B
Erläuterungen
Zu den Texten
In seinen Briefen an den Freund Eberhard Bethge redet Dietrich Bonhoeffer selbst schon von seinen theologischen Briefen (Brief vom 8.7.) und bittet um ihre Aufbewahrung: Übrigens fände ich es ganz nett, wenn Du meine theologischen Briefe nicht wegwerfen würdest. (S. 52) Bonhoeffer war sich offenbar selbst der besonderen Bedeutung dieser Ausführungen bewusst. In dieser Ausgabe konzentrieren wir uns ganz auf diese Briefe bzw. Briefauszüge, in denen Bonhoeffer einen theologischen Gedankengang entwickelt, und verzichten auf die übrigen biographisch und zeitgeschichtlich bedeutsamen Briefe Bonhoeffers an seine Eltern, seine Verlobte oder seinen Freund.
Am 30. April 1944 beginnt Bonhoeffer einige theologische Erörterungen von besonderer Dichte. Diese Überlegungen werden direkt fortgeführt in den Briefen vom 5.5., 29.5., 8.6., 27.6., 30.6., 8.7., 16.7. und 18.7. Die Briefe nach dem gescheiterten Attentat des 20.7.44 setzen den begonnenen Gedankengang nicht mehr unmittelbar fort. Bonhoeffer scheint alle Energie darauf verwendet zu haben, die ihn theologisch bedrängenden Fragen in einer Abhandlung zu erörtern, die er am 3.8. in einem ersten Entwurf skizziert hat. Am 10. 8. und am 23.8.1944 schreibt Bonhoeffer, dass er nun an diesen drei Kapiteln arbeitet (DBW 8,563; 576). Doch seine Ausführungen sind leider verlorengegangen.
Gleichwohl sind die Briefe vom 21.7., 27.7., 28.7. und 21.8. in diese Ausgabe aufgenommen. In diesen stärker persönlichen Schreiben finden sich wichtige Hinweise zum Verständnis der grundsätzlichen Gedanken der theologischen Briefe. Die Briefauszüge vom 27. und 28. 7. beantworten Fragen von Eberhard Bethge zu den vorangegangenen theologischen Ausführungen. Der Brief vom 21.7. ist eine dichte Verarbeitung des fehlgeschlagenen Attentats vom 20. Juli. Dieser Brief und auch das Schreiben vom 21.8. sind persönliche Schreiben von fundamentaler Bedeutung, die nicht nur Bonhoeffers Frömmigkeit bezeugen, sondern auch wichtige Ergänzungen zu den theologischen Überlegungen bieten.
Am Beginn dieser Ausgabe steht ein kurzer Text, den Bonhoeffer Ende 1942 verfasste und der von Anfang an die Auswahlausgaben von Widerstand und Ergebung eröffnet hat. Dieser Rechenschaftsbericht an der Wende zum Jahr 1943 richtet sich an einen kleinen Kreis von Freunden und Verwandten. Er wird an dieser Stelle mit veröffentlicht, ohne im Titel genannt zu sein, weil er einen wesentlichen Hintergrund von Bonhoeffers theologischen Briefen erhellt, indem er seine Einschätzung des »Dritten Reichs« verdeutlicht.
Die in dieser Zeit verfassten, aber nicht gehaltenen Predigten zur Trauung von Eberhard und Renate Bethge und zur Taufe von Dietrich Bethge haben von Anlass und Inhalt her kaum Bezug zu den theologischen Neuüberlegungen dieser Zeit. Eine Ausnahme bildet ein kurzer Abschnitt der Taufpredigt, der Gedanken aus den gleichzeitigen Briefen eindrücklich zuspitzt und darum hier aufgenommen wurde.
Neben seinen Briefen, einigen Predigten und Arbeitsnotizen verfasste Bonhoeffer in seiner Haftzeit auch eine Reihe von literarischen Texten (Gedichte, Roman- und Dramafragmente). Drückt sich in den Drama- und Prosafragmenten der Gefängniszeit vor allem Bonhoeffers Anschluss an seine groß-bürgerliche Familientradition und an den konservativen Geist des 19. Jahrhunderts aus, so verdichten sich in seinen lyrischen Texten grundlegende Überlegungen der theologischen Briefe. Vier Gedichte sollen in dieser Ausgabe als spiritueller Ertrag der theologischen Reflexionen dieser Zeit vorgestellt und kommentiert werden.
2. Zur Geschichte
Den Rechenschaftsbericht an der Wende zum Jahr 1943 hat Bonhoeffer für einen kleinen Kreis enger Freunde und Verwandte verfasst:
Eberhard Bethge (1909–2000) war nach seinem Theologiestudium einer der ersten Vikare in der von Bonhoeffer geleiteten illegalen Ausbildung der Bekennenden Kirche in Finkenwalde. In den kommenden Jahren wurde er zu Bonhoeffers engstem Freund und Gesprächspartner. Die beiden wohnten zusammen, verbrachten ihre Urlaube gemeinsam, hatten nur ein gemeinsames Konto und machten sogar gemeinsame Geschenke an die Familie. 1943 heirate Bethge Bonhoeffers Nichte Renate Schleicher.
Hans von Dohnanyi (1902–1945) war ein Schulfreund von Klaus und Dietrich Bonhoeffer. Er heiratete 1925 Bonhoeffers Zwillingsschwester Christine. Dohnanyi beteiligte sich maßgeblich am Aufbau des auch gewaltbereiten Widerstands gegen Adolf Hitler. Während seiner Mitarbeit in der Abwehr, dem militärischen Geheimdienst der Wehrmacht, beteiligte er sich daran, Juden zur Flucht in die Schweiz zu verhelfen.
Hans Paul Oster (1887–1945), Pfarrerssohn, wurde nach dem Ersten Weltkrieg Berufsoffizier. Zusammen mit Wilhelm Canaris (1887–1945) wurde Oster zu einer der Schlüsselfiguren des Widerstandes in der Abwehr, der u. a. maßgeblich am gescheiterten Attentat auf Hitler am 20.7. 1944 beteiligt war.
Die theologischen Briefe sind alle an Bonhoeffers Freund Eberhard Bethge adressiert. Die Gedichte sind ebenfalls weitgehend den Briefen an Bethge beigefügt. Eine Ausnahme ist das Gedicht Von guten Mächten. Bonhoeffer hat es kurz vor Weihnachten 1944 verfasst und seiner Verlobten Maria von Wedemeyer (1924–1977) und seiner Familie gewidmet.
Bonhoeffers Verlobte Maria von Wedemeyer wurde am 23. April 1924 in Pätzig geboren. Ihre Familie, vor allem ihre Großmutter mütterlicherseits Ruth von Kleist-Retzow (1867–1945), unterstützte die Bekennende Kirche und deren illegale Theologenausbildung. Von daher war sie eng verbunden mit Bonhoeffer. Der 13. Januar 1943 gilt als Verlobungsdatum der damals 18-Jährigen mit dem 18 Jahre älteren Bonhoeffer.
Sehr eng waren Dietrich Bonhoeffers familiäre Bande zu seinen Eltern Paula (1876–1951) und Karl Bonhoeffer (1868–1948). Der Psychiater und Neurologe Karl Bonhoeffer leitete als Ordinarius von 1912–1938 die psychiatrische Klinik der Charité in Berlin. In der großbürgerlichen Familie sorgte vor allem die Mutter für eine christliche Erziehung. Zur traditionellen Kirchlichkeit wahrte man Distanz. Im engen Austausch mit seiner Familie war Dietrich Bonhoeffer genötigt, für das, was ihn innerlich bewegte, eine Sprache zu finden, die auch außerhalb einer kirchlich-theologischen Binnensprache verstanden werden konnte.
In Blick auf den historischen Hintergrund der Texte ist zuerst daran zu erinnern, dass Dietrich Bonhoeffer und sein Schwager Hans von Dohnanyi am 5.4.1943 verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel verbracht wurden. In den ersten vier Monaten seiner Haft durfte Bonhoeffer nur mit seinen engsten Familienangehörigen Briefe austauschen. Als Bonhoeffers engster Freund Eberhard Bethge zum Militärdienst eingezogen wurde und Bonhoeffer zu einem der Wachleute ein Vertrauensverhältnis aufbaute, schrieb er auch seinem Freund (erstmals am 18.11.1943). In ihrem Briefwechsel geben die Freunde einander Anteil an ihrem Ergehen in Familie und Ehe, sie berichten von ihrer Lektüre oder von Begegnungen mit Malerei und Musik. Sie schildern Beobachtungen zu den Menschen und den unmittelbaren Ereignissen in der Haft bzw. in der Armee und lassen einander teilhaben an ihrem geistlichen Leben, der Lektüre der Bibel und der Fürbitte füreinander und für andere Vertraute. Zwischen den Briefen liegen einige Besuche, auf deren Inhalte die Briefe Bezug nehmen, z. B. ein Besuch von Eberhard und Renate Bethge am 19.5.1944 und von Eberhard Bethge am 3.6. 1944. Den tiefsten Einschnitt bedeutete das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20.7.1944. Bonhoeffer gehörte zum erweiterten Kreis der Verschwörung und hatte in der Korrespondenz mehrfach angespielt auf große bevorstehende Ereignisse (DBW 8,422; 429). Ende Oktober 1944 wurde auch Bethge verhaftet. Einige Briefe Bonhoeffers wurden von ihm verbrannt, um nicht entdeckt zu werden. Am 8.10.1944 wurde Bonhoeffer von der Gestapo in den Keller ihrer Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin überstellt. Anfang 1945 kam Bonhoeffer in das KZ Buchenwald und schließlich nach Flossenbürg, wo er am 9.4. 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, auf Befehl Adolf Hitlers ermordet wurde.
Zur Veröffentlichungsgeschichte ist zu sagen, dass Dietrich Bonhoeffers Gefängnisbriefe erstmals 1951 unter dem Titel Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft veröffentlicht wurden. Zuvor hatte Bethge 1949 Bonhoeffers Ethik herausgegeben. Die Resonanz war vergleichsweise verhalten. Widerstand und Ergebung fand hingegen von Anfang an große Aufmerksamkeit, in Deutschland wie auch international. Vollständig wurden die Briefe dieser Zeit (von Bethge und Familienangehörigen) erstmals 1998 in der Gesamtausgabe der Werke Dietrich Bonhoeffers (DBW) herausgegeben. Dieser Ausgabe sind die hier abgedruckten Texte entnommen (vgl. die Quellennachweise im Anhang).
Um die Arbeit mit dieser Ausgabe zu ermöglichen, werden Zitate von Dietrich Bonhoeffer im Kommentar folgenderweise nachgewiesen: Im Rechenschaftsbericht wurden die einzelnen Abschnitte durchnummeriert (1–18). Einzelne Aussagen oder Begriffe werden unter Angabe des jeweiligen Abschnitts (R 1 oder R 7) zitiert. Zitate aus den theologischen Briefen werden im Kommentar mit dem Datum des Briefes versehen. Bei allen anderen Zitaten aus Dietrich Bonhoeffers Werken werden in Klammern Band und Seitenzahl der Werkausgabe angegeben.
3. Zur Erklärung
Sind die Texte und Briefe Dietrich Bonhoeffers in dieser Ausgabe (von den Gedichten abgesehen) in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben, so erfolgt die Auslegung in einer systematischen Anordnung. Zuerst wird der Rechenschaftsbericht kommentiert. Der Kommentar zu den theologischen Briefen folgt einem Aufbauschema, das Bonhoeffer in seinem Entwurf für eine Arbeit (S. 61 ff.) entwickelt hat (künftig Entwurf). Diese Skizze ist für Eberhard Bethge verfasst und setzt die zuvor geschriebenen Briefe voraus. Teilweise führt Bonhoeffer Gedanken weiter aus, die bislang in den Briefen unzureichend erörtert worden waren. In diesem Fall nennt der Entwurf nur kurze Überschriften zu den schon vorhandenen Überlegungen. Teilweise wird Wichtiges erneut zusammenfasst und zugespitzt, teilweise werden auch erstmals Fragen berührt, die noch nicht oder kaum angesprochen waren.
Der Entwurf sieht drei Kapitel vor: 1. die Aufgabe einer Zeitdeutung, 2. das Ziel einer neuen Wesensbestimmung des Christentums und 3. daraus zu ziehende praktische Konsequenzen für eine künftige Gestalt der Kirche. Diese von Bonhoeffer entwickelte dreiteilige Ordnung stellt bis heute eine überzeugende Gliederung dar, in die sich die Überlegungen der Briefe sinnvoll einfügen lassen. Die einzige größere Abweichung von dieser Ordnung in diesem Kommentar ist die Ergänzung eines Kapitels zu Beginn der Wesensbestimmung des Christentums zur theologiegeschichtlichen Selbsteinordnung Bonhoeffers, ein Thema, das in den Briefen breiten Raum einnimmt.
3.1 Verantwortung in der Zeit des Nationalsozialismus
3.1.1 Aufbau und Überblick
In seinen Briefen an Eberhard Bethge äußert sich Bonhoeffer nur andeutungsweise zu seiner Beurteilung des Nationalsozialismus. Die Gefahr, dass die Briefe in falsche Hände gerieten, war erheblich. Daher hat der für einen engen Kreis von Freunden verfasste Rechenschaftsbericht zur Jahreswende 1942/43 grundsätzliche Bedeutung für das Selbstverständnis Bonhoeffers im politischen Widerstand. Aber auch in diesem noch vor seiner Gefangenschaft verfassten Text konnte Bonhoeffer sich nicht völlig frei ausdrücken. Die Möglichkeit einer Entdeckung durch den nationalsozialistischen Apparat stellte in diesen Jahren eine stete Gefahr dar. Gleichwohl reflektiert der Text Erfahrungen und Motive im Widerstand, ohne im Fall einer Enttarnung Belastendes oder Entlarvendes preiszugeben. Über Bonhoeffers Sicht des Nationalsozialismus erfahren wir hier so viel wie in keinem anderen seiner Texte aus den 1940er Jahren. Dass es von Anfang an um den Nationalsozialismus geht, macht die Zeitangabe »zehn Jahre« deutlich: Sie bezieht sich zu Beginn des Jahres 1943 auf die Machtergreifung Hitlers Anfang 1933.
Der Aufbau der einzelnen Aphorismen ist locker, grundsätzlich aber gut nachzuvollziehen: In den ersten beiden Abschnitten (Nach zehn Jahren, Ohne Boden unter den Füßen) geht es um eine Situationsbeschreibung: die vertrauensvolle Verbundenheit im Kreis der Verschwörer und die Dankbarkeit dafür, aber auch die Situation äußerster Bedrohung.
Anschließend wird in drei Abschnitten (Wer hält stand?, Civilcourage?, Vom Erfolg) die ethische Herausforderung der Gegenwart reflektiert. Verschiedene Grundtypen ethischer Orientierung werden daraufhin befragt, warum ihre Vertreter angesichts des Nationalsozialismus gescheitert sind. Dabei werden sowohl die ethisch-kulturelle Prägung Deutschlands seit Reformation und Idealismus als auch die in der bisherigen Ethik unzureichende Berücksichtigung der Frage des faktischen Erfolgs aller Handlungen erörtert.
Die beiden nächsten Abschnitte (Von der Dummheit, Menschenverachtung?) entfalten eine kleine Psychologie der vom Nationalsozialismus in den Bann gezogenen Menschen. Die anschließenden Ausführungen beziehen sich auf Überzeugungen und Tugenden, die Bonhoeffer in dieser Zeit besonders wichtig sind: zunächst grundsätzlich die Zuversicht auf die Tragfähigkeit der von Gott gesetzten Wirklichkeit (Immanente Gerechtigkeit, Einige Glaubenssätze …), sodann tugendethische Überlegungen zu Haltungen, die es im Widerstand zu gewinnen gilt, wie Vertrauen, Qualitätsgefühl, Mitleiden und die besondere Herausforderung einsamen bzw. unverstandenen Leidens (Vom Leiden).
Der Text schließt mit einem Blick auf das zu erwartende künftige Schicksal Deutschlands wie auch des Widerstandes. Unverzichtbar seien eine Haltung der Entsagung im Blick auf die Zukunft (Gegenwart und Zukunft), eine in Gott gegründete Zuversicht (Optimismus) und schließlich die nüchterne Einstellung auf die Herausforderung des eigenen Todes (Gefährdung und Tod). Der letzte Abschnitt Sind wir noch brauchbar? lässt sich als Abschluss lesen, in dem die Situationsbestimmung der ersten beiden Abschnitte noch einmal aufgegriffen wird. Den Text Der Blick von unten hat Bonhoeffer im Kontext dieser Aufzeichnungen verfasst, aber nicht mit versandt. Es mag sein, dass dieser Abschnitt zu grundsätzlich ausfiel für den Aufbau dieses Textes. Inhaltlich sind die hier formulierten Einsichten aber grundlegend für seine Überzeugungen in diesen Jahren.
Der Kommentar vertieft grundlegende Linien in Bonhoeffers Ausführungen in vier Abschnitten zu 1. Bonhoeffers Analyse des Nationalsozialismus, 2. zum ethischen Versagen angesichts dieser Herausforderung, 3. zur entscheidenden Bedeutung von Verantwortung und Freiheit und 4. zur Praxis eines politischen Widerstands aus christlichem Glauben.
3.1.2 Merkmale des Nationalsozialismus
Dietrich Bonhoeffers Ausführungen lassen keinen Zweifel daran, dass er den Nationalsozialismus uneingeschränkt als eine Gestalt des Bösen (R 3) in dieser Welt beurteilt. Wie wenige andere Theologen hat er Adolf Hitler und seine Bewegung von Anfang an abgelehnt und sich im Rahmen seiner jeweiligen Möglichkeiten diesem totalitären Machtanspruch widersetzt. Seine grundlegende Skepsis entwickelt sich sehr schnell zu konsequenter Gegnerschaft.
Zunächst engagiert sich Bonhoeffer im kirchlichen Widerstand, der sich einer Gleichschaltung der Kirche im Blick auf die Leitideen des Faschismus wie z. B. das Führerprinzip entgegenstellt. 1935 beginnt er mit der Leitung des illegalen Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde, das nicht den nationalsozialistisch bestimmten Organen der Reichskirche unterstellt ist. Nach Entdeckung und Schließung der Einrichtung durch die Gestapo gestaltet Bonhoeffer noch zwei Jahre lang ein dezentrales Sammelvikariat. Der nahende Krieg aber macht jede weitere Arbeit unmöglich.
Im Sommer 1939 reist Bonhoeffer in die USA und erhält das freundliche Angebot, in den USA zu bleiben und sich damit einer Einberufung als Soldat zu entziehen. Er entscheidet sich jedoch für eine Rückkehr nach Deutschland, da er der Überzeugung ist, nur dann am Wiederaufbau Deutschlands nach dem unausweichlichen Krieg mitarbeiten zu können, wenn er sich zuvor in Deutschland im Widerstand engagiert hat.In Bonhoeffers Beschreibung des Nationalsozialismus stechen drei Merkmale besonders hervor: a) seine prinzipielle Menschenverachtung, b) die permanente Manipulation durch Propaganda und c) die Einschüchterung durch Terror und Gewalt.
a) Als grundlegendes Prinzip des Nationalsozialismus kann die Menschenverachtung gelten: mit der Menschenverachtung verfallen wir gerade dem Hauptfehler unserer Gegner (R 7). Der Nationalsozialismus zielt auf die absolute Durchsetzung seines ideologischen Herrschaftsanspruchs. Er bedient sich dabei einer durchgängigen Konstruktion absoluter Gegensätze von drinnen und draußen, oben und unten. So pro...