Stätten der Heilkunde

Eine Dokumentation wissenschaftlicher Räume als verlassene Orte

Thilo Gehrke

• Publisher: Books on Demand
• Year: 2021
• Print ISBN: 9783753407074
• eBook ISBN: 9783753416335
• Edition: 1
• Topic: History
• Subtopic: World History
• Index: History

Eine Dokumentation wissenschaftlicher Räume als verlassene Orte. Der Fotograf und Autor Thilo Gehrke hat mit seiner Kamera die geheimnisvolle Aura verlassener Heilstätten des letzten Jahrhunderts festgehalten. Über 20 Stätten der Heilkunde werden in dieser interdisziplinären Bild- und Textdokumentation mit Zwischen-, Um- und Nachnutzungskonzepten vorgestellt.Mit dem künstlerisch-fotografischen Blick werden sowohl eine Revitalisierung dieser erhabenen Bauten in Form einer Heilstätte, eines Wissenschaftsstandortes im Gesundheitswesen oder eines Kunstlabors als auch eine Umwandlung zu Wohnraum dargestellt.Ein Großteil dieser einst wissenschaftlichen Räume liegt jedoch als Lost Place im Dornröschenschlaf und wartet auf bessere Zeiten. Einige der festgehaltenen Objekte sind inzwischen bereits ganz verschwunden.

Beelitz-Heilstätten – eine Geisterstadt im Dornröschenschlaf

Weil die „Westgruppe der Truppen der Sowjetarmee“ (WGT) sich umfassend selbst versorgen wollte, unterhielt sie in der DDR ein eigenes Gesundheitssystem mit ausgedehnten Lazarettstädten: Das Sanatorium Teupitz, die ehemalige SS-Heilanstalt Hohenlychen, das Armeehospital am Grabowsee und die Heilstätten in Beelitz ⁵. Letztmals geriet dieser Standort 1991 in die Schlagzeilen, als sich der ehemalige SED-Chef Erich Honecker – ebenso wie Adolf Hitler Jahrzehnte vorher – dort behandeln ließ, bevor er ins Moskauer Exil flog. Erbaut hatte die Landesversicherungsanstalt Berlin die Anlage ab 1898, um die in Deutschland grassierende Tuberkulose (Schwindsucht) zu behandeln. Die schlossähnlichen Gebäude, die unterirdisch mit breiten Versorgungsgängen verbunden sind, bilden eine der größten Krankenhaus-Komplexe Deutschlands und war die größte Lazarettstadt außerhalb der Sowjetunion. Freitreppen, Marmorsäulen, kunstvolle Buntglasfenster, grüne, kuppelgekrönte Badesäle und Skulpturen der Heilkunde sind Zeugnisse einer stilvollen, längst vergangenen Epoche. Außerdem erinnern vereinzelt noch Standbilder und realsozialistische Wandmalereien an die fast 50-jährige WGT-Nutzung. Durch die Mangelwirtschaft der pragmatischen letzten Nutzer ist somit ein in weiten Teilen unverändertes Kulturdenkmal deutscher Sozial- und Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben.

Die Heilstätten heilen und erwecken

Bereits 1995, ein Jahr nach dem Abzug der WGT, gingen die Heilanstalten an die Unternehmensgruppe Roland Ernst. Auf dem 200 ha großen abgelegenen Waldareal sollten bis 2006 in einer „Gesundheitsstadt“ 3.000 Menschen leben und 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Im Komplex der ehemaligen Männer-Lungenheilanstalt wurde nach behutsamer denkmalpflegerischer Instandsetzung ein Gesundheitspark mit neurologischer Reha-Klinik eingerichtet. Doch bereits 1999 kamen Gerüchte über eine mögliche Insolvenz der Unternehmensgruppe auf, über die seinerzeit das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mit der Schlagzeile „Totaler Einbruch“ berichtete. Roland Ernst, der parallel die Hackeschen Höfe sanierte und zum Mittelpunkt Berlins machte, geriet in finanzielle und juristische Schwierigkeiten. Seine insolvente Unternehmensgruppe ging an die Landesbank Berlin. Seitdem hat es viele Versuche gegeben, neue Investoren für Brandenburgs größtes Flächendenkmal zu finden. Ein ambitionierter Plan zur Nutzung der Gebäude ist für 2008 verbrieft, als der Architekt Torsten Schmitz Teile der Krankenhausstadt kaufte. Mit seiner TERRA Projektentwicklung GmbH suchte er Partner für sein Ziel, das 75 Hektar große Teilstück zu einem attraktiven Standort für Wohnen, Gesundheitswesen und Bildung zu entwickeln.

Geschehen ist dann lange nichts. Ungesicherte Schächte, alte russische Medikamente-, Feld- und Krankenhausutensilien machten das Gelände zu einem gefährlichen Abenteuerspielplatz. Die Mischung au...

Table of contents

• Motto
• Inhaltsverzeichnis
• Einführung
• Beelitz-Heilstätten – eine Geisterstadt im Dornröschenschlaf
• Die Heilstätte Grabowsee bei Oranienburg
• Die Landesirrenanstalt Teupitz
• Die Volksheilstätte in Hohenlychen
• Das Militärlazarett Jüterbog
• Die Milbitzer Heilanstalten in Gera
• Die Heilanstalten in Berlin Buch
• Das Haftkrankenhaus der Untersuchungshaftanstalt des MfS in Berlin
• Das Elisabeth-Sanatorium in Güterfelde bei Potsdam
• Das Kindersanatorium Erich Steinfurth in Zinnowitz auf Usedom
• Städtisches Krankenhaus Swinemünde
• Das Dahlberg-Krankenhaus in Wismar
• Die alte Pathologie im Eppendorfer Krankenhaus in Hamburg
• Das Bethanien-Krankenhaus in Hamburg
• Das Allgemeine Krankenhaus Barmbek in Hamburg
• Das Hilfskrankenhaus Wedel
• Die Klinik Anscharhöhe in Kiel
• Das Lessingbad in Kiel
• Das Sanatorium Dr. Barner in Braunlage
• Das Sanatorium Raupennest in Altenberg / Sachsen
• Sakrale Räume und mystische Orte als Magnet für okkulte Opferrituale
• Autorenportrait
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