"Da verdient man ja nichts!"
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"Da verdient man ja nichts!"

Berufsbiographien von Pfarrerinnen und Pfarrern

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"Da verdient man ja nichts!"

Berufsbiographien von Pfarrerinnen und Pfarrern

About this book

Wie sind Lebensgeschichte und Pfarrberuf miteinander verknĂŒpft? Dieser Frage geht Michael Heymel anhand von 21 Berufsbiographien evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer nach. Wie sehen sie in verschiedenen Lebensaltern sich selbst und ihren Beruf? Welche Rolle spielen Vorbilder, Pfarrbilder, Kirchenbilder und berufliche Ziele? Wie beschreiben sie ihren persönlich gelebten Glauben? Welche Bedeutung hat die Theologie fĂŒr ihre berufliche Praxis? Die Antworten regen an zur Reflexion der eigenen Berufsbiographie und zum GesprĂ€ch ĂŒber den Sinn des Pfarrberufs.Das Buch liefert zugleich einen qualitativ-empirischen Beitrag zur Pastoraltheologie. Es gibt darĂŒber Auskunft, welche biographischen Faktoren die Bildung von Pfarrpersonen beeinflussen und wie diese ihren Berufsalltag bewĂ€ltigen.[Professional Biographies of Pastors]The life story and the vocation of a pastor, how are they connected with each other? Michael Heymel keeps track of this question on the basis of twenty-one professional biographies of Protestant pastors. How are they reflecting themselves and their profession at different ages? Which role do individual role models play, views on pastoral behaviour and the church as well as professional goals? How do they describe their personal faith? Which relevance does theology have for their professional practice? The responses stimulate the reader to reflect on his own professional biography and to talk about the meaning of the pastor's vocation.At the same time the book makes a qualitative empirical contribution to pastoral theology. It gives information about the questions which biographical factors influence the development of pastors and how pastors cope with their daily professional life.

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Information

»BERUFSBIOGRAPHIEN« –
»EINE ART CURRICULUM VITAE«

Die BeitrĂ€ger sind mit dem Fragebogen sehr unterschiedlich umgegangen. Einige haben die Fragen im Wortlaut aufgefĂŒhrt, andere nur die Nummern angegeben. Manche antworteten nur in Stichworten, andere gingen auf meine Fragen in zusammenhĂ€ngenden SĂ€tzen ein, wieder andere in einem fortlaufenden Text. Die BeitrĂ€ge wurden von mir soweit bearbeitet, wie es im Interesse guter Lesbarkeit notwendig erschien. Aufgereihte Stichworte wurden zu ganzen SĂ€tzen ausformuliert. In der Regel werden Fragen und Antworten wiedergegeben. Die Texte von zwei BeitrĂ€gern (Nr. 9 und 21) erschließen sich im Zusammenhang; die Wiedergabe der Fragen war hier entbehrlich.

1. DAS SCHWERE LEBEN ALS
»DIENER AM GÖTTLICHEN WORT«

Emeritierter Gemeindepfarrer
Kurt Oppel VDM, 85 Jahre, Grasellenbach
(seit Ende November 1995 in den »Ruhestand« versetzt, seit Februar 1996 in Altersvertretungen tĂ€tig bis Silvester 2013/FrĂŒhjahr 2014, d. h. also rund 18 Jahre nach offiziellem Dienstende)
1. Wie wĂŒrden Sie das VerhĂ€ltnis Ihrer Eltern zur evangelischen Kirche beschreiben?
2. Stammen Sie aus einem evangelischen Pfarrhaus?
Der Vater, Reinhard Oppel (Jahrgang 1878) [Komponist und habilitierter Musikwissenschaftler], stammte aus einem evangelischen Lehrerhaus, trat aber aus politischen GrĂŒnden in der Weimarer Republik aus der Kirche aus, zumal die letzte Frau, meine Mutter Elfriede (Jahrgang 1909), aus katholischem Elternhaus kam. Es war die vierte Ehe des Vaters. Die finanzielle Belastung durch zwei Konfessionen war zu hoch, dazu traten innerliche Vorbehalte.
1931–1945 wohnten wir in Leipzig. November 1941 starb der Vater, Dezember 1996 die Mutter. Damit ist auch Nr. 2 beantwortet.
3. Haben Sie Kinder, die Pfarrer oder Pfarrerin werden wollen oder geworden sind?
4. Arbeitet oder arbeitete Ihr Ehepartner in einem kirchlichen DienstverhÀltnis?
5. Wenn ja, in welchem Beruf?
Nr. 3–5: Nein.
6. Haben Sie wĂ€hrend Ihrer Schulzeit etwas gelernt, was nach Ihrer EinschĂ€tzung fĂŒr Ihren zukĂŒnftigen Pfarrberuf von besonderem Nutzen war?
7. Was hat Sie dazu veranlasst, sich fĂŒr den Beruf des Pfarrers oder der Pfarrerin zu entscheiden?
Zu 6.: 1945 bis 1951 wohnte ich mit der Mutter in Bitterfeld. Das Leben in der Sowjetzone ab MĂ€rz 1945 war schwierig und entbehrungsreich – ich habe in den Sommermonaten 1946 und 1947 bei einem Großbauern nachmittags neben der Schulzeit gearbeitet als Erntehelfer, damit wir mehr Kartoffeln, Brot etc. zur VerfĂŒgung hatten als die bescheidenen Mengen auf Lebensmittelkarten.
Zu 7.: Zum 14. Juli 1946 ließ ich mich bewusst taufen – infolge der persönlich ĂŒberzeugenden Einwirkung eines unserer Bitterfelder Pfarrer, Kurt Murach, der mit mir den gleichen Geburtstag hatte und aus der ostpreußischen BK herkam. Er war unser Religionslehrer am Gymnasium, der uns in sehr offener Weise in das GesprĂ€ch der Bibel, des Christentums mit der Kultur und Literatur der Weltgeschichte einfĂŒhrte – gegen die Bolschewisierungstendenz der Sowjetmacht.
So hatte er mit den anderen drei evangelischen Kollegen uns fĂŒr den Kindergottesdienst gewonnen, der damals sehr zahlreich [besucht] war (etwa bis zu 100 und mehr Kinder) und einen großen Helferkreis benötigte. So war in Gottesdiensten und Gemeindehaus fĂŒr viel Stoff in Diskussion und VortrĂ€gen, Hauskreisen und musikalischen ZusammenkĂŒnften gesorgt. Wir zukĂŒnftigen drei Theologen in der Abiturklasse der Jungen (insgesamt nur elf) wurden zu den Pfarrkonferenzen eingeladen, darunter der eine, spĂ€tere Prof. Dr. Nikolaus Walter (Neutestamentler in Naumburg und Jena). Das Abitur legte ich Juni/Juli 1949 in Bitterfeld ab.
8. Wann und wo haben Sie Theologie studiert?
9. Haben Sie weitere FĂ€cher studiert?
10. Welche Berufsausbildung haben Sie außerdem?
11. Sind Sie vor dem Studium oder wÀhrend des Studiums einer Erwerbsarbeit nachgegangen?
12. Wenn ja, in welchen Bereichen?
Zu 8.–12.: Das Studium habe ich begonnen mit Klassenkameraden an der Kirchlichen Hochschule Berlin-Zehlendorf (Berlin-West) im November 1949. Dort studierte ich bis zum Sommersemester 1951, also vier Semester. Starker Einfluss ging aus von den Professoren Claus Westermann, Herbert Braun, Heinrich Vogel, Martin Fischer, Erwin Reisner, Martin Schmidt. An der Kirchlichen Hochschule war ein großer Gemeinschaftsgeist mit ökumenischem Einschlag. Im Sommer 1951 half ich mit beim Ev. Kirchentag, anschließend leistete ich wegen Geldmangel mit einem weiteren Bitterfelder Freund Werkarbeit in einer Betonfabrik fĂŒr Dachziegel etc. am Spandauer Hafen.
Dann erfolgte der Wechsel nach Göttingen, wo ich zwei Semester vom Wintersemester 1951 bis zum Sommersemester 1952 studierte, besonders bei Ernst KĂ€semann, Walter Zimmerli, Otto Weber; anschließend nahm ich wegen Geldmangel Werkarbeit auf mich im Bergbau, Castrop-Rauxel, Klöckner-Zeche, in der gleichen Zeche, die ich in den folgenden Semester-Ferien immer wieder aufsuchte, solange ich in Freiburg im Breisgau studierte, vier Semester vom Wintersemester 1952 bis zum Sommersemester 1954. Hier belegte ich römisch-katholische Theologie, Philosophie, Geschichte, Kirchenrecht (bei Anton Vögtle, Bernhard Welte, Erik Wolf, Gerhard Ritter, Wilhelm Szilasi und Martin Heidegger).
Anschließend leistete ich wieder Werkarbeit bei einer Baufirma in Basel, weil ich von August 1954 bis November 1955 in Basel zunĂ€chst zwei Semester studierte (besonders bei Karl Barth, Eduard Thurneysen, Julius Schweizer und Karl Jaspers).
Da die EKHN die westdeutsche Patenkirche fĂŒr die Provinz Sachsen war, wurde ich im Herbst 1955 ĂŒbernommen und legte mein 1. Examen Dezember 1955/Januar 1956 in Hessen vor UniversitĂ€tsprofessoren ab.
Die nÀchsten Jahre (Februar 1956 bis Oktober 1957) absolvierte ich als Vikar, genauer: cand. theol., ein Schulvikariat in Hammelbach/Odenwald, hinzu kam der Seminarbesuch in Friedberg, wo wir Kandidaten uns gegenseitig genauer kennenlernten und gar langwÀhrende Beziehungen entstanden. Es folgte das praktische Vikariat in Rimbach (November 1956 bis April 1957) und wiederum Seminarbesuch in Herborn (Mai bis Juli 1957). Das 2. Theologische Examen machte ich im Oktober 1957 in Darmstadt. Als Pfarramtskandidat war ich November 1957 bis April 1958 in der Hilfswerk-Zentrale Frankfurt am Main bei Pfarrer Rathgeber.
Vom Mai 1958 bis zum Juli 1959 (= drei Semester) wurde mir ein von der Lutherstiftung bezahlter Studienaufenthalt in Basel gewĂ€hrt, um an einer Dissertation bei Karl Barth ĂŒber Friedrich Naumann zu arbeiten. In dieser Zeit habe ich viele Gottesdienste in der Schweiz gehalten.
13. Welche Hochschullehrer und andere Personen aus Ihrem Umfeld haben Sie wÀhrend Ihres Studiums besonders beeindruckt und sind Ihnen zu Vorbildern geworden?
14. Was haben Sie diesen Lehrern und anderen Personen zu verdanken?
15. In welcher theologischen Disziplin bzw. welchen Disziplinen haben Sie hauptsÀchlich studiert?
16. Was hat Sie daran am meisten interessiert?
Zu 13.–16.: In dem Studium haben mich zuerst die Persönlichkeiten, dann erst ihre besondere Lehre und die BĂŒcher interessiert – unter dem Gesichtspunkt, das GesprĂ€ch der Theologie, der Heiligen Schrift mit den anderen Literaturen und Kulturen zu verfolgen (auf der Linie des Johann Georg Hamann’schen Mottos: Es gibt drei »BĂŒcher«: das Buch der Natur, das Buch der Geschichte und die Scriptura Sacra, Letztere gibt die Richtlinie vor).
17. Worin sehen Sie im RĂŒckblick den Ertrag Ihrer Vikarsau...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. EinfĂŒhrung
  7. Fragen
  8. Ergebnisse der Befragung
  9. Zusammenfassung
  10. »Berufsbiographien« – »eine Art Curriculum vitae«
  11. Ausgedient? Die Kirche und ihre Pfarrer im »Ruhestand«
  12. Über den Herausgeber
  13. Fußnoten