Das Wesen der Religion
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Das Wesen der Religion

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Das Wesen der Religion

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Die AbhĂ€ngigkeit des Menschen von der Natur ist der Grund der Religion. In diesem Satz verdichtet sich das ReligionsverstĂ€ndnis, das Ludwig Feuerbach in seiner kurzen Schrift "Das Wesen der Religion" (1846) dargelegt hat. Mit ihr rĂŒckte er den Naturbegriff in den Mittelpunkt seiner Religionsforschung. GegenĂŒber seiner berĂŒhmtesten Abhandlung "Das Wesen des Christentums" (1841) trieb er auf diesem Wege die GedankengĂ€nge, die zum Ursprung der Religion fĂŒhren sollten, um einige Stollen tiefer. Der Wurzelgrund der Religion liegt nicht allein im Menschen, sondern vielmehr im VerhĂ€ltnis des Menschen zu der von ihm unabhĂ€ngigen Natur. Feuerbach erkannte in dieser Bestimmung den SchlĂŒssel zu einem aufgeklĂ€rten ReligionsverstĂ€ndnis.The Essence of ReligionThe dependence of human beings on nature is the basis of religion. This statement summarizes the understanding of religion of Ludwig Feuerbach as he presented it in his short treatise "The Essence of Religion" (1846). With this work he shifted the focus of his religious research on the concept of nature. In comparison with his most famous work "The Essence of Christianity" (1841) his thinking, trying to get to the origins of religion, is working here on a somewhat deeper level. The root of religion is not to be found only in humanity but much more in the relationship of humanity with a nature which is independent from human beings. Feuerbach saw in this definition the key to an enligthened understanding of religion.

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Information

B
ErlÀuterungen

1.Zum Text

Es war der Wunsch des Leipziger Verlegers Otto Wigand, Das Wesen der Religion in der 1846er Ausgabe der Zeitschrift Die Epigonen zu veröffentlichen. Wigand war der Herausgeber dieses Organs und zugleich der SĂ€mmtlichen Werke Feuerbachs, die er im gleichen Jahr auf den Weg brachte – der Philosoph war damals 42 Jahre alt. Das Wesen der Religion wurde in den ersten Band dieser Werkausgabe aufgenommen. Wiederum leicht ĂŒberarbeitet und erneut von Wigand herausgegeben, erschien es in zweiter Auflage als gesonderter Druck im Jahr 1849. Eine Edition der aus dem Feuerbachnachlass rekonstruierten ersten und vorlĂ€ufigen Fassung des Wesens der Religion legte Francesco Tomasoni im Jahr 1990 vor. Zu den weiteren einschlĂ€gigen Ausgaben vgl. das Literaturverzeichnis.
Die folgenden ErlĂ€uterungen beziehen sich auf den zuvor wiedergegebenen Erstdruck: Das Wesen der Religion, in: Die Epigonen 1 (1846), 117–178.

2.Zur Geschichte

Als Das Wesen der Religion erschien, befand sich Feuerbach auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts gelten als die innovativsten im Schaffen des Philosophen. Den aufsehenerregenden Auftakt machte in diesem Jahrzehnt Das Wesen des Christentums – ein Titel, der auf das Konto seines Verlegers ging. Mit dieser Schrift, durch die Feuerbach ĂŒber die Fachphilosophie hinaus Bekanntheit erlangte, geriet er in das Rampenlicht der intellektuellen Elite Deutschlands. Vermutlich auch beflĂŒgelt durch den Erfolg, konzipierte er in der Folge Studien, die auf nichts Geringeres als auf eine Reformation der Philosophie zielten (VorlĂ€ufige Thesen zur Reformation der Philosophie [1843], GrundsĂ€tze der Philosophie der Zukunft [1843]). Mit den damit verbundenen systematischen Umstellungen emanzipierte sich Feuerbach immer weiter von seinem Lehrer Hegel. Die deutlichste Umstellung betrifft den Naturbegriff. Schon in seinen VorlĂ€ufigen Thesen nimmt dieser eine SchlĂŒsselstellung ein. Darauf baut Das Wesen der Religion auf. Die gleichnamigen Vorlesungen beschreiben diese Transformation im Theorieaufbau wie folgt: „Wenn ich 
 meine Lehre zuvor in den Satz zusammenfaßte: Die Theologie ist Anthropologie, so muß ich zur ErgĂ€nzung jetzt hinzusetzen: und Physiologie.“ (GW 6, 28) Damit ist der Theoriehorizont der Christentumsschrift deutlich ĂŒberschritten. Die Anthropologie ist zwar eine notwendige Explikationsebene der Religion, aber keine hinreichende. Dazu ist vielmehr die BerĂŒcksichtigung der Natur bzw. der Natur-Mensch-Relation erforderlich.
Diese Fokussierung auf das NaturverhĂ€ltnis des Menschen stieß bei vielen Zeitgenossen auf Kritik und wurde als ein RĂŒckschritt hinter die Christentumsschrift begriffen. Einer der – zumindest im RĂŒckblick – berĂŒhmtesten Kritiker war Karl Marx (1818–1883). Dabei hatte sich dieser Anfang der 40er Jahre, als er fĂŒr die Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie arbeitete, zunĂ€chst darum bemĂŒht, Feuerbach fĂŒr die eigene Sache zu gewinnen. Noch im Jahre 1844 bescheinigte der spĂ€tere Verfasser des Kapitals Feuerbach, auf dem Gebiet der Philosophie nach Hegel der erste gewesen zu sein, dem eine „theoretische Revolution“1 gelungen sei. Diese anfĂ€nglich durchaus wechselseitige Begeisterung ebbte alsbald aber wieder ab. In seiner Schrift Die deutsche Ideologie (1845/46) unterzog Marx den Feuerbachschen Standpunkt einer harschen Kritik, nicht zuletzt, weil dieser die Dimensionen des Geschichtlichen und des Gesellschaftspolitischen zu stark vernachlĂ€ssige und unzulĂ€ssiger Weise allzu sehr auf den Naturbegriff abstelle.
Diese fĂŒr jene Jahre durchaus signifikante Koalition deutet schließlich darauf hin, dass die Entstehung der Schrift Das Wesen der Religion in eine ausgesprochen aufgeheizte gesellschaftspolitische Lage fiel. Es handelte sich um die ausklingende Epoche des VormĂ€rz. Seit Jahrzehnten bestimmte das Thema der Revolution das politische GeschĂ€ft und geisterte in den Köpfen vieler Gelehrter und Intellektueller. Die unterschiedlichen Vertreter der großen Bewegungen des Liberalismus, Konservatismus, Nationalismus und Sozialismus rangen in jenen Jahren um die Deutungshoheit in Politik und Gesellschaft.2 Durch die französische Julirevolution 1830 war diese Stimmung erneut angeheizt worden. Fast zwanzig Jahre spĂ€ter – 1848/1849 – fand die erste, letztlich gescheiterte Revolution in Deutschland statt.
Feuerbachs Religionsschrift war zwei Jahre zuvor erschienen, und die angespannte politische Lage ist in dieser Schrift zumindest ansatzweise greifbar (vgl. § 37). Dass er die gesellschaftspolitischen VerhĂ€ltnisse nur am Rande streift, ist vielleicht nicht nur dem Gegenstand, sondern auch dem Umstand geschuldet, dass Das Wesen der Religion innerhalb eines gesellschaftlichen Klimas geschrieben wurde, das unter dem Eindruck der Zensurpolitik des deutschen Bundes stand. DafĂŒr spricht nicht zuletzt, dass er in seinen 1848/1849 gehaltenen Vorlesungen ĂŒber das Wesen der Religion die politische Dimension seiner Religionsforschung ausdrĂŒcklich thematisiert. Demnach sah er sich zu dieser stets veranlasst, weil die bestehende Religion – und damit ein SelbstmissverstĂ€ndnis des menschlichen Daseins – die Legitimationsgrundlage der LebensmĂ€chte (Moral und Politik) darstellt (vgl. GW 6, 30). Das aber fĂŒhrte das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft notgedrungen in die Irre. In diese gedankliche Fluchtlinie zeichnet er – und das ist bemerkenswert – auch die Ereignisse der Revolution ein. In einem 1851 erschienenen Vorwort zu jenen Vorlesungen heißt es pointiert: „Die MĂ€rzrevolution war ĂŒberhaupt noch ein, wenn auch illegitimes, Kind des christlichen Glaubens.“ (GW 6, 5)

3.Zur ErklÀrung

Ludwig Feuerbachs Das Wesen der Religion ist keine argumentativ und systematisch durchkomponierte philosophische Abhandlung. Der Autor nimmt hier keine BeweisfĂŒhrung im strengen Sinne vor. Dementsprechend werden die vielen Thesen auch nicht eigens begrĂŒndet, sondern allenfalls durch historische Belege illustriert. Der oftmals aphoristische Stil verleiht diesem Text einen rhapsodischen Charakter, was die LektĂŒre an vielen Stellen erschwert. Feuerbach deutet in der Erstauflage selbst darauf hin, dass es sich bei der „Abhandlung“ um „Excerpte aus meinen Manuscripten“ handele, „die“, so die etwas joviale ErgĂ€nzung, „in ihrem ganzen Umfange fĂŒr den Druck herzurichten mir zu langweilig ist“ (§ 1, Anm. 1).
Hinzu kommt, dass in Feuerbachs AusfĂŒhrungen ganz unterschiedliche Argumentationsebenen miteinander verflochten sind. Dazu gehören die der Erkenntnistheorie, der Religionsgeschichte und der Religionspsychologie. Des Weiteren ist seine intensive BeschĂ€ftigung mit unterschiedlichen Vertretern und Richtungen der Theologie und der Philosophie in Das Wesen der Religion eingeflossen. Weil die Paragraphen teilweise sehr schwierige Formulierungen enthalten sowie hochabstrakte und voraussetzungsreiche Themen verhandeln, werden sie im Folgenden jeweils fĂŒr sich behandelt.
FĂŒr das VerstĂ€ndnis des Textes ist es hilfreich, dessen Grobgliederung im Blick zu behalten. Nach den ersten zwei Paragraphen, in denen Feuerbach die allgemeinen Kategorien seines ReligionsverstĂ€ndnisses einfĂŒhrt, folgen die beiden Hauptteile. Im ersten Teil wird die Religion der Natur (3–27) und im zweiten die Religion des Geistes (30–55) verhandelt; die Abschnitte 28–29 haben eine Art Scharnierfunktion. Allerdings hĂ€lt sich Feuerbach nicht strikt an diese Aufteilung. Vielmehr fließen beide Religionstypen in der Darstellung immer wieder ineinander. Zur Orientierung ist die besagte Grobgliederung gleichwohl hilfreich.
Die im Folgenden angegebenen Überschriften sind nicht von Feuerbach. Sie versuchen das jeweilige Thema der Paragraphen zusammenzufassen und stellen damit Richtpunkte dar, die den ersten Zugang zu den einzelnen Abschnitten erleichtern sollen.
1.–2.Allgemeine Kategorien des ReligionsverstĂ€ndnisses
1.Natur und Mensch
In den ersten beiden Abschnitten formuliert Feuerbach Thesen, die fĂŒr das VerstĂ€ndnis der gesamten Schrift von grundlegender Bedeutung sind. Die Schwierigkeit ihrer Interpretation besteht in der enormen Voraussetzungshaftigkeit ihrer Begriffe und Bestimmungen. Im Mittelpunkt des ersteren steht die Zuordnung der AusdrĂŒcke „Mensch“, „Gott“ und „Natur“. Dabei setzt Feuerbach gleich mit einem Paukenschlag ein, indem er das menschliche Wesen mit Gott gleichsetzt. Damit greift er die Grundthese seiner Schrift Das Wesen des Christentumsauf, wonach die Gottesvorstellung der christlichen Religion bei Lichte besehen Ausdruck der Selbstvergötterung des Menschen bzw. des menschlichen Geistes sei. Darauf baut die berĂŒhmte These auf, dass Theologie letztlich Anthropologie sei. In einer religiösen Einstellung, so lĂ€sst sich diese These noch einmal anders wenden, habe es der Mensch nur mit sich selbst zu tun.
Diese Annahme hĂ€lt Feuerbach jedoch fĂŒr ergĂ€nzungsbedĂŒrftig. Um das Wesen der Religion vollstĂ€ndig erfassen zu können, sei es erforderlich, die Natur miteinzubeziehen, die in den Schriften zur Religionsforschung zuvor noch nicht im Fokus seiner Überlegungen stand. Warum die Natur zu berĂŒcksichtigen ist, macht aber erst der zweite Paragraph kenntlich. Der erste beschrĂ€nkt sich darauf, die Sonderstellung des Naturbegriffs herauszustreichen. Die Natur besitzt eine gegenĂŒber dem Menschen exponierte Stellung. Sie sei dasjenige Wesen, das allein vom menschlichen Wesen unterschieden und unabhĂ€ngig sei.
Bereits diese Angabe gibt zu denken auf, weil sie kontraintuitiv ist. Denn sie suggeriert die Trennung des Menschen von der Natur, was insofern irritiert, als der Mensch selbstverstĂ€ndlich auch ein Teil der Natur ist. Der Mensch ist auf der einen Seite Körper bzw. Leib. Zugleich ist er aber auch Seele bzw. Geist, und letzterer wird als das angesehen, worin sich der Mensch von anderen Lebewesen unterscheidet. Ist es aber Feuerbachs Meinung, dass der Leib zur Natur gehört und damit zu dem Bereich, der vom menschlichen Wesen unabhĂ€ngig und unterschieden ist? Das ergibt keinen Sinn. Und auch Feuerbach beschrĂ€nkt das menschliche Leben nicht auf das geistige. Ganz im Gegenteil: Konkretes Menschsein, und darauf kommt es ihm an, wĂ€re missverstanden, reduzierte man es auf den Geist. Vielmehr bestimmen Leib und Geist gleichermaßen das menschliche Leben. Das eine könne ohne das andere nicht begriffen werden. Den Menschen auf den Leib zu beschrĂ€nken, wĂ€re genauso eine Abstraktion wie die, ihn auf den Geist zu beschrĂ€nken. Zwischen Natur und Geist bzw. Leib und Geist besteht keine bloße Diastase, sie bilden vielmehr eine Spannungseinheit. Anders formuliert: Die Natur bildet nicht allein eine dem menschlichen Dasein gegenĂŒberstehende Ă€ußerliche GrĂ¶ĂŸe. Sie ist immer auch die „innere“ Natur des Menschen (GW 6, 349).
Wie also gehen wir mit der Eingangsbestimmung des Naturbegriffs um? Auch wenn sich damit nicht alle Probleme beseitigen lassen, deutet Feuerbachs zweite Anmerkung zum § 1 einen Ausweg an. Dort hÀlt er fest, dass Natur zunÀchst einmal nur ein allgemeines Wort sei, das zur Bezeichnung dessen dient, was der Mensch von sich und seinen Produkten (Kultur) unterscheidet. Hier ist es also der Mensch selbst, der die Natur von sich absetzt. Die UnabhÀngigkeit der Natur vom menschlichen Wesen ist mithin eine Bestimmung, die der Mensch selbst vornimmt.
Darauf weist Feuerbach auch in einer Passage in den Vorlesungen ĂŒber das Wesen der Religion hin, die hier herangezogen werden soll, weil seine Angaben dazu, was er unter Natur verstanden wissen will, in unserer Schrift sehr rar sind. In der Vorlesung heißt es: „Ich verstehe unter Natur den Inbegriff aller sinnlichen KrĂ€fte, Dinge und Wesen, welche der Mensch als nicht menschliche von sich unterscheidet“ (GW 6, 104; vgl. auch § 44). Das bereits benannte Motiv, dass der Mensch die Natur von sich unterscheide, taucht hier wiederum auf. Wichtig ist darĂŒber hinaus, dass Feuerbach den sinnlichen Charakter der Natur unterstreicht. Die Natur ist sinnlich wahrnehmbar und damit eine wirkliche und konkrete GrĂ¶ĂŸe. Man könnte auch sagen, dass es sich um einen sensualistischen Naturbegriff handelt. Dem entsprechend heißt es in der Vorlesung: „Ich appelliere bei diesem Wort [sc. Natur, G.N.] an die Sinne.“ (GW 6, 105) Mit dem Ausdruck Sensualismus ist der Zentralbegriff der Erkenntnistheorie Feuerbachs bezeichnet.
Vor diesem Hintergrund lĂ€sst sich auch in einem ersten Zugang der Begriff des Wesens thematisieren. Dieser ist im ersten Satz prominent vertreten. Dort spricht Feuerbach in Bezug auf den Menschen und damit auch auf Gott sowie auf die Natur bezogen vom Wesen. Diese Bestimmung ist alles andere als harmlos. Denn mit dem Wesensbegriff ruft er einen Grundbegriff philosophischer Reflexion seit der Antike auf. Auch im Denken seines philosophischen Lehrers, Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770–1831), nimmt der Wesensbegriff eine SchlĂŒsselstellung ein. FĂŒr Hegel war es wichtig, das Wesen nie unabhĂ€ngig vom Sein zu denken. Vielmehr muss es, um richtig bestimmt zu werden, mit diesem vermittelt sein. Ganz Ă€hnlich stellt sich auch Feuerbach das Wesen einer Sache vor. Allerdings legt er das Augenmerk auf die sinnliche QualitĂ€t des Wesens. GemĂ€ĂŸ Feuerbachs sensualistischem Wesensbegriff ist nur ein sinnliches Wesen ein wirkliches bzw. wahres Wesen. Das ist bereits eine wichtige Pointe des Titels unserer Abhandlung (das gilt ebenso fĂŒr Das Wesen des Christentums). Das Wesen der Religion bezeichnet ihr sinnliches Wesen. Nicht auf deren ideelle und abstrakte Bestimmung kommt es an, sondern auf deren reelle und konkrete Gestalt. Dass der Wesensbegriff zwischen beiden Bedeutungsvarianten changiert, weiß Feuerbach natĂŒrlich; und in diesem Sinne spielt er auch in seiner Abhandlung mit diesem Begriff, was bei der LektĂŒre immer im Hinterkopf zu behalten ist.
2.Die EinfĂŒhrung des Religionsbegriffs
Der zweite Paragraph fĂŒhrt den Religionsbegriff ein. Dieser wird mittels einer Doppelthese nĂ€herbestimmt. Danach sei der „Grund“ der Religion das GefĂŒhl der AbhĂ€ngigkeit und ihr „ursprĂŒngliche[r] Gegenstand“ die Natur. Schon in Das Wesen des Christentums findet sich eine ganz Ă€hnliche Formulierung. Dort bezeichnete Feuerbach aber noch das menschliche Wesen als den Grund und den Gegenstand der Religion. In unserer Abhandlung treibt er die Fragestellung noch einige Stollen tiefer. Das Wesen der Religion kommt hier zwischen dem Menschen und der Natur zu stehen.
Die anthropologische Dimension der Religion ist mit dem „AbhĂ€ngigkeitsgefĂŒhl“ angesprochen. Damit greift Feuerbach wiederum einen ausgesprochen aufgeladenen Begriff auf. Seinen Leserinnen und Lesern ist er vor allem aus der Theologie Friedrich Schleiermachers (1768–1834) bekannt. Schleiermacher ist der berĂŒhmteste und bekannteste evangelische Theologe des 19. Jahrhunderts. Das ist er vor allem deswegen, weil er der gedanklichen Durchdringung der christlichen Lehre ein ganz neues GeprĂ€ge verliehen hat. Dazu gehört allem voran seine Bestimmung de...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. A. Der Text
  7. B. ErlÀuterungen
  8. C. Anhang
  9. Weitere BĂŒcher
  10. Endnoten