpostille (1522), WA 10/I.1, 100.

3EBERHARD JÜNGEL, Wertlose Wahrheit: Zur Identität und Relevanz des christlichen Glaubens. Theologische Erörterungen III, Tübingen 2003, 350.

4Vgl. HANS JOAS, Die Sakralität der Person. Eine Genealogie der Menschenrechte, Berlin 2011.

5Vgl. JOHN RAWLS, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt a. M. 1975.

6AXEL HONNETH, Das Recht der Freiheit. Grundriss einer demokratischen Sittlichkeit, Berlin 2011, 315.

Vom Charisma zum Stigma

1Dies ist eine überarbeitete Fassung des bereits veröffentlichten Aufsatzes: Vom Charisma zum Stigma. Armutsbewältigung und D...

Table of contents

• Cover
• Titel
• Über den Autor
• Impressum
• Inhalt
• Transzendentaler Vertrauensvorschuss: Einleitung
• Gerechtigkeit
• Zum Sozialstaat
• Spiritualität des Wirtschaftens
• Populismus und Politik
• Fiktionen der Fülle
• Weitere Bücher
• Endnoten