Die Physiker und der Elfenbeinturm
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Die Physiker und der Elfenbeinturm

Wahr oder gut erfunden?

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Die Physiker und der Elfenbeinturm

Wahr oder gut erfunden?

About this book

Wahr oder gut erfunden? Gibt es den Elfenbeinturm oder will man damit die Forscher als Sonderlingen abstempeln? Sind die Aussagen der theoretischen Physik wahr oder fehlt der experimentelle Beweis? Können Physiker einen Beitrag leisten zu religiösen oder philosophischen Fragestellungen? Und wie verhalten sie sich bei den grossen Herausforderungen der heutigen Zeit: Gentechnik, Digitalisierung, Klimawandel? Damit einher geht die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler.

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Die Rolle der Physiker im Theater

Zum Thema:
Wenn Theaterautoren Physiker auf die Bühne bringen, dann zeigen sie, wie sie diese Menschen beurteilen. Dies gilt sowohl für historische als auch für lebende und von ihnen kreierte Personen. Mit dieser Aussensicht ist immer eine Wertung verbunden; was hätten die Wissenschaftler tun sollen oder für was hätten sie einstehen müssen. Das Theater war von jeher eine ‘moralische Anstalt’, und es will beim Publikum etwas bewirken. Dies unterscheidet das Theater – zumindest vordergründig – von Biografien, wobei auch diese die Sicht des Autors wiedergeben. Dabei werden die Handlungen der Menschen, die in einer anderen Zeit und Umwelt gelebt haben, aus heutiger Sicht beurteilt.
Die Autoren
Bertolt Brecht (1898-1956)
Brechts Theaterstücke gehören in die Kategorie des epischen Theaters; ein Gebiet, welches sonst dem Film vorbehalten ist. Seine Werke haben stets einen politischen Hintergrund und Brecht bezeichnete sie als Lehrstücke. Der Zuschauer sollte zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt werden und weniger zum Mitfühlen mit den agierenden Personen. In ‘Leben des Galilei’ stellt Brecht die Verantwortung der Wissenschaft in den Vordergrund.
Michael Frayn (* 1933)
Witz plus Intellekt ist das Markenzeichen des britischen Dramatikers, Satirikers und Journalisten. Meist sind es die Prinzipien Chaos und Ordnung, die für die Konflikte sorgen, aus denen der Engländer Handlungen zu konstruieren weiss, die Spass und Lebensphilosophie gleichzeitig verbreiten. In ‘Kopenhagen’ bringt Frayn Niels Bohr und Werner Heisenberg auf die Bühne. Inhaltlich bezieht sich das Stück auf ein Treffen dieser grossen Physiker 1941, als Deutschland im Krieg Dänemark und Frankreich besetzt hatte. Das Stück sorgte für kontroverse Diskussionen über das Verhalten von Menschen in Kriegszeiten.
Heinar Kipphardt (1922-1982)
Kipphardt verfasste zeitkritische Schauspiele und ist damit ein bedeutender Vertreter des Dokumentartheaters. Grosse Bekanntheit erlangte er durch sein Stück ‘In der Sache J. Robert Oppenheimer’. Dabei geht es um die Verantwortung der modernen Wissenschaft für die Resultate ihrer Forschung. Dabei gerät Oppenheimer in einen Konflikt mit dem Staat, obwohl er sich loyal verhalten will.
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
Mit provokanten und bühnenwirksamen Komödien feierte Dürrenmatt Theatertriumphe. Er hält die Komödie für die einzige dramatische Form, die der Situation der Zeit angemessen ist: Einer Gesellschaft, in der die Machtverhältnisse undurchschaubar sind, das Individuum machtlos und ein allgemeiner Wertekanon nicht mehr vorhanden ist. Das Stück ‘Die Physiker’ zeigt auf, dass es irrelevant ist, wie sich die Wissenschaftler verhalten. Der Wahnsinn geht immer weiter.
Brechts ‘Galilei’4
«Galileis heutiger Bekanntheitsgrad ist nicht zuletzt noch darauf zurückzuführen, dass Bertolt Brecht das ‘Leben des Galilei’ auf die Bühne gebracht und seinem Helden Worte in den Mund gelegt hat, die inzwischen berühmt geworden sind. (E.P. Fischer)» Neben Galilei (1564-1642) ist nur Andrea Sarti als Person mit eigenen Charaktereigenschaften ausgestattet. Die vielen übrigen Akteure wirken Schemenhaft. Dies gilt auch für Kardinal Barberini, den späteren Papst Urban VIII. Andrea Sarti ist keine historische Figur. Er ist 11 Jahre alt, als ihm der 46-jährigen Galilei einige Prinzipien der Physik beibringen will. Später begegnen wir ihm als gelehriger Schüler, der auch Physiker werden will. Er summt ein Liedchen:
Die Schrift sagt, sie steht still. Und die Doktoren
Beweisen, dass sie still steht, noch und noch.
Der Heilige Vater nimmt sie bei den Ohren
Und hält sie fest. Und sie bewegt sich doch.
Beständig verfolgt Galilei sein Ziel, seine Forschung und die darin liegende Wahrheit der Welt zu offenbaren. Dabei kämpft er gegen die überlieferten Autoritäten, insbesondere gegen Aristoteles. Galileo wird im Stück auch mit Menschen konfrontiert, die hart arbeiten müssen, um zu überleben. Ein junger Mönch und Physiker schildert Galilei seine Situation: «Ich bin als Sohn von Bauern aufgewachsen. Es sind einfache Leute. Sie wissen alles über den Ölbaum, aber sonst recht wenig. …. Es geht ihnen nicht gut, aber selbst in ihrem Unglück liegt eine gewisse Ordnung verborgen. …. Wozu ist die Heilige Schrift noch gut, die alles erklärt und als notwendig begründet hat, den Schweiss, die Geduld, den Hunger, die Unterwerfung, und die jetzt voll von Irrtümern befunden wird?»
Galilei: «Mein Lieber, als Belohnung dafür, dass ich zum Beispiel ihren guten Eltern den Seelenfrieden lasse, offeriert mir die Behörde Wein, den sie keltern im Schweisse ihres Antlitzes, das bekanntlich nach Gottes Ebenbild geschaffen ist. …. Aber wenn sie in Bewegung kommen und denken lernen, werden ihnen auch die schönsten Bewässerungsanlagen nichts nützen. Zum Teufel, ich sehe die göttliche Geduld ihrer Leute, aber wo ist ihr göttlicher Zorn?»
Am 22. Juni 1633 als Galilei vor der Inquisition die Lehre von der Bewegung der Erde widerruft, kann Andrea Sarti nicht glauben, dass dies geschehen wird. «Wer die Wahrheit nicht weiss, ist bloss ein Dummkopf. Aber wer sie weiss und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.» «Unglücklich das Land, das keine Helden hat!» meint Sarti, worauf Galilei antwortet: «Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.»
Im entscheidenden Teil des Stücks ist Galilei 78 Jahre alt und praktisch blind. Andrea Sarti ist über 40 Jahre und macht sich auf nach Holland. In den vergangenen neun Jahren seit dem Prozess haben die beiden sich nicht wiedergesehen. Da Sarti seinen ehemaligen Lehrer verachtet, beginnt das Gespräch sehr verhalten. Andrea zeigt seine Niedrigschätzung für Galilei und für dessen einstiges Handeln unmissverständlich.
Andrea: «Ich werde die Nacht durchfahren, um die Grenze morgen früh überschreiten zu können. Kann ich gehen?»
Galilei: «Ich weiss nicht, warum du gekommen bist, Sarti.» Und nach einer Pause: «Ich habe wieder geschrieben. … Ich schrieb die ‘Discorsi’ fertig.»
Andrea: «Was? Die ‘Gespräche’ betreffend zwei neue Wissenszweige: Mechanik und Fallgesetze?»
Hier nimmt das Gespräch eine Wendung. Das anfängliche Misstrauen Andreas wandelt sich in Begeisterung für seinen ehemaligen Lehrer. Galilei berichtet, dass er die letzten Reste seiner Bequemlichkeit aufs Spiel gesetzt und heimlich eine Abschrift erstellt habe.
Galilei: «Die Abschrift liegt im Globus. Solltest du erwägen, sie nach Holland mitzunehmen, würdest du die gesamte Verantwortung zu schultern haben.»
Andrea, nun überzeugt von Galileis moralischer Unschuld und überwältigt von der Freude über seine Abschrift, entschuldigt sich für seine Verleumdungen gegen Galilei und dieser erkennt im Gegenzug die Notwendigkeit von Andreas Handeln an. Im dritten Teil des Dialogs geht es um Grundsätzliches. War der Widerruf ein Verrat an der Wissenschaft oder diente er weiterer Ziele? – Für Andrea ist jetzt die Fertigstellung der ‘Discorsi’ ein Ziel, welches das Verhalten von Galilei rechtfertigt.
Andrea: «Die Wissenschaft kennt nur ein Gebot: den wissenschaftlichen Beitrag.»
Galilei: «Und den habe ich geliefert. Willkommen in der Gosse, Bruder in der Wissenschaft und Vetter im Verrat!»
Galilei setzt zu einem grösseren Monolog an: «Wissenschaft handelt mit Wissen, gewonnen durch Zweifel.»
Er geht dann mit den Fürsten, Grundbesitzer und Geistlichen ins Gericht: «Das Elend der Vielen (Untertanen) ist alt wie das Gebirge und wird von der Kanzel und Katheder herab für unzerstörbar erklärt. … Aber wie können wir uns der Menge verweigern und doch Wissenschaftler bleiben? … Ich halte dafür, dass das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern. Wenn Wissenschaftler sich damit begnügen, Wissen um des Wissens willen anzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden.» Dann kommt eine zentrale Aussage des Stücks: «Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler etwas wie den hippokratischen Eid der Ärzte entwickeln können, das Gelöbnis, ihr Wissen einzig zum Wohle der Menschheit anzuwenden!» …. «Ich habe meinen Beruf verraten. Ein Mensch, der das tut, was ich getan habe, kann in den Reihen der Wissenschaftler nicht geduldet werden.»
Andrea: «Aber ich kann mir nicht denken, dass ihre mörderische Analyse das letzte Wort sein wird.» Nach einer Warnung vor den Verhältnissen in Deutschland – es herrscht immer noch der dreissigjährige Krieg – geht Andrea.
Bert Brecht ist kein Historiker und will auch keiner sein. Er ist ein politischer Schriftsteller, der sich mit den Fragen der Gegenwart auseinandersetzt. Nach Brecht dient wissenschaftliche Arbeit dem gesellschaftlichen Kampf zwischen dem Herrschaftsapparat der kirchlichen Obrigkeit und den elementaren Bedürfnissen der armen Leute. Er suggeriert im Theaterstück, dass die einfachen Leute sich auch gegen die Obrigkeit aufgelehnt hätten, wenn Galilei standhaft geblieben und nicht vor der Inquisition in die Knie gegangen wäre.
Frayns ‘Heisenberg’5
Im Theaterstück treten Niels Bohr, seine Frau Margarethe und Werner Heisenberg auf. Sie sind alle verstorben und treffen im Jenseits aufeinander. Und sie diskutieren miteinander, was damals 1941 in Kopenhagen geschah. Dabei kommt Margarethe Bohr eine wichtige Rolle zu. Während die Männer viel über die Quantenphysik diskutieren, konfrontiert sie Heisenberg mit kritischen Fragen. Menschlich berührend ist der Schluss des Stücks, als Heisenberg seine Reise durch das besiegte und zerstörte Deutschland erzählt.
Hier einige Auszüge der Dialoge:
Erster Akt:
Margarethe: «Alle diese Menschen, die nach Kopenhagen gekommen sind, um mit dir zu arbeiten waren gut.»
Bohr: «Und je mehr ich daran zurückdenke, umso mehr glaube ich, dass Heisenberg der grösste von allen war. Wenn man bedenkt, dass er das erste Mal ...

Table of contents

  1. Zu diesem Buch
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Widmung
  4. Vorwort
  5. Die Physiker im Elfenbeinturm - Hawking und Laughlin
  6. Die Physiker und das anthropische Prinzip - Nussbaumer und Gassner
  7. Die Physiker und die Krise im Elfenbeinturm - Weinberg und Hossenfelder
  8. Die Physiker und die Religion - Einstein und Lemaître
  9. Die Physiker und die Philosophie - von Weizsäcker und Feynman
  10. Die Physiker und die Psychologie - Pauli und Jung
  11. Die Physiker und die Kommunikation - Dirac und Scherrer
  12. Die Physiker und die Biophysik - Schrödinger und Watson
  13. Die Physiker und die Digitalisierung - Leonardo und Zuckerberg
  14. Die Physiker und der Klimawandel - Capra und Gates
  15. Die Physiker und die Politik - Archimedes und Heisenberg
  16. Die Rolle der Physiker im Theater
  17. Glossar
  18. Über den Autor
  19. Impressum