Erbärmliche Gemeinden
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Erbärmliche Gemeinden

Warum's nix wird in Deutschland. Ein Pastor packt aus

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Erbärmliche Gemeinden

Warum's nix wird in Deutschland. Ein Pastor packt aus

About this book

Erfolglose Freikirchen? Warum funktionieren unsere Gemeinden nicht? Ein Pastor redet Klartext. Authentisch und ohne Blatt vor dem Mund. Ein leicht zu lesendes Buch - aber keine einfache Lektüre, sondern eine dringend notwendige Bestandsaufnahme.

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Information

Year
2021
Print ISBN
9783753495279
eBook ISBN
9783753434131

1. Mein größter Feind

„Ihr glaubt gar nicht, wie mich diese Gebetsgemeinschaften allesamt ankotzen!“
Theo, Pastor einer alteingesessenen Freikirche am Ort, war der Kragen geplatzt. Aber keiner der anwesenden Pastoren und Gemeindeleiter schaute betreten zu Boden. Alle nickten stumm. Sie wussten ganz genau, was Kollege Theo meinte. Und empfanden exakt dasselbe: „Endlich sagt es mal einer!“ Theo hatte ausgesprochen, was alle dachten.
Ich auch. Ich saß mitten drin im Pastorentreffen der evangelischen Allianz dieser Kleinstadt. Und habe mitgenickt. Es passte. Es war einfach die Wahrheit. Es traf auch auf die Gebetsveranstaltungen meiner Gemeinde zu. Vielleicht hätte ich es nicht ganz so drastisch formuliert wie Kollege Theo. Aber dass die Gebetsgemeinschaften meiner Gemeinde ein geistlicher Jungbrunnen, eine Erquickung für Herz und Seele, Höhepunkte unseres gemeinsamen Lebens mit Gott, Ausdruck unserer Liebe und Hingabe an unseren Herrn Jesus oder so was in der Art seien, hätte ich mich Sicherheit nicht behauptet. „Zum Ankotzen“, wie Theo es zu formulieren beliebte, lag wesentlich näher an der Wahrheit. Gefährlich nahe dran. Und damit viel zu weit weg von dem, was das gemeinsame Gebet eigentlich sein sollte.
Gebetsgemeinschaften „zum Ankotzen“. Soweit sind wir inzwischen. Aber solche Gebetszusammenkünfte sind nur die Spitze des Eisbergs, sozusagen einer von ganz vielen Eiterpickeln eines wuchernden, alles umfassenden Krebsgeschwürs, eine Ausgeburt des finalen Niedergangs.
Ich war damals mit meiner Familie in diese Stadt gezogen, um eine echte Herausforderung anzunehmen: Eine neue Gemeinde zu gründen in einem Ort, in der es noch keine Gemeinde unseres Verbandes oder unserer Prägung gab. In dieser Kleinstadt warteten auch keine Christen, kein Hauskreis, keine gründungswillige Truppe auf uns. Wir mussten also beim „Punkt Null“ starten. Eine echte Herausforderung.
Nach abgeschlossenem Theologiestudium und einigen Jahren Diensterfahrung in mehreren Gemeinden habe ich es gewagt. Unser freikirchlicher Gemeindeverband gab grünes Licht und entsandte mich mit meiner Familie als Pionier-Gemeindegründer in „unsere“ Stadt.
Meine Frau und ich ahnten: Wir werden allerlei zu kämpfen haben. Wir kannten etliche Pastoren, die in Deutschland schon Gemeinden gegründet hatten oder gerade dabei waren. Und alle hatten irgendwie zu kämpfen. Manche mit sich selbst: Zeiteinteilung, psychische Belastung, einseitige Begabungen. Andere vermissten belastbare Mitarbeiter oder finanzielle Mittel. Einige kämpften gegen das Vorurteil, ein „Sekte“ zu sein und mühten sich mit vielen evangelistischen Veranstaltungen ab. Und „Anfechtungen“ waren natürlich ein Dauerthema, weil Gemeindeaufbau vor allem ein geistlicher Kampf ist.
Uns war klar: Wir werden von Herausforderungen und Kämpfen nicht verschont bleiben. Aber wer würde unser „Hauptgegner“ sein? Wogegen würden wir am meisten zu kämpfen haben? Frontlinien wird’s mehrere geben. Welche aber wird uns am meisten fordern?
Von unserem bisherigen Gemeindedienst her hatten wir so eine dumpfe Ahnung. Und diese sollte sich bestätigen. Leider.
Nicht die unbekehrte Umwelt war unser Gegner, nicht bös‘ gesonnene Presse oder Sektengemunkel der Nachbarn. Auch nicht Konkurrenzangst anderer Gemeinden am Ort. Noch nicht mal Geldsorgen oder Zeitmangel wurden Hauptgegner, obwohl wir auch da manchmal zu kämpfen hatten. Anfechtungen erlebten wir auch, aber gegen diese hatten wir viele Beter, die unsere geplante Gemeindegründung geistlich unterstützten.
Unser Hauptgegner wurde (und ist bis heute) der „Level“. Der Level der Evangelikalen, der sogenannten „bekennenden Christen“, der Frommen – wie immer wir sie bezeichnen wollen.
Der Level. Was ist der „Level“?
Wir leben im Zeitalter der Computerspiele. Viele dieser PC-Spiele sind so angelegt, dass auf einem gewissen Niveau Aufgaben zu lösen sind: Steine sinnvoll stapeln, Luftballons abschießen, mit einem Joystick ein Gefährt ins Ziel steuern und Ähnliches. Wenn Du es bis ins Ziel schaffst, dann hast Du einen „Level“ erfüllt und kommst in den nächsten „Level“. Dort ist die gestellte Aufgabe etwas schwieriger, aber wenn Du diese auch lösen kannst, kommst du wiederum ins nächste „Level“. Dein Bildschirm meldet dann jeweils „Next Level“!
Der „Level“ ist also das Niveau, die Schwierigkeitsstufe, auf der du Dich bewegst. Je höher das Level, desto größere Anforderungen werden an Dich gestellt, in denen Du Dich bewähren sollst.
Das ist gemeint mit dem „Level“.
Man kann den Level auch gut mit einem sportlichen Vergleich erklären. Mir als begeistertem Fußballer fallen sofort die Ligen ein, in denen ein Verein kickt beziehungsweise ein Fußballer zum Mitkicken in der Lage ist.
Ein eher mäßiger Fußballer spielt vielleicht in einer Kreis- oder Bezirksliga. Wenn er sich weiter verbessert, kann er eventuell auch in der Landes- oder Oberliga mithalten. Und die allerbesten schaffen es dann sogar bis in die Bundesliga. Vielleicht nicht gleich in die Erste, aber darunter gibt es ja noch die Zweite und Dritte Bundesliga. Die Fußballer-Ligen in Deutschland sind eben strickt nach Leistungsklassen aufgebaut: Je besser einer spielt, desto höherklassig kann er mithalten.
Das gilt für den Einzel-Fußballer genauso wie für den ganzen Verein: Wenn das Fußballer-Kollektiv einer Mannschaft gemeinsam besser spielt, können sie aufsteigen, nämlich in die nächsthöhere Liga. Sie spielen dann auf einem höheren Niveau oder auf einem besseren „Level“.
Auf welcher Stufe, oder fußballerisch gesagt „in welcher Liga“ spielen nun wir Frommen? Welchen Level haben unsere Gemeinden?
Der „Level“ ist bei uns das durchschnittliche Niveau der Christen, wie es sich in Deutschland eingependelt hat. Er ist die allgemein anerkannte Bandbreite innerhalb der Christenheit, in der sich evangelikales Leben abzuspielen hat. Bewegt sich ein Christ unterhalb dieser Bandbreite, nehmen wir sein Christsein nicht ernst; bewegt er sich hingegen oberhalb unseres „Levels“, ist er ein Fanatiker, ein Spinner, ein religiöser Extremist. Der Level ist das, was unsere Gemeinden als allgemein anerkannten christlichen Lebensstil ansehen. Der Level ist das, wie nach unserem Verständnis ein „normaler“ Christ zu leben hat.
Dieser Level ist jedoch längst nicht mehr die jeweilige Spielklasse, in der eine einzelne Gemeinde spielt, sondern der Level hat sich hier in Deutschland über alle Gemeinden hinweg mehr oder weniger auf demselben Niveau eingependelt. Ganz Evangelikal-Deutschland spielt sozusagen in derselben frommen Liga! Allerdings in einer beschämend niederklassigen!
Das alleine ist eigentlich schon eine ziemliche geistliche Katastrophe. Am katastrophalsten daran ist aber, dass das kaum mehr jemand wahrnimmt! Dass keiner merkt, wie unglaublich erbärmlich unser gemeinsamer Level ist!
Auch das ist in sich selbst schon wieder typischer „Level“. Es ist unter den Christen hierzulande üblich, nicht zur Kenntnis zu nehmen, was eigentlich los ist mit uns. Es gehört untrennbar zu unserem unglaublich erbärmlichen Niveau dazu, die Erbärmlichkeit unseres Niveaus zu ignorieren. Die Tatsache, dass wir den Level nicht zur Kenntnis nehmen, ist im Level inbegriffen. Unsere Ignoranz diesbezüglich ist fester Level-Bestandteil.

2. Betonierte Omnipräsenz

Unser Level hat sich inzwischen deutschlandweit und umfassend durchgesetzt. Trotz unterschiedlichsten Kirchen und Gemeinschaften haben wir in diesem einen Punkt fromme Gleichheit erreicht.
Von „Einheit unter den bekennenden Christen“ reden wir zwar oft, diese Einheit erreichen wir jedoch nicht. Zu unterschiedlich sind die theologischen Verständnisse, die Gewohnheiten und Traditionen einzelnen Verbände. Bis auf einen einzigen Punkt. Da erreichen wir „Einheit“. Da gleichen wir uns – quer durch alle Fraktionen - einander rapide an: Im „Level“. Der Level ist unser frommer Mainstream, und er hat’s als einziger geschafft, innerhalb der erweckten Christenheit hierzulande „einheitlich“ zu werden. Bekenntnisübergreifend, alle vereinnahmend.
Unsere Mobilität macht‘s möglich. Nicht nur die fortbewegungstechnische (die auch!); vor allem aber unsere gemeindliche Mobilität. Die Frommen mischen sich fröhlich und unbekümmert querbeet durcheinander. Längst haben wir uns angewöhnt, dass wir bekenntnis- und kongregationsübergreifend Gemeinden wechseln. Solange, bis wir die diejenige gefunden haben, die uns am besten zusagt. Egal, wie sie heißt, welchem Bund sie nominell angehört und welchem Bekenntnis sie sich „pro forma“ verpflichtet fühlen sollte. Sofern eine Gemeinde einen evangelikalen Anstrich hat und der Name „Jesus“ öfters fällt, fühlt sich’s schon mal irgendwie heimatlich an. Und wenn wir dann in so einer Gemeinde auch noch nette Freunde finden, von einer einladenden Atmosphäre profitieren können und unsere persönlichen geistlichen Einsichten und Ansichten nicht in Frage gestellt werden, dann machen wir diese Gemeinde zu „unserer“ Gemeinde.
So haben wir uns angewöhnt, die passende Kirche oder Ortsgemeinde individuell, nach persönlichem Gusto, auszusuchen. Passt sie uns nicht oder nicht mehr, wechseln wir. Passt keine, dann haben wir eben keine. Dann bedauern wir uns, lassen uns bedauern und besuchen ab und zu mal eine Gemeinde, die leider, leider zu weit entfernt ist, um richtig dabei zu sein. Das ist gängige Praxis. Und ebenfalls Level.
Ingrid und Werner waren ganz begeistert, als sie zum ersten Mal unseren Gottesdienst besuchten. Die neu gegründete kleine Gemeinde hatte gerade erst mit regelmäßigen Gottesdiensten begonnen, und sie waren fortan jedes Mal dabei. Gebildete Leute, beide Akademiker mit Titel, sie sogar mit einer eigenen Praxis. Und schon seit vielen Jahren bekennende Christen, fromme Vorträge im In- und Ausland haltend, IVCG-Mitglieder und engagiert in Vorständen verschiedener christlicher Organisationen.
Beim ersten Kennenlernen erfuhr ich, dass sie schon seit mehreren Jahren in unserer Stadt lebten. Ich wollte wissen, zu welcher Gemeinde sie sich bisher gehalten hätten.
Leider, so lautete sinngemäß ihre Antwort, hätten sie in dieser Stadt keine Gemeinde gefunden und müssten darum alle paar Wochen zu ihrer über hundert Kilometer entfernten ehemaligen Gemeinde fahren, damit sie wenigstens ab und zu einen Gottesdienst mitfeiern könnten. Und in Ermangelung einer Gemeinde am Ort hätten sie einen eigenen Hauskreis gründen müssen, um wenigstens etwas Gemeinschaft zu haben.
Zu der Zeit war ich schon eine ganze Weile in unserer Stadt wohnhaft. Da ich in der Phase vor meiner eigenen Gemeindegründung keine eigenen Gottesdienste zu halten hatte, konnte ich mit meiner Familie die bereits bestehenden Freikirchen und Gemeinschaften der Stadt durchbesuchen und kannte sie daher alle. Mit dem einen oder anderen Pastor hatten wir uns auch schon angefreundet. Ich wusste daher, dass es in dieser Stadt mehrere Gemeinden gab, die man guten Gewissens empfehlen konnte.
Bedenkenswert - wenn nicht sogar bedenklich - war darum die Behauptung, in dieser Stadt über Jahre keine Gemeinde gefunden zu haben. Umso mehr es unbestreitbar zum biblischen Selbstverständnis christlichen Lebens gehört, dass ein Christ fest in einer Gemeinde zu Hause ist. Das Neue Testament kennt ja keine Form des Christseins außerhalb einer verbindlichen Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Die meisten Aufforderungen und Lebensanweisungen des Neuen Testaments sind ohne feste Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde gar nicht ausführbar. Dazu später mehr.
Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass jeder erfahrene, langjährige Christ das längst im Neuen Testament entdeckt hat. Ingrid und Werner waren erfahrene und langjährige Christen! Aber es gehört zum akzeptierten „Level“ hierzulande, lieber keine Gemeinde zu besuchen als eine, die nicht ganz genau den individuellen persönlichen Vorstellungen entspricht. Ingrid und Werner waren typische Level-Christen. Absolut innerhalb des Levels, aber gleichzeitig außerhalb der Bibel, die ja verbindliche Gemeindezugehörigkeit voraussetzt. Und ohne irgendwelche Bereitschaft, sich selbst darüber Rechenschaft zu geben.
Sollen wir ihnen das vorwerfen? Ich habe schnell festgestellt, dass sie nicht die einzigen Christen sind in dieser Stadt, die keiner Gemeinde angehören. Zwar ist das absolut nicht in Jesu Sinn und absolut unbiblisch. Aber es ist Level! Wer denkt da schon drüber nach? Und wer wagt, diese Christen darauf hinzuweisen, dass Jesus das bestimmt nicht gut findet? Zumal, wenn es sich um hochdekorierte christliche Kapazitäten wie Ingrid und Werner handelt?
Zu meiner Nicht-Überraschung war es nach gut einem halben Jahr mit der Herrlichkeit vorbei. Frustriert verließen sie unsere Gemeinde, als sie nach und nach entdeckten, dass wir eine ungefähre Vorstellung hatten, wie unsere neugegründete Gemeinde werden sollte. Diese neue Gemeinde entsprach halt auch wieder nicht haargenau ihren Vorstellungen, genauso wie bisher alle anderen Gemeinden in der Stadt nicht haargenau ihren Vorstellungen entsprachen.
Ich vermute, es ist mir auch nicht gelungen, den beiden bei den mühsamen „Abschiedsgesprächen“ zu vermitteln, dass offensichtlich das Hauptproblem bei Ihnen und nicht in unserer Gemeinde lag. Der Level war zu stark. Denn der Level besagt, dass es inzwischen allgemein akzeptiert ist, als Christ keine Gemeinde zu haben, oder zumindest die Gemeinden einfach immer fröhlich durch zu wechseln, wenn keine da ist, mit der man völlig übereinstimmt. Das ist Level hierzulande und gegen den habe ich als Pastor in aller Regel keine Chance, schon gar nicht, wenn die Christen Rang und Namen in der frommen Szene haben, so wie Ingrid und Werner. Da kann man als Pastor noch so gut und mit der Bibel in der Hand argumentieren.
Mitchristen wie Ingrid und Werner sind ein Extrembeispiel der „Binnenwanderung“ in unseren Gemeinden, sozusagen die Spitze des Eisbergs.
Das Angebot an Gemeinden mit unterschiedlichen Gemeindeformen ist ja bei uns enorm und dank unserer Mobilität sind meistens eine ganze Reihe davon problemlos erreichbar. Das könnt man auch als „Vielfalt im Angebot“ positiv sehen und sie als „Zielgruppenorientierte Richtungsgemeinden“ bezeichnen, unter denen jeder diejenige finden kann, die zu ihm passt. „Gottes Wiese hat viele verschiedene Blümlein“, wie das ein (katholischer) Kollege mal in einem persönlichen Gespräch über unsere konfessionelle Verschiedenheit prägnant auf den Punkt gebracht hat.
Und wenn man diese Vielfalt vernünftig ausnützt, könnte sie durchaus zu unserem Gewinn werden, bis hin zum Motto „Man muss sich ja nicht jede Gemeinde antun!“ Immerhin sind doch auch etliche Gemeinden dadurch erstarrt, dass deren Mitglieder mehrheitlich in die Gemeinde „hineingeboren“ wurden, so dass die Gemeinde irgendwann durch regelrechte Familienclans regiert wird und ihr jegliches Frischblut zur Neubelebung fehlt. Da wäre dann eine gewisse Binnenwanderung zwischen den Gemeinden durchaus hilfreich!
Und längst nicht jeder lässt sich durch die Vielzahl der Gemeindeangebote zum „Kanzelhopper“ verführen wie Ingrid und Werner. Binnenwanderung entsteht ja auch beispielsweise dort, wo jemand aus beruflichen Gründen den Wohnort wechselt, was inzwischen, statistisch belegt, eine Mehrheit der Deutschen mehrmals in seinem Leben vollzieht. So jemand sucht sich dann am neuen Ort keinesfalls zwingend eine Kirche oder Gemeinschaft seines bisherigen Verbandes - eine Freiheit, die er sich durchaus nehmen darf.
Und deshalb präsentieren sich die Evangelikalen inzwischen als gut gemixt. Das hat Vor- und Nachteile, bietet Chancen und Gefahren. Betreffend „Level“ hat dies allerdings eine verheerende Folge: Besagter Level pendelt sich nämlich dadurch ein und verfestigt sich quer durch die ganze Christenheit des Landes. So lange, bis er richtigge...

Table of contents

  1. Autor
  2. Widmung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Prolog
  5. 1. Mein größter Feind
  6. 2. Betonierte Omnipräsenz
  7. 3. Gemeindegründung mit „Level“
  8. 4. Unsere Gottesdienste
  9. 5. Die Pflicht zur Gemeinde
  10. 6. Sehnsucht nach „Gemeinde“
  11. 7. „Biblische“ Gemeinde
  12. 8. Verlorene retten?
  13. 9. Zum Beispiel „Willow Creek“
  14. 10. Untauglicher Lebensstil
  15. 11. Zeit für die Gemeinde
  16. 12. Gemeinschaft untereinander
  17. 13. Der Ruf zu Nachfolge
  18. 14. Gemeinde auflösen?
  19. 15. Autoritäten und Vorbilder
  20. 16. Wir züchten den Dünkel
  21. 17. Gott gehorchen
  22. 18. Menschen gehorchen
  23. 19. Die halbe Wahrheit
  24. 20. Zahlen zählen...
  25. 21. Wie denn predigen?
  26. 22. Verweltlichung
  27. 23. Geprägt durch die Bibel?
  28. 24. Der „Zehnte“
  29. 25. Tabuthema „Heilsgewissheit“
  30. 26. Mitglieder und Mitarbeiter
  31. 27. Eindeutige Bibel
  32. 28. Konfliktbewältigung mit Level
  33. 29. Fehlende Erlebnisse
  34. 30. Das „Hausschenkwunder“
  35. 31. Die großen Taten Jesu
  36. 32. Radikalität
  37. 33. Die fehlende geistliche Dimension
  38. 34. Gottes Abwesenheit
  39. 35. Wo stehen wir?
  40. 36. Was muss geschehen?
  41. Epilog
  42. Fünfzehn Jahre später
  43. Referenzen
  44. Weitere Informationen
  45. Impressum