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Man darf auch Fehler machen. Aber manche davon sind so katastrophal, dass unsere freikirchlichen Gemeinden daran zu Grunde gehen. Dieses Buch schildert zehn Grundsatzfehler, mit denen es "Jesus-Nachfolger" absolut verkehrt herum anpacken.
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Information
1. Unsere Meinung statt Gottes Meinung
Gott hat uns durch die Bibel zu vielen Lebens- und Glaubensfragen klare Statements gegeben. Wir bezeichnen deshalb die Bibel als âGottes Wortâ und proklamieren, dass sie die oberste und göttlich angeordnete Instanz fĂŒr unser Denken, Leben und Handeln sei.
Gelebte Praxis ist aber, dass wir der Bibel weitgehend bis gar nicht gestatten, uns und unser Leben zu interpretieren. Stattdessen interpretieren wir die Bibel. Und zwar folgendermaĂen:
Start- und Ausgangspunkt ist in aller Regel unser angewöhnter Lebens- und Frömmigkeitsstil, unsere bisherigen Alltags- und Glaubenserfahrungen und unsere eingeĂŒbten Sichtweisen. Oder kurz gesagt: Startpunkt sind immer wir! Unser Denken, unsere Meinung, unser Empfinden, unsere Erfahrung.
Aus dieser Position heraus schlagen wir die Bibel auf und schauen, was sie uns (noch) zu sagen hat. Und lesen dann â von unserem Standpunkt ausgehend â Bibelverse und Bibeltexte in unsere Situation hinein. Wir interpretieren sie konsequent und ungehemmt immer jeweils passend zu unserer Meinung, oftmals sogar haarstrĂ€ubend kontext- und bedeutungsfrei. Wir lesen also nicht das, was da steht oder was Gott uns sagen möchte, sondern wir lesen das, was âeigentlich da stehen sollteâ und was zu unseren bereits vorgefassten Standpunkten passt. Bestenfalls darf das Wort Gottes dann den einen oder anderen Standpunkt nochmals etwas feiner justieren, die eine oder andere bereits erarbeitete Ansicht entweder bestĂ€rken oder relativieren oder den einen oder anderen Aspekt zu unserer lĂ€ngst gebildeten Meinung noch hinzufĂŒgen. Mehr aber nicht.
Damit ist die Bibel natĂŒrlich nicht mehr âGottes Wortâ, sondern wird de facto nur noch als âBruchsteinhaldeâ fĂŒr Meinungszementierungen missbraucht. Denn in letzter Konsequenz lesen wie die Bibel dann praktisch ausschlieĂlich nur noch unter dem Aspekt âSo sehe ich das â wo sind jetzt die Bibelstellen, die das bestĂ€tigen?â
Ich möchte das mal an einem Beispiel deutlich machen. Nicht irgendein Beispiel ĂŒbrigens, sondern eines, das - vom sogenannten âZeitgeistâ aufgezwungen â momentan praktisch die ganze evangelikale Christenheit in die Irre fĂŒhrt. Schon seit Jahrzehnten, und zwar ununterbrochen.
Galater 3,28:
Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.
Die Bibelstelle, die wir momentan durchgehend âvergewaltigtâ auslegen, ist Galater 3,28. Bekanntlich wird diese Bibelstelle immer dann zitiert, wenn es um die âStellung der Frauâ geht. Und zwar fast immer als einzige (!) Bibelstelle, die angeblich die âgleichberechtigteâ Stellung der Frau nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in unseren Gemeinden begrĂŒnden soll. Es wird uns mit Bezug auf diese Bibelstelle nĂ€mlich weisgemacht, dass Paulus (und damit die Bibel und somit auch Gott) die grundsĂ€tzliche Gleichstellung der Frau hiermit proklamiere, und zwar Gleichberechtigung in allen Belangen, denn Paulus schreibe doch explizit: ââŠes ist nicht Mann noch Frauâ!
An diesem Auslegungs-Beispiel â das weitreichende theologische, humanitĂ€re und vor allem auch seelsorgerliche Konsequenzen nach sich zieht! â lĂ€sst sich sehr schön darstellen, wie ein festgelegtes VorverstĂ€ndnis eine klare biblische Aussage regelrecht vergewaltigen und ins Gegenteil verdrehen kann. Solange, bis das falsche VerstĂ€ndnis zur allerseits gewohnten SelbstverstĂ€ndlichkeit wird und dann niemandem mehr auffĂ€llt.
Denn die eben genannte âbiblischeâ Argumentation grenzt eigentlich an bewusste IrrefĂŒhrung. Auch der theologisch ungebildete Bibelleser kann nĂ€mlich unschwer feststellen, dass die Formulierung von Paulus âhier ist nicht Mann noch Frau!â (Luther-Ăbersetzung) lautet, womit man zwingend zum Schluss kommen muss, dass Paulus durch dieses âhierâ die Gleichheit zwischen Mann und Frau nur in einer bestimmten Beziehung konstatiert. Das âhierâ, das von Luther ĂŒbrigens völlig korrekt aus dem Griechischen ĂŒbersetzt worden ist (der griechische Urtext beinhaltet eine Art âOrtsangabeâ, die man z.B. auch als âdarinâ ĂŒbersetzen könnte), verweist auf den Zusammenhang, in dem der Vers steht: nĂ€mlich auf das âChristus durch die Taufe angezogen habenâ im vorhergehenden Vers 27 sowie auf das âeiner sein in Christusâ am Ende von Vers 28. Die paulinische Proklamation einer Gleichheit von Mann und Frau bezieht sich also eindeutig auf die Stellung von Mann bzw. Frau in Bezug auf Jesus. âHierâ beziehungsweise âdarinâ, nĂ€mlich in der Stellung vor Jesus, sind Mann und Frau gleich. Genau darin - und nur darin!
Galater 3,27:
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.
Das schreibt Paulus in diesem Galater-Bibelvers. Ăber eine mögliche Gleichheit von Mann und Frau in irgendeinem anderen Bereich (z.B. betreffend LeitungsfĂ€higkeiten, Aufgabenzuteilungen, Begabungen, Charaktermerkmale usw.) sagt dieser Satz schlicht gar nichts aus. Auch wenn es wieder und wieder, im Brustton tiefster Ăberzeugung und von einer feministischemanzipatorisch beflĂŒgelten Mehrheit behauptet wird.
Der Vers ist folglich nicht anwendbar, wenn es um Gleichstellung der Frau geht â es sei denn, es geht um die gleiche Stellung von Mann und Frau âvor Christusâ, also um ihre gleiche Stellung als âErlöste, die ihm gehörenâ. âHierâ sind sie gleich. Der unmittelbare Kontext in Verbindung mit dem paulinischen âhierâ oder âdarinâ fĂŒhrt jede andere Auslegung ad absurdum.
Dieses âhierâ wird in Galater 3,28 von Paulus sogar mehrfach wiederholt, damit es auf keinen Fall ĂŒbersehen werden kann! Weil es eben nicht ĂŒbersehen werden darf, denn er will mit dem mehrfachen âhierâ explizit darauf hinweisen, dass die Gleichheit zwischen Mann und Frau keinesfalls als generell interpretiert werden soll, sondern streng eingegrenzt bleiben muss auf den Bereich âStellung vor Christusâ.
Um Galater 3,28 richtig zu verstehen, lese man einfach mal den Vers laut vor sich her und betone dabei immer explizit das Wort âhierâ: Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Und schon hat man die eigentliche Bedeutung des Verses, so wie Paulus ihn gemeint hat, erfasst. Und man versteht, dass dieser Vers genau das Gegenteil der gĂ€ngigen feminismusverseuchten Auslegung, Paulus wĂŒrde hier einer grundsĂ€tzlichen Gleichheit das Wort reden, proklamiert.
1. Korinther 12,13:
Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getrÀnkt.
Dieses korrekte VerstĂ€ndnis von Galater 3,28 wird bestĂ€tigt, wenn man andere biblische Belegstellen vergleichend zu Rate zieht, beispielsweise die Parallelstelle in 1. Korinther 12,13. Auch hier ist völlig unstrittig, dass Paulus nicht etwa die grundsĂ€tzliche und vollumfĂ€ngliche Gleichstellung von Juden und Griechen oder von Sklaven und Freien meint, sondern auch an dieser Stelle betrifft die Gleichstellung nur einen einzigen Aspekt, nĂ€mlich die AusrĂŒstung mit dem Heiligen Geist. Niemand wĂŒrde sich in die absurde Behauptung versteigen, auch bei diesem Vers wĂŒrde Paulus Juden und Griechen oder sogar Sklaven und Freie als âgrundsĂ€tzlich gleichâ proklamieren.
Warum also sollte das in Galater 3,28 anders sein? Warum sollte der strukturell genauso formulierte Galater-Vers plötzlich âvollumfĂ€nglichâ gemeint sein?
Paulus hebt auch an vielen anderen Stellen explizit die Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen bzw. Menschgruppen nicht auf, etwa in 1. Korinther 1,22 bezĂŒglich Juden und Griechen oder in Epheser 6,5 bezĂŒglich Sklaven und deren Herren.
1. Korinther 1,22:
Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach WeisheitâŠ
Epheser 6,5:
Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und ZitternâŠ
Die Unterschiede bleiben bestehen!
Und genauso hebt er die Unterschiede betreffend Mann und Frau nirgends grundsĂ€tzlich auf, wie zum Beispiel 1. Korinther 14,33+34 oder Kolosser 3,18+19 belegen. WĂŒrde er einer grundsĂ€tzlichen Gleichheit bzw. Gleichstellung der Geschlechter das Wort reden, hĂ€tte er diese Verse niemals so formulieren dĂŒrfen.
1. Korinther 14,33+34:
Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in den Gemeindeversammlungen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.
Kolosser 3,18+19:
Ihr Frauen, ordnet euch euren MĂ€nnern unter, wie sich's gebĂŒhrt in dem Herrn. Ihr MĂ€nner, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.
Es ist bei Paulus also eindeutig belegbar, dass die Gleichstellung von Mann und Frau nicht vollumfĂ€nglich und fĂŒr alle Lebensbereiche gemeint sein kann. Er unterscheidet durchaus, in welchem Zusammenhang die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen und in welchem sie aufgehoben sind: In Bezug auf das âin Christus seinâ sind sie aufgehoben, betreffend Stellung und Rolle der Frau in Gesellschaft und Gemeinde nicht. Jedem ernsthaften Bibelleser mĂŒsste das eigentlich einleuchtend sein.
Wie kann es denn aber trotzdem zu einer solchen Verdrehung einer klaren und eindeutigen biblischen Aussage kommen? Doch wohl nur dadurch, dass man an die Bibel herantritt mit eben jenem VorverstĂ€ndnis âSo sehe ich das â wo sind die Bibelstellen, die das bestĂ€tigen?â
Im vorliegenden Fall also mit dieser Vorgabe: âIch will unbedingt die grundsĂ€tzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau als biblisch darstellen â welchen Vers könnte ich dazu zitieren?â
Und dann kommt man auf Galater 3,28 inklusive der unverfrorenen Peinlichkeit, dass jedem halbwegs aufmerksamen Bibelleser sofort auffĂ€llt, dass diese Bibelstelle eigentlich genau das Gegenteil aussagt, nĂ€mlich, dass Mann und Frau eben gerade nicht gleich sind, auĂer in ihrer Stellung vor Gott bzw. Christus. Sogar zwingend: Gleichheit ausdrĂŒcklich nur diesbezĂŒglich, ansonsten aber keinesfalls!
Es ist nicht nur erstaunlich, sondern es erschĂŒttert mich regelrecht, wie viele eigentlich ernst zu nehmende Christen diesen Vers dermaĂen vergewaltigen und auch noch stur und uneinsichtig weiter darauf beharren, selbst wenn man ihnen den Irrtum biblisch nachweist. Und es stimmt bedenklich, wie viele völlig ungeprĂŒft und ohne eigenes Nachdenken darauf hereinfallen.
Noch absurder kann eine Bibelstelle schwerlich missbraucht werden. Es zwingt sich die Erkenntnis auf, dass manche Christen gewisse Standpunkte so verinnerlicht und zementiert haben, dass sie nicht mehr bereit und wahrscheinlich auch nicht mehr in der Lage sind, unvoreingenommen einfach das zu lesen, was tatsÀchlich in der Bibel steht.
Da hat Gottes Wort dann schlicht keine Chance mehr.
***
Aber glauben wir wirklich, dass Galater 3,28 die einzige Bibelstelle ist, bei der wir âversehentlichâ Gottes Meinung durch unsere Meinung ersetzen â und es noch nicht einmal merken, obwohl es deutlich und schwarz auf weiĂ völlig anders da steht, ja vielleicht sogar, wie im vorliegenden Beispiel, genau umgekehrt?
Der Verdacht liegt nahe, dass uns das auch noch bei anderen biblischen Aussagen passieren könnteâŠ
Wie gehen wir denn beispielsweise derzeit mit den gerade aktuellen Anfragen zum Thema âHomosexualitĂ€tâ oder zur âEhe fĂŒr alleâ um? Auch bei diesen Themen ist oftmals geradezu peinlich offensichtlich, wie unsere Meinung ĂŒber das Wort Gottes gestellt wird: Das Ergebnis steht jeweils lĂ€ngst fest, bevor dazu die Bibel aufgeschlagen wird! Gott erhĂ€lt de facto keine Chance, dass seine durch die Bibel geoffenbarte Sicht zu diesen Themen auch nur diskutiert, geschweige denn akzeptiert wĂŒrde. NatĂŒrlich hat er uns zu beiden Themen seine Grundhaltung sowie klare Anweisungen zum Umgang mit ihnen offenbart. Diese erschlieĂen sich aber nur dem, der sich traut, die Bibel âergebnisoffenâ zu lesen. Genau das wird aber tunlichst vermieden, sobald man ahnt, dass das Ergebnis nicht wie gewĂŒnscht ausfallen könnte.
Weil es nun aber so peinlich offensichtlich ist, dass wir auch bei diesen Themen unsere Ansichten der Bibel ĂŒberstĂŒlpen, statt Gottes Wort ernsthaft danach zu befragen, werden bibeltreue âGegnerâ auch im evangelikalen Bereich mit Gewalt mundtot oder zumindest lĂ€cherlich gemacht, so dass diese selbst in der eigenen Gemeinde nicht mehr wagen, den unbiblisch lĂ€sterlichen Mainstream bei den Themen âHomosexualitĂ€tâ und âEhe fĂŒr alleâ in Frage zu stellen!
Und was bei den groĂen Themen funktioniert, machen wir natĂŒrlich genauso in unserem kleinen, persönlichen Rahmen:
- FĂŒr unseren kleinkarierten Geiz, wenn es um finanzielle UnterstĂŒtzung von Gottes Sache geht, suchen wir uns alttestamentliche Stellen, mit denen wir unseren ĂŒberbordenden Wohlstand mit âsichtbarem Segen Gottesâ rechtfertigen können â unbesehen davon, dass Jesus im Neuen Testament eine ganz klare, aber eben durchaus unbequeme Linie bezĂŒglich persönlichem Reichtum und Wohlstand vor...
Table of contents
- Ăber den Autor
- Motto
- Inhaltsverzeichnis
- Darum gehtâs
- 1. Unsere Meinung statt Gottes Meinung
- 2. âWeiter soâ statt Umkehr
- 3. Zementierung statt Heiligung
- 4. Mammon statt Jesus
- 5. Mitschwimmen statt dagegenhalten
- 6. Mir statt dir
- 7. Opportunismus statt Leitung
- 8. EmotionalitÀt statt Auftrag
- 9. Methodensuche statt Hingabe
- 10. âJesus, folge mir nach!â
- AusschlieĂlich Gnade
- Weitere Informationen
- Impressum