1 Gold bietet Sicherheit: MisstrauenserklĂ€rung gegenĂŒber Politik und Notenbanken
Es ist die Geschichte von Schuldenkrise und ZukunftsĂ€ngsten, von einem MassenphĂ€nomen und einen Mythos. Wo immer derzeit an den FinanzmĂ€rkten ĂŒber die Entwicklung der kommenden Jahre diskutiert wird, stets fĂ€llt der Name eines Investments, das vielen Anlegern als Inbegriff fĂŒr Sicherheit und Werterhalt gilt: Die Rede ist von Gold. Das gelbe Edelmetall ist das einzige staatenunabhĂ€ngige Zahlungsmittel, das bisher noch jede Krise und jeden Staatsbankrott ĂŒberlebt hat. Bis vor wenigen Jahren konnten sich viele Anleger solche Horrorszenarien allenfalls in den SchwellenlĂ€ndern vorstellen. Doch inzwischen hat sich die Gefahr in die westlichen Industriestaaten verlagert.
Die Verschuldung der westlichen Industriestaaten steigt immer weiter an. Viele Notenbanken fluten die FinanzmĂ€rkte mit neuem Geld, damit nicht das gesamte Wirtschafts- und Finanzsystem kollabiert. Der Bankrott einer groĂen Volkswirtschaft wĂŒrde Banken und Börsen in den Abgrund ziehen.
Wer anders als der ehemalige US-Notenbank-Chef Alan Greenspan hĂ€tte es besser formulieren können, warum Gold Geld ist. »Gold ist die letztgĂŒltige Form des Zahlungssystems in der Welt. Fiat-Geld wird, wenn es zum Extremfall kommt, von niemandem akzeptiert.« Fiat-Geld klingt so harmlos, bedeutet jedoch, dass eine Regierung und ihre Notenbanker einfach Geld drucken oder sogar nur elektronisch erzeugen, dem keine Werte gegenĂŒberstehen â oder zu wenig. Das lateinische Wort »fiat« heiĂt nichts anderes als »es werde«. Regierungen und die von ihnen meist abhĂ€ngigen Notenbanken erschaffen aus dem Nichts Gelder, die durch kein Vermögen, sondern nur durch Versprechungen abgedeckt sind â dem Versprechen der Regierung, die ausgegebenen Staatsanleihen irgendwann in voller Höhe zurĂŒckzuzahlen. Mit dem RĂŒckzahlen freilich dĂŒrfte es schwierig werden angesichts steigender Ausgaben und schrumpfender Einnahmen. Auf Dauer kann das nur funktionieren, wenn der Finanzminister seine GlĂ€ubiger mit entwertetem Geld abspeist.
Deshalb steigen angesichts der expansiven Geldpolitik die InflationsĂ€ngste. Nimmt die Menge an Geld deutlich schneller zu, als neue GĂŒter und Dienstleistungen produziert werden, droht eine hohe Inflation. KĂ€me es dazu, wĂŒrden die Menschen im Supermarkt fĂŒr das gleiche Geld bedeutend weniger bekommen als heute. Diesem Kaufkraftverlust des Geldes folgt hĂ€ufig ein Vertrauensverlust.
Viele Deutschen befĂŒrchten zudem eine WĂ€hrungsreform. Dabei spielt es keine Rolle, ob es kĂŒnftig einen neuen Euro oder wieder die alte Deutsche Mark gibt. Die Mehrheit bangt schlichtweg um ihr Erspartes. Es verwundert daher nicht, dass der Schutz vor Inflation und die Suche nach einer wertstabilen Geldanlage immer wieder als die wichtigsten GrĂŒnde genannt werden, in Gold zu investieren.
Inflation fĂŒhrt aber nicht nur dazu, dass das Vertrauen in Papiergeld schwindet. Zusammen mit niedrigeren (nominalen) Zinsen verlieren Anleger unter dem Strich sogar: Nach Abzug der Inflationsrate und Steuern auf KapitalertrĂ€ge wird das Ersparte immer weniger wert. Gerade in Zeiten negativer realer Zinsen ist daher der Besitz von Gold besonders attraktiv. Zwar wird als SchwĂ€che von Geld immer wieder die fehlende laufende Verzinsung genannt. Wenn jedoch nach Abzug von Inflation und Steuern das Ersparte immer weniger Wert ist, setzen Anleger lieber auf Gold, um der stillen Enteignung zu entgehen.
Je schneller die Notenbanken ihre Druckerpressen laufen lassen, desto verzweifelter suchen Anleger nach einem Weg, ihr Vermögen zu retten. Hier verspricht Gold Schutz. Entsprechend wÀchst die Bedeutung dieser KÀufergruppe: Mittlerweile landen vier von zehn Goldbarren in den Tresoren der Anleger. Die Schmuckindustrie macht inzwischen nur noch 60 % der Gesamtnachfrage aus. Vor zehn Jahren waren es noch 90 %. Die Struktur des Goldmarktes hat sich so in nur zehn Jahren komplett gewandelt.
Den SchwellenlĂ€ndern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: China und Indien sind wichtige Abnehmer. Etwa jeder zweite Barren und jede zweite MĂŒnze werden von Kunden in diesen LĂ€ndern gekauft â und die Bedeutung dĂŒrfte noch wachsen. China tritt zunehmend als KĂ€ufer in Erscheinung. Das erklĂ€rte Ziel der Verantwortlichen in Peking ist es, die Devisenreserven in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar stĂ€rker zu diversifizieren.
Die Deutschen besitzen rund 8.900 Tonnen Gold. Mit steigendem Einkommen und Vermögen steigt das Interesse am Gold. Bei niedrigem Nettoeinkommen von weniger als 1.000,â ⏠monatlich stammt ein Viertel des Anlagegoldes aus eigenen KĂ€ufen. Die Quote steigt mit zunehmendem Einkommen und erreicht bei ĂŒber 4.000,â ⏠knapp Dreiviertel. Weniger wohlhabende Haushalte dagegen haben den GroĂteil ihres Metallbesitzes geerbt oder geschenkt bekommen.
Auch wenn der Blick auf die starken Kursschwankungen beim gelben Edelmetall etwas anderes vermuten lĂ€sst: Der Goldpreis schwankt weniger stark als viele andere Anlageklassen. AuĂerdem zeigt Gold langfristig kaum einen Gleichlauf mit Aktien, WĂ€hrungen oder Anleihen. Es entwickelt sich also relativ losgelöst vom Auf und Ab am Kapitalmarkt. So ergab eine Studie des World Gold Council, dass ein Depot mit einem Goldanteil zwischen 3,3 % und 7,5 % langfristig mehr Rendite abwirft als ein Depot ohne Gold â gerade in schlechten Börsenzeiten.
Ăber die Frage, wie hoch genau der Goldanteil in den Portfolios der Privatanleger ausfallen soll, gehen die Meinungen unter den Experten teilweise weit auseinander. Zwischen 5 % und 25 % Goldanteil, fĂ€llt meist die Antwort aus. Wobei die 5 % in den heutigen unsicheren Zeiten sicherlich zu gering sind und 25 % wahrscheinlich zu hoch. Denn schmerzhafte KursrĂŒckschlĂ€ge beim Goldpreis sind jederzeit möglich.
Klar ist auch: Gold sollte kein Spekulationsobjekt sein mit dem Ziel, eine möglichst hohe Rendite zu vereinnahmen. Eine Investition zum jetzigen Zeitpunkt in das gelbe Edelmetall dient als Versicherung gegen die Risiken von Geldentwertung (Inflation) und Euro-Crash. Wer die Langfristigkeit der Versicherung verwechselt mit der Kurzfristigkeit einer Spekulation, wird mit Gold nicht glĂŒcklich werden. Wer es zudem versĂ€umt, die WĂ€hrungsrisiken in den Griff zu bekommen â denn Gold wird auch fĂŒr den EuropĂ€er in US-Dollar gehandelt â, der kann trotz steigendem Goldpreis sogar Verluste mit seinem Investment erzielen.
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Tipp: Betrachten Sie Gold genauso rational wie andere Anlageformen und lassen Sie sich nicht von Emotionen wie An...