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Einsichten und Anregungen aus der Reformationsdekade

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Einsichten und Anregungen aus der Reformationsdekade

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Einsichten und Anregungen aus der Reformationsdekade und dem 500. Reformationsjubiläum in Bayern will dieser Essayband weitergeben. Er enthält Rückblicke und Ausblicke unterschiedlicher Autorinnen und Autoren. Nachdenkenswertes und Informatives stehen nebeneinander und laden ein, im Weitergehen noch einmal innezuhalten und Impulse für die Zukunft mit auf den Weg zu nehmen.

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Maria Stettner

Signale 2017

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Dr. Maria Stettner
Kirchenrätin; seit 2016 Referentin für Ökumene und Interreligiösen Dialog der ELKB. Den größten Teil der Reformationsdekade hat sie zuvor als Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern miterlebt und dabei auch durch die Brille der nichtlutherischen Kirchen geblickt.
Lund und die Heilung der Erinnerungen
31. Oktober 2016. Auftakt des Jubiläumsjahres. Der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche laden gemeinsam zu einem Gedenkgottesdienst unter der Überschrift „Together in Hope“ ins schwedische Lund ein. Ein starkes Signal mit Symbolcharakter.
Lange war auf dieses Ereignis hingearbeitet worden. Manche Facetten und Phasen der Vorbereitung liegen so weit zurück, dass die Theologen und Kirchenvertreter, die daran beteiligt waren, bei ihrem Nachdenken aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht das Datum 2017 im Sinn hatten. Stationen auf diesem Weg waren das Projekt „Lehrverurteilungen – kirchentrennend?“, die seit 50 Jahren intensiv geführten Dialoge der Lutherisch/Römisch-Katholischen Kommission für die Einheit, die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999 und viele weitere Bemühungen um theologische Verständigung auf internationaler wie auf deutscher Ebene. Nicht zu vergessen: Das Zweite Vatikanische Konzil öffnete Türen, nicht nur für die Gespräche von Theologinnen und Theologen, sondern vor allem für ökumenische Begegnungen engagierter Christinnen und Christen in den Gemeinden.
Die unmittelbare Vorarbeit für den Gedenkgottesdienst in Lund findet sich in dem Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“, erarbeitet durch die bereits genannte Lutherisch/ Römisch-Katholische Kommission für die Einheit. In vielen Gemeinden, kirchlichen Gremien, ökumenischen Arbeitskreisen und lokalen wie regionalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) wurde dieses Dokument nach seinem Erscheinen 2012 studiert. Das Dokument lud ein, die gemein-same und getrennte Geschichte seit der Reformation und die damit zusammenhängenden Schlüsselthemen Rechtfertigung, Amt, Eucharistie sowie Schrift und Tradition miteinander zu betrachten, und liefert dafür eine anregende und gut lesbare Vorlage. Fünf „ökumenische Imperative“, die die ökumenische Aufmerksamkeit der beiden Kirchen stärken sollen, bilden den Abschluss. Aus „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ wurden die prägenden Grundzüge der Liturgie für Lund: Der dankbare Blick auf die Geschichte, der auch die Klage einschließt, mündet in die Buße, die gegenseitige Bitte um Vergebung und wendet sich dann der Zukunft zu, die durch das gemeinsame Zeugnis und die Verpflichtung zum gemeinsamen Dienst bestimmt sein soll.
Zurück zum 31. Oktober 2016 und nach Lund. In Lund war 70 Jahre zuvor der Lutherische Weltbund (LWB) gegründet worden. Nun kamen hier die Spitzenvertreter des weltweiten Luthertums mit der Spitze der Römisch-Katholischen Kirche zusammen – nach einer 500-jährigen Geschichte der Trennung, der Kämpfe und der gegenseitigen Verwerfungen, aber auch der Annäherungen und der Friedensschlüsse. Anwesend als Zeugen und Glaubensgeschwister waren auch Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher anderer Konfessionen und Kirchen.
Der Präsident des LWB, Bischof Munib Younan, Bischof der lutherischen Kirche in Palästina und Jordanien und LWB Generalsekretär Martin Junge standen dem Gottesdienst mit Papst Franziskus gemeinsam vor. Schon äußerlich wurde durch die nahezu identischen liturgischen Gewänder signalisiert: wir schöpfen aus denselben Quellen. Deutschen BetrachterInnen der Fernsehübertragung oder des Livestreams dürfte dies besonders ins Auge gefallen sein, weil sie daran gewöhnt sind, dass die PfarrerInnen sowie die BischöfInnen der lutherischen Kirchen sich in den Landeskirchen in der Regel durch schwarze Talare auszeichnen, während die römisch-katholischen Geistlichen Alben tragen. Diese Unterschiedenheit entfiel in Lund: alle waren in Weiß gewandet, mit Stolen in Rot, der pfingstlichen Farbe der Kirche. Der ganze Gottesdienst ließ keinerlei Verdacht eines Gefälles, einer Unter- oder Überordnung aufkommen: Martin Junge und Papst Franziskus predigten gleichberechtigt und einander ergänzend, noch dazu beide aufgrund ihrer lateinamerikanischen Herkunft aus Chile bzw. Argentinien in spanischer Sprache. Bilder, die auch in Zukunft eine starke Wirkmächtigkeit entfalten werden, zeigen Bischof Younan und Papst Franziskus bei der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung von Lund und ihrer gegenseitigen brüderlichen Umarmung. Vor allem die Unterzeichnung der Erklärung stellt ein bedeutsames Bilddokument dar. Es steht nämlich in einem weiterführenden Kontrast zu einer ähnlichen dokumentarischen Fotografie 17 Jahre zuvor. Bei der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999 in Augsburg saßen ebenfalls hochrangige Lutheraner und Katholiken miteinander an einem Tisch, den Füllfederhalter in der Hand: Bischof Christian Krause, der das Amt des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes innehatte, und als Vertreter der römisch-katholischen Kirche Kurienkardinal Edward Idris Cassidy, den Präsidenten des Einheitsrates – anders als 2016 nicht der Papst selbst. Die Bildfolge 1999 und 2016 mit ihrer maßgeblichen Veränderung in der „Besetzung“ der Unterzeichnenden impliziert eine starke Aussage, ist ein Signal in sich. Der Inhalt des 2016 unterzeichneten Dokumentes – wie auch seine Einbettung in den gemeinsamen Gottesdienst – zeigt, wie nah sich lutherische und römisch-katholische ChristInnen in den zentralen Fragen des Christseins tatsächlich sind. Eine für evangelische Ohren wichtige Botschaft aus dem Mund von Papst Franziskus: auch die römisch-katholische Kirche kann mit Dankbarkeit auf die Reformation zurückblicken. Allerdings wird auch deutlich, dass damit nicht alle weiteren noch offenen Fragen gelöst sind, oder schnell und einfach lösbar wären. Wer sich gewünscht hatte, Papst Franziskus würde in Lund gewissermaßen als Geschenk zum 500. Geburtstag der Reformation die unterschiedlichen Lehrmeinungen zur Eucharistie mit einem Streich vom Tisch fegen und den Abendmahlstisch in der römisch-katholischen Kirche für die Lutheraner öffnen, wurde desillusioniert. Allerdings drückten sich Papst Franziskus und Bischof Younan auch nicht vor diesem Stachel im Miteinander der beiden Kirchen, sondern wiesen in ihrer gemeinsamen Erklärung ausdrücklich darauf hin, dass die theologischen Bemühungen um den Eucharistieempfang erneuert werden müssten.
Die Gemeinsame Erklärung von Lund hält abschließend zukunftsgerichtet fest: „Mehr als die Konflikte der Vergangenheit wird Gottes Gabe der Einheit unter uns die Zusammenarbeit leiten und unsere Solidarität vertiefen. Indem wir uns im Glauben an Christus näherkommen, indem wir miteinander beten, indem wir aufeinander hören und Christi Liebe in unseren Beziehungen leben, öffnen wir uns, Katholiken und Lutheraner, der Macht des Dreieinen Gottes. In Christus verwurzelt und ihn bezeugend erneuern wir unsere Entscheidung, treue Boten von Gottes grenzenloser Liebe für die ganze Menschheit zu sein.“
Nach der Feier in der Kathedrale von Lund erfuhr der Gottesdienst eine Fortsetzung in der Arena von Malmö. Mehr als 10.000 BesucherInnen hatten dort das gemeinsame Gedenken auf Großleinwand verfolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem gemeinsamen Zeugnis, das Lutheranern und Katholiken in dieser Welt aufgetragen ist. Als BesucherIn fragte man sich, ob dieser Nachmittag eher einer Revue mit Einblicken in die sozialen Herausforderungen aller Kontinente glich, oder ob hier nicht eine zweite Liturgie gefeiert wurde, in der ChristInnen gemeinsam die Anliegen unserer Welt, und ihre Herausforderungen als DienerInnen Christi, in Dank und Bitte auf vielfältige und kreative Weise vor Gott brachten. Eindrücklich und zentral verpflichteten sich Caritas Internationalis und der Lutherische Weltdienst zu verstärkter Zusammenarbeit, vor allem angesichts der weltweiten Herausforderung durch Migrations- und Fluchtbewegungen. „Nicht alleine tun, was wir gemeinsam tun können” ist die Formel, auf die Martin Junge die Botschaft des Nachmittags in Malmö brachte.
Lund – ein Signal? Malmö – ein Signal? Die beiden zusammenhängenden Ereignisse lassen sich eindeutig dieser Kategorie zuordnen. Das Signal zeigt Grün im Blick auf die gegenseitige Anerkennung als Teil der universalen Kirche Jesu Christi und im Bewusstsein der gemeinsamen Aufgabe, Zeugnis für Christus in dieser Welt abzulegen in Wort und Tat.
Das Signal steht auf Grün. Das bedeutet: losfahren, anpacken, umsetzen, was möglich ist.
Viele sind „losgefahren“, auch in Bayern. Vereinzelt bereits vor, meist aber nach dem bundesweiten Healing-of-Memories-Gottesdienst am 11.03.2017 in Hildesheim wurden in Bayern an mehr als 70 Orten Healing-of-Memories-Gottesdienste, Buß- und Vergebungsgottesdienste oder Versöhnungsgottesdienste gefeiert, darunter auch regionale Gottesdienste in allen Kirchenkreisen und Bistümern mit hochrangigen KirchenvertreterInnen. Angeregt durch „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ oder den gemeinsamen Text von EKD und Deutscher Bischofkonferenz (DBK) „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen. Ein gemeinsames Wort zum Jahr 2017“ folgten diese Gottesdienste in der Regel dem Dreischritt Buße und Vergebungsbitte – Danksagung – Selbstverpflichtungen. Vor allem an kleineren Orten gingen diesen Gottesdiensten häufig Phasen voraus, in denen die konfessionelle Ortsgeschichte erforscht wurde, historische Verwerfungen in den Blick kamen und Menschen darüber nachdachten, wie konfessioneller Unfrieden in der Vergangenheit Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein zeitigen konnten. Der gemeinsame Blick in die Vergangenheit, Klage über Schlimmes, Dank für Gutes, die gegenseitige Vergebungsbitte, der Zuspruch von Vergebung im Wissen um die Vergebung Gottes, aber auch die Formulierung von Schritten in die ...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Bildnachweis
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. EINBLICKE
  7. NACHDENKEN
  8. WEITERGEHEN
  9. Impressum