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PONS Kurzgeschichten: Das Erbe der Großtante Hedwig
20 landestypische Kurzgeschichten zum Deutschlernen (A2/B1)
- 128 pages
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PONS Kurzgeschichten: Das Erbe der Großtante Hedwig
20 landestypische Kurzgeschichten zum Deutschlernen (A2/B1)
About this book
Deutsch lernen mit spannenden KurzgeschichtenSie lieben Deutschland und alles, was dazugehört? Dann tauchen Sie ins Land ein und frischen Sie ganz nebenbei Ihre Deutschkenntnisse auf!Mit 20 abwechslungsreichen Kurzgeschichten von der Nordsee bis zum Alpenvorland erweitern Sie spielend Ihre Lesekompetenz. Wortangaben auf jeder Seite helfen Ihnen dabei.Für Wiedereinsteiger (A2) und Fortgeschrittene (B1).
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Information
1. DER MAGISCHE AUFTRITT DES NICOLO DI MONFALCONE
Heute war kein gewöhnlicher Samstag, heute sollte sein großer Tag werden: Der erste Fernsehauftritt von Nicolo di Monfalcone.
Nicolo di Monfalcone. Das klang elegant. Ganz anders als Niklas Schmiffke, wie er eigentlich hieß. Mit dem Namen Niklas Schmiffke konnte man keine Karriere als Magier1 oder Illusionist machen. Das war klar.
Seit über zwanzig Jahren träumte er schon davon. Und jetzt war es endlich so weit.
Zusammen mit bekannten Showgrößen sollte er bei einer Spendengala auftreten, hier in der Marienkirche in Lübeck. Die Spendengala wurde live im Fernsehen übertragen. Und neben den Prominenten sollte ein einheimischer Illusionist auftreten. Wie sie auf ihn kamen, war Niklas ein Rätsel2.
Als er den Anruf bekam, dass er im Fernsehen auftreten sollte, glaubte Niklas zuerst an einen Scherz3. Aber es stellte sich heraus, dass alles seine Richtigkeit hatte4. Niklas hatte nicht viel Zeit, seinen Auftritt zu planen. In zwei Monaten musste er ein halbstündiges Programm zusammenstellen, das ein Fernsehpublikum bei Laune hält5.
Niklas wusste, dass die anderen Showgäste viel besser waren als er. Aber er hatte sich fest vorgenommen6, sein Bestes zu geben und eine super Show abzuliefern. Deshalb arbeiteten er und seine Assistentin Sissy Tag und Nacht. Und als die zwei Monate vorbei waren, klappte ihr Auftritt perfekt.
Niklas und Sissy wollten sich um 15.00 Uhr in der Marienkirche treffen. Dort herrschte ein geschäftiges Treiben7. Kisten standen herum oder wurden durch die Gegend gefahren und überall stolperte man über Kabel. Unvorstellbar, dass hier in wenigen Stunden eine glamouröse Gala stattfinden sollte!
Als Sissy auftauchte, erschrak Niklas. Denn Sissy sah furchtbar aus. Sie war ganz blass, schnäuzte8 sich dauernd und ihre Augen glänzten vom Fieber. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten9.
„Mein Gott, Sissy, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus!“ Niklas war in Sorge. Selbstverständlich wegen Sissy, aber hauptsächlich wegen des Auftritts am Abend.
Doch Sissy antwortete nicht. Sie rannte los auf die Toilette. Dort blieb sie ziemlich lange. Sie hatte einen Magen-Darm-Infekt bekommen, der immer schlimmer wurde.
Niklas musste ihr letztendlich ein Taxi rufen, das sie nach Hause brachte.
Niklas war verzweifelt. Wie sollte er den Abend ohne seine Assistentin zu einem guten Ende bringen? Er fragte den Event-Manager. Der antwortete nur „Hol‘ Dir doch einfach jemanden aus dem Publikum!“
Inzwischen war es bereits nach 19.00 Uhr.
Die 160 festlich gekleideten Saalgäste wurden eingelassen10. Tatsächlich war von dem Chaos, das am Nachmittag geherrscht hatte, nichts mehr zu sehen. Der Innenraum der Kirche war in stimmungsvolles11 violettes Licht getaucht, aus der Anlage kam leise Musik.
In der Garderobe verfolgte Niklas den ersten Auftritt. Er war perfekt. Niklas war nervös, als er die Bühne betrat. Jetzt half nur noch eins: Augen zu und durch12.
Er nahm sich ein Mikrophon. Scheinbar selbstsicher begrüßte er das Publikum mit einem breiten Lächeln und erklärte, dass seine Assistentin leider nicht kommen könnte und stattdessen jemand aus dem Publikum auf die Bühne kommen sollte. Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen13. Und da sah er sie. Sie saß in der zweiten Reihe. Er bat sie, zu ihm zu kommen und ihm zu assistieren.
Die junge Frau stand auf und lächelte schüchtern. Rein äußerlich unterschied sie sich sehr von den anderen Damen. Diese waren festlich gekleidet, viele trugen ein langes Abendkleid. Niklas wunderte sich, dass man die junge Frau überhaupt hereingelassen hatte. Denn sie trug eine Strickjacke mit braunen und blauen Streifen. Eine Strickjacke auf einer Gala! Unter der Strickjacke sah man eine olivgrün geblümte Bluse. Über der tannengrünen Strumpfhose trug sie einen dunkelblauen Rock. Ihre überraschend groß-en Füße steckten in schwarzen Herrenschuhen. Und, was Niklas schon von Weitem erkennen konnte, um ihren Hals hing eine Goldkette mit einem großen Medaillon.
Die langen braunen Haare wurden mit einer Spange14 aus dem Gesicht gehalten. In ihren Händen hielt sie eine große Tasche aus beigem Kunstleder.
Niklas wollte die junge Frau mit einem Küsschen auf die Wange begrüßen. Zuerst drehte sie den Kopf weg, überlegte es sich dann aber anders und drückte ihm ihre gespitzten Lippen15 mitten auf den Mund. Dabei stieß sie ihm ihre große Nase ins Gesicht, sodass ihm ein gequältes16 „Autsch“ entfuhr17. Er machte ein so verblüfftes Gesicht, dass die ersten Leute lachten.
Aber Niklas fing sich18 gleich wieder. Er fragte seine neue Assistentin nach ihrem Namen und hielt ihr das Mikrophon vors Gesicht.
„Meierbier“ war die kurze Antwort. „Und dein Vorname?“ fragte Niklas freundlich.
„Frau. Frau Meierbier.“ Das Gelächter im Publikum wurde lauter.
Niklas wollte Frau Meierbiers Tasche nehmen und sie am Bühnenrand abstellen. Doch Frau Meierbier hielt sie mit beiden Händen fest und schaute ihn wütend an. Als er ihr erklärte, dass die Tasche auf der Bühne doch nur stören würde, hängte sie sich die Tasche einfach um den Hals und warf sie mit Schwung19 nach hinten auf den Rücken. Das Publikum johlte20 begeistert!
Niklas wollte zur Einstimmung einen Zaubertrick21 zeigen. Also ließ er vor Frau Meierbiers Gesicht ihre Goldkette mit dem Medaillon baumeln22, die er ihr unbemerkt abgenommen hatte. Als sie danach greifen wollte, kreuzte er kurz die Hände – und die Kette war verschwunden. Frau Meierbier wurde sichtlich wütend. Und das Publikum johlte wieder!
Das Lächeln auf Niklas Gesicht war nur noch eine Maske. Er lächelte, was das Zeug hielt23. Als er sich umdrehte, um seinen Haupt-Trick mit dem fliegenden Schrank zu zeigen, nahm Frau Meierbier Anlauf24 und sprang auf seinen Rücken. Mit beiden Fäusten25 schlug sie auf ihn ein und rief: „Gib mir meine Kette zurück!“
Da trat die Moderatorin mit einem Lächeln auf die Bühne und beendete charmant den Auftritt. Frau Meierbier kletterte von Niklas herunter. Und der gab ihr sofort das Medaillon zurück.
Wie in Trance schnappte er ihre Hand und verbeugte26 sich mit ihr. Das Publikum applaudierte frenetisch27, aber Niklas bemerkte das nicht. Er war überzeugt, dass seine ganze Karriere als Magier und Illusionist nun für immer vorbei war. Ganz Deutschland hatte seine Blamage im Fernsehen gesehen. Neue Aufträge würde er sicher nicht mehr bekommen. Nicolo di Monfalcone war für immer Geschichte.
Die nächsten Tage klingelte Niklas‘ Telefon ohne Pause. Zuerst wollte er nicht rangehen, aber das Klingeln hörte nicht auf. Von überallher bekam er Angebote. Eine Künstleragentur wollte ihn unter Vertrag nehmen. Die Presse war voll des Lobes28 – über das Komikerduo Nicolo di Monfalcone und Frau Meierbier.
2. KÖNIGSBERGER KLOPSE
Erika wollte es sich gerade mit einem Buch gemütlich machen1, als es Sturm klingelte2.
„Omi, Omi, mach auf!“.
Es war ihre vierzehnjährige Enkeltochter Melissa.
„Aber Meli, Kind, was ist denn?“, fragte Erika.
„Mama sitzt in der Küche und heult. Sie ist fix und fertig3.“
Erika stieg mit Melissa die Treppe hinauf ins erste Obergeschoss des Wiesbadener Stadthauses, wo ihr Sohn Jörg mit seiner Frau Andrea und sei...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- EINIGE WORTE VORAB
- DIE AUTORIN
- INHALT
- 1. Der magische Auftritt des Nicolo di Monfalcone
- 2. Königsberger Klopse
- 3. Jockel geht auf Reisen
- 4. Ein Fall für die Polizei?
- 5. Ein Einbrecher im Paradies
- 6. Das Hochzeitsessen ohne Hochzeitspaar
- 7. Lauras Opernabend
- 8. Ein Kampf der besonderen Art
- 9. Ein Buch voller Erinnerungen
- 10. Der Mann, der auf einen Baum stieg
- 11. Eine romantische Fahrtim Mondschein
- 12. Das Erbe der Großtante Hedwig
- 13. Hilfe!
- 14. Der unsterbliche Matthis
- 15. Männer im Museum
- 16. Eine Erinnerung fürs ganze Leben
- 17. Ein denkwürdiges Denkmal
- 18. Ingeborg will ins Meer
- 19. Wenn der Himmel brennt
- 20. Das melodische Glockenspiel der St. Laurentiuskirche
- FUSSNOTEN
- WORTLISTE