The Neolithic period is the epoch of European prehistory during which humans settled down and began to practice agriculture. The age of the great Ice Age hunters was finally over. The process was accompanied by far-reaching social changes. The archaeological sources show that there was a significant change in demographic and social structures, with the emergence of territoriality and private property. In addition, humans started to intervene increasingly in the environment, reshaping it according to their needs. The process that was set in motion then has continued to the present day. This volume examines various aspects of the earliest agricultural societies, and clarifies the far-reaching consequences of the developments that started in the Neolithic period.
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1Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â EinfĂŒhrung: eine Gebrauchsanleitung fĂŒr das Buch
Die Jungsteinzeit (Neolithikum, Ă€lteste Daten aus SĂŒdosteuropa im 7. Jahrtausend v. Chr.) ist die Epoche der europĂ€ischen PrĂ€historie, in der die Menschen sesshaft werden und beginnen, Landwirtschaft zu betreiben. Die Zeit der groĂen EiszeitjĂ€ger oder generell der mobilen Wildbeutergruppen (Alt- und Mittelsteinzeit) ist vorbei. Damit markiert sie das Ende der lĂ€ngsten Epoche unserer Menschheitsgeschichte, in der rĂŒckblickend wesentliche Entwicklungen stattfanden, die unser Leben bis heute prĂ€gen.
Mit den AnfĂ€ngen der Nahrungsmittelproduktion gehen nicht nur ökonomische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche VerĂ€nderungen einher. Die archĂ€ologischen Quellen reflektieren u. a. einen bedeutenden Wandel demographischer und sozialer Strukturen. Die Entstehung von TerritorialitĂ€t und Privatbesitz wird diskutiert. DarĂŒber hinaus greift der Mensch nun verstĂ€rkt in seine Umwelt ein und gestaltet diese seinen BedĂŒrfnissen entsprechend um. Der Prozess, der in Gang gesetzt wird und der im Lauf der nachfolgenden Jahrtausende z. B. zum RĂŒckgang der BiodiversitĂ€t, zur VerĂ€nderung unserer Landschaft durch Erosions- und Akkumulationsprozesse im Zuge von Entwaldung und landwirtschaftlicher Nutzung oder zur VerĂ€nderung der AtmosphĂ€re gefĂŒhrt hat, dauert bis heute an und ist unumkehrbar. Damit werden in der Jungsteinzeit die wesentlichen Weichen fĂŒr die weitere Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft gestellt.
Wichtige Wurzeln unserer Gesellschaft liegen also in der »Steinzeit« â ein Begriff, mit dem wir in unserer Alltagssprache Eigenschaften wie »alt«, »verstaubt« oder gar »rĂŒckstĂ€ndig« assoziieren. Und in der Tat sprechen wir hier ĂŒber einen Zeitraum der Menschheitsgeschichte, der sehr weit zurĂŒckliegt â ob er rĂŒckstĂ€ndig oder verstaubt ist, ist hingegen eine Frage der Perspektive. Im vorliegenden Buch werden die verschiedenen Facetten der Ă€ltesten bĂ€uerlichen Gesellschaften beleuchtet. Hierzu gehören neben Wirtschafts- und Lebensweise und einer einsetzenden, dauerhaften Umwelt-/LandschaftsverĂ€nderung auch Innovationen wie Rad und Wagen oder Kupfermetallurgie, die bedeutende langfristige Entwicklungen angestoĂen haben.
Das vorliegende Buch ist jedoch nicht nur ein Buch ĂŒber die Jungsteinzeit, sondern auch darĂŒber, wie man sie erforscht. Da uns schriftliche Zeugnisse fehlen, sind wir auf die Analyse der materiellen Kultur dieser Zeit angewiesen. Um in diesen materiellen Spuren lesen zu können, ist ein ganzer Werkzeugkasten an Methoden notwendig, der uns erlaubt, jedes noch so kleine Detail in den Blick zu nehmen. Hier haben insbesondere naturwissenschaftliche Analysen in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Untersuchungsergebnisse bilden Mosaiksteinchen, mithilfe derer ArchĂ€ologen versuchen, ein möglichst vielschichtiges Bild dieser Epoche zu entwerfen. Zugleich muss betont werden, dass viele Aspekte jungsteinzeitlichen Lebens bis heute nicht verstanden sind. Dies fĂŒhrt dazu, dass es zu bestimmten Aspekten Fachdiskussionen gibt, in denen sich völlig gegensĂ€tzliche Ideen scheinbar unvereinbar gegenĂŒberstehen. Soweit zum VerstĂ€ndnis nötig, werden die wesentlichen Argumente solcher Diskussionen in den entsprechenden Kapiteln behandelt.
Weiterhin muss betont werden, dass die Geschichte der Jungsteinzeit in diesem Buch nicht als lineare Geschichte erzĂ€hlt wird, schon gar nicht als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, wie wir es hĂ€ufig aus dem Geschichtsunterricht kennen. Im Fokus der Jungsteinzeitforschung stehen in vielen FĂ€llen Prozesse, wĂ€hrend Ereignissen eine untergeordnete Rolle zugesprochen wird. So werden beispielsweise im RĂŒckblick als spektakulĂ€r bewertete Erfindungen wie Rad und Wagen meist in einem gröĂeren Kontext und als Teil eines gröĂeren, komplexeren Prozesses betrachtet. Nichtsdestotrotz spielt auch die »Jagd« nach dem jeweils Ă€ltesten Nachweis z. B. fĂŒr Keramik oder das Ă€lteste Haustier eine nicht zu unterschĂ€tzende Rolle, vor allem in der Ăffentlichkeit.
In der Erforschung von Prozessen in der Jungsteinzeit und darĂŒber hinaus wird langfristigen klimatischen oder umweltgeschichtlichen Entwicklungen eine wichtige Bedeutung zugesprochen. Generell ist die Mensch-Umwelt-Interaktion eines der grundlegenden Themen, das vor allem in der Langfristperspektive betrachtet wird. Dabei ist zu diskutieren, welches Gewicht jeweils Natur und Kultur in der Entwicklung prĂ€historischer Gesellschaften hatten. WĂ€hrend lange Jahre die Rolle der Natur betont wurde, in der der prĂ€historische Mensch als passives, auf UmweltverĂ€nderungen lediglich reagierendes Wesen erschien, wird in den letzten Jahren verstĂ€rkt die Rolle individuellen, freien Handelns betont (agency), das dem Menschen auch in der Jungsteinzeit ermöglichte, sein Leben aktiv zu gestalten. All diese Perspektiven spiegeln sich auch im vorliegenden Buch wider. Zugleich muss betont werden, dass alle AusfĂŒhrungen naturgemÀà einen Zwischenstand der Forschung darstellen, der sich durch neue Entdeckungen und Analysemethoden jederzeit Ă€ndern kann. Der Forschungsstand ist ĂŒber die Quellenangaben erschlieĂbar, wobei darauf geachtet wurde, â wo vorhanden â aktuelle Ăberblickswerke zu zitieren, die einen leichten Einstieg in die verschiedenen Themen ermöglichen. Fachbegriffe (kursiv gesetzt) werden im Glossar am Ende des Buches erlĂ€utert.
Die Jungsteinzeit wird nachfolgend nicht als chronologischer Ablauf erzĂ€hlt, sondern im Rahmen von Themenfeldern behandelt, mit deren Hilfe der Alltag der jungsteinzeitlichen Menschen beleuchtet wird. Es geht um Fragen wie: Wie haben diese Menschen gelebt? Wie alt wurden sie, wie gesund waren sie und was haben sie gegessen? Dabei werden auch immer wieder wichtige und spektakulĂ€re Entdeckungen und Funde behandelt wie z. B. Ătzi die Eismumie vom Hauslabjoch, deren Erforschung eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse erbracht hat.
Der rĂ€umliche Fokus des Buches liegt auf dem mitteleuropĂ€ischen Raum, dessen Entwicklung jedoch nicht verstanden werden kann, wenn nicht auch eine groĂrĂ€umige Perspektive eingenommen wird, da viele Entwicklungen Teil gröĂerer PhĂ€nomene waren, die sich ĂŒber weite Teile Europas erstreckten (z. B. die Megalithkultur). Es spielen daher unterschiedliche RĂ€ume (vom Nahen Osten bis Nord- und Westeuropa) eine Rolle. Zeitlich bewegen wir uns im mitteleuropĂ€ischen Raum in etwa in der Zeit zwischen 7500 und 4000 vor heute. Allerdings sind die Ă€ltesten Nachweise fĂŒr frĂŒhe Landwirtschaft und eine sesshafte Lebensweise in benachbarten Regionen (SĂŒdosteuropa und Naher Osten) deutlich Ă€lter, sodass der gesamte Zeitraum des frĂŒhen HolozĂ€ns, der sog. Nacheiszeit, ebenfalls wiederholt angesprochen wird.
Praktische Hinweise
Die Jungsteinzeit beginnt und endet mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt. Eine der ersten Aufgaben der frĂŒhen archĂ€ologischen Forschung war es, eine zeitliche Ordnung in das Fundmaterial zu bringen. Damals war es jedoch noch nicht möglich, die Funde direkt zu datieren und eine absolute Altersangabe zu erhalten. Diese gelang nur, wenn aufgrund schriftlicher Ăberlieferungen, wie sie z. B. aus dem östlichen Mittelmeerraum schon recht frĂŒh vorliegen, eine absolute zeitliche Einordnung möglich war und GegenstĂ€nde aus Regionen ohne Schriftzeugnisse mit solchen aus den schriftfĂŒhrenden Kulturen parallelisiert werden konnten. Daher wurden Funde, gerade wenn es um steinzeitliche Kontexte ging, in der Regel »relativ« datiert, d. h. man gab an, ob ein Fund Ă€lter oder jĂŒnger als ein anderer war bzw. erarbeitete zeitliche Abfolgen von Funden und »Kulturen«. Dies gelingt z. B. mithilfe der StratigraphischenMethode. Erst viel spĂ€ter war es möglich, z. B. aus Holzkohlefunden oder Knochen, absolute Daten zu generieren. In der Regel werden absolute Daten, die mithilfe der Radiocarbondatierung oder mithilfe der dendrochronologischenDatierungsmethode gewonnen werden, in Kalenderjahren v. Chr. (englisch: before Christ, abgekĂŒrzt BC) oder n. Chr. (englisch: in the year of the Lord/anno Domini, abgekĂŒrzt AD) angegeben. Bei den verwendeten 14C-Daten handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um kalibrierte Daten. In der Literatur finden sich jedoch auch immer wieder Angaben mit dem KĂŒrzel »B. P.« (before present). Diese geben das Alter vor heute an. Da die Zeit voranschreitet, hat man sich auf die Konvention geeinigt, dass sich »B. P.« auf das Jahr 1950 bezieht, um einen festen chronologischen Bezugspunkt zu haben.
Gleichzeitig sortieren ArchĂ€ologen Fundverteilungen auch rĂ€umlich. Wenn in einer Region zu einer bestimmten Zeit ein sehr charakteristischer Fundtyp z. B. KeramikgefĂ€Ăe mit einer typischen Verzierungsart vorherrschte und sich dessen Verbreitung klar gegen die Verbreitung eines anderen GefĂ€Ătyps abgrenzen lĂ€sst, interpretieren ArchĂ€ologen dies traditionell als Indiz fĂŒr KommunikationsrĂ€ume und -grenzen. D. h. diese rĂ€umlichen Einheiten materieller Kultur werden als Spiegel geteilter Normen und Werte gesehen, die in einem Raum fĂŒr eine bestimmte Zeit vorherrschten. Daher spricht man auch von »TraditionsrĂ€umen« â eine Gruppe von Menschen einigt sich darauf, ihre GefĂ€Ăe auf eine bestimmte Art und Weise zu verzieren, und gibt dies auch an die nĂ€chste Generation weiter. AusprĂ€gungen materieller Kultur, die hierfĂŒr verwendet werden, sind naturgemÀà solche, die einem steten stilistischen Wandel unterlagen, in der Jungsteinzeitforschung z. B. KeramikgefĂ€Ăe, in der Bronzezeitforschung z. B. Bronzenadeln (Gewandnadeln). Die auf dieser Basis definierten, distinkten â also klar abgegrenzten â rĂ€umlich-zeitlichen Einheiten liefern ein grobes GerĂŒst, das es ArchĂ€ologen erlaubt, Aussagen ĂŒber Entwicklungsprozesse oder Kontakt und Kommunikation (z. B. in Form von Tauschnetzwerken oder Wissenstransfer) zwischen diesen zu treffen. HĂ€ufig werden diese rĂ€umlichen Einheiten materieller Kultur in der Literatur als sog. »archĂ€ologische Kulturen« bezeichnet, die dann mit einem charakteristischen Namen versehen werden. Dieser kann geographisch geprĂ€gt sein, indem er auf einem Fundortnamen (hĂ€ufig dem Fundort der Entdeckung dieser »Kultur«) basiert, wie z. B. die »Wartberg-Kultur«, benannt nach dem Fundort des Wartbergs bei Fritzlar/Hessen. Der Name kann aber auch deskriptiv sein und eine bestimmte Fundmaterialgattung nĂ€her beschreiben, wie z. B. die sog. »Glockenbecher-Kultur«, in deren Verbreitungsgebiet zwischen Portugal und Mitteleuropa, Nordatlantik und Italien glockenförmige Keramikbecher typisch sind. Dabei muss betont werden, dass es sich nicht um die Ăberreste sozialer oder gar ethnischer Einheiten handelt, auch wenn es diese Fehlinterpretation vor und wĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges durchaus gab. Es handelt sich vielmehr um die Verbreitung charakteristischer AusprĂ€gungen materieller Kultur (z. B. bestimmter Fundtypen oder Grabsitten), die sich rĂ€umlich und auch zeitlich gut, aber in der Regel nicht scharf gegeneinander abgrenzen lassen. Spezifische Typen unterschiedlicher Fundgattungen mĂŒssen nicht dieselbe deutlich abgrenzbare rĂ€umliche Verbreitung aufweisen. Eine archĂ€ologische Kultur reprĂ€sentiert daher keine homogene »Ganzheit« und es gibt durchaus Forschungstraditionen, vor allem auĂerhalb Zentraleuropas, die dem archĂ€ologischen Kulturbegriff nur eine sehr untergeordnete Bedeutung beimessen. Im vorliegenden Buch werden die Namen der archĂ€ologischen Kulturen an entsprechender Stelle erwĂ€hnt und erlĂ€utert. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Ăberblick ĂŒber die interne zeitliche Entwicklung des Neolithikums in Mitteleuropa, aufgeschlĂŒsselt nach GroĂregionen (
 Abb. 1.1).
Abb. 1.1: Chronologietabelle zum Neolithikum in Mitteleuropa â differenziert nach GroĂregionen.
2 Neolithische Revolution oder Evolution? Die AnfÀnge der bÀuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient
Die tĂ€gliche Versorgung mit Lebensmitteln erscheint uns aus heutiger Perspektive selbstverstĂ€ndlich, denn es reicht ein Griff in den KĂŒhlschrank, ein Gang zum Supermarkt oder manchmal auch in den heimischen Garten, wo vielleicht noch das ein oder andere Obst und GemĂŒse angebaut wird. Doch die Geschichte der Lebensmittelproduktion ist kurz. Jahrhunderttausende lang lebten wir Menschen als mobile Wildbeuter und gewannen unsere Nahrung durch Jagen, Sammeln und Fischen. Erst vor wenig mehr als 10 000 Jahren begannen wir, unsere Lebensmittel selbst zu produzieren. Grundlage hierfĂŒr war die Domestikationindigener Wildpflanzen- und Wildtierarten (sog. primĂ€re Neolithisierung im Gegensatz zur sekundĂ€ren Neolithisierung, die die Ausbreitung der neuen Wirtschaftsweise in Gebiete meint, wo diese Wildformen nicht natĂŒrlich vorkommen)1. Dabei ist nicht jede Tier- und Pflanzenart domestizierbar, im VerhĂ€ltnis zur Artenvielfalt handelt es sich um eine geringe Zahl (z. B. 15 von 148 GroĂsĂ€ugetierarten)2. Im Rahmen dieses Domestikationsprozesses verĂ€nderte der Mensch die Eigenschaften spezifischer Arten, indem er â möglicherweise unbewusst â nach bestimmten Merkmalen selektierte. Der menschliche Eingriff in deren Reproduktion fĂŒhrte schlieĂlich langfristig zu VerĂ€nderungen im Genmaterial, sodass sich beispielsweise beim Getreide gröĂere Körner herausbildeten und sich diese von Generation zu Generation vererbten3.
Domestikation von Wildtieren und Wildpflanzen
Domestizierbare Tier- und Pflanzenarten sind in verschiedenen Regionen unserer Welt verbreitet â so z. B. Mais in Mittelamerika oder Reis im heutigen China (
Kap. 3). Die Wurzeln der produzierenden Wirtschaftsweise Europas liegen im sog. Fruchtbaren Halbmond â einer Region, die sich halbmondförmig von Jordanien, Israel, Libanon, Syrien und SĂŒdostanatolien im Westen bis in den Irak und Iran im Osten erstreckt und die durch Winterregen gekennzeichnet ist, welche Regenfeldbau ermöglichten (
Abb. 2.1). In dieser Region waren die wilden Vorfahren einiger unserer heutigen Kulturpflanzen, wie die Weizenarten Emmer und Einkorn, aber auch Gerste, Linse, Linsenwicke, Lein, Kichererbse oder Erbse verbreitet (sog. founder crops), ebenso wie die wilden Vorfahren der Haustierarten Schaf, Ziege, Rind und Schwein. Anhand der bislang verfĂŒgbaren Radiocarbondaten kann das Erstdomestikationszentrum im Vorderen Orient derzeit als das Ă€lteste weltweit eingeordnet werden4.
Dabei setzte dieser Prozess nicht plötzlich ein, sondern wir fassen im archĂ€ologischen Quellenmaterial eine schrittweise Entwicklung, die mit einer Intensivierung der Nutzung diverser Wildgrasarten â darunter mehrerer Wildgetreidearten â noch wĂ€hrend der letzten Eiszeit begann (
Abb. 2.2). Diese wird am Fundort Ohalo II (Israel) am See Genezareth bereits um 21 000 v. Chr. fassbar (
Abb. 2.1). Dort wurden mehrere Behausungsreste einer Gruppe von Wildbeutern entdeckt, in denen sich Mahlsteine zur Verarbeitung dieser Wildpflanzen fanden. Reste von StÀrke, die den Mahlsteinen anhafteten, belegen u. a. die Verarbeitung von Gerste und Hafer. Zudem konnte durch die gute Erhaltung de...
Table of contents
Deckblatt
Titelseite
Impressum
Inhalt
1 EinfĂŒhrung: eine Gebrauchsanleitung fĂŒr das Buch
2 Neolithische Revolution oder Evolution? Die AnfÀnge der bÀuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient
3 Die AnfÀnge der Nahrungsmittelproduktion als globales PhÀnomen
4 Die letzten JĂ€ger und Sammler Mitteleuropas â kulturelle Sackgasse oder Wegbereiter fĂŒr eine neue Zeit?
5 Die Bandkeramik â Die ersten Bauern Mitteleuropas
6 Der Bauer und seine Scholle â jungsteinzeitliche Landwirtschaft
7 Der jungsteinzeitliche Mensch â Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg
8 Sterben in der Steinzeit â Bestattungspraktiken, Krankheiten, Lebenserwartung
9 Die Eismumie »Ătzi« â einzigartige Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Menschen
10 Von exotischen GĂŒtern und AlltagsgegenstĂ€nden â Tausch- und Kommunikationsnetzwerke in der Jungsteinzeit
11 Der Stahl der Steinzeit â Gewinnung, Versorgung, Nutzung und Bedeutung von Feuerstein
12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen
13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen