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About this book
Luthers Tischreden sind legendär. Generationen von christlichen Familien, von Theologen, von Sprachforschern und Dichtern haben aus dem Schatz der Tischreden Köstliches geschöpft. Sie sind eine reichhaltige Quelle für theologische Dispute, für Volkswitz und Volksweisheit, für Zitatenbücher und deftige Sprüche. Es gibt praktisch kein Thema, über das Martin Luther nicht bei Tisch geplaudert hätte. Und was er sagte, hat Jahrhunderte überdauert – es fand Eingang in unsere Sprachkultur und überzeugt noch immer in seiner Klarheit, Prägnanz und Treffsicherheit. Luthers Reden haben sich tief ins Volksgedächtnis eingeprägt und so lohnt es sehr, eine Auswahl davon in diesem Büchlein aufs Feinste angerichtet neu zu präsentieren.
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Information
Was Martin Luther über sich selbst sagt
Nur der Zorn ist geblieben
Ich bin frei von Geiz; vor der Lust bewahrt mich das Alter und der angegriffene Leib, ich leide nicht an Hass oder Neid gegen jedermann. Nur der Zorn ist mir noch geblieben, der doch meistens notwendig und gerecht ist. Doch habe ich noch andere größere Sünden.
Von der Geduld
Ich muss Geduld haben mit dem Teufel; ich muss Geduld haben mit den Schwärmern, ich muss Geduld haben mit den Scharrhansen, ich muss Geduld haben mit der Käthe von Bora, und es ist der Geduld so viel, dass mein ganzes Leben nichts anderes sein will als Geduld.
Melanchthon und ich
Philippus Melanchthon sticht mit Pfriemen und Nadeln. Diese Stiche sind schwer zu heilen und tun weh. Ich aber steche mit Schweinsspießen.
Die Welt hat keinen solchen Ekel an mir wie ich an ihr.
Ich bin mehr als töricht, wenn ich mit einer Sache, die klarer ist als die Sonne, Worte und Zeit verliere.
Träume
Ich habe Gott gebeten, dass er mich mit Träumen verschone; sie sind sehr zweideutig und trügerisch. Er möchte mir auch kein Zeichen oder Engelsmächte offenbaren; ich kann mich solcher Dinge nicht annehmen, habe sie auch nicht nötig, da mir nun Gott einmal sein Wort gegeben hat, das auch ich jetzt habe.
Wo Luther herkommt
Ich habe oft mit Melanchthon davon geredet und ihm der Reihe nach mein ganzes Leben erzählt, wie es nacheinander ergangen ist und wie ich es geführt habe. Ich bin eines Bauern Sohn; mein Vater, Großvater, Ahnen sind rechte Bauern gewesen. Darauf sagte er: Ich wäre ein Oberster, Schultheiß, Heimburger und was sie sonst noch für Ämter im Dorf haben oder irgendein oberster Knecht über die anderen geworden. Danach, sprach ich, ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und dort ein Berghauer geworden. Daher bin ich. Dass ich aber Baccalaureus, Magister, ein Mönch usw. geworden bin, das steht nicht in den Sternen. Habe ich denn aber nicht große Schande eingelegt, dass ich ein Mönch geworden bin, habe ich das braune Barett hingelegt und anderen gebracht? Das, wahrlich, verdross meinen Vater übel und tat ihm weh. Dennoch bin ich dem Papst in die Haare gefallen, und er mir ebenso, habe eine entlaufene Nonne zum Weibe genommen und etliche Kinder mit ihr gezeugt. Wer hat das in den Sternen gesehen? Wer hätte mir’s vorausgesagt, dass es so geschehen würde?
Am Bibellesen hängt alles
Ich habe in meiner Jugend, als ich ein Mönch war, viel in der Bibel gelesen; und lest ihr sie auch fleißig, denn daran allein hängt es.
Ich habe nun etliche Jahre lang die Bibel jährlich zweimal gelesen; und wenn sie ein großer, mächtiger Baum wäre und alle Worte wären Ästlein und Zweiglein, so habe ich doch an allen Ästlein und Trieben angeklopft und gerne wissen wollen, was daran wäre und was sie vermöchten, und allezeit noch ein paar Äpfel oder Birnen heruntergeklopft.
Ihr habt nun die Bibel auf Deutsch, ich will jetzt aufhören zu arbeiten; ihr habt nun, was ihr haben sollt. Seht alleine zu, und gebraucht es gut nach meinem Tode.
Gott hat mich geführt wie einen Gaul
Hätte ich zuerst gewusst, als ich anfing zu schreiben, was ich jetzt erfahren und gesehen habe (nämlich, dass die Leute Gottes Wort so feind sind und sich ihm so heftig widersetzen), so hätte ich fürwahr geschwiegen; denn ich wäre nimmermehr so kühn gewesen, dass ich den Papst und fast alle Menschen angegriffen und sie erzürnt hätte. Ich meinte, sie sündigten nur aus Unwissenheit und menschlichen Gebrechen und wagten nicht, vorsätzlich Gottes Wort zu unterdrücken; aber Gott hat mich geführt wie einen Gaul, dem die Augen geblendet sind, dass er die nicht sehe, die ihm zulaufen.
Mich arme Person
Meine Einfalt und arme geringe Person hat dem Papst Schaden getan. Denn als ich anfing zu predigen und zu schreiben, verachtete mich der Papst. Denn er dachte: „Es ist ein einsamer Mann, ein armer Mönch. Habe ich doch diese Lehre verteidigt vor vielen Königen und Kaisern, Fürsten und Herren – was sollte da ein einzelner Mann tun?“ Hätte er von Anfang an mit mir gerechnet, hätte er mich gleich am Anfang ausrotten und dämpfen können.
Gott hat mich geschützt
Gott hat mich mit großer Barmherzigkeit vor den Lobeserhebungen und auch vor den Tränen vieler Schwärmer bewahrt, welche meine Berufung aufs Höchste priesen, aber ohne Gottes Wort. Deshalb wollten sie meine Meister sein, und deshalb habe ich ihre Worte zurückgewiesen. Nur mit einem Auge sehen sie die Angelegenheiten dieser Welt, das Wort aber sehen sie nicht. Deshalb ist ihnen alles Ärgernis und Anstoß, was sie hören.
Theologie will gelernt sein
Ich habe meine Theologie nicht auf einmal gelernt, sondern habe immer tiefer und tiefer grübeln müssen. Dazu haben mich meine Anfechtungen gebracht, denn ohne Übung und Erfahrung lernt man es nicht. Das fehlt den Schwärmern und den Rotten, dass sie den rechten Widersprecher nicht haben, nämlich den Teufel. Der lehrt’s einen wohl. Lernt man doch auch andere Künste nicht ohne Übung! Was ist ein Medicus, der stets nur in der Schule liest? Je mehr er mit der Natur handelt und mit den Kranken umgeht und praktiziert, desto mehr sieht er, dass er die Kunst nicht ganz hat. Was soll es denn in der heiligen Schrift sein, wo Gott einen andern Widersacher gegeben hat? Darum ist das eine große Gnade, dass einer sagen kann: Das ist recht. Das weiß ich. Sie meinen, sie können es bald von einer Predigt. Zwingli hat auch darin geirrt, dass er dachte, er könnte es schon, es wäre eine schlichte Kunst. Ich weiß aber, dass ich das Vaterunser nicht kann. Ohne Übung kann niemand gelehrt sein.
Es ist nur ein Artikel und eine Regel in der Theologie – und wer diesen Artikel und diese Regel nicht einhält, der ist kein Theologe -, nämlich: wahrer Glaube oder Vertrauen auf Christus. In diesen Artikel fließen und gehen wieder heraus die andern alle, und ohne jenen sind die anderen nichts. Der Teufel hat von Anfang an versucht, diesen Artikel zu hintertreiben und an dessen Stelle seine Klugheit aufzurichten. – Den Betrübten, Elenden, Geplagten und Angefochtenen, denen schmeckt dieser Artikel, und sie sind es, die das Evangelium verstehen.
Unser Herrgott ist klüger als ich
Ich habe, Gott sei Lob und Dank, die Kunst gelernt, zu glauben, dass unser Herrgott klüger und weiser ist als ich. Was ich in der Theologie kann, das weiß ich daher, dass ich glaube, dass Christus allein der Herr ist, von dem die Heilige Schrift redet. Meine Grammatik, auch meine hebräische Sprache hätte mir’s nicht gegeben, das weiß ich sehr wohl. Das sieht man auch fein an den alten Vätern, wie Sankt Bernhard und Sankt Augustin: Wenn sie von Christus reden, wie lieblich ist doch alle ihre Lehre; aber außerhalb von Christus ist’s mit ihrer Lehre so kalt wie lauter Eis oder Schnee.
Ich brauche Jesus nicht leiblich …
Ich habe und weiß nichts von Jesus Christus, weil ich ihn leiblich weder gesehen noch gehört habe, als allein seinen Namen. Doch habe ich aus der Schrift, gottlob, von ihm so viel gelernt, dass ich mir sehr wohl genügen lasse. Deshalb begehre ich auch nicht, ihn leiblich zu sehen oder zu hören.
Wenn der Teufel den Schlaf raubt
Wenn der Teufel des Nachts an mich herankommt, um mich zu plagen, gebe ich ihm diese Antwort: Teufel, ich muss jetzt schlafen! Denn das ist Gottes Befehl und Ordnung: des Tags arbeiten und des Nachts schlafen. Zum anderen, wenn er nicht ablassen will und mir meine Sünde vorhält, so spreche ich: Lieber Teufel, ich hab’s Register gehört, aber ich habe noch eine Sünde getan, die steht nicht in deinem Register, schreib sie auch an! Ich habe in die Hose geschissen, häng’s an Hals und wisch’s Maul dran! Zum Dritten, wenn er noch weiter anhält, hart in mich dringt und mich als Sünder anklagt, so verachte ich ihn und spreche: Sancte Satane, ora me! Lieber Teufel, bitte für mich, denn du hast nie übel gehandelt, bist allein heilig! Gehe hin zu Gott und erwirb dir selbst Gnade. Und wenn du mich fromm machen willst, so sage ich dir: Medice, cura te ipsum! Arzt, hilf dir selbst!
Bewahre uns vor Hochmut
Olieber Gott, bewahre uns, dass wir nicht in Hochmut fallen. Lass Juristen, Ärzte und andere hochmütig sein. In der Theologie hat der Hochmut keinen Platz, weil sie Leute fordert, die geistlich arm sind, die Gott anrufen sollen und die Gott retten wird.
Ich predige für die Einfältigen
Wenn ich auf die Kanzel komme, so beabsichtige ich, nur den Knechten und Mägden zu predigen. Um Doktor Jonas oder Melanchthon oder um der ganzen Universität willen wollte ich nicht ein einziges Mal auftreten. Denn sie können’s sonst in der Schrift wohl lesen. Wenn man aber den Hochverständigen predigen und bloß Lehren und Meisterstücke von sich geben will, so steht das arme Volk da wie eine Kuh.
Vom Predigtdienst
Ich habe mich oft selbst angespien, wenn ich von der Kanzel gekommen bin: Pfui dich an! Wie hast du gepredigt? Du hast es wahrlich toll gemacht; du hast dich an kein Konzept gehalten! Und eben dieselbe Predigt haben die Leute aufs Höchste gelobt, dass ich lange Zeit nicht so eine schöne Predigt gehalten hätte. Als ich von der Kanzel hinuntergestiegen bin, da habe ich mich beson...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Zur Einführung
- Was Luther über Deutschland und andere Länder meint
- Martin Luther über Sex, die Frauen, die Liebe und die Ehe
- Was Luther zur Obrigkeit, den Fürsten und der Politik zu sagen weiß
- Martin Luther zu Haus und Hof und diesem und jenem
- Martin Luther weiß: Fröhlichkeit und Trauer liegen eng beieinander
- Luther und die menschlichen Schwächen
- Was Luther über die Prediger und die Predigten zu sagen weiß
- Martin Luther über das liebe Geld und den Reichtum
- Martin Luther über die Sprache und die Sprachen
- Musik zählt zu Luthers Lieblingsthemen
- Was Martin Luther über sich selbst sagt
- Luther über Gott und die Welt, Tod und Teufel
- Sprachwitz und Redewendungen, die auf Luther zurückgehen
- Über den Autor
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