Eine Mark für Espenhain
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Eine Mark für Espenhain

Vom Christlichen Umweltseminar Rötha zum Leipziger Neuseenland

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Eine Mark für Espenhain

Vom Christlichen Umweltseminar Rötha zum Leipziger Neuseenland

About this book

EINE MARK FÜR ESPENHAIN war mit 100.000 Unterschriften und ebenso vielen Markstücken die größte, nicht genehmigte Unterschriftensammlung in der DDR. Diese Protestaktion, deren Beginn sich im Juni 2018 zum 30. Mal jährt, richtete sich gegen die unglaubliche Umweltverschmutzung durch den Abbau von Braunkohle und deren Verarbeitung im Leipziger Umland. Die Leser dieses wichtigen und spannenden Stücks Zeitgeschichte erleben aus der Sicht eines Zeitzeugen und Akteurs der DDR-Opposition die letzten Jahre der DDR bis zu ihrem glücklichen Ende. Unterhaltsam, aber präzise werden Alltägliches aus dem Überwachungsstaat, Kuriosa der Stasigeschichte und frühe Anzeichen für das nahende Ende der DDR beschrieben. Reflektiert wird aber auch die Frage: Warum haben wir uns das so lange bieten lassen?Nach der Wiedervereinigung führte der Autor des Buches, von 1991 bis 2010 Regierungspräsident von Leipzig, sein Engagement für Mensch und Natur im geschundenen Leipziger Südraum fort. Die LVZ betitelte Walter Christian Steinbach einmal als den "Vater des Leipziger Neuseenlands". Steinbach dagegen ist der Überzeugung, dass dieses unglaubliche Renaturierungsprojekt – die größte Landschaftsbaustelle Europas – nur gelingen konnte, weil unendlich viele Akteure diesen Prozess mit ihren Ideen begeistert begleitet haben.

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Information

»EINE MARK FÜR ESPENHAIN – EIN PROTEST BEKOMMT FLÜGEL«

Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben

Das Gespräch zur Stoph-Eingabe im Herbst 1987 in Borna verlief ausweglos und tief deprimierend. Was wir hinter der mühsam aufrechterhaltenen Fassade spürten: Unser Gegenüber war hochgradig nervös. Die staatlichen Organe entwickelten hektische Aktivitäten, natürlich innerhalb der ihnen vertrauten Rahmenbedingungen: Anerkennung des absoluten Führungsanspruchs des Politbüros der SED, also der »führenden Rolle der SED«. Es ging offenbar nicht mehr um die »wissenschaftliche Weltanschauung« des Marxismus-Leninismus und seiner »politischen Ökonomie des Sozialismus«, sondern um das nackte Überleben der Führungsclique. Kooperation mit Andersdenkenden hatte man nie geübt und war im Prinzip ausgeschlossen. Trotzdem spürten wir auf der anderen Seite an den Rändern auch Sympathie. Warum ließ man uns mit kleinen Besuchergruppen ungehindert auf die Halde Trages, von der man einen ungeschönten Blick in die ökologische Apokalypse des Kombinates hatte?
Auch im CUR wurden die Ausweglosigkeit der Umweltsituation im Süden der DDR und die veränderte Gangart der staatlichen Stellen demgegenüber zunehmend wahrgenommen.
Wie sollte man umgehen mit diesen zentrifugalen Kräften in Staat, Partei und Gesellschaft, einer Mischung aus Erkenntnis und Verzweiflung auf der einen Seite und stupidem Verlass auf die Macht und den Führungsanspruch der Partei auf der anderen Seite? Wie sollten wir im CUR mit der drohenden Resignation auch in unseren eigenen Reihen umgehen? Wie standen wir zur Möglichkeit, das Land in Richtung Westen zu verlassen?
Wenn die Stoph-Leute so unverblümt und fast ehrlich, selbst offenbar ohne Glauben an eine mögliche Änderung der verfahrenen Situation sagten: »Mehr ist nicht drin«, sollten wir da nicht endlich die Fahne einholen und gehen, gerade auch im Hinblick auf die Zukunft unserer Kinder? Wenn es tatsächlich noch eine Hoffnung auf Veränderung geben sollte, worin sollte sie bestehen und was könnte man tun, um sie in die Wirklichkeit hinein zu befreien?
Dr. Rolf Jähnichen sagte in einer dieser beklemmenden Sitzungen zu mir: »Christian, Du bist Pfarrer. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
In dieser Zeit großer innerer Bedrängnis und Zweifel wuchsen wir CUR-Leute eng zusammen und stärkten uns gegenseitig.

Eine symbolische Aktion

In dieser Situation lud mich Anfang Juni 1988 Superintendent Christoph Ziemer während der »Woche der Verantwortung für die Schöpfung« zu einem Vortrag über Espenhain, das CUR und unsere Hoffnung nach Dresden ein. Während meines Vortrags über die drohende Resignation in unserer Region und bei uns selbst, kam mir plötzlich ein Gedanke, den ich auf der Kanzel nachdenklich formulierte: Man müsste noch einmal eine Aktion wagen, so etwas wie »Mit fünf Mark sind Sie dabei« oder vielleicht »Eine Mark für Espenhain«. – Das war die Geburtsstunde der symbolischen Aktion gemeinsam mit dem Ökologischen Arbeitskreis der Dresdner Kirchenbezirke, für deren kluge Unterstützung und Ermutigung das CUR sehr zu danken hat.80
Eine symbolische Aktion musste es sein, denn Geldsammlungen waren in der DDR verboten, bzw. bedurften einer Genehmigung, mit der nicht zu rechnen war. Unterschriftensammlungen waren gleichfalls verboten. Aber die Sammlung einer Mark war lächerlich wenig und die dazugehörige Quittungsunterschrift eben die kleine List, der die DDR-Regierung bei Wahrung ihres Gesichts nichts entgegenzusetzen hatte. Vielleicht würde man zu Beginn das Ganze auch nicht ernst nehmen, hofften wir. Und genau so kam es.
Kirche und Staat bemerkten erst nach geraumer Zeit, jedenfalls als es für Gegenmaßnahmen zu spät war, die Explosionskraft dieses absolut friedlichen Einfalls. Scheinbar hatte man trotz stupider Sammelwut und des unermüdlichen Einsatzes von IM Rolf und seiner zahlreichen Helfer die Tragweite der Aktion »Eine Mark für Espenhain« von Anfang an in ihrer Sprengkraft übersehen und vor allem unterschätzt. Auch keiner von uns im CUR – und ich vermute, auch keiner in der sächsischen Landeskirche – hatte sich vorstellen können, dass so viele Bürgerinnen und Bürger der DDR aus ihrer Anonymität heraustreten würden. Wir hatten offenbar eine politische Aktion angestoßen, die sich wie der berühmte Schneeball unvorhersehbar selber verstärkte … Insofern kann man über die damaligen Gründe einer möglichen Fehleinschätzung durch alle Beteiligten nur spekulieren. Jedenfalls war die Aktion in vollem Gang.

Ein Protest bekommt Flügel

Mit Hilfe unserer Dresdner Freunde entstanden Informations- und Unterschriftenblätter81 – Experten wie Dieter Reich und Hansjörg Großert lieferten die Fakten. Entwürfe und Druckvorlagen kamen vom Ökologischen Arbeitskreis Dresden und von Brigitte Steinbach, vervielfältigt wurde in der kopierer- und papierarmen DDR zunächst von unseren Dresdner Freunden, später in der Superintendentur Borna und mit Spiritus82 schon lange in unserem Röthaer Haus.
Die Röthaer Post steigerte ihre Umsätze, denn die akribisch nummerierten Unterschriftenlisten und später die Dia-Serien (s. S. 133ff) wurden verschickt. Ein intensiver Briefverkehr mit vielen Gruppen, Kirchgemeinden und Einzelpersonen entstand und musste inhaltlich und formal aufrechterhalten werden. Ein Konto bei der Landeskirchlichen Kreditgenossenschaft wurde eigerichtet und geführt. Ein Kuratorium mit Dr. Peter Gensichen, Friedrich Schorlemmer und Christoph Ziemer wurde berufen, denn gegenüber den staatlichen O...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Über den Autor
  4. Impressum
  5. Widmung
  6. Inhalt
  7. Einleitung – Ein ökumenisches Kaffeetrinken
  8. Ein Anfang vom Ende der DDR – Die Sprengung der Universitätskirche zu Leipzig
  9. Ein unmerklicher Beginn – Die Gründung des CUR
  10. Mölbis wird zum Thema – Der erste Umweltgottesdienst 1983
  11. »Unsere Zukunft hat schon begonnen« – Die Umweltgottesdienste bis 1989 zwischen Kirche und Gesellschaft
  12. Endstation Eingaben – »Mehr ist nicht drin ...«
  13. »Eine Mark für Espenhain – Ein Protest bekommt Flügel«
  14. Der Tag der Entscheidung – Leipzig am 9. Oktober 1989
  15. Runder Tisch »Energiewirtschaft, Stoffwirtschaft und Ökologie« im Raum Leipzig – »Pfarrer Steinbach, bleiben Sie in der Politik«
  16. Erste Umweltschutzkonferenz des Kreises Borna – »Ökologie ist kein Zusatz!«
  17. Von der Demo zur D-Mark – Was viele kleine Schritte bewirken können
  18. Mit dem Boot von Leipzig nach Rötha – Eine Prophezeiung, deren Erfüllung noch aussteht
  19. Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig –Der Kreis schließt sich
  20. Bornaer Musiksommer und SÜDRAUMjournale – Rückblick von Brigitte Steinbach
  21. Nachwort von Hansjörg Großert
  22. Anmerkungen
  23. Dank
  24. Abkürzungen
  25. Abbildungsverzeichnis