Davosblues
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Davosblues

Kriminalroman

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Davosblues

Kriminalroman

About this book

Ein packender Kriminalroman mit Wortwitz und Alpen-Charme.Nach einem arbeitsreichen Jahr machen Maximilian von Wirth und Federica Hardegger Ferien in Davos und hoffen auf entspannte Tage beim legendären Jazzfestival. Kurz nach ihrer Ankunft erfahren sie, dass der Musiker Jack Buchanan, den Fede von früher kennt, auf einem Downhill-Trail verunglückt ist. Beim Besuch im Krankenhaus stellt sich schnell heraus, dass der Sturz kein Unfall gewesen sein kann. Als das Detektivpaar zu ermitteln beginnt, entgeht Jacks Vertretung Billy nur knapp dem Tod. Wen wird es als Nächsten treffen?

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Silvia Götschi
INTERLAKEN
Kriminalroman
ISBN 978-3-96041-666-1
Leseprobe zu Silvia Götschi, INTERLAKEN:
Juan liebte es, unter dem Ginkgo zu sitzen und den fremden Menschen zuzusehen, wie sie den Baum bewunderten. Fünfhundert Jahre alt sei er, hatte Zǔmǔ gesagt. Jeden Tag kam Juan hierher, bevor er zur Schule ging. Er mochte Zǔmǔs spannende Geschichten, die von früher erzählten, von ihren Eltern, die sie seit einiger Zeit pflegte, weil sie gebrechlicher geworden waren. Sie kochte auch gut. Er mochte die Pfannkuchen mit den Krabben und dem schwarzen Reis. Auch den Stinkfisch, den sie mit besonderen Gewürzen zubereitete.
Heute wollte keine grosse Freude aufkommen. Sein Aufenthalt unter dem Ginkgobaum kam einer Flucht gleich. Am Morgen war es zu Hause laut gewesen. Māmā und Bà hatten einander angeschrien. Juan kannte den Grund nicht. Sie stritten selten, waren friedliche Menschen. Māmā arbeitete morgens und abends im Haus neben Zǔmǔs, wo sie Touristen beherbergte, am Nachmittag verkaufte sie an einem Souvenirstand selbst hergestellte Handwerkskunst aus Bambus. Jeden Tag, sieben Tage die Woche, das ganze Jahr hindurch. Bà hatte seine Arbeitsstelle am Fluss, wo er beim Ein- und Ausladen der Schiffsfrachten half.
Etwas war anders. Juan fühlte es. Veränderungen mochte er nicht. Deshalb war er ausgerissen, hatte sogar auf das Frühstück verzichtet. Nun plagte ihn der Hunger.
Wo war seine Schwester geblieben? Hatten sich die Eltern ihretwegen gezankt? War sie deswegen verschwunden? Bereits gestern Abend hatte sie nicht am Tisch gesessen, ihr Platz war leer gewesen. Am Abend, an dem sich die ganze Familie gewöhnlich am Tisch traf, bevor Bà sich auf sein Zimmer zurückzog und in den Fernseher starrte.
Juan schaute in das dichte Geäst über ihm. Die fächerartigen Blätter gaben ihm keine Antwort. Vielleicht wusste Zǔmǔ etwas. Er würde sie fragen.
Ohne den Baum aus den Augen zu lassen, erhob er sich, war etwas wehmütig, als er den Weg über die Strasse einschlug. Der Ginkgo gab ihm Kraft an Tagen wie diesem, wenn er verzweifelt war und die Tränen unterdrückte, die in seinen Augen brannten. Fast hätte ihn ein Tuk Tuk überrollt, wäre er nicht geistesgegenwärtig ausgewichen. Ein zahnloses Lächeln folgte ihm, als er rückwärts weiterging. Der Alte mit der verrosteten Karre wohnte zwei Häuserzeilen neben Zǔmǔ. Juan kannte ihn, seit er sich erinnern konnte. Meistens transportierte er die reichen Leute aus der Stadt oder ausländische Besucher, die sich nicht nur an seinem Gefährt, sondern auch an ihm ergötzten; an dem Mann mit dem gefurchten Gesicht, auf dem die Geschichte seines Volkes eingemeisselt war.
Die rote Lampe bewegte sich im Wind, der vom See her kam. Sie sah lädiert aus. Zǔmǔ wollte sie nicht ersetzen. Die Lampe habe schon oft Glück gebracht, sagte sie jeweils, wenn man sie auf den ausgefransten Stoff hinwies. Vier gesunde Söhne habe sie geboren. Einer davon war Bà.
Aus dem Innern des Hauses drangen Stimmen. Zǔmǔ hatte Besuch. Juan schlich auf die Veranda, versuchte, das Knarren der unebenen Hölzer zu vermeiden, und tastete sich gebückt zu einem offen stehenden Fenster vor. Er äugte über den Sims, sah direkt auf Zǔmǔs Rücken. Trotz ihrer geringen Körpergrösse füllte sie das Wohnzimmer gefühlte hundert Prozent aus. Zǔmǔ war eine Übermutter. Sie hatte hier das Sagen, seit ihr Mann vor vier Jahren gestorben war. So verwunderte es Juan nicht, als er Bà sprechen hörte. Er war hierhergegangen, nicht zum Fluss. Ob er Probleme hatte? Juan lauschte. Das Gespräch hörte sich nicht gut an.
«Man hat sie abgeholt», sagte Bà mit erstickter Stimme.
«Ich habe es kommen sehen und dich gewarnt», räumte Zǔmǔ weinerlich ein. «Hättest du bloss auf meine Worte gehört. Früher oder später holen sie alle. Es ist gefährlich, sich gegen den Willen der Regierung durchzusetzen.»
Bàs Gesicht tauchte auf, von Sorge umwölkt. Seine Augen waren geschwollen. Juan hatte ihn noch nie in einer solchen Verfassung gesehen. Er würde diese traurigen Züge niemals mehr vergessen. Es machte ihm Angst.
«Ich muss etwas dagegen unternehmen», sagte Bà.
Zǔmǔ hob ihre Stimme. «Sei still, Sohn. Wir haben uns dieses Leben nicht ausgesucht. Manchmal müssen wir die Dinge akzeptieren, wie sie sind. Trotzdem können wir wachsen und gedeihen. Schweigend wie die Mehrheit, aber von Liebe erfüllt.»

EINS

«Sind Sie Maximilian von Wirth?» Der Mann am Telefon hatte eine tiefe, blecherne Stimme.
«Wer will das wissen?» Max war misstrauisch. Ausser seiner Mutter nannte ihn niemand mit vollem Namen.
«Das tut hier nichts zur Sache», kam es unwirsch zurück. «Ich will Ihnen mitteilen, dass der Flugzeugabsturz vor vier Jahren kein Unfall war.»
Max sah auf das Display seines iPhones, während er einen harten Stich unter der Brust spürte. Die Nummer war unterdrückt. «Teilen Sie mir Ihren Namen mit?»
Der Anrufer hatte aufgelegt.
Noch waren die Hänge in ein violettes Licht gehüllt. Der Himmel darüber wirkte unwesentlich heller. Über der Rigi, deren Konturen sich scharf vor dem Hintergrund abzeichneten, schimmerte es rötlich. Allmählich tauchte die Welt in orange Töne ein. Dunstschleier waberten durch die Täler. Die Sonne stieg auf, überflutete die Wiesen, drang in die Felsen und brachte den Berg gegenüber zum Leuchten.
Mittsommernacht auf der Alp Fräkmünt am Pilatus. Das war bereits Vergangenheit und Fedes Idee gewesen. Sie hatte Max nicht dafür begeistern können, mit ihr nach Andenes in Norwegen zu fahren. Dort gehe im Sommer die Sonne nicht unter, hatte sie geschwärmt. Und feiern könne man da auf Teufel komm raus. Die Aussicht auf einen neuen Fall hatte Max davon abgehalten, den Koffer zu packen und nordwärts zu reisen. Den Auftrag, eine betagte Dame in deren Haus zu bewachen, hatte er später jedoch abgelehnt. Er war Privatdetektiv und kein Babysitter für Rentnerinnen.
Auf ihren neuen Vorschlag hin war er mit ihr am Vorabend mit der Gondelbahn von Kriens aus über die Krienseregg auf die Fräkmüntegg gefahren, wo sie sich einer Gruppe alternativer Männer und Frauen angeschlossen hatten, die in der Nähe der Bergkapelle Zelte aufgestellt hatten. Sie hatten bis tief in die sternenklare Nacht hinein um ein Lagerfeuer gesessen, diskutiert, später rituelle Tänze aufgeführt, sodass Fede doch noch auf ihre Kosten kam. Jetzt gehe es wieder bergab, und die Nächte würden länger, hatte Max lapidar gemeint. Er sei eine Spassbremse, hatte Fede gemotzt und weitergetanzt, bis sie vor Erschöpfung im Gras gelandet war. Der Applaus der jungen Leute war ihr sicher gewesen.
Zu ihren Füssen breitete sich der Vierwaldstättersee aus. Tiefblau wand er sich im zarten Grün des erwachenden Morgens. Von hier oben hätte alles so friedlich ausgesehen, hätte dieser merkwürdige Anruf die Idylle nicht gestört. Jemand hatte sich einen Scherz erlaubt. Ein Fremder, der Max nicht gut gesinnt war.
Sie hatten kaum geschlafen. Im fahlen Licht der Dämmerung waren sie am Montagmorgen aufgebrochen. Mit dem ersten Sonnenstrahl hatten sie die Alpgschwänd erreicht, wo sie seither auf Einlass ins Restaurant warteten.
«Es gibt Leute, die dürfen länger liegen bleiben.» Max konnte es nicht lassen, auf die kurze Nacht hinzuweisen.
«Schlafen kann man, wenn man tot ist.» Fede hüpfte lachend zur alten Seilbahnstation, von deren einstiger Blüte bloss eine verwitterte Hütte übrig geblieben war. «Warum auf einmal so betrübt?»
Max wollte nicht darüber sprechen, nicht über die Gefühle, die seit dem Anruf Achterbahn fuhren. Alles, was er in den letzten vier Jahren verdrängt hatte, brach mit einer solchen Wucht aus den Tiefen seines Unterbewusstseins, dass er wie betäubt die Luft anhielt. Wieder sah er auf das Display und bemerkte, dass Milagros ihn gesucht hatte.
Milagros, seine Mutter, um die ihn viele beneideten. Sie war eine aussergewöhnliche Frau und für ihre über sechzig Jahre sehr unternehmungslustig. Im April waren sie und ihr Lebensabschnittspartner Ralph von einer sechsmonatigen Weltreise zurückgekehrt. Der Erholung nicht genug, hatte Milagros bereits Mitte Juni Ferien in Interlaken gebucht. «Was soll’s?», hatte sie gesagt. «Ich muss nicht arbeiten. Das macht das Geld für mich. Solange ich den Zaster ausgebe, tue ich etwas Gutes für die Wirtschaft.» Und für den Cellisten Ralph, dachte Max. Er wählte Milagros’ Nummer, während er über die alte Seilbahnschneise Richtung Tal sah.
Milagros nahm den Anruf entgegen. «Mi madre, gibt’s dich auch noch?»
«Einen schönen guten Morgen.» So schön empfand Max ihn allerdings nicht mehr. Die Worte des Unbekannten hatten sich wie Speere in sein Inneres gebohrt.
«Das ist er in der Tat. Ich bin schon zehn Runden geschwommen, während du dich wahrscheinlich noch im Bett wälzt.»
Max unterliess es, seiner Mutter über das nächtliche Abenteuer zu berichten. Er liess sie im Glauben, erst erwacht zu sein. Sie hätte ihm sonst Löcher in den Bauch gefragt.
«Ich habe Arbeit für dich», sagte sie.
Er hatte es geahnt. Milagros war ständig darum bemüht, ihm lukrative Fälle zuzuspielen. Selbst auf ihrer Reise rund um den Globus hatte sie es versucht. Physisch war sie zwar Tausende von Kilometern von ihm entfernt gewesen, per Mail oder WhatsApp dagegen immer präsent. Sie hatte ihm auch finanzielle Unterstützung angeboten. Bislang hatte Max es vermeiden können, von Milagros’ Ressourcen zu schöpfen, obwohl sie ihm das mehr als einmal nahegelegt hatte. In der Not könne er immer anklopfen. Sie sehe sich als Teil ihrer GmbH.
«Maximilian?» Sie dehnte «Maximilian» so stark, dass es wie eine Drohung klang.
«Worum geht es?», fragte Max harscher als gewollt. Er lechzte nach Kaffee, und wenn er Fede von der Seite betrachtete, vermutete er, sie könnte vor Hunger fast sterben. Doch Fede untersuchte die von der Sonne verbrannten Balken der alten Bahnstation und schien über etwas nachzudenken.
«Komm nach Interlaken ins Grandhotel Victoria-Jungfrau.» Milagros mit ihrer eindringlichen Stimme. «Hier können wir darüber reden.»
«Kannst du’s nicht am Telefon tun?»
«Stell dir vor, wir würden abgehört! Das ist zu gefährlich.»
«Ein Stichwort?»
«Nein, kann ich dir nicht geben. Es handelt sich um eine heikle Mission.»
Max verkniff sich ein lautes Lachen. Bei ihr war alles heikel. «Glaubst du noch immer, deine Geheimniskrämereien würden mich beeindrucken?»
«Du würdest gut bezahlt. Ich habe eine Juniorsuite für dich und Federica reserviert. Du brauchst nur Ja zu sagen, und du wirst ab der nächsten Nacht wie ein König schlafen.»
«Ich werde es mit Fede besprechen.»
Interlaken. Es war lange her, seit Max den Ort zwischen Thuner- und Brienzersee besucht hatte.
«Das heisst, du nimmst an?» Milagros liess einen Seufzer der Erleichterung vom Stapel.
Max kommentierte es nicht. «Wir hören voneinander, versprochen.» Nachdenklich beendete er den Anruf, während er sich Fede näherte. «Was tust du da?»
«Hast du gewusst, dass man das Alter eines Holzhauses anhand der Jahrringanalyse, der sogenannten Dendrochronologie, bestimmen kann?»
«Wo bist du bloss mit deinen Gedanken?»
Fede wandte sich zu ihm um. «Hat Milagros einen neuen Job für uns?»
«Wie war das schon wieder mit der Jahrringanalyse?» Max liess seinen Blick zum Restaurant schweifen. Jemand hatte Licht gemacht. «Gilt das auch für uns?» Er nickte Richtung Gasthaus. «Ich glaube, die haben jetzt geöffnet.»
«Du hast meine zweite Frage nicht beantwortet.» Fede fuhr mit ihrer linken Hand über die Holzfassade der alten Station. «Könnte älter sein als mein Bauernhaus.»
«Du hast gelauscht.»
«Halbwegs. Sag schon: Worum geht es?»
«Milagros hat für uns eine Suite im Hotel Victoria-Jungfrau reserviert, in Interlaken.»
«Das hört sich verdächtig nach einem neuen Fall an.» Fede schritt neben Max her. Sie hatte sich bei ihm eingehängt. «Weisst du schon Konkretes?»
«Du kennst Milagros. Sie will immer absolut sicher sein, dass wir zusagen, bevor sie mit Details herausrückt.»
«Und lässt uns dabei ins Berner Oberland reisen.» Fede hielt mitten im Schritt inne. «Ins ‹Victoria-Jungfrau› bringen mich keine zehn Pferde. Wir können es uns nicht leisten. Warum musst du immer mit der grossen Kelle anrichten?»
«Ich doch nicht … Milagros lädt uns ein. Aber ich habe nicht zugesagt.»
«Wir nehmen an, da wir den Auftrag brauchen. Übernachten können wir anderswo.» Fede setzte sich wieder in Bewegung. «Sobald wir zu Hause sind, werde ich es mit meinem Mitbewohner Chrigi besprechen und mich um eine Unterkunft in Interlaken kümmern.»
«Es ist Hochsaison. Es wird sicher schwierig sein, ein Doppelzimmer zu bekommen. Im besten Fall in einem Airbnb.»
«Das lass mal meine Sorge sein.»
***
Es hatte einiges an Überzeugungskraft gebraucht, sich für seinen Ford Mustang GT und gegen Fedes Oldtimer Austin Mini durchzusetzen. «Bevor wir unsere Unterkunft beziehen», hatte Max sich verteidigt, «treffen wir Milagros im Hotel. Deine alte Karre wäre wie eine Ohrfeige gegen den Luxus.»
Fede hatte sich nach einigen heftigen Protesten geschlagen gegeben und am Ende ein perfides Lächeln aufgesetzt, dessen Bedeutung Max nicht zu entschlüsseln vermochte. Sie hatten zuerst in Hergiswil und später in Stans das Nötigste eingepackt und waren am Nachmittag aufgebrochen.
Das Nötigste. Fedes Koffer war in Ordnung. Aber was befand sich in ihrer Sporttasche? Max hatte nicht gefragt.
Bis zum Brünigpass hatte Fede trotz offenen Verdecks geschlafen und ihr Manko ausgeglichen. Jetzt war sie hellwach und kommentierte die zum Teil überhängenden Felsen, welche die Strasse vom Brünigpass Richtung Brienzwiler säumten. «Hast du nicht Angst, dass da mal was runterkommt?» Demonstrativ zog sie den Kopf ein und legte die Hände darüber. «Die Berge sind instabil geworden. Klimawandel, sag ich da nur. Siehst du die Netze dort? Die reichen kaum aus, wenn die Felsbrocken abbrechen.»
Max warf wieder einen Blick auf ihre Seite und bemerkte ihr schelmisches Grinsen. Fede wirkte entspannt. Die Sonne hatte in den letzten Tagen einen Goldton auf ihr Gesicht gezaubert. Die Sommersprossen standen ihr gut. Der Fahrtwind blies ihre rote wilde Mähne nach hinten und liess ein neues Tattoo an ihrem Hals aufblitzen. Max kommentierte es nicht. Wenn es um Tattoos ging, liess sich Fede nicht dreinreden. Auch sonst nicht.
Max’ Hand verselbstständigte sich, legte sich auf Fedes Oberschenkel. Fast zwei Jahre waren sie zusammen, ein Paar, das nicht unterschiedlicher hätte sein können. Fede, die Chaotin, die erst durch Max Strukturen in ihr Leben bekam. Umgekehrt erlebte Max gerade eine Renaissance seiner wilden Jahre. Das war nicht immer einfach für ihn, da ihn der Beruf als Anwalt stark geprägt hatte. Obwohl ein Zusammenziehen ein viel diskutiertes Thema war, wohnte Max noch immer in seinem Eigentumsappartement in Hergiswil. Fede hatte ...

Table of contents

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Motto
  4. Textbeginn
  5. Eins
  6. Zwei
  7. Drei
  8. Vier
  9. Fünf
  10. Sechs
  11. Sieben
  12. Acht
  13. Neun
  14. Zehn
  15. Elf
  16. Zwölf
  17. Dreizehn
  18. Vierzehn
  19. Fünfzehn
  20. Sechzehn
  21. Siebzehn
  22. Achtzehn
  23. Neunzehn
  24. Zwanzig
  25. Einundzwanzig
  26. Zweiundzwanzig
  27. Dreiundzwanzig
  28. Glossar
  29. Anmerkung und Dank
  30. Leseprobe