Bibel für Neugierige
eBook - ePub

Bibel für Neugierige

Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

  1. 224 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Bibel für Neugierige

Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

About this book

Warum musste Gott am Anfang erst mal das "Tohuwabohu" aufräumen? Gilt Noah eigentlich als Archetyp? Wollte Jona Walfreiheit? War Jesus Christ? Wieso macht der gute "Vater im Himmel" gleich zwei Testamente? Hätte nicht ein Evangelium gereicht? Und: Wie kann ein 2000 Jahre altes Buch heute noch aktuell sein?Fabian Vogt gibt Antworten: Fundiert, übersichtlich und dabei höchst unterhaltsam lässt er die großen Erzählungen der Bibel neu lebendig werden, erläutert die Zusammenhänge und zeigt, welche lebensstiftende Kraft in ihnen steckt. Das Buch ist ein Lesevergnügen für Heiden wie für Fromme aller Couleur.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Bibel für Neugierige by Fabian Vogt in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Teologia e religione & Religione. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Eine kleine Geschichte Israels

Bevor wir uns mit den großen theologischen Leitbildern der Bibel befassen, kann es sicher nicht schaden, erst mal einen kleinen Abriss des Geschehens zu bekommen. Und dazu sollten wir mit dem Alten Testament beginnen. Tja, und hier fangen auch schon die Herausforderungen an: Will man die rund 1500 Jahre der „Geschichte Israels“ mit all ihren verrückten Wendungen zusammenfassen, dann gelingt das nämlich nur, wenn man sich auf einige wenige Motive beschränkt. Na, versuchen wir’s mal:
Gott beruft einen Mann namens Abraham und macht ihn zum Gründervater eines neuen Volkes. Seine Nachfahren bauen im Land Kanaan einen Staat auf, dessen Pracht im ganzen Orient gerühmt wird. Dann zerstreiten sich die Menschen, vernachlässigen ihren Glauben an Gott, und verlieren dabei so viel Kraft, dass es ihren Feinden gelingt, das Reich zu zerstören. Einige dieser „Israeliten“ überleben in Gefangenenlagern in Babylon und kehren gedemütigt, aber glaubensstolz zurück, um auf eine Neugeburt ihres Volkes zu hoffen.
Kürzer geht es wohl kaum. Und doch zeigt schon dieser kleine Überblick, dass das Volk Israel tatsächlich alle Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz durchlaufen hat. Neben Anerkennung, Erfolg und Macht auch Sklaverei, Elend und Ohnmacht. Ja, man kann sagen: Die Bibel kennt das Leben. Deshalb weint sie mit den Weinenden, lacht mit den Fröhlichen, betet mit den Frommen und zweifelt mit den Hadernden. Nun, ich finde, wir sollten uns gerade deshalb diese erstaunliche Zeit doch noch ein wenig genauer ansehen:
Als Gott zum Urpatriarchen Abraham, dem späteren Gründer dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam), kam und ihm Mut machte, sich auf eine ungewisse Wanderung in das „gelobte Land Kanaan“ aufzumachen, lagen solche Aufbrüche gerade „voll im Trend“. Es war nämlich die Zeit der „Aramäischen Wanderung“, in der viele Stämme die Krisen der umliegenden Großmächte nutzten und ihre Zelte einpackten, um sich eine neue Heimat zu suchen. Ja, schon Abrahams Vater Terach hatte für einen derartigen Umzug gesorgt und war aus der Stadt Ur in Chaldäa ausgezogen, um mit der Familie in den Ort Haran zu ziehen.
Das Unstete war Abraham also vertraut, als die verheißungsvolle Anfrage Gottes an ihn gestellt wurde: „Bist du bereit, in ein fremdes Land zu gehen, das ich dir zeigen werde?“ Irgendwann im 15. Jahrhundert vor Christus könnte das gewesen sein. Vielleicht aber auch einige Zeit früher oder später. Klar ist nur: Ägypter, Babylonier, Assyrer und Hethiter kümmerten sich damals vor allem um den Erhalt ihrer eigenen Staaten und hatten wenig Zeit, auf die fruchtbare, kleine Region am Mittelmeer zu achten. Die Möglichkeit, sich dort eine neue Existenz aufzubauen, schien Abraham daher wie vielen anderen äußerst verlockend – und er zog los, um etwas ganz Neues aufzubauen.
Niemand weiß genau, wann Abraham gelebt hat. Daher ist es auch fast unmöglich, die in der Bibel davor geschilderten Urgeschichten zu datieren: Weder der Bau des gigantischen Turmes von Babel, noch die Sintflut oder der Pakt Gottes mit Noah lassen sich historisch festlegen. Das Gleiche trifft auf die weiteren Vätergeschichten zu, die uns ja in Gestalt einer Familiensaga überliefert sind. Einige Bibelstellen weisen zwar darauf hin, dass die Autoren sehr alte Überlieferungen benutzt haben, in der heute vorliegenden Form wurden die Texte aber erst zwischen dem 8. und dem 2. Jahrhundert vor Christus verfasst.
Tatsächlich klafft zwischen dem historischen Geschehen und der schriftlichen Fixierung eine Lücke von mehreren hundert Jahren. Dennoch beschreibe ich hier die Geschichte Israels erst einmal so, wie sie sich uns beim vordergründigen Lesen der Bibel erschließt – in der theologischen Vertiefung wird später deutlich, dass ein zweiter Blick so manche neue Sichtweise bringt. Also: Wie ging es weiter? Abraham zog tatsächlich nach Kanaan und trennte sich dort wenig später von seinem Bruder Lot, weil er mit ihm kräftig Krach um die Weidegründe bekommen hatte. Als der inzwischen uralte Mann sich im Pistazienhain von Mamre (später in Hebron) angesiedelt hatte, wurde ihm seine Kinderlosigkeit umso schmerzhafter bewusst, und Gott erlaubte ihm, mit seiner Magd Hagar ein Kind zu zeugen, was naturgemäß nicht gerade den Familienfrieden steigerte. Dann aber wurde auch die hochbetagte Frau Abrahams, Sara, noch schwanger. Das erste menschenfreundliche Wunder der Bibel.
Ihr Sohn Isaak – zu deutsch „Es wird gelacht“, weil Sara über die Ankündigung ihrer Altersschwangerschaft herzhaft gekichert hatte – bekam eine Frau aus Mesopotamien, weil Abraham sich strikt gegen eine Verbindung seines Sprösslings mit den Töchtern der einheimischen Kanaanäer wehrte. Offensichtlich pflegte Abraham als Zugezogener in Kanaan bewusst seine alte Kultur weiter. Nix mit Integration. Und: Nach dem Tod Saras heiratete Abraham noch einmal und bekam weitere Kinder. Seine erste Frau aber beerdigte er auf einem eigens dafür erworbenen Stück Land, dem ersten richtigen Grundbesitz der Israeliten.
Auch Isaaks Frau Rebekka hat anfänglich Probleme, Kinder zu bekommen, bringt dann aber die Zwillinge Esau und Jakob zur Welt, die sich von Geburt an als Rivalen empfinden. Jakob, der nur ein kleines bisschen jüngere, haut seinen älteren Bruder mehrfach übers Ohr, luchst ihm das Recht des Erstgeborenen ab und erschleicht sich bei seinem fast blinden Vater Isaak den Segen (und damit den Auftrag, die Familientradition weiterzuführen). Allerdings muss er ob dieser Tricksereien erst einmal fliehen und wendet sich an die Verwandten in Haran. Der dortige Patriarch Laban macht mit dem Mittellosen einen Vertrag: „Sieben Jahre arbeitest du für mich, dann bekommst du meine Tochter Rahel.“ Jakob ist bereit, für Rahel, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, einen solchen Preis zu zahlen, wird aber diesmal selbst hereingelegt, weil ihm Laban in der Hochzeitsnacht Lea, die hässlichere Schwester der Liebsten, ins Bett schiebt. Um Rahel auch noch zu bekommen, muss Jakob weitere sieben Jahre als Knecht bleiben. Doch der Segen, den Jakob sich ergaunert hat, bewährt sich: Im Lauf der Jahre wird der Arbeiter reich und flieht schließlich mit seiner Familie zurück nach Kanaan, wo es eine Versöhnung mit Esau und ein neues Zuhause in Sichem gibt.
Die zwölf Knaben Jakobs – der später den Namen Israel bekommt und nach dem das Land und das ganze Volk benannt werden – geraten einige Jahre später gewaltig in Streit, als das ziemlich von sich überzeugte Nesthäkchen Joseph seine Träume erzählt, in denen sich die ganze Familie demütig vor ihm verneigt. Wütend verkaufen die Brüder den Angeber als Sklaven nach Ägypten. Joseph aber macht in der Fremde Karriere und arbeitet sich hoch bis zum Stellvertreter des ägyptischen Pharaos. In dieser Position gelingt es ihm nicht nur, seiner Familie zu helfen, als die von einer Hungersnot bedroht ist, er siedelt sie auch im fruchtbaren Nildelta an. Aus den bösen Plänen der Brüder hat Gott etwas Gutes gemacht.
Mehrere Jahrhunderte später ist die israelitische Familiengemeinschaft in Ägypten so groß geworden, dass die Unterdrückung durch die Einheimischen immer stärker wird. Die inzwischen versklavten Israeliten rufen Gott zu Hilfe, und der schickt ihnen den am Hof des Pharaos aufgewachsenen Mose. Mit seiner Hilfe und einigen massiven himmlischen Drohgebärden gelingt es dem Volk, eine Erlaubnis zur Heimkehr zu erhalten. Zwar überlegt der Pharao es sich noch einmal anders und verfolgt die Davonziehenden, doch Mose erweist sich als echter Meerteiler, das heißt: Gott ermöglicht den Israeliten durch ein Wunder den Durchzug, während die ägyptischen Krieger vom zurückflutenden Wasser getötet werden. Das Volk ist gerettet und frei. Eine überwältigende Erfahrung, die für alle Zeiten im Gedächtnis bleibt.
Doch die Geduld der Flüchtlinge wird auf die Probe ge­stellt: Vierzig Jahre lang ziehen die Israeliten durch die Wüste des Sinai, bevor sie endlich einen Blick auf das Gebiet erhaschen dürfen, das während der Durststrecken erneut zum Ziel all ihrer Wünsche geworden ist: Kanaan. Der Nachfolger von Mose, Josua, führt dann das Volk an, als es unter schweren Kämpfen gegen die Kanaanäer in das Land einfällt – und sich nach einer umständlichen Verteilung der Regionen unter den zwölf Stämmen dauerhaft dort ansiedelt. Das spielt so etwa im Jahr 1200 vor Christus. Sprich: Die zwölf Söhne Jakobs wurden im Lauf der Zeit mit ihren Familien zu den Keimzellen der zwölf Stämme Israels, die zwar in wesentlichen Punkten zusammenarbeiten, von denen aber jeder ein eigenes Stammesgebiet besitzt. Anfänglich wohnen die Familien nur auf den Anhöhen, weil die Städte in den fruchtbaren Tälern noch von Kanaanäern gehalten werden, dann gelingt es ihnen aber, immer größere Teile des Landes einzunehmen.
Seit dieser Zeit ist die Stämmegemeinschaft immer wieder in Kämpfe verwickelt. Doch weil sie in der Bedrängnis zusammenhält, gelingt es ihr, selbst starke Gegner zu besiegen. Angeführt wird sie dabei lange Zeit von sogenannten „Richtern“, weisen Männern und Frauen, die Gott in der Not beruft, damit sie die Einzelstämme zusammenschweißen. Zu diesen Anführern, die zugleich für die Erhaltung der Ordnung im Land zuständig sind, gehören Deborah, Gideon, Jeftah und Samson. Das heißt: Während der rund 200-jährigen „Richterzeit“ dienen ihre oft verwegenen Abenteuer dazu, das Auseinanderbrechen der Gemeinschaft und die Bedrohung von außen abzuwehren.
Der letzte große Richter heißt Samuel, ein von Gott ernannter Prophet, der bereits in eine Zeit hineingeboren wird, in der das Richteramt vom Vater auf den Sohn übertragen wird. Diese dynastische Weitergabe führt aber dazu, dass vermehrt machtgierige Männer nach der bedeutenden Position streben. Und sogar die Söhne Samuels – Joel und Abija – erweisen sich als ziemlich untauglich: Sie sind bestechlich, und es wird deutlich, dass das Konzept einer stammesübergreifenden Rechtsprechung nicht mehr funktioniert. Vor allem aber gilt: Die Familienoberhäupter schauen begehrlich auf die Regierungen der Nachbarstaaten und deren höfisches Leben. Verzweifelt versucht Samuel die Fürsten davon zu überzeugen, dass die Einsetzung eines Königs in Israel nicht nur unglaubliche Nachteile hätte, sondern auch Gottes Allmacht in Frage stellen würde. Doch die Israeliten bleiben hart: Sie wollen wie alle anderen Völker einen weltlichen Herrscher haben. Da macht sich Samuel schweren Herzens auf die Suche und findet mit Gottes Hilfe den schönen Saul.
Und tatsächlich kann der gesalbte König dem Stammesbund neues Selbstvertrauen einflößen, sodass sich dieser in mehreren entscheidenden Schlachten erfolgreich schlägt. Doch Saul missachtet konkrete Anweisungen Gottes, und so wird noch zu seinen Lebzeiten der Söldnerführer David von Samuel als Nachfolger aufgebaut. Während Saul wohl nur der charismatische Führer des „Heerbanns“, also der einberufenen kampffähigen Männer der Stämme, war, entwickelt sich David circa 1000 vor Christus zu einem „richtigen“ König: Er baut ein Berufsheer auf, erobert Jerusalem und ernennt den Ort zur Hauptstadt. Er leistet sich einen Hofstaat, begründet die Erbdynastie, betreibt eine starke Expansionspolitik und denkt konsequent an die Errichtung eines Großreiches. So wird aus der Gemeinschaft der Stämme auf einmal ein auch außenpolitisch anerkanntes Land. Fast vierzig Jahre lang regiert David, dann besteigt nach einigen Querelen sein Sohn Salomo den Thron.
Dieser Salomo residiert ebenfalls in Jerusalem und setzt die zielstrebige Politik seines Vaters fort. Das Reich wächst und gedeiht, ein Staatsapparat wird aufgebaut, zu den wichtigsten Nachbarländern gibt es Handelsbeziehungen, und die Weisheit des Königs wird noch Jahrhunderte später gerühmt. In der Hauptstadt versammelt sich eine Kulturelite aus Dichtern und Denkern, die bald einen eigenen Akademikerstand bildet und die sogenannte weisheitliche Literatur verfasst. Doch während Salomo mit dem Bau eines Tempels in Jerusalem ein starkes geistliches Zeichen setzt, geht er in der Wahl seiner Frauen immer größere Kompromisse ein. Er schafft sich aus politischen Gründen einen Harem aus den Töchtern seiner ausländischen Herrscherkollegen an, unterbindet aber deren religiöse Bräuche nicht. Und auch die zunehmende Belastung der Bevölkerung durch Abgaben schafft dem König nicht nur Freunde.
Als Salomo nach ebenfalls vierzigjähriger Herrschaft stirbt, zeigt sich, dass es trotz der so eindrucksvollen Entwicklung des Landes nicht gelungen ist, die verschiedenen Stämme wirklich zu einen. Uralte Konflikte brechen wieder auf, und das Reich zerfällt in zwei Teile: Israel im Norden, Juda im Süden. Da in Jerusalem, das zum Südreich gehört, der Tempel steht, wird das Ringen der beiden Mächte um die Vorherrschaft schnell auch zu einer spirituellen Streitfrage. Sprich: Anstatt sich um Gott und eine neue Einheit zu kümmern, versuchen die Könige im Nord- und im Südreich sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Ja, 200 Jahre lang bekämpfen sich die aufeinanderfolgenden Herrscher und verlieren dabei mehr und mehr an Ansehen. Vor allem aber paktieren sie gegen Gottes Willen immer häufiger mit Andersgläubigen. Der Prophet Elia etwa muss all seine Kraft aufwenden, um das Ausbreiten des Baalskultes im Nordreich Israel zu verhindern. Gott schickt in dieser Zeit viele solcher großen und kleinen Mahner. Vergeblich. Dennoch ist diese Zeit der sogenannten „Propheten“ eine einzigartige Erscheinung in der Kulturgeschichte der Menschheit. Einzelne Personen treten öffentlich auf, um den Herrschern Gottes Willen zu verkünden. Oft klingt das dann ungefähr so: „Kehrt wieder zurück zu eurem reinen Glauben, dann werdet ihr auch wieder eine gesunde Gemeinschaft in einem gelobten Land erleben.“ Doch die Könige vertrauen mehr auf ihre politischen Ratgeber als auf die oft so rätselhaften Worte eines Amos, Hosea, Sacharja oder Jesaja.
Im 8. Jahrhundert vor Christus wird das Nordreich dann in einem Krieg von den Assyrern im wahrsten Sinne des Wortes ausgelöscht. Dieser Schock ist so groß, dass jetzt auch die Bewohner des Südreichs selbstkritischer werden. Unter dem König Josia wird eine Reform durchgeführt, die Gott wieder in den Mittelpunkt setzen will. Dazu gehört unter anderem die Zentralisation des Opferkultes: Fortan darf nur noch im Jerusalemer Tempel geopfert werden. Die Propheten Micha, Zefanja und Jeremia bedrängen die Herrscher, in ihrem Eifer nicht nachzulassen, um nicht das gleiche Schicksal wie das Nordreich erfahren zu müssen. Doch als Josia in einer Schlacht gegen den ägyptischen Pharao Necho ums Leben kommt, nützt alles Taktieren nichts mehr: Im Jahr 597 wird Jerusalem das erste Mal von babylonischen Truppen erobert, die Oberschicht muss ins Exil gehen, und alles, was den Staat Israel kennzeichnete, wird radikal zerstört. Zwar gelingt es dem Statthalter Zedekia noch einmal, eine Koalition gegen Babylon aufzubauen, doch zehn Jahre später fällt Jerusalem ein zweites Mal, und diesmal sorgen die Sieger dafür, dass es keine Chance für einen Neuanfang gibt. Das Königreich der Israeliten existiert nicht mehr.
Im Jahr 538 erlaubt dann der neue König von Persien, Kyrus, den Überlebenden der Gefangenlager am Ufer des Euphrats zurück in ihre Heimat zu ziehen. Und so beginnen die wenigen Übriggebliebenen ungefähr 400 Jahre nach dem Bau des ersten Tempels noch einmal, ein Zuhause für Gott zu schaffen. Esra und Nehemia sind in dieser Phase des Wiederaufbaus die führenden Männer in der kleinen Schar. Doch diese bleibt eine unterdrückte Randgruppe in einem besetzten Land. Zum Glück wird das Land anfangs meist von Herrschern regiert, die den Glauben an Jahwe, den Gott Abrahams, nicht verbieten und dem Volk Zeit lassen, wieder zu wachsen. 332 erobert Alexander der Große Jerusalem, ab 312 steht das Land unter ägyptischer Herrschaft, und 218 beginnen sich die Syrer für Palästina zu interessieren. Als deren Führer Apollonius den jüdischen Gottesdienst verbieten will, kommt es im Jahr 166 vor Christus zu einem jüdischen Aufstand unter Judas Makkabäus. In den Wirren dieser jahrzehntelang dauernden Kämpfe werden die Pharisäer zur mächtigsten Partei in Israel. 64 aber tritt ein ganz neuer Herrscher auf: Pompejus. Er erobert das große syrische Reich und macht es zur römischen Provinz Syria. In dieser Situation bleibt den gedemütigten Israeliten nur noch eines: die Hoffnung auf den Messias, den Gesandten Gottes, der das Heil wiederbringt.
Man kann sowohl das Alt...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Über den Autor
  4. Impressum
  5. Widmung
  6. Inhalt
  7. Vorwort
  8. Eine kleine Geschichte Israels
  9. Eine kleine Geschichte der ersten Christen
  10. Wegweisendes zum Schluss
  11. Register