1E-M1 startklar machen
Die E-M1 ist eine Kamera, die für das „vorsätzliche Fotografieren“ geschaffen ist. Lassen Sie sich von dem, was die Kamera kann, zu Bildideen inspirieren, und setzen Sie sie um. Sie erhalten Bildergebnisse, die Sie so aus keiner anderen Kamera dieser Welt bekommen können. Lassen Sie die E-M1 zu einem dritten Auge werden, fangen Sie an, die Welt so zu sehen, wie die E-M1 sie zeigen kann. Gehen Sie mit der Kamera auf Tour, stellen Sie irgendeinen abstrusen Modus ein und suchen Sie sich Motive dazu. Gehen Sie aber nicht der Technik in die Falle: Fotografie ist nicht Kameraquartett spielen, sondern Bilder machen. Bilder können die Welt bewegen. Machen Sie welche.
1E-M1 startklar machen
Beginn einer großen Liebe
Die Olympus E-M1 ist die komplexeste Kamera, die ich bisher in der Hand hatte. Die Möglichkeiten, die die Kamera bietet, sind schier unendlich, und es ist eine gute Idee, wenn Sie während der Lektüre dieses Buchs und der Arbeit mit der Kamera eine kleine Notizmöglichkeit bereithalten, um Bildideen, die Sie haben, sofort zu notieren. Oft genug ist es mir bei Shootings mit der E-M1 so gegangen, dass mir hinterher einfiel: … eigentlich wolltest du doch noch … aber die Zeit mit der Kamera war immer zu kurz, nie konnte man sich mal richtig damit austoben.
Obwohl sie im Vergleich zu Kameras wie der Nikon D4 geradezu winzig ist, bietet sie alles, was man als arbeitender Fotograf gemeinhin benötigt, um seine Brötchen zu verdienen. Sie ist wetterfest, handlich, leise und extrem schnell.
Beim Design orientierte man sich an den drei großen Knallern der Firmengeschichte: der Olympus OM, der Olympus E-1, die bis heute als die ergonomischste Kamera aller Zeiten gilt, und der E-M5, die mFT den Durchbruch brachte.
Die Kamera wurde im September 2013 in Irland auf Castle Leslie bei Monaghan den Journalisten und Fachhändlern vorgestellt, und in den Wochen darauf entwickelte sich ein regelrechter Hype um die E-M1. Die Lieferzeiten lagen auf einmal bei mehreren Wochen, und bei vielen Händlern wurden die Kameras oberhalb des UVP verkauft. Erst nach Weihnachten entspannte sich schließlich die Liefersituation.
Mittlerweile ist die E-M1 dort angekommen, wo sie hingehört: bei Fotografen, die damit arbeiten und fantastische Bilder machen.
Grundlegende Einstellungen
Entgegen dem Eindruck, den man bisweilen in Internetforen gewinnen kann, ist es mit der E-M1 durchaus möglich, mit den Werkeinstellungen zu fotografieren. Die Kamera ist in diesem Zustand bedienbar und zeigt relativ wenige überraschende Eigenschaften. Trotzdem gibt es ein paar Einstellungen, die man möglichst sofort nach Erhalt der Kamera ändern sollte. Die Funktionen und ihre Folgen werden hier beschrieben, später im Buch bei der Beschreibung der Menüs wird dann nicht mehr darauf eingegangen.
Auslieferungszustand wiederherstellen
Sollten Sie seltsame Dinge bei Ihrer Kamera feststellen, die auch durch einen Komplett-Reset – siehe Aufnahmemenü 1, Reset/MySet – nicht zu beseitigen sind, können Sie die Kamera auf den Auslieferungszustand zurücksetzen. Dann sind auch Datum, Uhrzeit und Spracheinstellung wieder auf Anfang.
•Die MENU-Taste gedrückt halten und die Kamera einschalten.
•Dann die MENU-Taste loslassen und erneut drücken. Im Menü auf den untersten Punkt (Schraubenschlüssel = Einstellungsmenü), dort den dritten Punkt anwählen (Bildschirmhelligkeit) und mit OK bestätigen. Sie kommen in die Einstellung der Bildschirmhelligkeit. Drücken Sie jetzt nochmals OK.
•Jetzt taucht ein Infomenü mit OLYMPUS E-M1 und einer Zahlenfolge auf. OK-Taste drücken und halten.
•Dann die MENU-Taste drücken und halten, bis …
•… eine Abfrage auftaucht: RESETOK RESET :PUSHOK CANCEL :PWOFF (das dauert ein paar Sekunden).
•Dann wieder die OK-Taste drücken und die Kamera ausschalten.
VORSICHT!
Die E-M1 ist außerordentlich umfangreich zu konfigurieren. Es ist problemlos möglich, die Kamera so einzustellen, dass sie kaum noch bedienbar ist und die meisten Funktionen anders reagieren, als im Handbuch beschrieben. Stellen Sie also nur Funktionen um, von denen Sie sicher wissen, was sie bewirken. Einfach nur „ausprobieren“ hat schon mehr als einen E-M1-Besitzer in den Frust getrieben.
Akkus richtig laden und entladen
Bevor es mit den Grundeinstellungen weitergeht, zunächst ein paar Worte zum Thema Akkus. Die Li-Ion-Akkus, die in der E-M1 verbaut sind, brauchen erst mal ein paar Auflade-Entlade-Zyklen, bis sie die volle Kapazität haben. Dabei sollte man die Akkus gar nicht komplett leer fahren, sondern einfach so lange verwenden, bis die Batterieanzeige oben links rot blinkt – dann austauschen und aufladen. Ich lade meine Akkus immer am Abend eines Tages auf. Das ist alte Gewohnheit, weil man als Journalist nie weiß, ob man nicht in der Nacht noch raus muss – und da müssen dann die Akkus voll sein. Dieses „flache“ Ladeverfahren, bei dem die Akkus nicht mehr als 70% entladen werden, ist für Li-Ionen-Akkus optimal, weil dann die Elektroden nicht durch die hohen Ströme belastet werden, die bei der Tiefentladung und der folgenden Ladung auftreten. Von den Originalakkus von Olympus hat noch kein einziger aufgegeben – auch nach sieben Jahren nicht –, lediglich ein paar Nachbauten habe ich mittlerweile entsorgt.
Ein Problem kann der Akku machen, wenn es kalt wird. Die E-M1 ist für den Betrieb bis –10 Grad Celsius vorgesehen. Bei solchen Minusgraden sinkt aber die Akkukapazität dramatisch. Da kann man froh sein, wenn man eine Stunde lang fotografieren kann. Das liegt aber schlicht daran, dass die chemischen Reaktionen in den Elektrolyten des Lithium-Ionen-Akkus bei Kälte langsamer ablaufen und deshalb der Innenwiderstand steigt. Die einzige Abhilfe schafft eine Hosentasche, in der ein Ersatzakku immer schön warm gehalten wird.
Dioptrienkorrektur einstellen
Links neben dem Sucher befindet sich direkt hinter der Augenmuschel ein Drehrad, mit dem Sie die Dioptrienkorrektur des Suchers verstellen können. Dieses Rad hat keine Mittelraste, und es passiert öfter mal, dass man das Rad unbeabsichtigt verstellt. Wenn Sie normalsichtig sind oder mit Brille in den Sucher sehen, können Sie die etwas dickere Riffelung des Rads auf die Mitte des Pfeils stellen. Falls Sie den Sucher auf sich anpassen wollen, stellen Sie ihn einfach so ein, dass Sie im Sucher die Menüanzeigen scharf sehen.
Einstellungen im Aufnahmemenü
Auflösung einstellen
Die Kamera ist ab Werk auf LN eingestellt – ändern Sie das, und zwar auf LF+RAW. Die E-M1 besitzt keinen AA-Filter mehr, sodass sie bei entsprechenden Objektiven pixelscharf abbildet. LN bedeutet aber eine JPEG-Kompression von 1:8. Das funktioniert ganz gut, solange die Kamera nicht pixelscharf abbildet. Die E-M1 kann das aber, und deshalb sollte man die Kompression LF (1:4) einstellen. Die Bilder werden viel größer, sind aber von deutlich besserer Qualität. Das unter Anwendermenü G/Auflösung einstellen aktivierbare Format LSF mit 1:2,7 bringt dagegen keine Verbesserung mehr – im Gegenteil: Die Bilder werden scheinbar unschärfer, weil die LF-JPEG-Kompression eine Schärfung beinhaltet, die bei LSF wegfällt. Das Bild ist damit näher am RAW, aber wenn Sie extreme Qualität benötigen, können Sie im Olympus Viewer aus dem RAW ein 16-Bit-TIFF entwickeln, das dann völlig verlustfrei arbeitet.
LF+RAW sollten Sie deshalb einstellen, weil Sie gerade zu Beginn mit dem fotografierten Material gelegentlich mal den Olympus Viewer aufrufen sollten, um die RAWs mit Filtern und Belichtungskorrekturen sowie Weißabgleichsexperimenten zu traktieren. Ganz abgesehen davon, dass Sie dann oft unbeschwerter fotografieren können, sind die kreativen Möglichkeiten und Lerneffekte nicht zu unterschätzen. Zudem hat der Viewer noch die Möglichkeit, eine Korrektur der optischen Verzeichnungen der Objektive vorzunehmen.
Navigation im Menü
Wenn Sie viel im Menü umstellen, ist es etwas nervig, dass Sie jedes Mal, nachdem Sie das Menü verlassen haben, wieder alle Menüs durchscrollen müssen. Gewöhnen Sie sich deshalb an, da...