Friedrich Maximilian von Mandelsloh (II)
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Friedrich Maximilian von Mandelsloh (II)

Erinnerungen 1812 - 1814

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Friedrich Maximilian von Mandelsloh (II)

Erinnerungen 1812 - 1814

About this book

Die beiden Hefte (69 + 70) beinhaltet die 1850 niedergeschriebenen Erinnerungen des damaligen pensionierten Generalmajors von Mandelsloh. Er trat 1803 ins adlige Kadettenkorps und nahm als Offizier an den Feldzügen von 1806 Regiment Prinz Clemens), 1809 (Grenadierbataillon v.Hake), 1812 (Grenadierbataillon v.Liebenau), 1813 (Regiment v.Steindel) und 1814 (3. Grenadierbataillon) teil.

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Information

Year
2021
Print ISBN
9783754322123
eBook ISBN
9783754380956
Edition
1
Topic
History
Index
History

Feldzug 1812 in Russland

Gegen Ende des Monats Februar war das sächsische Korps, welches unter Gerald Reynier das 7te Korps der großen französischen Armee zu bilden bestimmt war, in der Gegend von Guben versammelt. Das Regiment Clemens, dessen 1ste Kompanie ich kommandierte, lag in und bei Guben und ich ohngefähr 1 Stunde von der Stadt entfernt bei einer Familie von Kutschenbach (wo ich nicht irre). Mein Aufenthalt hier, so angenehm er war, dauerte nicht lange, da mir das Kommando der 2ten Grenadier-Kompanie zugeteilt wurde, deren Hauptmann der aggregierte Major von Zanthier war. Mit Freuden begann ich mich auf meinen neuen Posten zu dem Grenadier-Bataillon, bei welchem indes seit meiner Abwesenheit sich viel verändert hatte. Zwar war noch derselbe Kommandant, Major von Liebenau und unter den Offizieren der Kompanien von Friedrich hatte sich wenig oder keine Veränderung zugetragen, doch desto mehr unter den Kompanien von Clemens, wo von allen früher in Wittenberg dabei gestandenen Offizieren nur noch Hauptmann v.Hopfgarten und Leutnant Goldacker geblieben waren. Premierleutnant Linsingen, Leutnant Hennig waren zur 1sten Kompanie gekommen und bei der 2ten fand ich die Leutnants Kaiser und Oehlschlägel. Beide waren mir ziemlich unbekannt, da sie erst bei der Organisation der Armee im Jahre 1810 zum Regiment gekommen waren und mich seit dieser Zeit die Dienstverhältnisse nicht in nähere Berührung mit ihnen gebracht hatten. Indes wir befreundeten uns bald und namentlich schloss sich im Laufe des Feldzuges zwischen mir und Kaiser ein inniges Freundschaftsband, das lange Jahre uns eng verbunden hielt, bis es endlich auch beendet wurde und sich ganz auflöste. Im Jahr 1845 sah ich Kaiser zuletzt in Dresden, seit dieser Zeit hat er nichts mehr von sich hören lassen. Er hat als Generalleutnant und Kommandant von Luxemburg den Abschied genommen. Oehlschlägel lebt als pensionierter Major auf seinem Rittergut Reichartswalde bei Marienberg und beide freuen wir uns, wenn der Zufall uns irgend einmal zusammenführt. Wir alle drei lagen bei Guben auf dem Rittergut des Herrn von Muschwitz und befanden uns hier in dem gastfreien Hause, in welchem auch Hennig der tägliche Gast war, ganz außerordentlich wohl. Namentlich war Frau Muschwitz, eine geborene von Plötz, eine höchst liebenswürdige Dame, ohne deren Vermittlung das Verhältnis mit dem etwas hypochondrischen Muschwitz sich wohl nicht immer so freundlich und herzlich gestaltet hätte. Er spielte sehr gern und oft, wenn wir früh noch in den Betten lagen, kam er mit den Karten auf unsere Zimmer, um uns eine Partie anzubieten. Nur kurze Zeit erfreute ich mich dieses guten Quartiers, das ich verlassen musste, um mit der Kompanie nach Pförten zu rücken, wo ich im Haus des Apothekers ganz wohl aufgenommen wurde. Hier blieb ich bis Ende des Monats März, wo das Korps sich in Bewegung setzte, um die Grenze zu überschreiten.
Nachdem das Bataillon noch einige Tage in Sorau zugebracht hatte, ging unser Marsch über Sagan gegen die Oder, die wir bei Neusalz in der Gegend von Carolath auf einer Schiffsbrücke passierten. Über Fraustadt, das durch seine unzähligen Windmühlen meine Aufmerksamkeit erregte, ging unser weiterer Marsch über Leszno, Gostyn, Bork nach Kalisch, wo wir den 8ten oder 9ten April ankamen.
Während unseres mehrtägigen Aufenthalts in Kalisch, brachte der König von Westphalen, Jerome, eine Nacht daselbst zu. Wir mussten Mannschaften kommandieren, mit deren Hilfe Silberzeug und andere nötige Gerätschaften für Se Majestät in der Stadt zusammengebracht wurden, von denen indes, wie uns versichert wurde, die Eigentümer nichts wieder zu sehen bekommen haben. Ein Beispiel, dass für uns und unsere Soldaten lehrreich, wenn auch nicht eben gut war.
Den 14ten setzten wir unsren Marsch über Slaniszin, Slaw, Siradz, Widowa und Rosniatowice in die Gegend von Petrikau fort, wo wir am 18ten April ankamen. Auf diesem Marsch war es, wo uns ein recht schlagendes Beispiel von einer so genannten polnischen Wirtschaft wurde. Sämtliche Offiziere des Bataillons kamen nämlich eines Tages auf das Schlosse eines vornehmen polnischen Grafen ins Quartier, wo in Gebäuden, Gärten und Dienerschaft wie in der inneren Einrichtung des Hauses der größte Luxus uns entgegentrat. Die Damen der Familie von vornehmen Anstand und in der geschmackvollsten Toilette machte die Honneurs bei Tisch, wo alles im Überfluss vorhanden war, was zu einem anständigen Diner gehört. Aber schon hier fiel es uns auf, wie von schmutzigen Dienern während des Essens die Teller hinter einer spanischen Wand oberflächlich abgewaschen wurden und dann wieder auf der Tafel erschienen, mehr aber wuchs unser Erstaunen als wir Abends auf unseren Betten anstatt Bettüchern die Tafeltücher des Mittags fanden, die noch die unverkennbaren Spuren ihres ersten Gebrauchs trugen.
Bei Petrikau, wo wir einige Ruhetage hatten, wohnten wir Offiziere des Bataillons ebenfalls zusammen in einem großen leeren Schloss und fanden hier Gelegenheit uns à la campagne selbst zu bewirten, da Niemand da war, dies zu übernehmen. Dem Leutnant Hennig wurde die Küche übertragen, welchem Geschäft er alle Ehre machte, so dass selbst unsere feinstmachenden Stabsoffiziers nicht unbefriedigt waren. Die wenigen Tage, die wir hier zubrachten, vergingen uns sehr vergnügt und wir bedauerten aufrichtig , unsere so gut eingerichtete Wirtschaft so bald schon wieder verlassen zu müssen.
Über Szarnow, Goworczow und Szidlowice rückten wir hierauf in Kantonnierungsquartiere in der Gegend von Radom, wo wir den 24ten April ankamen und bis gegen Ende des Monats Mai verblieben. In dieser Zeit hatte ich mehrere Male meine Kantonnements gewechselt, hatte zuerst sehr schlecht in einer dürftigen Bauernhütte gelegenen, war dann in ein sehr gutes Quartier bei einem reichen Edelmann mit meinen beiden Offiziers gekommen und zuletzt mit Oehlschlägel zu einem so genannten Schlachtitzen oder kleinen Edelmann Chakowsky. Hier war wieder Gelegenheit von den eigentümlichen gesellschaftlichen Zuständen in Polen sich einen Begriff zu bilden. In dem kleinen, hölzernen, baufälligen und schmutzigen Haus meines Wirts, das für uns nicht einmal ein besonderes Zimmer enthielt, sondern nur eine finstere, ungeteilte Schlafkammer, fanden wir an der Tochter des Wirts ein elegantes, höchst gebildetes und liebenswürdiges junges Mädchen, die in Warschau erzogen, deutsch und französisch sprach, Klavier und Gitarre spielte und sehr hübsch sang. Um so weniger Scholostique zu ihrer Umgebung passte, um so mehr war ihre Anwesenheit uns angenehm und manche Stunde vertrieb sie uns durch Spiel und Gesang. Besonders reizend sang sie Krakowiack, von denen einen sie mir einen Vers aufschrieb, den ich noch zum Andenken an sie bewahre.
Während des Kantonnements bei Radom war zu meinem Leidwesen mein Freund Goldacker als Adjutant zum Regiment versetzt worden und an dessen Stelle Leutnant August zu uns gekommen.
In den letzten Tagen des Monats Mai wurde das Korps um Gniewaszow vereinigt, wo am 1sten Juni der König von Westphalen, der das Kommando über die drei Korps Sachsen, Westphalen und Polen übernommen hatte, Revue über uns hielt. Der König ließ die einzelnen Bataillone manövrieren, ohne dass ein Defilieren stattfand und bemühte sich, uns die Bildung des sechsgliedrigen Karrees zu lehren. Das Bataillon hatte seine Quartiere in Gniewaszow, einem von Juden bewohnten Städtchen, erhalten und blieb hier bis zum 6ten Juni, wo das Korps aus hiesiger Gegend aufbrach. Unsere Marschrichtung ging längs der Weichsel gegen Warschau und zwar was unsere Brigade betraf, auf den linken Ufer derselben.
Auf diesem Marsch kreuzten wir uns mit westphälischen Truppen und waren genötigt, unsere Quartiere mit ihnen zu teilen. Ein junger Hauptmann von kaum 20 Jahren wurde von uns in unser Quartier aufgenommen und so gut wir uns zusammen vertrugen, so sahen wir doch mit Erstaunen das Gebaren derselben im Quartier wie ihre hochgesteigerten Forderungen, so dass wir uns gestehen mussten, dass wir gegen sie wahre Lämmer an Gutmütigkeit wären.
Da General Reynier mit einem Teil der Truppen eine Demonstration gegen Lublin machte, so wurde unser Marsch etwas verzögert, wobei ich in der Gegend von Gura in ein Schloss auf ein paar Tage einquartiert war, dessen schöne Lage dicht an dem Ufer der Weichsel meiner Fantasie noch vorschwebt wie der es umgebende schattige Park. Aus den unteren Zimmern, die wir bewohnten, konnten wir gleich zum Bad in dem erfrischenden Wasser des Flusses herabsteigen, was uns bei der herrschenden Hitze sehr wohltätig war und auch fleißig benutzt wurde. Der Aufenthalt war reizend, aber die schöne Lage der Wohnung musste uns für alles übrige entschädigen, da die Herrschaft nicht zugegen war und der Pächter unsern Bedürfnissen nur sehr ungenügend entgegen kam.
In der Gegend von Karzow gingen wir auf einer, von westfälischen Pontonieren geschlagenen, Schiffsbrücke über die Weichsel und bezogen auf dem rechten Ufer des Flusses ein Kantonnement in der Nähe von Warschau. Diese Gelegenheit benutzte ich, mir Warschau anzusehen, wo ich mir, wie man zu sagen pflegt, einen schönen Tag machte, von der Stadt aber nur eine sehr oberflächliche Idee zurückbrachte. In diesem Kantonnement kam ich zum ersten Mal in meinem Leben in den Besitz eines Pferdes, das ich von einem Offizier des Regiments, Leutnant Oehlschlägel, jetzigen Postmeister in Tharandt, kaufte. Es war ein kleiner Fuchs, der mir während des Feldzuges die besten Dienste leistete und mich treu bis nach Sachsen zurück getragen hat, wo ich ihn in Torgau verkaufen musste, da in der Festung keine Fourage für ihn zu erlangen war.
Das Korps sollte bei Okuniew und Praga Läger beziehen und da am ersten Ort bereits ein solches von Westphälern stand, so wurde ich am 18ten Juni mit der Kompanie vorausgesendet, um dasselbe bei den Abmarsch der westfälischen Truppen zu besetzen. Ich kam Abends ziemlich spät dort an und stellte mich mit der Kompanie hinter dem rechten Flügel des Lagers auf. Doch kaum hatte ich die Gewehre ansetzen lassen, als die Soldaten des ersten westfälischen Regiments uns umgaben und meine Leute zu sich in ihre Baracken einluden, wo sie dieselben unter sich verteilten und bewirteten. Wir Offiziere wurden zum Oberst und den Stabsoffizieren eingeladen, wo wir gastfreie Wirte fanden und über die originelle Art der Einquartierung uns sehr belustigten. Zur Nacht versammelte ich jedoch die Kompanie wieder bei den Gewehren und wir brachten hier zum ersten Mal in diesem Feldzug die Nacht unter freiem Himmel zu, die uns unter Singen und Fröhlichkeit schnell verstrich. Beim Aufbruch der Westphalen am frühen Morgen besetzte ich dann das ziemlich ausgedehnte Lager bis zum Eintreffen der 1sten Division unter dem General Lecoq, welches gegen Abend erfolgte.
Am 21ten Juni brach die Division aus dem Lager von Okuniew wieder auf und von hier an wurden täglich Biwaks bezogen, wenn nicht die Wache im Hauptquartier, wozu fast immer eine Kompanie unseres Bataillons bestimmt war, uns unter Dach und Fach und an den Tisch eines der Generäle Reynier oder Lecoq brachte. Die Übung im Bau der Baracken, in der Sorge für unsern Tisch und für unser übriges Wohlbefinden war bald gewonnen, wobei wir drei, Oehlschlägel, Kaiser und ich, uns gegenseitig unterstützten und auf das kameradschaftlichste alles miteinander teilten. Gewöhnlich besorgte ich den Dienst in der Kompanie, Oehlschlägel leitete den Bau der Baracke oder nach Umständen den eines bloßen Schirms, um uns gegen Wind und Wetter zu schützen und Kaiser sorgte für die Küche.
Von Okuniew ging unser Marsch über Sierock, Pultusk, Rozan und Ostrolenka nach Zambrow, wo sich am 26ten das Korps vereinigte und bis zum 30ten verweilte. In diesem Lager wird die Kriegserklärung von 22ten Juni uns bekannt gemacht und vor den Kompanien verlesen.
Den 1sten Juli marschierten wir bis Sokolny, überschritten den 2ten die russische Grenze, indem wir bei Surasz über die Narew gingen, rückten an diesem Tage noch bis Turosl-Koscielne und trafen den 3ten in Bialystok ein. Diese größtenteils von Juden bevölkerte Stadt wurde durch unsere Ankunft in nicht geringe Aufregung gesetzt, die russischen Adler wurden von den Einwohnern herab gerissen, ob aus eigenem Antrieb oder auf Veranlassung unserer Behörden sei dahin gestellt, doch schien mir bei allen Demonstrationen mehr Furcht als Enthusiasmus für die französisch-polnische Sache zu herrschen. Unser Bataillon war in der Stadt, wo wir am 4ten rasteten, einquartiert. Ich hatte mein Quartier bei einem reichen Juden, wo ich das jüngste Ehepaar, den Sohn der Wirts mit seiner Frau, antraf, das mir je vorgekommen ist, den beide Gatten zählten nicht über 11 und 13 Jahren.
Den 5ten ging unser Zug über Grodek, Wielka-Poczostowitza, Wolkowysk, Zelda, und Sokolow nach Slonim, wo wir am 10ten ankamen. Die außerordentliche Hitze dieser Tage machte jene Märsche höchst beschwerlich und namentlich zeichnete der Letzte sich, an welchem mehrere Soldaten starben und viele Nachzügler erst spät Abends uns wieder erreichten, über welche schwer Gericht gehalten wurde, obgleich die Ursache ihres Zurückbleibens ziemlich nahe lag. Mit welcher Strenge überhaupt die Disziplin aufrecht zu erhalten gestrebt wurde zeigt ein Beispiel, dessen ich mich aus diesen Tagen erinnere, als wir zu einem Halt, um auszuruhen, aufmarschierten, der General Lecoq mit gezogenem Degen auf einen Soldaten meiner Kompanie losstürzte, weil dieser in der großen Hitze die Halsbinde abgebunden hatte und beim Aufmarsch das Gewehr nicht stark geschultert trug.
Den 11ten rasteten wir hier, wo ein starkes Gewitter uns in unserm schlecht bestellten Biwak zwar tüchtig durchnässte, aber auch die Atmosphäre abkühlte. Den 12ten setzten wir den Marsch fort über Polonka, Stalowicze und Snow nach Kletzk, wo wir den 15ten ankamen und gleich bei der veränderten Front unseres Aufmarsches zum Biwak wahrnahmen, dass eine andere Marschrichtung als die zeitherige uns angewiesen war. Der König von Westphalen hatte seine ihm übertragene Rolle nicht zur Zufriedenheit seines kaiserlichen Bruders durchgeführt. Er war an diesem Tag seines Kommandos enthoben und über die unter seine Befehle gestellt gewesenen Truppen anderweitig verfügt worden. Unserm Korps wurde der Auftrag an die Stelle der Österreicher den rechten Flügel der ganzen Armee einzunehmen, das Großherzogtum Warschau zu decken und sich dem Vordringen der russischen Korps von Kamenskoi und Tormassow aus Wolhynien entgegenzustellen. Dem zu Folge gingen wir in Eilmärschen über Lachowicze und Ostrow wieder rückwärts nach Bytyn, einige Stunden südlich von Slonim, wo wir am 18ten ankamen und enge Kantonnierungsquartiere bezogen, um hier die Österreicher zu erwarten. In diesen Quartieren blieben wir bis zum 22ten, während die Brigade Klengel schon am 20ten voraus gesendet wurde, um die Stellung der Österreicher bei Kobryn und Brzek einzunehmen. Das Korps nahm seine Marschrichtung über Kosow, Kortinka-Porzzina nach Prezdecz, um von da gegen Sanow weiter vorzugehen, als den Mittelpunkt des seiner Beobachtung übergebenen Terrains von Pinsk bis Brzek. Bei Janow fand am 25ten ein Gefecht der Avantgarde unter General Gablenz mit dem Feinde statt, in denen Folge der Ort besetzt wurde und am 26ten war das ganze Korps im Marsch dahin, als die Nachricht anlangte, dass Brzek von den Russen bereits besetzt und Kobryn stark bedroht sei. Das Korps verließ hierauf seine Richtung auf Janow und marschierte noch an diesem Tage bis Drohiczyn sechs Meilen weit, um der Brigade Klingel zu Hilfe zu eilen. Mit Anbruch des nächsten Tages, den 27ten Juli, setzten wir uns wieder in Marsch gegen Kobryn. Das Kanonenfeuer des Gefechtes, welches gegen 9 Uhr sich entspann, schallte zu und herüber und beflügelte unsere Schritte, mit denen wir ihm entgegen eilten. Doch hörte es in den Nachmittagsstunden auf und bald darauf, nach zehnstündigem Marsch, erhielt der General Reynier die Nachricht von dem unglücklichen Ausgang des Gefechts. Bei Horodetz, 3 Meilen von Kobryn, wurde gehalten und bald verbreitete sich unter uns die Nachricht von der Gefangennehmung der Brigade Klingel und der kritischen Lage, in der wir uns selbst befanden. Die Übermacht der Russen, die man weder so nah noch so stark geglaubt haben mochte, nötigte den General Reynier sich schleunigst auf die Österreicher zurückzuziehen, um mit ihnen vereint die Gefahr abzuwenden, die dem rechten Flügel der französischen Armee drohte. Da der Feind, der bereits diesseits Kobryn stand, unsere Rückzugslinie stark bedrohte, so galt es zu eilen, um nicht vom österreichischen Korps, das jenseits Slonim stand, abgeschnitten zu werden. Wir brachen daher noch in der Nacht wieder auf, marschierten ohne zu rasten bis Wislocz, das wir den andern Tag, 28ten Nachmittags erreichten, aber gegen Abend schon wieder verließen, um unsern Marsch die ganze Nacht durch fortzusetzen, bis wir endlich den 29ten Nachmittags bei Sieletz anlangten, wo wir erst wagten, wieder frei Atem zu schöpfen. Von hier brachen wir den folgenden Tag wieder auf und gingen bis Rozanna und hier, uns geborgen erachtend, den 31ten rasteten, um uns von den Gewaltmärschen der vorhergegangenen Tage etwas zu erholen.
Den 1sten August setzten wir unsern Rückzug auf Slonim fort, um hier die Österreicher, die uns entgegen kamen, zu erwarten.
Den 3ten August erreichte uns die Vorhut der Österreicher worauf wir wieder uns vorwärts bewegten und diesen Tag noch bis in die Gegen von Sokolow und Rinky marschierten. Die nächsten Tage ging unser Marsch über Podorosk, Nowi-Dwor nach Wielkawies, wo wir den 7ten anlangten und den 8ten und 9ten stehen blieben.
Den 10ten August rückten wir auf Pruszana, um die dort stehende russische Avantgarde unter General Lambert anzugreifen....

Table of contents

  1. Einleitung
  2. Textbeginn
  3. Alphabetisches Verzeichnis der im Text erwähnten sächsischen Offiziere
  4. Quellen
  5. Bei BOD sind in dieser Reihe an Berichten und Tagebüchern bisher erschienen
  6. Impressum