In diesem Kapitel â sowie auch im Kapitel zum Thema Kleidung â geht es jetzt mehr um die âPflichtâ, weniger um die âKĂŒrâ. Denn gute Umgangsformen sollten die Basis fĂŒr jeden Menschen sein. Und mit schlechten Umgangsformen können Sie vieles kaputt machen, das Sie sich zuvor aufgebaut haben. Denn in ein FettnĂ€pfchen zu treten, hinterlĂ€sst meist einen schlechten (ersten) Eindruck.
Worum geht es also bei der Etikette?
Ich werde Ihnen anhand von ein paar Beispielen zeigen wie Sie mit guter Etikette, guten Umgangsformen und Respekt fĂŒr den anderen dafĂŒr sorgen, dass das, was von Ihnen in Erinnerung bleibt, Ihr positiver Eindruck und nicht das letzte FettnĂ€pfchen ist.
Erinnern Sie sich an Julia Roberts in dem Film âPretty Womanâ? Und an den feinen distinguierten Ă€lteren Herren, der ihr einen Crashkurs in Etikette gibt? Dieser Herr bin jetzt ich. Ich sehe nicht so aus, aber Sie bekommen trotzdem einen Crashkurs in Etikette. Und wenn Sie einer von denen sind, die glauben, bereits alles zu wissen, betrachten Sie dieses Kapitel einfach als Auffrischung. Es wird Ihnen nicht schaden. Denn gerade im Bereich Etikette, oder auch Knigge, entscheidet sich oftmals der erste Eindruck.
Umgangsformen sind keine Regeln, das sind Empfehlungen. Denn es wĂ€re ein Widerspruch, im Bereich Etikette ĂŒber Regeln zu sprechen. Etikette hat sehr viel mit Respekt zu tun. Und das heiĂt natĂŒrlich auch, dass wir anderen Menschen zugestehen, das zu tun was sie fĂŒr richtig halten. Deshalb steht es auch niemandem zu, Ihnen Regeln aufzuerlegen.
Noch ein paar Worte ĂŒbrigens zum alten Herrn Knigge, der das erste Benimmbuch geschrieben hat. (Das ist ĂŒbrigens ein super Small-Talk-Thema, was ich Ihnen jetzt erzĂ€hle): Adolf Freiherr Knigge â genau, kein âvonâ Knigge, auch wenn er adlig war. Das wissen die meisten Etikette-Trainer selbst nicht. Dieser Herr Knigge hat ein Buch geschrieben ĂŒber den Umgang mit Menschen, bei dem es ihm um die Ideale der AufklĂ€rung ging und nicht darum, wie der korrekte Handkuss aussieht. Das Thema Umgangsformen belegt in seinem Buch im Ăbrigen so ungefĂ€hr anderthalb Seiten. Aber trotzdem muss sein Name seit jeher als Synonym fĂŒr gutes Benehmen herhalten. Vermutlich rotiert er jedes Mal im Grab, wenn ein neues Buch zum Thema Umgangsformen herauskommt und Knigge auf dem Einband steht.
Genug des Small Talks â zurĂŒck zur Etikette.
Die Umgangsformentipps, die Sie hier bekommen, sind reine Empfehlungen und ob Sie sie annehmen oder nicht, das entscheiden Sie selbst. Sie mĂŒssen jedoch auch mit den Konsequenzen leben. Das ist im Ăbrigen einer der wenigen FĂ€lle, in dem ich der Meinung bin, dass das Wort âmĂŒssenâ, das wir vorher von unserer Wörterliste gestrichen haben, auch wirklich berechtigt ist. Ich glaube, dass in diesem Fall âmĂŒssenâ tatsĂ€chlich richtig ist, denn es geht nicht um eine Entscheidung. Es geht hier um ein Naturgesetz, dass Sie mit den Konsequenzen Ihres Verhaltens leben mĂŒssen.
Um Ihnen die Etikette am besten zu verdeutlichen, gestalten wir dieses Kapitel am besten interaktiv. Das heiĂt, ich stelle Ihnen eine Frage, lasse Ihnen eine gewisse Zeit zum Nachdenken und dann gebe ich Ihnen eine Empfehlung.
Hierbei handelt es sich um die Empfehlung, die auch der Ausschuss âUmgangsformen Internationalâ (AUI) empfiehlt (klingt mĂ€chtig kompliziert, oder?). Der AUI ist die Gruppe von Experten, die die offiziellen Empfehlungen fĂŒr den deutschsprachigen Raum in Sachen Etikette und Umgangsformen herausgibt.
Bei Etikette geht es um das Thema Respekt und WertschÀtzung.
Ich denke, wir sind uns einig, dass jeder Mensch jeden anderen Menschen respektieren soll.
Deshalb brauchen wir fĂŒr die Etikette-Empfehlungen ein System, um zu verstehen, wer wem in welcher Situation welche Höflichkeit erweist. HierfĂŒr verwenden wir das sogenannte Krönchen-Konzept. Indem wir uns die Frage stellen, wer trĂ€gt das symbolische Krönchen?
(Echte Krönchen sind ja schon seit einiger Zeit aus der Mode.)
Klingt noch recht theoretisch? Dann fangen wir mit dem ersten Beispiel an:
Wohlerzogene Herren halten wohlerzogenen Damen (im privaten Umfeld) bekanntermaĂen die TĂŒr auf. Die Dame hat also das symbolische Krönchen auf.
Dieses gedankliche Bild ist sehr hilfreich bei vielen Fragen, die die Etikette betreffen.
Und wie wissen wir, wer jeweils das Krönchen trĂ€gt? Also âŠ
- hat der Kunde das Krönchen auf
- hat der hierarchisch Höhere das Krönchen auf
und zwar in dieser Reihenfolge!
Begegnet also der Vorstand eines Unternehmens einem Angestellten des KUNDENunternehmens, so trÀgt der Angestellte (Kunde!) das Krönchen.
Begegnet der Vorstand eines Unternehmens einem Angestellten des eigenen Unternehmens, so trÀgt der Vorstand (Hierarchie!) das Krönchen.
Und was ist mit den âDamenâ oder dem Alter?
Im beruflichen Kontext spielen weder das Geschlecht noch das Alter eine Rolle bei den Umgangsformen-Empfehlungen. Wir leben in einer Zeit und Kultur, in denen es wichtig ist, dass niemand aufgrund seines Geschlechts oder seines Alters im Beruf diskriminiert (oder bevorzugt) wird. Das gilt natĂŒrlich auch fĂŒr die Umgangsformen.
Spielt der âFaktor Dameâ also keine Rolle mehr? Doch:
- hat die âDameâ das Krönchen auf
- hat die/der Ăltere (mind. eine Generation Altersunterschied!) das Krönchen auf
und zwar ebenfalls in dieser Reihenfolge!
Testen wir das an ein paar Beispielen:
Schon beim Thema BegrĂŒĂung können Sie einen starken erst...