Was braucht mein
Kind von mir?
BEDINGUNGSLOSE LIEBE UND
KOMMUNIKATION ALS
GRUNDLAGE
Was bedeutet bedingungslose Liebe?
Die Liebe der Eltern darf an keine Bedingungen gebunden sein, sie muss bedingungslos sein. Sie nährt unseren gesamten Lebensweg. Sie kann über unsere zukünftigen Beziehungen entscheiden, aber auch schon ein geeignetes Lernumfeld im Baby- und Kleinkindalter schaffen.
Letztendlich wollen wir uns darauf verlassen, dass unsere Eltern immer da sind, wenn wir sie brauchen. Im Prinzip wie unsere Basis, zu der wir immer wieder zurückkommen können, in einen wertfreien Raum.
Grundsätzlich braucht Ihr Kind erst mal hauptsächlich Sie als Eltern. Indem Sie nur da sind, machen Sie bereits sehr viel richtig. Wichtig ist hier Qualität statt Quantität. Seien Sie nicht nur körperlich anwesend, sondern auch gedanklich und vor allem mit dem Herzen. Ihr Baby oder Kind spürt es, wenn es nicht so ist. Ausgegangen davon, dass alle Eltern ihr Kind lieben und das Beste für sie/ihn möchten, ist die Grundhaltung der primären Bezugsperson entscheidend. Sie senden Botschaften an Ihr Kind, egal, ob Sie das wollen oder nicht, egal ob Sie es aussprechen oder nicht. Kinder merken sehr früh, ob die Liebe und Akzeptanz an Bedingungen geknüpft ist oder wir sie bedingungslos akzeptieren. Sätze wie „Wenn du brav bist …“ oder „Wenn du lieb bist …“ suggerieren eine nicht bedingungslose Liebe, sondern, dass das Kind sich adäquat verhalten muss, um Ihre Anerkennung zu bekommen.
Ein hochsensibles Kind hat oft das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein und anders als alle anderen zu sein. Sie als Eltern sollten versuchen, dem entgegenzuwirken. Es sollte spüren, dass egal, was passiert oder wie es sich fühlt, die Eltern immer da sind und sie nicht verurteilen. Besonders ein hochsensibles Kind spürt, wenn Sie sich wünschen, es wäre anders, auch wenn Sie es nicht aussprechen. Die Basis für das spätere Vertrauen können Sie bereits im Säuglings- und Kleinkindalter schaffen.
Wichtig an dieser Stelle zu sagen ist, dass diese bedingungslose Liebe und Akzeptanz nichts mit Verwöhnen oder fehlender Konsequenz zu tun haben.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind und hören Sie ihm zu. Über eine offene Kommunikation können Sie von Ihrem Kind bereits viel erfahren, was es braucht. Behandeln Sie es jedoch wie ein Kind, muten Sie ihm nur Entscheidungen zu, die es nicht überfordern. Seien Sie da, wenn es Sie braucht, und nehmen Sie es ernst. Wenn es in einer Krisensituation Sie als Eltern braucht, seien Sie da.
Nehmen Sie die Emotionen wahr und ernst, versuchen Sie, nicht zu beruhigen, sondern zu trösten. Beruhigen schafft den Eindruck, die Gefühle sollen schnell wieder weggehen und „So schlimm ist es nicht …“ oder „Da muss man keine Angst haben …“. Trösten dagegen meint, einfach da zu sein und die Emotionen aufzufangen „Ich bin da, es ist okay, dass du traurig bist. Du bist nicht allein …“.
Der Grundbaustein sollte eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind sein. Das ist nicht immer einfach und als Eltern bekommt man oft wenig Feedback und Anerkennung. Ein normal-sensibles Kind lässt sich meist durch die Eltern beruhigen und somit erfahren sie, dass sie ihre Sache gut machen und werden sicherer. Ein hochsensibles Kind lässt sich oft nicht so einfach beruhigen und somit fehlt Ihnen auch die Bestätigung, dass Sie das Richtige tun. Diese Unsicherheit trägt meist auch zu einer schlechteren Beziehung zu Ihrem Kind bei. Seien Sie also selbstsicher, in dem, was Sie tun. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl.
Ein hochsensibles Kind wird anfangs besonders viel Aufmerksamkeit und Zuspruch brauchen. Leben Sie aber mit der Veranlagung „Hochsensibilität“ und lassen Sie es einfach in Ihrem Leben sein, dann können nicht nur Sie, sondern auch Ihr Kind das besondere Potenzial erkennen. Nehmen Sie die besonderen Bedürfnisse wahr und an und investieren Sie damit in die Zukunft.
Seien Sie sensibel für die Bedürfnisse Ihres Kindes, aber auch für Ihre eigenen. Ihrem Kind tun viel Körpernähe, Geborgenheit und Ruhe gut, das beruhigt. Der Alltag kann sehr kräftezehrend und anstrengend sein, für Ihr Kind, aber auch für Sie. Nehmen Sie sich Pausen, damit Sie Ihren Energietank wieder aufladen können. Und wenn das heißt, dass der Haushalt während des Mittagsschlafs liegen bleibt, dann ist das so. Und das ist in Ordnung. Setzen Sie die für sich richtigen Prioritäten. Ihrem Kind und Ihnen bringt es nichts, wenn Sie ausgelaugt und kraftlos sind.
Denken Sie immer daran, Sie kennen Ihr Kind am besten. Hören Sie auf Ihre Intuition, auf Ihr Bauchgefühl. Ein Ratgeber ist immer nur ein Medium, um Ihnen Anregungen zu geben. Umsetzen müssen Sie die Dinge auf Ihre Weise, denn Ihr Kind wird auch merken, wenn Sie nicht authentisch sind, und für Sie ist das Ganze dann noch anstrengender. Und sollten Sie tatsächlich mal das Gefühl haben, fachkundigen Rat zu brauchen, scheuen Sie sich nicht, um Unterstützung zu fragen.
Wie gelingt verständnisvolle Kommunikation?
In der Kommunikation liegt oft der Schlüssel für viele Dinge. Wir müssen uns fragen, wie wir mit unseren Kindern sprechen und umgehen möchten. Machen Sie sich Gedanken darüber, was Schimpfen und Schreien in Ihnen auslöst und was das dann in einem kleinen Kind auslösen muss, dass von seiner Bezugsperson angeschrien wird.
Wissenschaftler*innen haben auch herausgefunden, dass wir unsere Kinder durch Schreien und Schimpfen nicht zu einer Verhaltensänderung bringen, zumindest nicht nachhaltig. Teilweise wird es auch schon als Form psychischer Gewalt angesehen. Außerdem wünschen wir uns für unsere Kinder, dass sie eine selbstbewusste und charakterstarke Persönlichkeit werden. Wie wünschen Sie sich, dass mit Ihnen gesprochen und umgegangen wird? Das können Sie sich immer wieder fragen.
In der Kommunikation fällt immer wieder der Begriff des aktiven Zuhörens. Auch durch das aktive Zuhören signalisieren Sie „Ich verstehe dich und nehme mir aktiv die Zeit, jetzt bei dir zu sein …“. Das geht auch in einer Krisensituation, also wenn Ihr Kind verzweifelt weint. Versuchen Sie, es anzunehmen und erst einmal auszuhalten. Das zeigt, diese Gefühle sind in Ordnung. Was damit nicht gemeint ist, dass Sie sich vor das Kind setzen und zusehen, wie es weint. Es geht darum, dass Sie es erst einmal zulassen und nicht direkt beruhigen und eine Lösung finden wollen. Lesen Sie auch noch mal im vorherigen Kapitel den Unterschied zwischen Beruhigen und Trösten, denn das Kind weiß vielleicht gerade gar nicht, was los ist, und kann Ihnen dann auch keine Antwort geben. Spiegeln Sie das, was Sie wahrnehmen „Du scheinst traurig zu sein, oder?“, oder „Du bist gerade ganz schön wütend, oder?“ Das Kind wird Ihnen zu verstehen geben, ob Sie richtig liegen. Äußern Sie Ihre Vermutung, auch wenn Sie sich nicht sicher sind. So weiß Ihr Kind, dass Sie sich Gedanken machen. Wenn es einer Lösung bedarf, kann ...