Mit der Publikation überschreitet die Autorin bewusst disziplinäre Perspektiven und Grenzen klinischer Kunsttherapie und Kunstpädagogik; Wissensbestände werden mit einem erweiterten Blick auf die Klientel neu verknüpft. So stellt sie für alle Felder gültige fachtheoretische Grundlagen zusammen und veranschaulicht diese methodisch mit Fall- und Projektbeispielen sowie Diskursen aus der Bildenden Kunst. Den Einstieg bilden Selbstbildungsprozesse wie sie sinnlich-ästhetisch in gestalterischer Auseinandersetzung mit Kunst ausgelöst werden, Identität und Biografie stärken, Inklusion befördern und Krisen bewältigen helfen.
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Idee der Publikation ist die Erstellung eines anwendungsorientierten Grundlagenwerks künstlerisch-kunsttherapeutischer Methoden für die psychosoziale und pädagogische Praxis mit einer Schwerpunktsetzung auf einen erweiterten und aktualisierten Bildungsbegriff. Ein vielfach in der entsprechenden Fachliteratur vertretener Standpunkt der Trennung zwischen eher kunstpädagogischen Zugängen im Kontext von Bildungsprozessen, einer kunst- und gestaltungstherapeutischen Methodik für die klinische Anwendung und ganz aktuell neueren Kunstvermittlungsformaten für offener orientierte Ziele kultureller Partizipation kann und soll m. E. nicht mehr in der Schärfe aufrechterhalten werden. Diese Trennung macht im Kontext institutioneller Logik und professioneller Qualifikation u. U. noch Sinn (Schule versus psychiatrische Klinik), in der Praxis treffen wir jedoch in vielen Feldern der Bildungs-, Beratungs- und Begleitungsarbeit auf Menschen, deren Unterstützungsbedarfe und Entwicklungswünsche so komplex gestaltet sind, dass die klassische Einteilung in bildungsspezifisch versus behandlungsbedürftig nicht mehr gelten kann. Zuschreibungen, Normalitätskonstruktionen, Inklusionsnarrationen, Berührungsängste und mangelndes Fachwissen im pädagogischen versus psychologischen Bereich begründen diese perseverierte Trennung.
Ganz konkret konfrontiert war ich in der Fachwelt besonders auf Kongressen zu künstlerischer Bildung wiederholt mit Vorwürfen von psychologisierender, heißt unwissenschaftlicher »Deutung«, sobald ich anlässlich von Projekt-Beschreibungen über mögliche Sinnzusammenhänge von künstlerischen Arbeiten für die Teilnehmer*innen berichtete, obwohl es sich häufig um deren eigene Äußerungen zu den Bildern handelte. Erstaunlich emotional und entwertend wurde solche Kritik formuliert. Ich halte jene wechselseitige, wie auch immer begründete und/oder begründbare Abwehr jeweils pädagogischer oder psychologischer Zugänge für nicht mehr zeitgemäß. Mein Vorrang liegt eindeutig in der komplementären Erweiterungsmöglichkeit des eigenen Fachwissens, d. h. klinisch und psychosozial Tätige ergänzen zum einen ihre Kompetenzen um Dimensionen soziologisch konnotierter (Selbst-)Bildungsprozesse und zum anderen vertiefen Professionelle in pädagogischen Feldern ihr (entwicklungs-)psychologisches, psychodynamisch subjektorientiertes und sozialpsychiatrisches Wissen. Zugehörige theoriegeleitete und methodische Entsprechungen adäquaten künstlerischen Handelns im jeweiligen Feld werden zu diesem Zweck konturiert, d. h. Kunst in ihren Wirkungsdimensionen und Funktionen kristallisiert sich als Bildungsereignis eventuell anders als im Kontext einer Krisenbewältigung. Trotzdem gibt es gemeinsame theoretische wie praktische Fundamente, die diese Publikation gezielt und pointiert versammeln will. Sie bietet multidisziplinäre Perspektiven zu psychoanalytisch informierter (Subjekt )Bildung, zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen im Spannungsfeld von Entgrenzung und Inklusion und passende Diskurse und Methoden aus den Künsten. Zudem werden relevante Aspekte um ästhetische Erkenntnis- und Handlungsprozesse in Zusammenhang mit Identität und Biographie einbezogen, ebenso wie aktuelle Konzepte zu einem anthropologischen Verstehen psychischen Leids in der Tradition kritischer Sozialpsychiatrie. Dabei geht es nicht um die Leugnung von Beeinträchtigung, Erkrankung, Störung oder »Symptomen«; es geht um eine erweiterte Sichtweise, die sich weder in klinischen Diagnosen noch in verwässernden Narrationen um »diversity« oder »Stärkenperspektiven« verliert, sondern gezielt fachspezifische Grundlagen zur Verfügung stellt, Menschen in Entwicklungsübergängen und/oder psychischen Krisen über das Kunstmachen zu unterstützen.
Dieser Band fokussiert demnach nicht wie die klinisch-kunsttherapeutische Literatur Theorien, Methoden und quantitative Forschungsergebnisse klinischer Praxis und ihre »störungsorientierte« Sicht, vielmehr werden Theoriebausteine aus der Tiefenpsychologie, der sozialpsychologisch informierten Individuationstheorie, der Bildenden Kunst und zu den Eigenarten ästhetischer Bildung zusammengestellt, insofern sie für einen psychosozial supportiven, entwicklungsfördernden, störungskompensierenden, den Einzelnen wie Gruppen ermächtigenden Ansatz relevant sind.
Das mag eklektizistisch klingen, scheint mir jedoch die sinnvollste Variante zu sein, das genannte Überschneidungsfeld theoretisch wie methodisch mit professionell breit gefächerten Grundlagen, zentralen Wissensbeständen, Konzepten und Anwendungsorientierungen auszustatten, so dass komplexe Zusammenhänge fachlich – auch ausgewählt und kapitelweise gestaffelt – angeeignet werden können. Das Wissen und Einordnen-Können von ästhetischen wie bewältigungsorientierten Prozessen ist bedeutsam, selbst wenn nicht mit jeder Klientel gearbeitet werden soll oder will. Die jeweiligen disziplinären Theorien werden dabei einzeln den thematisch passenden Kapiteln zugeordnet, wobei sie auch für andere Abschnitte der Publikation gültige theoretische Hintergründe bieten können. So etwa wird die gesellschaftliche Entgrenzungsdebatte in Kapitel 5 (
Kap. 5) zu Identität und Biographie oder die anthropologische bzw. kritische Psychiatrie im Kapitel 6 (
Kap. 6) zu Trauma verhandelt.
Durchgängiger Kerngedanke dieser Publikation bildet eine konsequente Abwendung von einem eher (klinisch) subjektorientierten Blick auf zu begleitete Bildungs- und Bewältigungsprozesse bei Individuen mit Unterstützungsbedarfen hin zu einer kritischen, die gesellschaftspolitischen Bedingungen, den entgrenzten »Zeitgeist« nachmoderner, globalisierter, medienorientierter Welt berücksichtigenden Perspektive. Eine Entsprechung findet dieses Spannungsfeld zwischen Subjekt und Welt auch auf der Anwendungsebene des ästhetischen Mediums, durchgängig werden künstlerische Positionen als Illustration oder Realisierung von theoretischen Diskursen eingebracht. Daneben kommt ausgewählten Werken der Bildenden Kunst im Methodenrepertoire eine prominente Rolle zu, als sie als themenspezifisch ausgerichtete Rezeptionsangebote für eine Auseinandersetzung mit der Welt nicht nur »aus sich selbst heraus« zum Einsatz kommen. Das bedeutet, Verfahren des künstlerischen Ausdrucks und gestaltenden Handelns werden um Interventionen aus breitgefächerten Formen der Kunstrezeption ergänzt, teilweise erweitern sich Kunstbetrachtungsmethoden zu schöpferischem Tun. Zudem reicht das Nachdenken bis auf die Ebene kultureller Teilhabe und dementsprechend zur Entwicklung entsprechender Formate verstärkter Ermöglichung von partizipativen Prozessen.
Eine vergleichende Theoriediskussion kunsttherapeutischer Ansätze wird nicht vorgenommen, jedoch sind dem in der Fachliteratur wenig vertieften Überschneidungsbereich von Bildung, Selbsterfahrung, psychosozialer Begleitung und Therapie im Verlauf der einzelnen Themenfelder vielfältige Überlegungen gewidmet. Mögliche gemeinsame psychoanalytische Konzepte, wie etwa jenes der Mentalisierung oder des »Übergangsobjekts« nach Winnicott als erstem schöpferischen Akt des Menschen werden dem gesamten Spannungsfeld von pädagogischen bis therapeutischen Aufträgen zu Grunde gelegt und konturiert. Hinsichtlich der einbezogenen Fachliteratur wurde der Versuch unternommen, klassische Vertreter*innen der jeweiligen Fachdebatten mit neueren Ansätzen und Forschungsergebnissen zu kombinieren, um ein breites, orientierendes Fundament anzubieten. Methoden und Anwendungsfelder beziehen sich durchweg auf Gruppen- wie Einzelarbeit über die gesamte Altersspanne hin (mit Ausnahme der Kindheit).
Als Autorin versuche ich für diese Publikation, die Bandbreite meiner professionellen Erfahrungen als Künstlerin, Kunsttherapeutin, Kunst- und Sonderpädagogin, Hochschuldozentin mit den entsprechenden Auseinandersetzungen in Theorien, Methoden und Praxiserfahrungen, als Anleiterin und Begleiterin von Bildungs- und Bewältigungsprozessen und als Forschende zu nutzen. Die Berücksichtigung, Überblendung, ja Verwebung der Diskurse um ästhetische Bildung, Bildende Kunst, künstlerisch-therapeutische Verfahren, deren Theoriebildungen, Interventionsformen und Praxen kennzeichnen die Publikation. Keiner der Bereiche wird vor- oder nachgeordnet sein, auch in meinem Professionsverständnis bereichern und durchdringen sich die Felder jeweils, was – wie ich hoffe – fruchtbar für die Leser*innen sein kann. Ob des bereits anvisierten komplexen Vorhabens kann das Feld ästhetischer Bildung und künstlerischen Ausdruckshandelns im Kindesalter in diesem Band nicht berücksichtigt werden, zu spezifisch wären hierzu entwicklungspsychologische und ästhetische Fundamente (zur Kinderzeichnung) zu legen. Implizit werden mit Theorien zur Symbolisierung, Mentalisierung und der psychoanalytisch informierten Gestaltung der Arbeitsbeziehung als korrigierende Bindungserfahrung trotzdem für die Arbeit mit Kindern relevante Modelle eingebracht. Daneben können in der aktuellen Fachdebatte wichtige Diskurse um trans- und interkulturelles Handeln sowie um genderspezifische Sichtweisen auf beispielsweise Bewältigungsanforderungen in der Adoleszenz und davon bestimmte Interventionsformen leider nicht vertiefter behandelt werden.
Aus technischem Anlass zu den zahlreich in diese Publikation eingebundenen Diskurs-, Positions- und rezeptiv-methodischen Beispielen aus der Bildenden Kunst erfolgt hier in Absprache mit dem Verlag der Hinweis, dass aufgrund einer kollektiv verfügbaren, schnell veränderlichen Medienpräsenz der zitierten Positionen präzise und konstant verfügbare Online-Quellenangaben nicht gegeben werden können. Die referierten Künstler*innen sind allerdings kunstwissenschaftlich so arriviert, dass jederzeit Abbildungen und weitere Referenzen und Angaben zu den genannten Werken abgerufen werden können. Daneben gelten als Hemmnis die unverhältnismäßig aufwändig zu erwerbenden Abbildungsrechte, die für kunstwissenschaftliche Analysen eher angemessen, doch für die Fachdiskurse dieser Publikation leicht im Netz zu visualisieren sind. Daneben werden Videos, Videoinstallationen oder bildnerische Darstellungen in ihren spezifischen Zusammenhängen zu Bildungs- und Bewältigungsprozessen, so sie der gesamten Abbildung nicht bedürfen, präzise beschrieben und bieten so die notwendige fachliche Nachvollziehbarkeit.
Mein größter Dank für das Zustandekommen dieser Publikation gilt zweifelsohne den vielen Menschen, mit denen ich über die letzten Jahrzehnte in Bildung, Ausbildung, Therapie, psychosozialer Begleitung, Forschung, Vermittlungs- und Projektarbeit mit künstlerischen Medien arbeiten konnte. Die geteilten gemeinsamen Erfahrungen, das systematische Nachdenken darüber waren und sind das wichtigste Fundament meines Wissensspeichers, der sich weiterentwickelt und in den Jahren nie an Überzeugung eingebüßt hat für die Künste als zentrales Medium von zu initiierenden Bildungs- und Unterstützungsprozessen. Im Gegenteil fächerte sich dieser unerschütterliche Glaube immer weiter auf und ist vielfältig theoretisch, in den Künsten selbst und auf der anwendungsorientierten Ebene verankerbar geworden. Gerne möchte ich diesen Erfahrungspool teilen, in der Hoffnung zu einer bereichernden Professionalisierung und Orientierung im Feld beitragen zu können.
1.2 Zielgruppen der Publikation
Aufgrund der avisierten Aufhebung der Teilung in pädagogische versus klinische Tätigkeitsfelder richtet sich die Publikation sowohl an Professionelle in pädagogischen wie klinisch-therapeutischen Kontexten. Sie soll für Kunstpädgog*innen in schulischen wie außerschulischen Zusammenhängen, für Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Jugendarbeiter*innen, Kunsttherapeut* innen, Kunstvermittler*innen, Künstler*innen, (Heil )Pädagog*innen, Ergo- und Beschäftigungstherapeut*innen, Psychotherapeut*innen genauso Grundlagen und Inspirationen anbieten wie für Studierende der jeweiligen Fachgebiete und für Akteure sozialraumorientierten und bürgerschaftlichen Engagements, die mit und in den Künsten versuchen, Menschen in besonderen Lebenslagen zu vertreten, zu vernetzen und zu begleiten (z. B. Hochbetagte, Sterbende, Menschen mit Fluchterfahrungen).
1.3 Kapitelübersicht
Über die Sichtung ausgewählter Pionier*innen einer nicht klinisch ausgerichteten Kunsttherapeutik bietet die Publikation in Kapitel 2 (
Kap. 2) einen Einstieg in die Thematik. Der Ansatz der pädagogischen Kunsttherapie sowie neuere Rezeptionen zum Kunstverständnis Joseph Beuys’ konturieren diese erste Annäherung. Überlegungen zu einem aktualisierten Kunstbegriff in seiner zunehmenden Nähe zum Alltag, in der neuen Sicht auf die Rolle des*der Betrachtenden als Teil des Kunstwerks und den Erweiterungen und Kombinationen künstlerischer Genres zeigen interessante Bezüge zu Kunst als demokratisierbare Form in Bildung und Teilhabe. Mit einem zentralen Werkbeispiel, dem »Lauf der Dinge« des Künstlerpaars Fischli und Weiss werden Prinzipien zeitgenössischer Kunst beispielhaft illustriert. Auf dieser Basis ist Kunst in psychosozialen und bildungsorientierten Kontexten umrissen. Der zweite Teil dieses Abschnitts behandelt zentrale theoretische Konzepte, wie sie für intersubjektive Arbeitsbeziehungen und -bündnisse im erzieherischen, bildungs- und bewältigungsorientierten therapeutischen Handeln gleichermaßen relevant sind. Dazu zählen das Lebensbewältigungskonzept als bedeutsame aktuelle Theorie aus der Sozialen Arbeit und die Mentalisierung als tiefenpsychologisches Modell der Affektregulierungen und Repräsentationsfähigkeit von Gefühlen bei sich und anderen, über welche sowohl die eigene psychische Gefasstheit sowie die Fähigkeit zu adäquater sozialer und kommunikativer Kompetenz ergründet und unterstützt werden können. Letzteres ist in Bildungskontexten ebenso relevant wie in psychosozialen Unterstützungsprozessen, vor allem für Adressat*innen mit biographisch bedingten emotionalen und sozialen Benachteiligungen bis hin zu Trauma-Hintergründen und ungenügenden frühen Bindungserfahrungen. Das Potential, Gefühle, Bedürfnisse und Affekte mental abbilden zu können, ist eng mit der Symbolisierungsfähigkeit verknüpft, damit ein zentraler Schritt frühkindlicher geistiger Reifung und Bewältigungsfähigkeit von Spannungszuständen und in der Symbolbildung wiederum grundlegend für bildhafte erste (Vorstellungs-)Akte. Abgerundet werden die handlungstheoretischen Handreichungen zu professionellen Kernkompetenzen »heilender« Beziehungsgestaltung im pädagogischen wie therapeutischen Feld mit Elementen psychoanalytischer Pädagogik, beispielsweise der Übertragungsbeziehung und dem »Containing«, insbesondere für die Begleitung von Menschen mit krisenhaften Erfahrungen und/oder herausfordernden Verhaltensweisen.
Kapitel 3 (
Kap. 3) widmet sich grundlegenden Überlegungen zu den Bestandteilen ästhetisch-künstlerischer Binnenprozesse im Ausdruckshandeln und in der Kunstrezeption aus multidisziplinärer Sicht. Dazu werden nach einem ersten allgemeinen, anwendungsorientierten Schritt zu essentiellen Potentialen ästhetischer Praxen Elemente einer psychoanalytisch verstandenen künstlerischen Ausdruckshandlung wie das »Übergangsobjekt« nach D. Winnicott oder »die Regression im Dienste des Ich« nach E. Kris vorgestellt. Für die psychisch bedeutsamen Prozesse der Bildrezeption lassen sich Forschungsergebnisse einer Bremer Forschungsgruppe um P. Soldt zu identifikatorischen und projektiven Vorgängen bei der Bildbetrachtung heranziehen sowie das in der Objektbeziehungstheorie verankerte Konzept der »Dyaden zu dritt« von H. Kraft. Bildwissenschaftliche Grundlagen aus der neueren Debatte um den »iconic turn« klären über die ausgesprochen wichtige und auszudifferenzierende Bedeutung eines Bildes als konstantes Gegenüber und als Wirklichkeitsausschnitt in der Ermöglichung von Auseinandersetzungsprozessen Einzelner mit ihrer (Lebens-)Welt auf. Die Theoretiker*innen des besagten Diskurses klärten zudem über die zentrale Funktion der Betrachtenden eines Kunstwerks für dessen Rezeption in dem Sinne auf, dass die Vorstellung über das Bild in seinem »objektiven« Charakter aufgegeben werden musste.
Die nun folgenden Kapitel gliedern den gesamten Gegenstandsbereich in zentrale thematische, anwendungsorientierte und/oder adressat*innenspezifische Felder im Spannungsfeld von Bildung, Bewältigung und Teilhabe. Dabei werden jeweilige, zum Feld passende aktuelle theoretische Leitdiskurse von methodischen Aspekten und von Praxis- und Projektbeispielen aus kulturorientierten, kunstrezeptiven und aktiv gestalterischen Verfahren oder deren Mischformen flankiert.
Den Einstieg in die Umsetzung bilden mit Kapitel 4 (
Kap. 4) Überlegungen zu (Selbst )Bildungsprozessen, zur Rolle sinnlich-ästhetischer, selbstreflexiver Erkenntnisformen darin inkl. der Bedeutung gestalterischer Auseinandersetzung und Aneignung. Einer Annäherung an den aktuellen erweiterten Bildungsbegriff als der Herstellung von Sinnbezügen zwischen sich und der Welt folgen fachliche Rahmungen aus der kulturellen Bildungsdebatte. Kritisch erörtert...
Table of contents
Deckblatt
Die Autorin:
Titelseite
Impressum
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsverständnis Kunst, Therapie und Pädagogik und Bewältigung und Bildung
3 Essentielle Theoriebausteine zum künstlerischen Binnengeschehen in Wahrnehmung und Gestaltung
4 (Selbst-)Bildungsprozesse: Sinnbezüge von sich zur Welt
5 Jugend, Identität, Biographie und Entgrenzung
6 Trauma und Bewältigung in Kunst
7 Inklusion und kulturelle Partizipation in der Kunst