
- 140 pages
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eBook - ePub
About this book
Private Altersvorsorge ist lĂ€stig und frustrierend. Alexander Janke zeigt, wie es leichter geht und man deutlich bessere Ergebnisse erzielt als die meisten anderen Anleger. Seine Schritt-fĂŒr-Schritt-Anleitung zu einem ETF-Portfolio vermittelt kompakt das notwendige Wissen und praktische RĂŒstzeug, um das leidige Thema endlich abzuhaken.
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Information
Schritt 1
Schulden abbauen, Notgroschen aufbauen
1. Schulden adieu!
Falls du Konsumschulden hast, solltest du sie schnell abbauen und nie wieder welche machen. Konsumschulden sind alle Schulden, die nicht fĂŒr eine Immobilie, eine eigene UnternehmensgrĂŒndung oder, ausnahmsweise, fĂŒr eine renditetrĂ€chtige Aus/Weiterbildung aufgenommen werden. Bevor auch nur ein Euro angelegt wird, mĂŒssen alle Schulden getilgt sein. Die Abtragung der Verbindlichkeiten ist ökonomisch eine zu 100 % sichere Rendite in Höhe der eingesparten Kreditzinsen â vollkommen steuerfrei! Beispiel: Du hast 5.000 Euro Schulden und zahlst 5 % Zinsen pro Jahr. Macht 250 Euro. Begleichst du jetzt die HĂ€lfte des Kredites, fallen auf die verbliebenen 2.500 Euro nur noch 125 Euro Zinsen an, demnach 125 Euro weniger als vorher. Du hast 2.500 Euro in die RĂŒckzahlung eines Kredites investiert und dadurch 125 Euro Zinsen gespart. Das ist ökonomisch exakt dasselbe wie eine Rendite von 125 Euro, die du mit einem Investment in Höhe von 2.500 Euro erzielst â ein absolut sicherer, steuerfreier Gewinn von 5 % pro Jahr. Das gibt es sonst nirgends auf dem Finanzmarkt. NatĂŒrlich funktioniert diese Rechnung nur, wenn du bereits Konsumschulden hast, was du, wie gesagt, unbedingt vermeiden solltest.
Auch â0-Prozent-Finanzierungenâ zum Beispiel fĂŒr ein Auto sind Konsumschulden in Höhe des vereinbarten und in Raten abzuzahlenden Kaufpreises. Streng genommen, gilt das fĂŒr alle auf diese Art angeschafften GegenstĂ€nde, etwa Handys. Bei einer so genannten 0-Prozent-Finanzierung eines Pkw werden ĂŒbrigens die Kreditkosten gerne ĂŒbersehen: Höherer Kaufpreis gegenĂŒber gut verhandelter Cash-Zahlung plus eventuell Kosten fĂŒr eine vom VerkĂ€ufer geforderte Versicherung.
Wer Aktien kauft und parallel Schulden hat, kauft Aktien auf Kredit, auch wenn er den Kredit gar nicht explizit fĂŒr den Aktienkauf aufgenommen hat. Falls dich dieser Punkt irritiert, begehst du den Fehler separater mentaler KontofĂŒhrung fĂŒr verschiedene Lebensbereiche. Du musst dich aber als ökonomisches Ganzes sehen. Aktien auf Kredit zu kaufen funktioniert fast nie, ist fĂŒr durchschnittliche Privatanleger so gut wie immer hochriskante wirtschaftliche Unvernunft, egal wie verlockend es erscheint.
2. Geld fĂŒr Ungeplantes: Der Notgroschen
Bevor das Investieren danach startet, ist es erforderlich, ein finanzielles Polster aufzubauen, das ungeplante Ereignisse abfedert, den Notgroschen: defekte HaushaltsgegenstĂ€nde, Autoreparaturen, plötzlich notwendige medizinische Versorgung, Arbeitslosigkeit und vieles mehr. Genusskonsum wie eine gröĂere Reise gehört ausdrĂŒcklich nicht dazu, darum kĂŒmmern wir uns spĂ€ter. Dieser Notgroschen muss geistig jederzeit klar vom Anlagevermögen separiert sein, er darf unter keinen UmstĂ€nden fĂŒr etwas anderes als den genannten Zweck verwendet und muss möglichst schnell wieder angespart werden, wenn er angebrochen wurde.
Einen Notgroschen benötigt jeder Haushalt unabhĂ€ngig von seinen weiteren Investitionen. Noch einmal ganz unmissverstĂ€ndlich: Der Notgroschen steht nicht fĂŒr die langfristige Vermögensbildung zur VerfĂŒgung, er gehört nicht zum Anlagevermögen. Im Laufe des Buches wird es hĂ€ufig um die Aufteilung des Anlagevermögens gehen. Der Notgroschen wird hierbei nicht berĂŒcksichtigt, denn er liegt konzeptionell auĂerhalb des Anlagevermögens. Diese LiquiditĂ€t ist notwendig, um fĂŒr ungeplante Ausgaben keine eventuell in der Verlustzone herumgurkenden ETF-Anteile verkaufen zu mĂŒssen, hat also indirekt Einfluss auf die Vermögensbildung mit ETFs.
Wie viel?
Meines Erachtens reicht als Notgroschen in der Regel etwa das Sechsfache des durchschnittlichen monatlichen Geldbedarfs des betreffenden Haushalts. FĂŒr einen kinderlosen Single in Deutschland könnten das beispielsweise, um eine glatte Zahl zu nennen, 10.000 Euro mit der Kaufkraft beim Erscheinen dieses Buches sein. Möglich, dass der (Solo-)SelbststĂ€ndige einen groĂzĂŒgigeren Notgroschen einplanen muss als der Angestellte und dieser wiederum mehr benötigt als der Beamte.
Die KĂŒr: Versicherungen klĂ€ren
Obwohl du auch problemlos loslegen kannst, ohne diesen (zugegeben: langweiligen, enervierenden) Punkt zu absolvieren, gehört er unbedingt an diese Stelle, da er kurz-, mittel- und langfristig Einfluss auf deine Finanzlage hat: KlĂ€rung deiner Versicherungssituation. Welche Versicherungen fehlen und welche Altlasten, auch im Bereich der Altersvorsorge, sollten verabschiedet werden? Diese Fragen beantworte ich hier nicht, nur als Hinweis fĂŒr die Altersvorsorge so viel: Alle Kosten, die bereits unwiederbringlich (!) angefallen sind, sowie alle vergangenen Kursverluste spielen fĂŒr die rationale Entscheidung keine Rolle, da sie versunkene Kosten darstellen. Das berĂŒhmte âIch bin da im Minus, ich warte mit dem Verkaufen erst einmal, bis ich im Plus bin.â ist dann irrational, wenn man parallel zur Wartezeit mit dem in einem schlechten Vermögenswert gebundenen Geld einen nach Steuern und Kosten sowie unter Risiko-Aspekten (voraussichtlich) besseren kaufen könnte. Der richtige Ansatz ist also der vergangenheitsvergessene Blick in die Zukunft: Mindestens zwei Szenarien entwickeln, einmal mit dem Fortsetzen des Bestehenden und einmal mit der Umschichtung ins Neue, und prĂŒfen, auf welchem Weg zum geplanten Verkaufsdatum mutmaĂlich nach Kosten und Steuern der gröĂere Vermögensendwert in Cash (also nach Liquidierung) vorliegt.
Meine persönliche Meinung, Stand Erscheinungsdatum dieses Buches: Die private und betriebliche Altersvorsorge in Deutschland ist kaputt. In der Regel kann man alle Angebote getrost ignorieren, die von der Finanzindustrie aktiv an die Mittelschicht vertrieben werden, ob staatlich gefördert oder nicht. Dies empirisch zu belegen, produktstrukturell zu erklĂ€ren und politisch zu bewerten, ist eine Aufgabe fĂŒr berufenere Autoren und wĂŒrde zu weit vom Ziel dieses Buches wegfĂŒhren. Eine kompetente, interessenkonfliktfreie und damit automatisch kostenpflichtige Beratung â nur diese verdient ĂŒberhaupt den Namen â samt eigener Recherche in seriösen Quellen ist die Voraussetzung, um gute Entscheidungen zu treffen. Das gilt hier wie bei allen anderen Finanz-, ja eigentlich bei allen Lebensentscheidungen. FĂŒr die kleinen Finanzfragen sind meines Erachtens die Verbraucherzentralen gute Ansprechpartner, doch eine hohe persönliche Kompetenz des Anlegers ersetzen sie nicht â nicht zuletzt zur EinschĂ€tzung der Kompetenz der dortigen Berater. Ăkonomisch interessenkonfliktfrei ist ĂŒbrigens ausschlieĂlich eine Beratung, bei der die VergĂŒtung des Beraters weder direkt noch indirekt von Art und Ergebnis der Beratung abhĂ€ngt und fĂŒr den dies auch bei sĂ€mtlichen anderen seiner Kunden gilt. Konkret heiĂt das vor allem: Wenn dein âBeraterâ davon lebt, dass er Provisionen von den Anbietern der von dir oder anderen gekauften Produkte erhĂ€lt, dann traue ihm keinen Meter ĂŒber den Weg und am allerwenigsten, wenn er dir sympathisch ist, denn das lĂ€hmt deinen Verstand. Und fang bitte, bitte nicht an, das GeschĂ€ft gefĂŒhlig zu sehen, baue bloĂ keine Beziehung zu deinem Vertragspartner auf und bilde dir niemals ein, dass du schon wegen deiner ĂŒberragenden Menschenkenntnis intuitiv einschĂ€tzen kannst, dass er ganz anders ist als andere seiner Art. Du wĂŒrdest deinem Anwalt ja auch nicht vertrauen, wenn er nicht von dir, sondern vom Staatsanwalt bezahlt wird und beide wiederum desto mehr verdienen, je höher die Geldstrafen fĂŒr dich und die anderen Klienten ausfallen, oder? BloĂ weil du fĂŒr eine Beratung bezahlst, ist sie noch lange nicht interessenkonfliktfrei. Aber wenn du nicht bezahlst, wird sie ziemlich sicher interessenkonfliktbehaftet sein und dir schaden. Was jemand ĂŒber seine eigenen Interessenkonflikte sagt, ob er ihre Existenz oder ihren Einfluss leugnet, ist natĂŒrlich völlig irrelevant. Sobald sie faktisch da sind, solltest du Abstand nehmen. Rigoros. Sogar dann, wenn er scheinbar gegen seine Interessen berĂ€t, dir zum Beispiel Produkte der Konkurrenz empfiehlt. Oder behauptet, dass er ja von jedem Anbieter dasselbe bekomme (kannst du nicht ĂŒberprĂŒfen und ist auch egal, denn irgendetwas vom Schlechten muss er dir trotzdem verkaufen). Das bedeutet in der Praxis: Du pfeifst auf rund 95 % aller âBeraterâ, die da drauĂen herumlaufen, egal in welcher Form sie dir begegnen, ob als âunabhĂ€ngigerâ SelbststĂ€ndiger oder als Angestellter eines cleanen, alten Unternehmens der Finanzbranche, das du echt gut aus der Werbung kennst und einen tollen Eindruck auf dich macht.
Schritt 2
Konsumgroschen und SparbetrÀge planen
Neben ungeplanten gröĂeren Ausgaben, die der Notgroschen abdeckt, gibt es geplante wie zum Beispiel fĂŒr neue Möbel, Autos, gröĂere Reisen, den Garten, baldiger Unterhalt fĂŒr Kinder in Ausbildung/Studium oder zur Instandhaltung einer Immobilie. Diese nenne ich, in grober Vereinfachung, Konsumgroschen, der, genau wie der Notgroschen, nicht zum Anlagevermögen gehört. Es empfiehlt sich, jĂ€hrlich die in den kommenden zwei bis drei Jahren voraussichtlich anfallenden Kosten zu kalkulieren und mit dem eigenen zu erwartenden Einkommen in Einklang zu bringen â unter vorrangiger BerĂŒcksichtigung des Zieles, relevantes Vermögen aufzubauen. In bestimmten Situationen kann es auch sinnvoll sein, lĂ€ngerfristig zu planen, das musst du fĂŒr dich entscheiden.
Als Faustformel gilt: 15 % deines Nettoeinkommens solltest du fĂŒr die private Altersvorsorge, also fĂŒr dein Anlagevermögen, erĂŒbrigen. Das bedeutet fĂŒr sehr viele Haushalte in Deutschland eine groĂe Herausforderung, die bei den meisten weniger auf exorbitante KonsumwĂŒnsche und mehr auf politisches Versagen zurĂŒckzufĂŒhren ist, ein Versagen, das die massenhaft Betroffenen durch ihr Wahlverhalten begĂŒnstigt haben. Da der Anleger nun einmal vor dieser RealitĂ€t steht, muss er seinen Konsum einschrĂ€nken, um möglichst nahe an die 15 % zu rĂŒcken.
Wer auf diese Berechnung keine Lust hat, legt âeinfachâ mindestens 150 Euro monatlich beiseite fĂŒr seine Altersvorsorge. Seine Konsumausgaben plant er nach Abzug dieser Summe. Mehr ist besser, weniger nicht schlimm â Hauptsache, man startet ĂŒberhaupt einmal, und zwar mit der richtigen Strategie, aufstocken kann man hoffentlich immer noch. Je nĂ€her die Verbrauchsphase des Portfolios beim Start schon gerĂŒckt ist, desto mehr Geld muss es sein, um den Lebensstandard halten zu können. Dieses Anlagevermögen muss so investiert werden, dass es fĂŒr dich persönlich passt. Die nĂ€chsten Schritte sollen dabei helfen. In ihnen wird immer vom Anlagevermögen ausgegangen, jenem Geld, das fĂŒr die langfristige Vermögensbildung und damit nicht fĂŒr den kurz- bis mittelfristigen Verbrauch zur VerfĂŒgung steht. Alle folgenden Ăberlegungen beziehen sich ausschlieĂlich auf seine optimale Investition.
Die grundlegende Aufteilung deines Geldes sieht demnach so aus:
- Notgroschen
- Konsumgroschen
- Anlagevermögen
Schritt 3
Persönliche RisikotragfÀhigkeit bestimmen
Jeder Mensch, der Geld anlegen möchte â dazu zĂ€hlt auch das Anlegen unter der Matratze â, hat die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder er bekommt kurz- und mittelfristige VermögensstabilitĂ€t. Dann muss er jedoch langfristig eine fast 100 % sichere reale Nettorendite von nahezu null, hĂ€ufig auch einen Kaufkraftverlust hinnehmen. Oder er fĂ€hrt mit einer ebenso hohen Wahrscheinlichkeit langfristig eine beachtliche Rendite ein, muss sich aber kurz- und mittelfristig auf groĂe (Buch-)Verluste einstellen.
Es gibt kein Entrinnen aus diesem Dilemma, keine Zauberformel, mit der wir das bekommen, was wir eigentlich wollen: dass es risikolos real netto dauerhaft deutlich nach oben geht. Das ist bisher selten passiert und war auch in Hochzinsphasen nur die Ausnahme, obwohl wir uns in diesem Punkt gerne Illusionen hingeben. Wer nach Kosten, Steuern und Inflation positive Rendite will, muss Risiken eingehen â kluge Risiken. Gerade in Deutschland entstehen immer wieder Katastrophen, weil Privatanleger, deren Schutz die Politik versĂ€umt, in Anlagevehikel getrieben werden, deren Risiken sie nicht verstehen und deren Rendite sie, nicht nur wegen hoher, intransparenter Kosten, ĂŒberschĂ€tzen. Erfreulicherweise ist es total einfach, nur kluge Risiken mit renditestarken Produkten einzugehen: Man lehnt alle aktiv vertriebenen Angebote ab, kauft stattdessen mit höchstens einer Handvoll ETFs den Weltaktienmarkt und hĂ€lt das dort investierte Geld mindestens 15 Jahre. Wissenschaftsbasiertes, prognosefreies Anlegen. Geld, das in den Weltaktienmarkt investiert wird, sollte, wie schon gesagt, fĂŒr mindestens 15 Jahre nicht benötigt werden. Das ist der Mindestanlagehorizont. Ein kleinerer Zeitraum bedeutet ein gröĂeres Verlustrisiko, wie die Vergangenheit zeigt. Doch unabhĂ€ngig vom tatsĂ€chlichen Geldbedarf lassen sich Anleger in Crash-Phasen emotional angreifen. Obwohl sie wissen, dass ein Verkauf aus Angst dumm ist, tun sie es trotzdem und realisieren, das heiĂt: zementieren Verluste, die bis dahin ânurâ Buchverluste waren. Ein Buchverlust meint einen Wertverlust im Portfolio, ohne die Papiere zu verkaufen. Er ist, so gesehen, theoretischer Natur: nicht zu vernachlĂ€ssigen, wichtig in der Betrachtung, aber noch nicht final. Harte, irreversible Tatsache wird er erst bei einem Verkauf. Ein Engagement an der Aktienbörse heiĂt: Verlust der Kontrolle ĂŒber das dort investierte Geld. Dieser Kontrollverlust wurde und wird â hoffentlich â durch eine hohe langfristige Rendite kompensiert.
Die erste konkrete Frage beim Investieren lautet also: Wie viel (kluges) Risiko kann ich wirtschaftlich und psychisch ertragen? Wirtschaftlich geht oft mehr, als man glaubt. Viele Anleger haben bis zum Austritt aus dem Berufsleben noch viele Jahrzehnte und können auĂerdem auf eine zwar niedrige, aber doch signifikante gesetzliche Rente hoffen. Und mit dem Beginn der Rente endet normalerweise nicht der Anlagezeitraum. Psychisch dagegen vertragen sie weniger. Sagt es sich fĂŒr manche noch leicht dahin, dass sie einen RĂŒckgang ihres Anlagevermögens von 25 % oder 50 % locker aushalten, sieht die Sache hĂ€ufig anders aus, wenn er tatsĂ€chlich eintritt. Ich habe schon Leute erlebt, die mehrere Wohnungen auf Kredit finanzieren, dann mal â weilâs so schön ist â 1.000 Euro in die Aktienbörse stecken und nach zwei Wochen, in denen die Kurse um 5 % nachgaben, schockiert fragen: âWas ist denn da los?! Was soll ich tun?!â Macher-Typen wollen ja immer gleich etwas tun, je intelligenter und beruflich erfolgreicher, desto verheerender, zumindest nach meiner Erfahrung. An der Börse allerdings wird intensives Handeln selten belohnt, eher bestraft. Sturheit zĂ€hlt. Geld wird dort, eine passive Weltportfolio-Anlage vorausgesetzt, mit Sitzfleisch verdient. Im Sturm das Steuer festzuhalten, daran zeigt sich die KapitĂ€nin. Intelligenz ist höchstens hilfreich, um das Richtige zu erkennen. Es zu tun, erfordert Charakter. Ohne Charakter kann die Börse jemanden vernichten. Deshalb ist es elementar, diesen zu trainieren, indem man sich a) vernĂŒnftig bildet und b) mit kleinen BetrĂ€gen ĂŒbt, falls man unsicher ist. Die genannten 1.000 Euro sind eine schöne Summe zum abhĂ€rtenden Herantasten. SpĂ€testens ab einem in Aktien investierten Depot von 40.000 Euro schwankt das dortige Vermögen pro Handelstag viel stĂ€rker, als der durchschnittliche Vollzeit-Arbeitnehmer werktĂ€glich durch Erwerbsarbeit verdient, und ein Crash von 50 % bedeutet, dass 20.000 Euro erst einmal futsch sind. Viele schöne Urlaube oder eine gute KĂŒche oder ein vernĂŒnftiges Auto sind dann mal eben so verloren. Alle paar Jahre scheppert es mĂ€chtig an den WeltmĂ€rkten, und das Stressigste: Man kann das, im Gegensatz zum ebenfalls eindrucksvollen Schwanken des (gehebelten) Eigenkapitals in einer kreditfinanzierten Immobilie, in jeder Sekunde live sehen anhand der blutroten Ziffern der Kursticker. Deshalb gibt es an der Börse genau eine Erfahrung, die dir wirklich hilft: seit Jahren Ohrfeigen kassieren und trotzdem eine super Laune haben. Anleger sind wie GrĂŒnkohl: Da muss der Frost drĂŒbergehen. Nichts ist teurer an der Börse als die Flatternerven der âZittrigenâ, wie der Spekulant AndrĂ© Kostolany sie nannte. Den âHartgesottenenâ sollte man sich anschlieĂen. Ausgerechnet von HauseigentĂŒmern kann man hier lernen. Deren Asset (der Vermögenswert, ihr Haus), auf das sie oft sogar noch einen stattlichen Kredit haben, schwankt munter im Wert. Doch erstens wird, wie gesagt, der Kurs nicht andauernd festgestellt, bleibt damit unsichtbar und macht sie nicht verrĂŒckt, obwohl er natĂŒrlich trotzdem vorhanden ist. Und selbst wenn sie, zweitens, alle paar Jahre einen Blick auf die Immobilienpreisentwicklung ihrer Gegend werfen und einen â durch Hebelwirkung des Kredites verschlimmerten â Buchverlust ihres Eigenkapitals wahrnehmen, so zucken sie bis zu einem gewissen hohen Grad mit den Schultern: Sie wollen ja nicht verkaufen, sondern 30 Jahre und lĂ€nger âhaltenâ, also in dem Kasten wohnen, ihn vielleicht sogar vererben. Genau so muss man sein ETF-Weltportfolio zwischendurch betrachten: mit milde interessiertem Blick, bloĂ mal so zur Info, aber stur daran festhalten und Krisen aussitzen â auch wenn um einen herum alle beteuern, dass der jĂŒngste Absturz âganz andersâ sei und de...
Table of contents
- Inhaltsverzeichnis
- Altersvorsorge â ein notwendiges, aber kleines Ăbel
- Schritt 0: Du willst in den nÀchsten 15 Jahren ein kreditfinanziertes Eigenheim? Finger weg von Aktien!
- Schritt 1: Schulden abbauen, Notgroschen aufbauen
- Schritt 2: Konsumgroschen und SparbetrÀge planen
- Schritt 3: Persönliche RisikotragfÀhigkeit bestimmen
- Schritt 4: Passives Investieren in ein ETF-Weltportfolio verstehen und als ĂŒberlegen anerkennen
- Schritt 5: ETFs auswÀhlen
- Schritt 6: Depot einrichten
- Schritt 7: Investieren
- Schritt 8: Investments in die ursprĂŒngliche Gewichtung zurĂŒckbringen
- Schritt 9: Portfolio verbrauchen
- Schritt 10: Literatur- und Website-Empfehlungen nutzen
- Epilog
- Impressum