Jakob
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Wie Gott auf krummen Linien gerade schreibt

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Jakob

Wie Gott auf krummen Linien gerade schreibt

About this book

Die Bibel erzĂ€hlt von Jakob, Muttersöhnchen und Gottesstreiter, FlĂŒchtling und BetrĂŒger, Liebhaber und Familienvater. Er ist kein Heiliger und doch ist gerade er Israel – einer, der nicht das perfekte Vorbild ist, sondern einer wie du und ich, der sich aber gerade darum fĂŒr jeden als Identifikationsfigur anbietet.Als literarische Gestalt betrachtet wird der Werdegang Jakobs zu Israel anhand der biblischen ErzĂ€hlung nachgezeichnet. Mit kurzen Seitenblicken auf die Frage nach der HistorizitĂ€t dieser Gestalt und auf ihre weit gefĂ€cherte Wirkung wird Jakob als einer dargestellt, der mitten im Leben steht und das, was das Leben ihm bietet, zu meistern versucht.Jacob. How God Writes a Straight Text on Crooked LinesThe Bible tells of Jacob, mother's boy and warrior of God, refugee and deceiver, lover and family man. He is no saint, and yet he is Israel – not a perfect model but a person on whose devious life lines God writes a straight text. Seen as a literary figure, Jacob's development to become Israel is traced along the biblical narrative. With brief excursions to the question of the historical value of this figure and to its broad reception Jacob is portrayed as a person who is full of life and who tries to master with God's help whatever life offers him.

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Information

B DARSTELLUNG

1. VON JAKOBS VORFAHREN

Um die Protagonisten der JakobserzĂ€hlung innerhalb ihrer Familienstruktur besser kennen zu lernen und auch um ihre Handlungen und Erlebnisse besser zu verstehen, ist eine summarische Betrachtung der Geschichten der Vorfahren Jakobs nĂŒtzlich.
Mit Abram, dem Sohn Terachs (1. Mose 11,27) und »Großvater« Jakobs beginnt die Familiengeschichte im 1. Mosebuch, und zwar gleich mit Komplikationen, denn Abrams Frau Sarai »war unfruchtbar und hatte kein Kind« (1. Mose 11,30). Diese kurze Bemerkung deutet schon auf die sich in jeder Generation wiederholende GefĂ€hrdung des Familienbestandes hin. Beinahe ironisch mutet kurz darauf die Verheißung Gottes an:
»Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und will dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein! Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verwĂŒnschen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden« (1. Mose 12,2f.).
Wie soll sich das aber erfĂŒllen, wenn nicht einmal ein einziges Kind da ist? Auch in dieser, gemessen an der Situation, ĂŒbertrieben scheinenden Verheißung stecken fĂŒr die gesamte Familiengeschichte programmatische Gedanken. Da ist zunĂ€chst festzuhalten, dass es ein Gotteswort ist, dass also hier jemand mitspielt, dessen Gedanken, Worte und Werke ĂŒber das vom Menschenverstand Fassbare hinausgehen. Es wird sich in der GesamterzĂ€hlung immer wieder zeigen, dass Gott in kritischen Situationen eingreift und Geschicke zu wenden vermag. Zum anderen enthĂ€lt die Verheißung gleich viermal das Wort, das diese Geschichten durchwegs prĂ€gt und in der JakobserzĂ€hlung dann die eigentliche Hauptrolle spielt: Segen. GefĂ€hrdungen, Gottes Auftritte und der alles bestimmende Segen verleihen der Familiengeschichte von Anfang an Spannung.
Kaum spricht Gott die Verheißung von dem großen Volk aus, gefĂ€hrdet eine Hungersnot das Leben der Familienmitglieder (1. Mose 12,10). Durch die Reise in das davon nicht betroffene Ägypten wird diese Gefahr zwar gebannt, aber der Zusammenhalt der Familie ist bedroht, denn Abram gibt Sarai als seine Schwester aus, der Pharao persönlich findet Gefallen an ihr und nimmt sie in sein Haus (1. Mose 12,15). Durch Gottes Eingreifen wird die Familie wieder zusammengefĂŒhrt.
Es ergeht eine neue Verheißung an Abram. Nachkommen verspricht Gott dem Zweifel vorbringenden Mann, so zahlreich wie die Sterne am Himmel (1. Mose 15,5). Die RealitĂ€t sieht aber anders aus, denn »Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind« (1. Mose 16,1). Wenn Gott nicht dafĂŒr sorgt, seine eigene Verheißung zu erfĂŒllen, dann mĂŒssen die Menschen nachhelfen. Sarai probiert es, wie es spĂ€ter auch Rahel und Lea tun werden, mit einer Leihmutter (1. Mose 16,3). Das Ergebnis des Experiments lĂ€sst sich sehen: Die Ă€gyptische Magd Hagar wird schwanger (1. Mose 16,4). Doch Hagars Überheblichkeit und Sarais Neid gefĂ€hrden den Hausfrieden. Hagar flieht (1. Mose 16,6). Sie gebĂ€rt Ismael (1. Mose 16,15). Sicher, es ist Abrams Sohn, und Gott bedenkt auch ihn mit Segen (1. Mose 17,20), aber der rechte Sohn soll erst noch geboren werden, von der rechten Frau (1. Mose 17,16). Den Ernst dieser Verheißung und das zu entstehende Neue in dieser Familie unterstreichen auch die NamensĂ€nderungen der Eltern. Aus Abram wird Abraham, ein »Vater vieler Völker« (1. Mose 17,5), und aus Sarai wird Sara, was so viel wie »FĂŒrstin« bedeutet (1. Mose 17,15). Ganz ernst wird es dann, als auf Abrahams unglĂ€ubiges Lachen hin (1. Mose 17,17) Gott den Geburtstermin »um diese Zeit im nĂ€chsten Jahr« ansetzt (1. Mose 17,21). Noch einmal wird dieser Termin von Abrahams drei göttlichen Besuchern genannt, mit Nachdruck, weil Sara die Geburt eines Kindes in ihrem Alter eher fĂŒr einen schlechten Scherz hĂ€lt und ebenfalls darĂŒber lacht (1. Mose 18,9ff.).
Wie viel göttlicher Anstrengung und immer neuer AnlĂ€ufe es doch bedarf, das betagte Ehepaar davon zu ĂŒberzeugen, dass es um die Geburt des verheißenen Sohnes wirklich ernst ist. Doch die beiden wandern erst einmal nach SĂŒden und lassen sich als Fremdlinge in Gerar nieder (1. Mose 20,1). Abraham gibt Sara wieder als seine Schwester aus, genauso wie er es in Ägypten getan hatte, weil er meint, dass er sich dadurch eventuell Unannehmlichkeiten ersparen könne. Sara muss, wenn man der Chronologie der GesamterzĂ€hlung folgt und die einzelnen Episoden in ihrem heutigen Kontext ernst nimmt, auch als 90-JĂ€hrige noch eine gewisse Faszination ausgeĂŒbt haben, denn Abimelech, der König von Gerar, nimmt sie zu sich (1. Mose 20,2). In dieser Situation springt Gott ein. Er öffnet Abimelech die Augen und beschuldigt ihn, eines Mannes Ehefrau genommen zu haben (1. Mose 20,3). Daraufhin stellt Abimelech Abraham zur Rede und entlĂ€sst dann die Eheleute reich beschenkt (1. Mose 20,9ff.). Wieder hat Gott die Familie vor dem Auseinandergehen bewahrt.
Und dann, erst dann, nach so vielen Irrwegen und Verwirrungen, Verheißungen und unglĂ€ubigem Lachen, wird der Sohn geboren. Isaak – »Er wird lachen« – ist sein Name. Auch Sara hat eine Deutung fĂŒr diesen Namen: »Gott hat mir ein Lachen bereitet; denn wer es hören wird, der wird ĂŒber mich lachen« (1. Mose 21,6). Das Lachen hĂ€lt aber nicht lange an, denn als Sara Ismael, den Sohn der Ägypterin, sieht und daran denkt, dass er mit Isaak zusammen erben wird, gewinnen Neid und Eifersucht die Oberhand (1. Mose 21,9f.). Damit der Haussegen nicht schief hĂ€ngt, mĂŒssen Hagar und ihr Sohn fort. Abraham selbst vertreibt sie schweren Herzens und gegen seinen Willen (1. Mose 21,11ff.).
Nun ist der rechte Sohn von der rechten Mutter da, die Leihmutter ist weg, der Miterbe auch – das FamilienglĂŒck scheint gesichert zu sein. Und doch wird die Familie jetzt hĂ€rter denn je auf die Probe gestellt. Gott selbst fordert von Abraham, seinen geliebten Sohn Isaak zu opfern (1. Mose 22). Unerhört ist diese Geschichte, grausam, und fĂŒr den Leser von höchst nervenaufreibender IntensitĂ€t. Interessant ist sie im Hinblick auf die Geschichten von Jakob insofern, als dort auch von einem unmenschlichen Überfall auf Jakob an der Furt des Jabbokflusses berichtet wird. Gefahren drohen der Familie also nicht nur von ErdenbĂŒrgern.
Abraham hat die Probe mit Bravour bestanden, »denn nun weiß ich, dass du Gott fĂŒrchtest und hast deinen einzigen Sohn nicht verschont um meinetwillen« (1. Mose 22,12). Als Lohn fĂŒr seinen Gehorsam erhĂ€lt Abraham wieder eine Verheißung, die von Segen spricht und von Nachkommen, so zahlreich wie Sand am Meer (1. Mose 22,15–18).
Von Nachkommen ist dann auch tatsĂ€chlich die Rede, aber von denen Nahors, des Bruders Abrahams. In diesem Zusammenhang wird zum ersten Mal Rebekka genannt, die Tochter BetuĂ«ls und Enkeltochter Nahors (1. Mose 22,20ff.). Abraham selbst hingegen bleiben vorerst weitere Nachkommen versagt, da Sara stirbt. Er erwirbt fĂŒr ihr BegrĂ€bnis von dem Hetiter Efron die Grabhöhle Machpela (1. Mose 23), wichtig nicht nur fĂŒr die folgenden TodesfĂ€lle in der Familiengeschichte, sondern vielleicht noch mehr als erster eigener kanaanĂ€ischer Landbesitz der von Gott erwĂ€hlten Familie.
Nach Saras Beisetzung kĂŒmmert sich Abraham um den Fortbestand der Familie. Isaak muss verheiratet werden, aber nicht mit einer der Frauen des Landes, sondern mit einer aus der Verwandtschaft. Auch dieses Motiv wird sich in der JakobserzĂ€hlung wiederfinden. Abraham sendet seinen Knecht nach Haran, um fĂŒr seinen Sohn Isaak eine Frau zu freien. Hier kommt Rebekka ins Spiel, deren Name schon in der Genealogie Nahors gefallen war. Sie, die Tochter BetuĂ«ls und Enkeltochter Nahors, aus der Verwandtschaft Abrahams, »von sehr gutem Aussehen« – das Gleiche gilt auch fĂŒr Rahel, Jakobs zweite Frau, aus der gleichen Familie –, »eine Jungfrau, die von keinem Mann wusste« (1. Mose 24,16), erfĂŒllt in den Augen des Abrahamsknechtes alle Voraussetzungen einer geeigneten Ehefrau fĂŒr Isaak. Sie erweist sich als zuvorkommend und mit Eigeninitiative begabt, als sie nicht nur dem Knecht bei seiner Ankunft den Wasserkrug reicht, sondern auch alle seine Tiere trĂ€nkt (1. Mose 24,17–20). Sie ist entschlossen, sich sofort dem ihr bestimmten Los zu fĂŒgen. Als die Familienangehörigen merken, dass an ihrem Entschluss nicht zu rĂŒtteln ist, entlassen sie Rebekka mit dem Segen und dem Wunsch vieler Nachkommen.
Verschleiert tritt Rebekka am Ende ihrer Reise Isaak entgegen.
»Da fĂŒhrte sie Isaak in das Zelt seiner Mutter Sara und nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. Also wurde Isaak getröstet ĂŒber seine Mutter« (1. Mose 24,67).
Dieser letzte Kommentar verleiht Rebekka so etwas wie eine Mutterersatzfunktion. Dass diese mĂŒtterliche Sicht von Rebekka einiges fĂŒr sich hat, wird sich in den folgenden ErzĂ€hlungen noch zeigen.
Auch Abraham tröstet sich ĂŒber den Verlust seiner Frau Sara mit einer zweiten Frau, Ketura, die ihm Nachkommen schenkt (1. Mose 25,1–4). Abraham stirbt »alt und lebenssatt« und wird von Isaak und Ismael – die beiden scheinen die RivalitĂ€t ihrer MĂŒtter nicht fortzufĂŒhren – in der Höhle Machpela beigesetzt (1. Mose 25,8–10).
Die Familie hat den Schritt in die zweite Generation durch eine Reihe von Gefahren hindurch, aber mit der Verheißung, dem Geleit und hin und wieder mit dem Eingreifen Gottes bestanden. Und der Segen? Auch der geht weiter: »Nach dem Tode Abrahams segnete Gott Isaak, seinen Sohn« (1. Mose 25,11).
Gott gibt zum Schluss den Segen. Er gibt ihn dem rechten Sohn, dem Isaak. Ismael erhĂ€lt auch seinen Teil, aber er stellt die Nebenlinie der Familie dar. Der von Gott bestimmte SegenstrĂ€ger in der von ihm selbst erwĂ€hlten Familie ist Isaak. An wen wird dieses kostbare Gut weitergeleitet? Aufschluss darĂŒber geben die ErzĂ€hlungen, die nun genauer in den Blick genommen werden sollen.
Abb. 2: Marc Chagall: Rebecca fait bĂ©nir Jacob par Isaac (1958–59)

2. DIE JAKOBSERZÄHLUNGEN

Schon der Aufbau der GesamterzĂ€hlung und die Abfolge der einzelnen Episoden verleihen der Geschichte eine Dynamik und eine Spannung, die sie zu einer fesselnden LektĂŒre werden lassen. Die GesamterzĂ€hlung lĂ€sst sich wie folgt gliedern:
Jakob und Esau I
Die Zwillinge (1. Mose 25,19–28)
Die Erstgeburt (1. Mose 25,29–34)
Der Segen (1. Mose 26,34–28,9)
Die Himmelsleiter in Bet–El (1. Mose 28,10–22)
Jakob und Laban I
Ankunft und Aufnahme in Mesopotamien (1. Mose 29,1–14)
Dienst und Lohn: Die Hochzeiten (1. Mose 29,15–30)
Jakobs Frauen: Der Geburtenwettstreit (1. Mose 29,31–30,24)
Jakob und Laban II
Jakobs Hirtendienst bei Laban (1. Mose 30,25–43)
Flucht und Auseinandersetzung mit Laban (1. Mose 31,1–32,1)
Jakob und Esau II
Vorbereitung auf die Begegnung mit Esau (1. Mose 32,2–22)
Der Kampf am Jabbok (1. Mose 32,23–33)
Die Begegnung der BrĂŒder (1. Mose 33,1–19)
Letzte Gotteserscheinung in Bet–El (1. Mose 35,1–15)
Rahels Tod und weitere Notizen (1. Mose 35,16–29)
Die jeweils neu aufbrechenden und sich dann in umgekehrter Reihenfolge lösenden Konflikte zwischen Jakob und Esau, Jakob und Laban und Jakobs Frauen sind in konzentrischen Kreisen angelegt, die der ErzĂ€hlung einen abgerundeten Charakter geben. Was die Geschichte der Beziehung Jakobs zu seinem Gott angeht, so fĂŒgt sich diese sehr gut in den ErzĂ€hlzusammenhang ein. Gottesbegegnungen ereignen sich immer an Knoten- und Wendepunkten in der Familiengeschichte. Das Zusammenspiel menschlicher und göttlicher Geschichte soll im Folgenden zur Sprache kommen.

2.1. Jakob und Esau I

2.1.1. Die Zwillinge (1. Mose 25,19–28)

»Dies ist die Geschlechterfolge des X. X zeugte Y. Y zeugte Z  «. Das ist die Grundform, in der in der Bibel stammbaumĂ€hnliche Angaben ĂŒber einige Gestalten gemacht werden. Aus manchen dieser formelhaft eingeleiteten Geschlechterfolgen entspinnen sich Geschichten, so aus der Noahs (1. Mose 6,9 ff.) die Geschichte von der großen Flut, aus der Terachs (1. Mose 11,27 ff.) Abrams Auszug aus Ur oder aus den Geschlechterfolgen Jakobs (1. Mose 37,2) die Josefsgeschichte. Es ist in jedem Fall eine Geschichte, die nicht auf die Vorfahren zurĂŒckblickt, sondern auf die Nachkommen der in der Geschlechterfolge genannten Gestalt vorausschaut.
Ganz in diesem Sinne beginnt in 1. Mose 25,19 der große Komplex der Jakobsgeschichten mit den Worten: »Dies sind die Geschlechterfolgen Isaaks, des Sohnes Abrahams«. Der zweite Halbsatz hat wiederholenden Charakter und wirkt daher eigenartig auf den Leser: »Abraham hatte Isaak gezeugt«. Selbst wenn man die Vorgeschichte dessen, was nun folgt, nicht kennt, kann man schon aus V.19a entnehmen, dass Abraham der Vater Isaaks ist. Warum also diese Doppelung in V. 19b, die umso mehr Aufsehen erregt, als sie nicht im gewöhnlichen ErzĂ€hltempus steht?
Der Stolperstein 1. Mose 25,19b hat aber seinen Sinn. Er betont nĂ€mlich die Geburt Isaaks. Dadurch wird ausgesagt: Jetzt geht es um das Eigentliche, um den wahren Sohn Abrahams, den dieser selbst mit der rechten Frau gezeugt hat, um den, der die Segenslinie in der von Gott auserwĂ€hlten Familie fortfĂŒhren soll.
So beginnt die Geschlechterfolge dieses zweiten Ahnvaters: »Isaak war 40 Jahre alt, als er sich Rebekka, die Tochter des AramĂ€ers BetuĂ«l aus Paddan-Aram, die Schwester des AramĂ€ers Laban, zur Frau nahm« (1. Mose 25,20). Diese Angaben, von denen die meisten aus 1. Mose 24 schon bekannt sind, mĂŒssten nun nach der Grundform der Geschlechterfolgen weitergefĂŒhrt werden: »  und Isaak zeugte den  «. Doch es kommt anders, denn Rebekka ist unfruchtbar. Das Problem, das schon Sara und Abraham hatten, wiederholt sich, und dem Bestand der Familie droht auch in dieser zweiten Generation der Abbruch. Anders als Abraham aber, der Gottes Sohnesverheißungen unglĂ€ubig belĂ€chelt und seine Frau in Ägypten und Gerar in Gefahr gebracht hatte, bittet Isaak den Herrn fĂŒr seine Frau, und dieser lĂ€sst sich erbitten (V. 21).
Durch Rebekkas Schwangerschaft ist eine HĂŒrde genommen, aber es gibt noc...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. A EINFÜHRUNG
  6. B DARSTELLUNG
  7. C WIRKUNG
  8. D VERZEICHNISSE
  9. Endnoten
  10. Weitere BĂŒcher