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Die Studentin, die nach Cannes wollte: Eine Erzählung über die Kunst, mit Fake zu leben
This book is available to read until 18th January, 2026
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Die Studentin, die nach Cannes wollte: Eine Erzählung über die Kunst, mit Fake zu leben
About this book
Was macht menschliche Kommunikation in ihrem Innersten aus? Ist "Realität" überhaupt das, was wir darunter verstehen? Jörg Tropp nimmt uns in seiner Erzählung mit auf eine Entdeckungsreise durch die Welt des Fake. Wir erfahren, warum Fake ein grundlegender Bestandteil der Kommunikation ist und wir ihm nicht entfliehen können. Denn: Menschliche Wahrnehmung ist immer Interpretation. Das Entweder-oder von Wahr und Falsch ist nur die Oberfläche.Der Autor gibt uns Hinweise für einen verantwortungsvollen Umgang mit Fake, denn ein authentisches Leben ist möglich, auch wenn wir Fake nicht entgehen können. Es liegt allein in unserer Verantwortung, wie wir die Wirklichkeit erleben.Machen Sie sich auf den Weg ins richtige Leben im Fake!
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Information
Glaubwürdigkeitskrise der Medien
Es war ein herzliches Wiedersehen. Ich war froh zu sehen, dass Caspar sich kaum verändert hatte, woraus ich schloss, dass es ihm gesundheitlich gut geht. Lediglich etwas hagerer und grauhaariger war er geworden. Wir gingen in den Garten und kamen an einem Rosenbusch vorbei, der gelb blühte. Caspar fragte mich. „Weißt du, welche Rose das ist?“ Ich wusste es nicht, aber aus seiner Frage erschloss ich die Antwort.
„Sag bloß, das ist die Rose, die Uta und ich dir zum sechzigsten Geburtstag geschenkt haben?“
Er bejahte dies lächelnd und, so kam es mir vor, auch mit einem gewissen Stolz. Schließlich hatte er die Rose als Setzling selbst eingepflanzt, jedes Jahr beschnitten, sachkundig gedüngt und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass sie sich so prächtig entwickelt hatte. Diese Rose war immer wieder mal ein Thema in unseren Telefonaten, vor allem dann, wenn sie gerade blühte und Caspar dann immer sagte, wie sehr er und seine Frau sich jedes Jahr darüber freuen würden. Lange hatte ich damals mit Uta überlegt, was wir Caspar zum sechzigsten Geburtstag schenken sollen. Es war sehr schwierig, weil es ein Geschenk sein sollte, das gleichzeitig persönlich ist, Wertschätzung ausdrückt, überraschend ist und das vor allem präsent bleiben und nicht in irgendeiner Schublade verschwinden sollte. Heute wusste ich, dass die Rose eine gute Wahl war. Ich nahm mein Smartphone aus der Tasche, machte ein paar Fotos von Caspar, wie er neben der Rose stand, und ein paar Selfies von uns, worüber er sich sehr freute.

Wir gingen zur Terrasse, und er bat mich, doch am Tisch Platz zu nehmen. Er verschwand im Haus und machte uns einen Kaffee. Ich nutzte die Zeit, um zu überlegen, wie ich am besten das Gespräch auf den Zusammenhang von Fake und Medien bringen kann. Denn das war schließlich der Punkt, von dem ich mir erhoffte, dass Caspar mir wertvolle Hinweise geben kann. Ich entschied mich, ihm nicht von meinem Gespräch mit Chris, dem LiF-Prinzip und meiner ersten Empfehlung für den Umgang mit Fake zu erzählen. Ich wollte, dass er vollkommen unbefangen über das Thema spricht, ohne dass er, wie ein Sozialpsychologe sagen würde, durch meine einleitenden Ausführungen geframt wurde.
Als er mit dem Kaffee zurückkam, hatte ich, wie ich es auch bei Chris getan hatte, die Variante gewählt, mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich versprach mir davon eine größtmögliche spontane und unreflektierte erste Antwort – soweit das bei einem Kommunikations- und Medienwissenschaftler von seinem Kaliber überhaupt möglich ist. Denn schließlich hatten derartige Fragen den Großteil seines bisherigen Lebens bestimmt.
Caspar setzte sich und sagte, wie schön es ist, dass wir uns endlich einmal wieder sehen. Nach einem kurzen Austausch darüber, wie es jedem von uns geht und was wir in der letzten Zeit gemacht hatten, kam Caspar auf mein Buchprojekt zu sprechen, von dem ich ihm am Telefon berichtet hatte.
„Erzähl doch mal, was es damit auf sich hat“, forderte er mich auf.
Da ich ja entschieden hatte, ihm so wenig Hintergrundinformationen wir möglich zu geben, antwortete ich: „Ich möchte dich gerne etwas fragen, was mich aktuell in meinem Projekt sehr beschäftigt. Und ich glaube, wenn jemand diese Frage fundiert beantworten kann, dann bist du das. Die Frage lautet: Was ist heute das wichtigste Merkmal der Medien, sozusagen ihre DNA?“
Natürlich war mir klar, dass diese Frage, die ich einleitend ähnlich auch Chris, nur bezogen auf Kommunikation gestellt hatte, von enormer Komplexität ist. Außerdem sind in Abhängigkeit von den theoretischen Voraussetzungen, die man trifft, sehr unterschiedliche Antworten möglich. Und mir war auch klar, dass das alles Caspar ebenfalls klar war. Deswegen dachte ich, dass er sich fragen muss, was diese dumme Frage eigentlich soll, die auch irgendein möchtegernkluger Moderator einer Quizsendung hätte stellen können.
Caspar lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und nahm einen Schluck Kaffee. Als er die Tasse wieder abstellte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
„Bist du vertraut mit der griechischen Gastfreundschaft?“, fragte er mich.
Ich überlegte kurz und sagte, dass ich einmal vor ungefähr sieben, acht Jahren in Griechenland gewesen war, aber keinen näheren Kontakt mit Griechen gehabt hätte.
Caspar sah mir wohl meine Spannung auf das, was jetzt kommen würde, an. Wieder huschte dieses Lächeln über sein Gesicht, als wollte er genüsslich auskosten, dass er mich mit seiner Gegenfrage im Unklaren darüber ließ, was er über meine Eingangsfrage dachte.
„Ich möchte dir eine kurze Geschichte erzählen“, sagte er. „Vor drei Wochen bin ich aus Griechenland wiedergekommen. Ich glaube, ich erwähnte einmal, dass ich seit mittlerweile rund dreißig Jahren jedes Jahr im Herbst etwa drei Wochen auf eine kleine Kykladeninsel fahre, um dort in Ruhe und angenehmer Umgebung an meinen Veröffentlichungen zu arbeiten. Im Laufe der Jahre ist in dem Ort, in dem ich immer wohne, aus einer Taverne meine Stammtaverne geworden, in der ich regelmäßig esse und meine Abende verbringe. Jedes Jahr ist es mit Nikos, dem Inhaber, ein großes und sehr freudiges Wiedersehen, und es hat sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns entwickelt. Seine Gastfreundschaft sucht ihresgleichen. Stets kommt er besorgt zu mir an den Tisch, fragt, ob alles in Ordnung ist und ob es mir schmeckt, und setzt sich, wenn er Zeit hat, zu mir, und wir reden über Gott und die Welt. Und natürlich endet ein solches Essen mit einem köstlichen süßen Dessert und mindestens einem Ouzo – natürlich auf Kosten des Hauses. Auch dieses Jahr freute ich mich schon mindestens eine Woche vor der Reise auf die schönen Abende in Nikos’ Taverne, und es gab auch wieder diese herzliche Begrüßung bei unserem Wiedersehen. Aber irgendwie war Nikos dieses Mal anders.“
Caspar nahm einen Schluck Kaffee und fuhr fort.
„Nikos wirkte gehetzt und angespannt. Seine typische griechische Ruhe und Gelassenheit waren ihm abhandengekommen. Natürlich fragte ich mich, ob irgendetwas passiert war und fand schnell die Antwort. Er hatte das Ladenlokal neben seiner Taverne übernommen, einen Durchbruch gemacht und plötzlich war seine Taverne doppelt so groß geworden. Er hatte auch sein Speisenangebot geändert, mehr in Richtung eines Restaurants, was im Vergleich zu früher eine andere Kundschaft mit mehr Geld im Portemonnaie anzieht. Dieses Jahr hatte Nikos kaum noch Zeit für mich, und ich konnte froh sein, wenn wir uns abends überhaupt begrüßten. Ein Kellner, den ich bis dato nicht kannte, bediente mich, und ich war glücklich, wenn ich noch einen Tisch bekam, weil das Restaurant ständig ausgebucht war. Als ich dann nach drei Wochen von der Insel weggefahren bin, hatte sich das mit der Stammtaverne und leider auch mit dem herzlichen und vertrauten Verhältnis zu Nikos erledigt. Ich zog während des Flugs nach Hause das bittere Resümee, dass der letztlich ökonomische Charakter der Beziehung zwischen dem Gastwirt Nikos und mir, dem Gast, in den vergangenen Jahren immer erfolgreich von Nikos’ Herzlichkeit zugeschüttet und übertüncht worden war. Zuweilen glaubte ich daher, dass es sich tatsächlich um eine persönliche, freundschaftliche Beziehung gehandelt hatte. Das glaubte ich nun nicht mehr. Auf der persönlichen Ebene hatte Nikos für mich seine Glaubwürdigkeit verloren.“
Caspar trank wieder einen Schluck Kaffee. Aber dieses Mal huschte kein Lächeln über sein Gesicht. Eher meinte ich einen Anflug von Sentimentalität, ja, Traurigkeit zu sehen.
„So, jetzt bist du dran“, sagte er.
Mir fiel es ad hoc sehr schwer, diese Geschichte als Antwort auf meine Frage nach der heutigen DNA der Medien zu verstehen. Zweifelsohne musste es sich bei dieser Geschichte aber um eine Analogie handeln. Um Zeit zu gewinnen, nahm auch ich einen Schluck Kaffee. Rasend schnell versuchte ich den zentralen Punkt in dieser Geschichte zu finden, der letztlich ihren Sinn ausmachte.
„Wandel!“ platzte es aus mir heraus. „Das ist eine Geschichte vom Wandel und seinen Folgen.“
„Nicht schlecht“, antwortete Caspar. „Und weiter?“
„Du hast deswegen angefangen, an der Glaubwürdigkeit von Nikos Herzlichkeit zu zweifeln, weil du dich auf einmal gefragt hast, ob diese in all den Jahren wirklich oder nur gespielt war, um dich als Stammgast zu behalten. Die Intimität und das Vertrauensvolle der Beziehung zu Nikos sind zerbrochen, weil du nun gesehen hast, dass seine Priorität dem Geschäft und nicht der persönlichen Beziehung zu dir galt. Das auch deswegen, weil er anscheinend keine Anstalten gemacht hatte, dass ihr euch einmal außerhalb der Öffnungszeiten der Taverne trefft. Richtig?“, fragte ich nicht ohne Stolz, weil ich glaubte, den Punkt gefunden zu haben.
„So ähnlich sagte ich das, ja“, entgegnete Caspar. „Aber was hat das mit den Medien zu tun?“
Sichtlich genoss er seine ehemalige Rolle des Doktorvaters und wie er es verstanden hatte, meine Eingangsfrage zu entschärfen.
„Du meinst, dass auch die Medien ein Glaubwürdigkeitsproblem haben?“, fragte ich ihn zurück.
Sein Lächeln wurde breiter, und er sagte: „Ja, genau. Das ist heute zweifelsohne das wichtigste Merkmal der Medien. Sie durchlaufen bedingt durch die digitale Transformation des gesamten Mediensystems und den entstandenen Sozialen Medien einen fundamentalen Wandel, der mit einem Glaubwürdigkeitsproblem einhergeht.“
„Warum?“, fragte ich ihn.
„Genauso wie ich bei Nikos auf einmal gesehen habe, dass es möglich sein kann, dass in den Jahren zuvor sein herzliches Verhalten mir gegenüber nur vorgetäuscht und strategisches Kalkül war, sind wir jetzt in der Situation, dass wir uns bei der Nutzung der Medien fragen, ob es möglich sein kann, dass das, was wir in den Medien gerade hören, sehen oder lesen, wirklich so ist, wie es dargestellt wird“, antwortete Caspar.
Schon wieder dreht es sich, wie beim Gespräch mit Chris, um Möglichkeiten, dachte ich. Womit wir beim Thema Fake angekommen wären.
Caspar fuhr fort. „Die Glaubwürdigkeitskrise der Medien verdankt sich vor allem dem Umstand, dass die Medien zunehmend ihre Rolle als Intermediär, also als kontrollierendes Bindeglied zwischen Mediennutzern und Medientechnik verlieren. Heute kann doch dank der Digitaltechnik, mit Verlaub, jeder Depp irgendetwas über die Sozialen Medien verbreiten, sei es über seinen Twitter-Account, YouTube-Channel oder seine Facebook-Seite. Ganz getreu dem Werbeslogan von YouTube: „Broadcast yourself“. Jeder kann seine eigene Werbeagentur werden, ein Blogger oder Influencer. Und dann wird das, was diese Menschen von sich geben, häufig sogar auch noch von den traditionellen Medien wie den Fernseh- oder Radiokanälen weiterverbreitet. Die Folge ist ein journalistischer Qualitätsverlust, der sich eben als Glaubwürdigkeitsproblem niederschlägt. Eine Vielzahl von Nachrichten zirkuliert heute durch die Medien, konkurriert um die Aufmerksamkeit der Menschen und sorgt für Verunsicherung, weil sich die News häufig widersprechen oder von den Medien, die sich zunehmend selbst beobachten, als Fake News bezeichnet werden.“
Caspar hatte sich richtig in Rage geredet. Ich spürte, wie ihn das Thema beschäftigte.
„Aber eigentlich dürftest du dich über Fake News in den Medien doch gar nicht aufregen. Die Abbildtheorie der Medien, also die Vorstellung, dass sie eine tatsächliche Realität abbilden, ist doch in der Medienwissenschaft schon lange kein Thema mehr“, sagte ich.
„Das ist vollkommen richtig“, entgegnete er. „Medialer Fake ist an sich überhaupt nichts Neues. Nur, medialer Fake ist jetzt auf einmal ein Problem geworden. Dadurch, dass eben heute jeder medialer Kommunikator sein kann, wird uns die Produktion von Medieninhalten und damit deren artifizieller Charakter viel stärker bewusst. Und das heißt, dass die Menschen, besonders die Jüngeren, die mit digitalen Medien aufwachsen, sehr genau wissen, dass es viele Möglichkeiten gibt, was und wie man etwas über die Medien mitteilen kann. Hinzu kommt, dass sich alle medialen Kommunikatoren heute darüber im Klaren sind, dass, wenn ihr Beitrag in der Medienflut überhaupt noch gesehen, gehört oder gelesen werden soll, er sich an dem Publikum ...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- Widmung
- Inhalt
- Zur Sache: Realität, wo bist du?
- Goldideen. Das Geschäft mit dem gefakten Fake
- „Möglich sein“. Leben im Fake (LiF)
- Strategischer und nichtstrategischer Fake: Kenne den Unterschied!. Erste Empfehlung für den Umgang mit Fake
- Boom des Fakes. Leben wir im Zeitalter des Misstrauens?
- Glaubwürdigkeitskrise der Medien
- Finde Deine Vertrauensmedien und mache ihnen keine Fake-Vorwürfe!. Zweite Empfehlung für den Umgang mit Fake
- Wer sich bemüht, „echt“ zu sein, ist es nicht. Die Authentizitätsfalle
- Vermeide ein Faker-Image – kommuniziere getreu deines Selbst-Werts!. Dritte Empfehlung für den Umgang mit Fake
- Aufbruch ins richtige Leben im Fake
- Epilog
- Weiterführende Literatur