1 Musik ist etwas Wunderbares
Musik begleitet uns durch unser Leben. Manche Menschen singen bereits am Morgen unter der Dusche, oder sie lassen auf der Fahrt zur Arbeit im Auto das Radio laufen. Manche hören auch tagsüber Musik, während sie arbeiten, oder während sie zu Hause verschiedene Hausarbeiten verrichten. Viele Menschen gehen gerne hin und wieder in ein Konzert, ins Theater oder ins Kino, und auch beim Fernsehen zu Hause werden viele Filme von Musik untermalt. Sogar beim Einkaufen im Kaufhaus oder im Supermarkt dringt Musik an unsere Ohren. Selbst wenn wir es nicht immer bewusst wahrnehmen, so sind wir dennoch sehr oft von Musik umgeben.
Auch manche entscheidenden Erlebnisse in unserem Leben, wie ein runder Geburtstag, das erste Verliebt-Sein, unsere Hochzeit, die Geburt eines Kindes, oder auch einfach nur die Fahrt in den Urlaub bringen wir mitunter mit Musik in Verbindung, - vielleicht sogar mit einem ganz bestimmten Song oder mit irgendeinem bekannten Musikstück. Sobald wir diese Musik hören, werden ganz automatisch unsere Erinnerungen an die damit verbundenen Begebenheiten in unserem Leben wieder wach.
Auch so mancher Song, den wir im Radio hören, setzt sich wie ein „Ohrwurm“ in unserem Kopf fest, und wir „hören“ ihn selbst dann noch, wenn das Radio gar nicht mehr läuft.
Musik berührt uns also ganz unmittelbar. Sie weckt Gefühle in uns und sie kann unsere Stimmung beeinflussen. Je nachdem, welche Musik wir hören, werden wir fröhlich und ausgelassen, bekommen Lust, zu tanzen und uns zur Musik zu bewegen, oder wir werden melancholisch, sehnsüchtig oder auch traurig. Es gibt sogar Musik, die unsere Seele so tief bewegt, dass sie uns zu Tränen rührt.
Um wie vieles ärmer wäre da ein Leben ohne Musik!
So gesehen ist es dann doch etwas wirklich Wunderbares, wenn du in der Lage bist, selbst Musik zu machen, und zwar die Musik, die dir gefällt, die du ganz persönlich liebst, die deine Seele berührt und mit der du deine eigenen Emotionen zum Klingen bringen kannst. Wie heißt es doch in einer altbekannten Filmmusik:
„Man müsste Klavier spielen können …!“
Vermutlich hast, da du ja dieses Buch liest, die Entscheidung getroffen, Klavier spielen zu lernen. Oder du hast bereits damit angefangen. Vielleicht bist du aber auch schon eine ganze Weile dabei und kannst daher schon richtig gut Klavier spielen! Oder aber du hast schon lange davon geträumt, es zu erlernen, und möchtest diesen Traum nun endlich verwirklichen.
Es ist gut möglich, dass du, so wie ich, in deiner Kindheit oder Jugend bereits Klavierstunden hattest, dann aber irgendwann wieder mit dem Klavier-Spielen aufgehört hast, weil du die Lust verloren hast. Vielleicht möchtest du deshalb gerade jetzt diese Fähigkeiten wieder aufleben lassen. Oder aber dieser Wunsch ist bei dir noch ganz neu. Vielleicht hast du ja jemandem, der ganz toll Klavier spielen kann, dabei zugehört und warst so begeistert davon, dass du das auch können möchtest. Wahrscheinlich träumst du dann davon, - so wie fast jeder, der Klavier spielen lernt -, dass du irgendwann in der Lage bist, deine Finger auch so souverän über die Tasten gleiten zu lassen und dem Klavier ebenfalls so wunderbare Musik zu entlocken.
Ganz egal, in welchem Stadium deines Lernprozesses du dich aktuell gerade befindest, - ob du erst noch am Anfang stehst oder schon fortgeschrittener bist –dieses Buch kann ein guter Wegweiser und Begleiter für dich sein! Denn du bekommst hier eine Fülle von Techniken, Tipps und Tricks, mit denen du leichter, besser und schneller lernen und vorwärts kommen kannst.
Doch eines ist dabei ganz besonders wichtig: Dieses Buch kann dir beim Lernen und Üben helfen, es kann jedoch das aktive und praktische Üben am Instrument niemals ersetzen! Du wirst nicht automatisch zu einem besseren Klavierspieler, wenn du dieses Buch gelesen hast. Du musst die hier vorgestellten Techniken und Übe-Strategien auch wirklich anwenden und an den Tasten umsetzen! Wenn du das tust, dann kann dieses Buch dir wirklich dabei helfen, deine Übe-Sitzungen so zielgerichtet und effektiv zu planen und zu gestalten, dass du schneller Fortschritte erzielst und auf diese Weise im Lauf der Zeit wirklich immer besser Klavier spielen lernst.
2 Wo soll deine Reise hingehen?
Eine ganz wichtige Frage vorab:
Warum möchtest du gerne Klavier spielen lernen?
Vermutlich fragst du dich jetzt, was diese Frage soll? - Aber glaube mir, sie ist wirklich wichtig! Denn wenn du das Klavier-Spielen erlernen möchtest, dann solltest du dir zunächst einmal Gedanken darüber machen, was dabei dein wichtigstes übergeordnetes Ziel ist.
Warum ist das wichtig?
Vielleicht hast du schon des Öfteren im Leben gute Vorsätze gefasst und hast sie dann doch nicht wirklich in die Tat umgesetzt oder nicht wirklich längerfristig durchgehalten.
Wenn du jemandem, der richtig toll Klavier spielen kann, zuhörst und dabei auf die Finger schaust, dann taucht dabei nur allzu schnell der Gedanke auf: „Ich will auch Klavier spielen lernen!“ Es ist leicht, so einen Wunsch zu formulieren. Nicht ganz so leicht ist es dagegen, dieses Vorhaben dann auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, und vor allem auch dauerhaft dran zu bleiben und alles Notwendige dafür zu tun, um dieses Ziel auch wirklich zu erreichen! Denn gerade dieses „Dran bleiben“ ist auf längere Sicht nicht immer bequem und einfach!
Wenn es dein Ziel ist, richtig gut Klavier spielen zu lernen, dann solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du dieses Ziel nicht bereits innerhalb weniger Wochen erreichen wirst, - und auch nicht innerhalb einiger weniger Monate. Es steckt nämlich viel Fleiß und Arbeit dahinter, bis du wirklich richtig gut Klavier spielen kannst!
Du brauchst Zeit, Geduld, Fleiß und Durchhaltevermögen!
Es kann, je nachdem wie fleißig du übst und wie konsequent du am Ball bleibst, trotz allem einige Jahre dauern, bis du so gut bist, wie du dir das erträumt hast. Du brauchst also ziemlich viel Durchhaltevermögen und einen gut durchdachten Plan, wie du dein großes Ziel am Ende wirklich erreichen kannst!
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht entmutigt! Aber prinzipiell ist es besser, den Tatsachen von Anfang an ins Auge zu schauen und dir wirklich im Klaren darüber zu sein, auf welche Reise du dich da begibst. Denn wenn du dabei ein ganz konkretes Ziel vor Augen hast, dann kann dich das ungeheuer motivieren, auch wirklich dran zu bleiben, selbst wenn es dir einiges an Energie und Fleiß abverlangt. Auf der anderen Seite wirst du ein Ziel, hinter dem du nicht wirklich voller Überzeugung stehst, mit Sicherheit nicht dauerhaft weiter verfolgen. Denn gerade bei solchen längerfristigen Vorhaben besteht sonst allzu leicht die Gefahr, dass deine anfängliche Begeisterung schnell wieder nachlässt, du deine Motivation verlierst und dann vielleicht schon allzu bald wieder aufgibst und aufhörst.
Das aber wäre extrem schade! Denn diese Reise ins Land des Klavier-Spielens und der Klaviermusik ist eine ausgesprochen schöne, spannende, bereichernde und oft auch beglückende Reise, die immer wieder viele wunderbare und interessante Erfahrungen und Erlebnisse für dich bereit hält.
Damit es dir leichter fällt, am Ball zu bleiben und durchzuhalten, solltest du dir daher deine wichtigsten Gründe dafür, warum du so gerne Klavier spielen lernen willst, ganz deutlich bewusst machen. Dann kannst du es dir auch dann, wenn es mal ein bisschen schwieriger für dich wird, wenn deine Motivation nachlässt und du vielleicht ein bisschen haderst oder gar verzweifelst, wieder in Erinnerung rufen. Das kann dir sehr dabei helfen, auch so manche „Durststrecken“ zu überstehen. Denn glaube mir: Auch bei dir wird es hin und wieder solche „Durststrecken“ oder „Durchhänger“ geben, und es ist sehr wichtig, dass du dich dann nicht entmutigen lässt, sondern dein großes Ziel im Auge behältst.
Frage dich daher:
- Aus welchem Grund möchte ich Klavier spielen können?
- Wie wichtig ist es mir, dass ich es kann? Wo liegen meine allerwichtigsten Beweggründe?
Denn nur ein Ziel, das dir auch auf Dauer und über einen längeren Zeitraum hinweg wirklich wichtig ist, wirst du auch konsequent weiterverfolgen.
Wenn du diese Frage jetzt nicht so einfach beantworten kannst, dann hilft es dir vielleicht, wenn du dir einfach einmal vorstellst, wie es wäre, wirklich richtig gut Klavier spielen zu können. Versuche es dir so konkret und bildhaft wie möglich vorzustellen. Du darfst dabei auch ruhig ein bisschen träumen.
Vielleicht möchtest du ja irgendwann einmal selbst „die Bühne erobern“. Oder du hättest große Lust, mit Freunden zusammen in einer Band zu spielen. Vielleicht möchtest du aber auch einfach nur deiner Familie oder deinen Freunden hin und wieder etwas vorspielen können. Oder du möchtest einfach nur für dich selbst und zu deinem ganz persönlichen Vergnügen Musik machen können. Welches auch immer deine ganz persönlichen Beweggründe sind, mach sie dir deutlich bewusst! Deshalb hier noch einmal die Frage: Was ist dein allerwichtigstes Ziel?
Damit du dieses Ziel nicht aus den Augen verlierst, solltest du es dir wirklich konkret aufschreiben! Du kannst dafür einfach ein Blatt Papier nehmen, es dort mit großen Buchstaben aufschreiben und dir dieses Blatt dann vorne in deine Klavier-Mappe mit deinen Übe-Stücken legen. Du kannst es aber auch auf die erste Seite deines Übe-Tagebuchs schreiben. Wichtig ist, dass du dafür einen Platz wählst, wo du es regelmäßig siehst!
Wie Studien zeigen, macht es nämlich einen großen Unterschied, ob du dir deine Ziele nur im Kopf vorstellst, oder ob du sie auch wirklich konkret aufschreibst. Durch das Aufschreiben sorgst du nämlich dafür, dass dein Gehirn das Ganze als eine Art „Vertrag mit dir selbst“ betrachtet, eine verbindliche Vereinbarung, mit der du deutlich machst, dass es dir wirklich wichtig ist.
In dem Moment, wo du es aufschreibst, wird es zu einer „festgeschriebenen Tatsache“. Das wiederum signalisiert deinem Gehirn und deinem Unterbewusstsein, dass du auch tatsächlich bereit bist, auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Verstärkt wird das Ganze noch dadurch, dass du diese schriftliche „Vereinbarung“ mit dir selbst auch immer wieder liest. Daher ist es sinnvoll, wenn du das Papier dort deponierst, wo du es immer wieder vor Augen hast. Du kannst es natürlich auch an deine Kühlschranktür oder über dein Klavier hängen. Oder du nutzt die dafür vorgesehene Seite in diesem Buch. Denn ich hoffe ja, dass du dieses Buch nicht nur einmal schnell durchliest und dann zur Seite legst oder ins Regal stellst, sondern dass du regelmäßig damit arbeitest und es für dich während deines Lernprozesses zu einem ständigen nützlichen Begleiter wird.
Wichtig ist, dass du dein übergeordnetes Ziel immer wieder klar und deutlich vor Augen hast, sodass du immer wieder daran erinnert wirst, damit es dich darin bestärkt, kontinuierlich daran zu arbeiten.
Denn bei aller Motivation und Begeisterung solltest du dir auch darüber im Klaren sein, dass du im Verlauf deines Lernprozesses immer wieder verschiedene Phasen durchlaufen wirst:
Es wird Phasen geben, in denen alles gut und rund läuft und du das Gefühl hast, wirklich Fortschritte zu machen. Solche Phasen sind sehr motivierend und helfen dir, weiter dran zu bleiben.
Es wird aber auch Phasen geben, in denen du vielleicht nicht so schnell vorankommst, wie du dir das wünscht, oder in denen deine Fortschritte vielleicht sogar stagnieren. Das kann ziemlich frustrierend sein. Dann kann es unter Umständen sogar passieren, dass du einen „Durchhänger“ hast, zu zweifeln beginnst oder die Lust verlierst.
Gerade in solchen Phasen ist es ganz besonders wichtig, dass deine Motivation nicht verloren geht und du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst. Dann kann es dir enorm helfen, wenn du auf dein übergeordnetes Ziel schaust, um es dir wieder deutlich ins Bewusstsein zu rufen.
Wenn du dan...